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2. Das ägyptische Sportsystem

2.6 Bildung und Sport in Ägypten

In den ägyptischen Bildungsinstitutionen sind Sportaktivitäten ein wichtiger Bestand-teil der Erziehungsaufgabe. Durch die Teilnahme der Schüler und Studenten an den verschiedenen Sportangeboten erlangen sie die Bewegungsfähigkeit, die sie zum Betreiben von Sport in der Freizeit benötigen. Dies wiederum unterstützt das körper-liche Wachstum, die geistig-seelische Reife und die Ausbildung des Sozialverhaltens.

Während die Teilnehmer unter Anleitung auf erziehungswissenschaftlicher Basis

ist ein Bestandteil des Schulprogramms und ist mit zwei Wochenstunden im Lehrplan vorgesehen. An Sportarten werden Fußball, Handball, Volleyball, Leichtathletik und Turnen gelehrt. Der Erziehungsauftrag aus dem Jahre 2000 an ägyptischen Erzie-hungsinstitutionen beinhaltet folgende Ziele:

• umfassende und ausgeglichene Persönlichkeitsbildung,

• Erlangung einer sportlichen Konstitution und Heranziehung von tauglichen Bürgern,

• Erwerb einer positiven Einstellung zum Sporttreiben,

• Erwerb und Ausprägung von körperlicher Tüchtigkeit,

• Heranbildung von Charakterstärke,

• Erlangung von sportlichen Fähigkeiten und deren Weiterbildung, um ein gehobenes sportliches Niveau zu erreichen.

Um die oben genannten Ziele zu erreichen, wenden die Erziehungsinstitutionen Sport und sportliche Wettkämpfe gewohnheitsmäßig an. Die Studenten, Lehrer und Institutsleiter nehmen regelmäßig Anteil und unterstützen dies, da der Sport einen wichtigen Platz bei der Freizeitgestaltung einnimmt. 69 % der Studenten betreiben Sport in der Freizeit (vgl. Mohammad al Hamahmi & Aida Abd al Aziz, 1998). Die sportlichen Siege der Bildungsinstitute werden als Sieg des Bildungssystems und dessen Führungskräften gedeutet. Die Trainer, Trainerinnen, Sportlehrer und Lehre-rinnen wurden so zu einflussreichen Personen bei den Studenten und Studentinnen der Bildungsinstitutionen. In Ägypten sind mehr als 5.000 Frauen als Sportlehrerin-nen in der Sekundar- und Oberstrufe beschäftigt. Die folgende Aufstellung gibt die Anzahl der Männer, die als Trainer und Sportlehrer an Bildungsinstitutionen in den verschiedenen Bildungsbereichen tätig sind, an:

Anzahl Bildungsinstitutionen

Trainer Sportlehrer Summe

Universität 1397 252 1649

Andere Hochschulen 324 33 357

Religionsschulen 177 384 561

Kollegien 631 4120 4751

Realschulen 571 6754 7325

Summe 3100 11543 14643

Tab. 7: Die Anzahl der Trainer und Sportlehrer beiderlei Geschlechts an Bildungsinstitutionen für das Jahr 1998 in Ägypten

Quelle: Zentrales Amt für öffentliche Erhebungen und Statistik, 2001a

Eine Untersuchung des Ministeriums für Jugend und Sport des Jahres 1999 zeigt die Bedeutung des Schulsports zur Anhebung des sportlichen Niveaus in Ägypten, und zwar über die vermehrte Bereitstellung von Geräten, Ausrüstung sowie Sportplätzen und Programmen. Dazu bedarf es auch einer größeren finanziellen Unterstützung des Schulsports. Des Weiteren fordert die Studie, die Schul- und Universitätsliga wieder für alle Sportarten einzuführen und nicht nur für eine Auswahl (vgl. Ägyptische Ministerium für Jugend und Sport, 1999, S. 147). An Schulen werden Wettkämpfe in folgenden Sportarten durchgeführt: Fuß-, Volley-, Basket- und Handball, Tischtennis sowie Leichtathletik, Schwimmen, einigen Kampfsportarten, wie Ringen und Karate.

13 % der Schüler und Schülerinnen beteiligen sich daran (vgl. Ägyptisches Ministeri-um für Ausbildung, 1995, 5 ff.). An der Universität werden zusätzlich Wettkämpfe in Judo, Hockey, Squash, Tennis, Badminton, Tauchen, Gewichtheben und Fechten durchgeführt (vgl. Saad Shalaby, 1998, S. 19).

Daran beteiligen sich 24 % der Studenten und Studentinnen. Die Studie versichert, dass die Bildungsinstitutionen zu den wichtigsten Sportanbietern auf dem ägypti-schen Markt zählen, da sie ihre Dienste für etwa 17 Mio. Studenten und Schüler an-bieten, das sind 28,5 % der gesamten ägyptischen Bevölkerung (vgl. Ägyptisches Staats Informations Service, 2001, S.15 ff.). Die Anzahl von Studenten in verschie-denartigen Bildungseinrichtungen in Ägypten zeigt folgende Aufstellung:

Anzahl Verschiedenartige

Bildungsein-richtungen in Ägypten Weiblich Männlich Summe

Grundschule 6jährig 3.432.227 3.918.891 7.351.118

Realschule 3jährig 1.937.350 2.215.274 4.152.624

Kolleg 3-jährig 480.724 487.984 968.708

Technische Aufbauschulen 841.776 1.010.556 1.852.332

Religiös gebundene Schule (Azhar) 554.710 713.292 1.268.002

Andere Hochschulen 51.944 53.897 105.841

Universitäten 505.781 700.816 1.206.598

Summe 7.804.512 9.100.710 16.905.222

Tab. 8: Die Anzahl von Studenten in Bildungseinrichtungen im Jahr 2000 in Ägypten Quelle: Zentrales Amt für öffentliche Erhebungen und Statistik, 2001b, S. 173 ff.

Die Sportangebote der Bildungseinrichtungen versuchen durch ihre Vielfalt, die Be-dürfnisse der Studenten und Studentinnen zu erfüllen. So werden Wettkämpfe von den Sporteinrichtungen das ganze Jahr über angeboten, auch in den Ferien. Die

Wettkämpfe finden entweder innerhalb einer Schule oder zwischen den Schulen ei-nes Distriktes oder auf Landesebene statt. Ähnliches trifft für die Universitäten zu.

Zuständig für die Ausrichtung der Wettkämpfe ist entweder der Sportverband der Universitäten oder der für die Schulen. Eine Übersicht über die Anzahl der Sportver-anstaltungen in Bildungseinrichtungen entsprechend der Sportart zeigt nachfolgende Auflistung.

Abb.12: Die Anzahl der Sportveranstaltungen in Bildungseinrichtungen im Jahr 1998 in Ägypten

Nach: Zentrales Amt für öffentliche Erhebungen und Statistik, 2001a, S. 109 f.

Die Rolle der Bildungsinstitutionen auf dem ägyptischen Sportmarkt ist nicht auf das Anbieten von zahlreichen Sportveranstaltungen verschiedener Art und deren Organi-sation beschränkt. Sie erstreckt sich auch auf das Anbieten der dazu notwendigen Sportanlagen, und zwar nicht nur für die Studenten und Studentinnen, sondern auch für die anwohnende Bevölkerung. Ihr Nutzen besteht in der Erweiterung der Anzahl der Sporttreibenden. Die ägyptischen Universitäten schufen Sportstudiengänge mit den dazu benötigten Sportplätzen entsprechend den Richtlinien und Bestimmungen der internationalen Sportverbände. Diese Sportanlagen werden auch für internatio-nale Wettkämpfe benutzt, so z.B. die Sportplätze der Universitäten von Kairo11, Hel-wan und Ain Schams als Übungsplätze für die an den Afrikanischen Spielen des Jah-res 1995 teilnehmenden Mannschaften.

11Die Universität Kairo stellte die ersten Sportplätze auf einer Fläche von nahezu 20 ha bereit, welche Platz für ca. 6500 Sporttreibende gleichzeitig bieten. Die Plätze sind für olympische Anforderungen ausgelegt, so dass auf ihnen zahlreiche internationale Wettbewerbe verschiedener Sportverbände ausgetragen werden (vgl. Der Hohe Rat für Jugend und Sport, 1991, S. 10).

Trotz der Wichtigkeit der Sportprogramme und Wettbewerbe zur Erfüllung der Ziele der Bildungsinstitutionen begegnen ihnen viele Schwierigkeiten auf dem Weg, die erwünschten Ziele zu erreichen, wie die Untersuchung des Ägyptischen Ministeriums für Jugend im Jahr 1999 zeigt:

• Mangel an Zeit zum Betreiben der verschiedenen Sportarten,

• Budgetengpässe an Universitäten und Schulen hindern an der Ausführung des Sportprogramms,

• Sportplätze reichen nicht für die Anzahl der Teilnehmer,

• Mangel an Geräten und Ausrüstungen zum Betreiben aller Sportarten,

• Der Stundenplan der Studienangebote erlaubt den Studenten nicht, noch Sport zu treiben, obwohl sie dies wünschen,

• Eine Anzahl von Führungskräften in den Bildungsinstitutionen stellt nicht die erforderlichen Sportangebote zur Verfügung, da sie deren Wichtigkeit für die Zielsetzung der Bildungsinstitution nicht erkennen (vgl. Mohammad al Hamahmi & Aida Abd al Aziz, 1998, S. 206).

Diese Schwierigkeiten spiegeln die für den Sportmarkt bedeutende Wirklichkeit wi-der, dass nämlich eine große Lücke zwischen Nachfrage und Angebot bei den Sportangeboten der Bildungsinstitutionen besteht. Diese nicht erfüllte Nachfrage im Sportbereich wendet sich dann häufig anderen Angeboten der Bildungsinstitutionen zu, z.B. Reisen, Camping, Kulturangeboten oder künstlerischer Betätigung. Die Teil-nahme der Studenten an den verschiedenen Aktivitäten zeigt folgende Grafik.

10.46

Abb. 13: Teilnahme der Studenten und Studentinnen an den verschiedenen Aktivitäten für das Jahr 1998 in Prozent in Ägypten