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2. Das ägyptische Sportsystem

2.11 Sponsoring in Ägypten

2.11.3 Sportsponsoring in Ägypten

Zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts begann das Sponsern in Ägypten Fuß zu fassen, denn damals wendete Ägypten sich der Marktwirtschaft zu. Seit den 80er Jahren gab es jedoch schon Trikotsponsoring. In der Folge der Öffnung der Marktwirtschaft erhöhten sich die ausländischen Investitionen. Das Sponsoring um-fasste nun verschiedene Bereiche, darunter Kultur, Soziales, Wissenschaft und Sport. Anfänglich waren der Staat und die Stadtverwaltungen die Hauptsponsoren von Veranstaltungen (vgl. Hassan Hamdi, 1998, S. 4).

Im Jahr 1991 fanden in Kairo die Afrikanischen Spiele statt, wobei das Sponsoring von Wirtschaftsunternehmen mittels Agenturen zuerst hervortrat. Die Al Ahram Agentur kaufte die Vermarktungsrechte der gesamten Spiele zu einem Preis von 2 Mio. US $; wenn der Vermarktungserlös höher ausfiel, so sollte der Veranstalter 30

% der zusätzlichen Einnahmen erhalten (vgl. Chalid Ibrahim Abbas, 2000, S. 162).

Im Jahr 1992 beschloss die Regierung, ihre Unterstützung für die Sportorganisatio-nen auf dem gegenwärtigen Stande festzulegen und keine weiteren Erhöhungen zu gewähren. Infolgedessen wandten sich die Sportorganisationen an Unternehmen, um Möglichkeiten zu finden, die Einnahmen durch Sponsoring zu erhöhen. Im Jahr 1997 kaufte ein Geschäftsmann die Rechte an dem Erstliga-Fußballverein Sharqiya und ließ sich im Gegenzug die Sponsorrechte sowie die übrigen Einnahmerechte (Ticket-verkauf, aber auch Spieler(Ticket-verkauf, wenn er diesen selbst gekauft hat) übertragen.

Der Vertrag hatte einen Wert von 1.190.476 DM für ein Jahr. Nach Ablauf zweier Spielzeiten wurde dieses Modell jedoch vom Ministerium für Sport nicht länger ge-nehmigt, da es die Sportvereine als gemeinnützige Organisationen und die Rechte der Mitgliederversammlung erhalten wollte.

Im Jahr 1998 wurde der bis dahin größte Sponsorvertrag zwischen Vodafon und dem ägyptischen Fußballverband abgeschlossen. Dadurch erhält der Fußballverband 7.142.857 DM über eine Laufzeit von vier Jahren. Bei Vertragsende kann der Ver-band weitere 11.904.761 DM erhalten, wenn sich die Verkaufszahlen von Vodafon in Ägypten um 20 % gegenüber den Zahlen vor Vertragsbeginn gesteigert haben (vgl.

Al Ahram Agentur für Werbung, 1998, S. 12). Das Sponsern trifft in Ägypten auf

ver-• Es mangelt an einem Gesetz, das die Beziehung zwischen den Sponsoren und den Gesponserten regelt; die Verträge stützen sich auf die bisherigen Er-fahrungen beim Sponsern,

• Sponsorverträge sind von der jeweiligen Zustimmung des Ministeriums ab-hängig, woran viele Beziehungen scheitern,

• Zum Abschließen eines Sponsorvertrages bedarf es einer Agentur als Ver-mittler, wodurch ein Teil des Geldes aufgezehrt wird,

• Staatliche Agenturen beherrschen das Vermittlungsgeschäft zwischen den Sportorganisationen und den Wirtschaftsunternehmen und haben die staat-lichen Ziele vorrangig im Auge,

• Die ägyptischen Sportorganisationen werden durch ein Amateursystem ver-waltet, weswegen sie keine Erfahrungen haben, wie Sponsormaßnahmen durchgeführt werden können (vgl. Zuhair Amar, 2001, S. 3).

Das ägyptische Ministerium für Jugend und Sport hat diese Problematik erkannt und der Regierung eine Gesetzesvorlage eingereicht, wodurch die Beziehung zwischen Wirtschaftsunternehmen und Sportorganisationen geregelt würde. Das Gesetz ließe auch die privaten Verwaltungsformen innerhalb einer gemeinnützigen Sportorganisa-tion zu. Es wird in diesem Jahr (2003) beraten werden.

Das Sponsoring von Sportveranstaltungen ist eines der wichtigsten Elemente des Kommunikations-Mixes der Wirtschaftsunternehmen geworden, mit dem sie ein gün-stiges Erscheinungsbild, Steigerung der Bekanntheit und Beeinflussung der Kaufent-scheidung bei den potenziellen Nachfragern zu erreichen suchen. Durch Kommuni-kation bei oder mittels Sportveranstaltungen können die Unternehmen ihre Stellung im Markt behaupten oder erweitern, der sich durch das Vorhandensein von Filialen vieler internationaler Unternehmen auszeichnet, die für die Verbraucherkommunika-tion die internaVerbraucherkommunika-tionalen Vorgehensweisen anwenden. Nach den im vorigen Para-graph genannten Maßstäben entsprechen viele Sportveranstaltungen den Erforder-nissen der Sponsoren.

Dazu zählt als Bestandteil das Sportsponsoring; die Firma Click GSM (jetzt Vodafon) beispielsweise wendet im Jahre 2001 vier Mio. US-$ für das Sponsoring von ägypti

schen Sportorganisationen auf. Nach der Unterzeichnung des Sponsorenvertrages über 11,9 Mio. DM in vier Jahren mit dem ägyptischen Fußballverband äußerte der Generaldirektor, John Lugano, dass Fußball und Click GSM gemeinsam haben, dass ihre Mitglieder Schweiß und Mühe für den Erfolg aufwenden und so ein gemeinsa-mes Ziel haben (vgl. Al Ahram Agentur für Werbung, 1998, S. 17).

Die Unternehmen für Nahrungsmittel haben sich in breitem Maße dem Sportsponso-ring zur Bewerbung ihrer Produkte zugewandt. Zur Avantgarde dieser Unternehmen zählt „Enjoy“, welches Natursäfte herstellt. Es konnte durch das Sponsoring des in-ternationalen „Al Ahram“ Squash-Wettbewerbes im Jahr 1998 erfolgreich seinen Namen auf dem ägyptischen Markt etablieren und den Anteil am Export in den Mittle-ren Osten und zu den arabischen Verbrauchern in Nordamerika von 15 % im Jahr 1995 auf 40 % im Jahr 1999 steigern, wie durch eine Verbraucherbefragung im Jahr 1999 bestätigt wurde (vgl. Al Ahram Zeitschrift für Sport, 1999, S. 88). Doch ist es immer schwierig abzuschätzen, welche Wirkung eine Werbe- oder Sponsormaßnah-me hat und wie groß ihr Anteil am Markterfolg der Firma bzw. des Produkts ist. Die wichtigsten Unternehmensbereiche, aus denen Sponsoren der Sportorganisationen und –veranstaltungen in Ägypten kommen, sind im Folgenden aufgeführt (vgl. Olym-pisches Zentrum, 2001):

• Kommunikationsunternehmen,

• Getränkehersteller,

• Hersteller von elektrischen Hausgeräten,

• Nahrungsmittelhersteller,

• Medienunternehmen,

• Fluggesellschaften.

Der zunehmende Wunsch bei den Unternehmen nach Werben durch oder Sponsern von Sportveranstaltungen führte dazu, dass die großen Zeitungsverlage mit Werbe-und Vermarktungsagentur sich dem Kauf Werbe-und Verkauf von Rechten an Sportveran-staltungen an Unternehmen zugewandt haben. Zu den wichtigsten zählen die Agen-turen „Al Ahram“, „Al Achbar“ und „Al Gumhurija“. Eine Auflistung der bei den Werbe-kunden am meisten in Gunst stehenden Sportarten folgt hier (vgl. Al Ahram Zeit-schrift für Sport, 1998):

• Tennis,

• Reiten,

• Segeln,

• Hockey,

• Squash,

• Handball,

• Basketball,

• Wasserball,

• Tauchen.