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5 DISKUSSION

5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.1 Sozialgefüge und Verhalten

Die Annahme, dass immer noch viele Kaninchen und Meerschweinchen in Privathaushalten einzeln gehalten werden, konnte in dieser Arbeit nicht bestätigt werden. 84% (n=37) der Kaninchen und 95% (n=42) der Meerschweinchen wurden in dieser Umfrage nicht einzeln gehalten. Die häufigste Haltungsform bei den Kaninchen ist die empfohlene Paarhaltung mit 66% (n=29). Bei den Meerschweinchen wurden 52% (n=23) im Paar gehalten. Das TierSchG schreibt vor, dass sowohl der Tierhalter als auch der Tierbetreuer verpflichtet sind, ein Tier seinen tierartspezifischen Bedürfnissen entsprechend unterzubringen. Er soll sich dem Tier als Mitgeschöpf gegenüber verantwortlich fühlen und für dessen Wohlbefinden sorgen. Das Wohlbefinden ist gestört, wenn ein Tier das seiner Art entsprechende Verhalten nicht ausüben kann (HACKBARTH u. LÜCKERT 2002; HIRT et al. 2007;

VON LOEPER 2002; LORZ u. METZGER 1999; SAMBRAUS 1997; TSCHANZ 1984). Da sowohl Kaninchen als auch Meerschweinchen unter natürlichen Bedingungen in Gruppen leben, gehört zu einer art- und verhaltensgerechten Unterbringung das Halten von mindestens zwei Tieren. Gesetzliche Regelungen für die Hobbyhaltung von Kaninchen und Meerschweinchen gibt es nicht. Allerdings ist es in der Versuchstierhaltung gesetzlich festgelegt, dass Tiere, welche nicht von Natur aus einzeln leben, in stabilen und kompatiblen Gruppen gehalten werden müssen (EU-Richtlinie zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere in der Fassung vom 22.9.2010). Kann das in Einzelhaltung lebende Tier sein artspezifisches Verhalten nicht ausüben, zum Beispiel in Ermangelung eines Sozialpartners, so kann dies zu Verhaltensstörungen führen.

In dieser Untersuchung wurden sieben Kaninchen und zwei Meerschweinchen einzeln gehalten. Die Annahme, dass einzeln gehaltene Tiere häufiger Verhaltensstörungen zeigten, konnte nicht bestätigt werden. Die Untersuchung ergab bei den Kaninchen die häufigen Verhaltensauffälligkeiten, wie Aggressionen und Gitterstäbe knabbern, sowohl bei den einzeln gehaltenen Kaninchen, als auch bei den Kaninchen mit Sozialpartner. Man kann also nicht davon ausgehen, dass an

Gitterstäbe knabbern eine Verhaltensstörung ist, welche überwiegend bei einzeln gehaltenen Kaninchen auftritt. Das aggressive Verhalten der Kaninchen in dieser Untersuchung deckt sich mit den Ergebnissen von KRAFT (1978b). Er stellte fest, dass sich Hauskaninchen aggressiver verhalten als Wildkaninchen. Die von HOLLMANN (1998) beschriebene häufig auftretende Trichophagie konnte in dieser Umfrage nicht beobachtet werden. Allerdings konnte bei je 31 Meerschweinchen und Kaninchen Knabbern an Gegenständen und bei 13 Meerschweinchen und 19 Kaninchen Knabbern an Gitterstäben beobachtet werden. Da allen Tieren grundsätzlich Heu und Stroh angeboten wurde und dies ein Mal bis mehrmals täglich in ausreichender Menge oder ad libitum, kann ein Zusammenhang zwischen den oben genannten Verhaltensstörungen und einem Mangel an Raufutter nicht bestätigt werden. Langeweile oder das große Nagebedürfnis, wie HOLLMANN (1998) beschreiben, scheint eher für das Knabbern an Gitterstäben oder anderen inadäquaten Gegenständen verantwortlich zu sein. GEROLD (1993) macht für das Knabbern an inadäquaten Gegenständen den Mangel an veränderbarem Substrat verantwortlich. Sie empfiehlt viel Heu und Holz zum Benagen. Diese Hypothese konnte bei den Kaninchenhaltungen teilweise bestätigt werden. Demnach besteht ein Zusammenhang zwischen dem Knabbern an inadäquaten Gegenständen und der täglichen Beschäftigungsdauer. Je länger die Kaninchen täglich beschäftigt wurden, umso weniger trat das Knabbern an inadäquaten Gegenständen auf. Dass diese Hypothese beim Knabbern an Gitterstäben nicht auftrat, könnte daran liegen, dass in vielen Haushalten nicht der übliche Käfig mit Gittern stand, sondern es einige Haushalte mit der Unterbringungsform Stall (n=8), Außenstall (n=14) und Freigehege (n=5) gab. Auch das Auftreten von Apathie und Schreckstarre wurde statistisch untersucht und ergab keine Zusammenhänge. Beim Meerschweinchen konnten bei keinem der genannten Verhaltensstörungen ein statistischer Zusammenhang festgestellt werden, obwohl 29 der Meerschweinchen in einem Käfig mit Gittern untergebracht waren.

Die tägliche Freilaufdauer hatte auch keinen Einfluss auf das Auftreten von Verhaltensstörungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Verhaltensstörungen, wie das Nagen an inadäquaten Gegenständen oder an Gitterstäben, aufgrund von Langeweile entstehen. Ein Mangel an Raufutter oder mangelnder Freilauf war in dieser Umfrage nicht der Grund für Verhaltensstörungen. Die häufig in der Literatur beschriebene Trichophagie oder sogar Automutilation trat in dieser Untersuchung bei keinem Heimtier auf. Eine weitere Form der Aggressivität ist das Beißen. Die Tierbesitzer in dieser Umfrage wurden gefragt, ob ihr Tier schon einmal gebissen hat. 64% der Kaninchen und 82% der Meerschweinchen hatten laut Besitzerangabe noch nie gebissen. Dabei wurde weiterhin ermittelt, wen es gebissen hat. Dies konnte zum Beispiel ein Artgenosse oder ein Mensch sein. Weitere Untersuchungen zum Beispiel in welchen Situationen das Tier gebissen hat, waren nicht Bestandteil der Umfrage. Aggressionen gegen einen Artgenossen sind bei Kaninchen häufiger anzutreffen und leider immer wieder der Grund, weswegen gerade Kaninchen einzeln gehalten werden, mit der Begründung, das Kaninchen vertrüge sich nicht mit Artgenossen. In den meisten Fällen sind falsche Vergesellschaftungsversuche oder zu enge Käfige der Grund für Beißereien unter Kaninchen. Diese enden nicht selten mit ernsthaften Verletzungen. Meerschweinchen gehen grundsätzlich etwas friedlicher miteinander um. Im Zusammenhang mit den oben ermittelten Verhaltensstörungen wurden auch Bestandteile aus dem Normalverhalten der jeweiligen Tierart ermittelt. Weitere statistische Untersuchungen hierzu wurden nicht vorgenommen. Schwerpunkt der Frage über das Verhalten der jeweiligen Tierart war das Auftreten von Verhaltensstörungen.

Desweiteren wurde untersucht, ob die Handzahmheit einen Einfluss auf das Verhalten in der Umgebung und das Verhalten bei der Untersuchung besitzt. Bei den Kaninchen konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Bei den Meerschweinchen verhielten sich die handzahmen Tiere sicherer in ihrer gewohnten Umgebung. Der Unterschied konnte aber nicht als statistisch signifikant belegt werden. Ein deutlicher Zusammenhang wurde allerdings bei den handzahmen Meerschweinchen und ihrem Verhalten bei der Allgemeinuntersuchung festgestellt werden. 71% der handzahmen Meerschweinchen verhielten sich während der Untersuchung gewöhnt. Dies zeigt bei den Meerschweinchen deutlich die Wichtigkeit

des Handlings in der Heimtierhaltung. Dass die Kaninchen trotz einer angegebenen Handzahmheit in 19% schreckhaftes und 11% panisches Verhalten zeigten, lässt sich auf das immer noch an die Wildform geprägte Verhalten zurückführen.

5.2.2 Gesundheit

Sowohl in Tierarztpraxen, als auch in den gängigen Kaninchen- und Meerschweinchenbüchern wird ein regelmäßiger Gesundheitscheck der Tiere empfohlen. In dieser Arbeit konnte allerdings festgestellt werden, dass regelmäßige Gesundheitschecks bei den Kaninchen keinen Einfluss auf eine normale Krallenlänge und einen guten Pflegezustand haben. Dies bestätigt auch die eigene Erfahrung in der Kleintierpraxis, denn nur selten werden die Krallen oder die Anogenitalregion von den Besitzern vermutlich aufgrund der Wehrhaftigkeit der meisten Kaninchen genau betrachtet. Das Ergebnis der eigenen Untersuchung bestätigt diese Hypothese, denn bei 50% der Kaninchen wurde eine verunreinigte Afterrosette festgestellt und 74% wiesen verunreinigte Inguinaltaschen auf. Trotzdem wiesen 38 der untersuchten Kaninchen und 40 der untersuchten Meerschweinchen einen gepflegten Habitus auf. Der Pflegezustand eines jeden Tieres wurde adspektorisch festgestellt. Hierbei wurde unter anderem das Haarkleid nach Verunreinigungen, Ektoparasitenbefall und Beschaffenheit untersucht. Am Kopf wurde auf Sauberkeit um die Augen und in den Ohren geachtet. Auch die Pfoten sollten frei von Verunreinigungen sein. Verschmutzte Afterrosetten und/oder Inguinaltaschen waren nicht so ausgeprägt, dass man von einem ungepflegten Habitus sprechen musste. Allerdings können verunreinigte Afterrosetten ein Zeichen für eine Magen-Darm-Erkrankung sein und sollten daher regelmäßig auf ihre Sauberkeit überprüft werden. Auch geben verdreckte Pfoten einen Hinweis auf die Sauberkeit des Käfiguntergrundes.

Bei den Meerschweinchen konnte allerdings festgestellt werden, dass die Tiere, bei denen regelmäßig Gesundheitschecks durchgeführt wurden in 66% (n=23) der Fälle eine normale Krallenlänge aufwiesen. Da sich Meerschweinchen, wie oben bereits genannt, leichter betrachten, hochnehmen lassen und nicht so wehrhaft sind wie Kaninchen, kann ein Grund sein, warum 66% der Meerschweinchen eine normale Krallenlänge aufwiesen. Allerdings konnte kein Zusammenhang zwischen dem

Pflegezustand und regelmäßig durchgeführten Gesundheitschecks bei Meerschweinchen festgestellt werden, denn 91% der Meerschweinchen, die regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand überprüft wurden, wiesen auch einen gepflegten Habitus auf.

Die wichtigsten prädisponierenden Faktoren für das Auftreten einer Pododermatitis sind laut GÖBEL u. EWRINGMANN (2005) und SCHALL (2008) Adipositas, feuchte Einstreu, Bewegungsmangel und mangelnde Beschäftigung. HEEKERENS (2009) konnte in ihrer Arbeit zur Pododermatitis für 8% der Tiere, welche als Heimtier gehalten wurden, eine Pododermatitis feststellen. In dieser Untersuchung konnte bei 69% (n=29) eine geringgradige Pododermatitis festgestellt werden. Dies Ergebnis kann darauf zurück zu führen sein, dass die Kaninchen in dieser Untersuchung tierärztlich untersucht wurden und in der Arbeit von HEEKERENS (2009) freiwillige Angaben der Tierbesitzer in Form eines Fragebogens gemacht wurden. Nimmt man bei der Untersuchung das Fell der Hinterpfoten plantar zur Seite, so fallen haarlose gerötete Stellen auf. Diese Befunde beschreiben das von DRESCHER u.

SCHLENDER-BÖBBIS (1996) definierte Stadium 1 (Pododermatitis hyperaemica acuta).

Wie auch bei HEEKERENS (2009) gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Pododermatitis und Übergewicht. Es konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang von p=0,0391 festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen der Freilaufhäufigkeit und Pododermatitis konnte nicht nachgewiesen werden. Dieses Ergebnis bestätigt die oben genannten Ursachen, in denen mangelnde Bewegung prädisponierend für eine Pododermatitis sein sollen, nicht.

Allerdings konnte ein statistischer Zusammenhang zwischen zu langen Krallen und dem Auftreten einer Pododermatitis nachgewiesen werden. Ein Grund hierfür könnte die größere Belastung der Hinterpfoten bei zu langen Krallen sein.

Nur ein Meerschweinchen in dieser Umfrage hatte eine geringgradige Pododermatitis. Die Ursache bei diesem Tier wurde allerdings nicht weiter ermittelt.

Bei der Allgemeinuntersuchung eines jeden Tieres wurde außerdem bei fünf Kaninchen und einem Meerschweinchen übermäßiger Haarverlust festgestellt. Diese Tiere befanden sich allerdings im Fellwechsel und daher muss dieser als

physiologisch bedingt betrachtet werden. Die Untersuchung der Gliedmaßen ergab bei einem Meerschweinchen eine Gliedmaßenfehlstellung, welche bereits bekannt war und auf eine alte Fraktur zurückzuführen war. Die Ursache einer Umfangsvermehrung an den Gliedmaßen eines Meerschweinchens und zweier Kaninchen ließen sich nicht mehr erklären. Allerdings konnte ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei um eine auf Haltungsfehlern beruhende Schädigung handelte. Die Befunde der Untersuchung am Kopf, vornehmlich der Zähne, ließen allerdings auf Zahnanomalien schließen, welche auf Fütterungsfehler hinweisen könnten. In dieser Untersuchung konnten allerdings nur die Incisivi der Tiere beurteilt werden, da die Backenzähne der Tiere zuverlässig nur mit Maul- und Wangenspreizer zu beurteilen sind. Dies war jedoch nicht möglich, da die Untersuchung nicht mit einer zweiten fachkundigen Person durchgeführt wurde, sondern nur von mir selbst und der Pflegeperson des Tieres. Aufgrund der daraus resultierenden erhöhten Verletzungsgefahr für das Tier musste daher auf die Beurteilung der Backenzähne verzichtet werden. In dieser Untersuchung wiesen sieben Kaninchen und drei Meerschweinchen Gebissanomalien auf. Bei einem Kaninchen wurde eine Umfangsvermehrung am Kiefer festgestellt, welche allerdings bereits bekannt war. Zahnfehlstellungen können unterschiedliche Ursachen haben.

Genetisch bedingte Zahnfehlstellungen treten nach REUSCH (2005) bei Kaninchen erstmals in einem Alter von 12 bis 18 Monaten in Erscheinung. Sogenannte Elefantenzähne kommen bei Zwergkaninchen häufig vor und sind auch genetisch bedingt. Hierbei ist der Oberkiefer des Kaninchens verkürzt und die Incisivi des Ober- und Unterkiefers wachsen aneinander vorbei (SCHUMACHER 2006; WOLF u.

KAMPHUES 1995, 1996). Diese genetisch bedingten Zahnfehlstellungen können laut WASEL (2008) auch bei Meerschweinchen auftreten. Eine wichtige Ursache von Zahnfehlstellungen sind eine durch Fütterungsfehler hervorgerufene mangelnde Abnutzung der Zähne (ANDERSON 1987; BEYNON u. COOPER 1997; DRESCHER u. HAMEL 2012; HILLYER 1994; SCHALL 2008; SCHUMACHER 2006; WASEL 2008; WENZEL u. ALBERT 1996; WOLF et al. 1999). Bei den Meerschweinchen ist zusätzlich auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C zu achten, da eine Hypovitaminose laut QUESENBERRY (1994) zu einer gestörten Entwicklung und

Ausbildung von Dentin und Zement im Zahn führt. Die Untersuchungen von WOLF u.

KAMPHUES (1995, 1996, 1999 a) ergaben, dass die Fütterung von Heu und Möhren einen positiven Einfluss auf die Abnutzung der Schneidezähne haben. Ein intensiver Gebrauch der Zähne führt zur Abnutzung und nicht das Fressen von hartem Futter, wie dies frühere Untersuchungen annahmen (KAMPHUES 2001; WASEL 2008).

Eine statistische Berechnung, ob ein Zusammenhang der in dieser Arbeit untersuchten Tiere mit Zahnanomalien und deren Fütterung besteht, wurde nicht vorgenommen. Die Umfangsvermehrung des Kiefers eines der untersuchten Kaninchens war bereits bekannt. Es handelte sich hierbei um einen alten Kieferabszess, welcher vom Haustierarzt behandelt wurde. Die eingeschränkte Kieferbeweglichkeit eines Meerschweinchens war den Besitzern auch bekannt.

Dieses Tier war bereits aufgrund von Brückenbildungen der Backenzähne regelmäßig beim Tierarzt.

Vier der untersuchten Kaninchen und zwei der untersuchten Meerschweinchen hatten zum Untersuchungszeitpunkt Nasenausfluss. Hierbei kann es sich um eine Atemwegsinfektion handeln. Die Ursache wurde nicht weiter untersucht, sondern die Besitzer darauf hingewiesen, ihren Haustierarzt auf zu suchen, so auch bei zwei Kaninchen und einem Meerschweinchen mit Konjunktivitis.

Die Untersuchung des Geschlechtsapparates ergab, dass drei der untersuchten weiblichen Kaninchen Symptome einer Scheinträchtigkeit aufwiesen. Die Scheinträchtigkeit ist eine häufig vorkommende hormonellbedingte Erscheinung.

Beim Kaninchen wird die Ovulation durch den Deckakt ausgelöst. Allerdings auch durch sterile Deckakte eines Sozialpartners oder durch das Aufspringen eines Partners während des Dominanzverhaltens (EWRINGMANN 2010).

Ein angespanntes Abdomen hatten 19 Kaninchen und drei Meerschweinchen.

Schmerzäußerungen zeigten zwei Meerschweinchen und ein Kaninchen. Diese Befunde können aufgrund des Stresses während der Untersuchung entstanden sein und müssen daher kein Zeichen einer Erkrankung im Abdomen sein. Eigene Erfahrungen in der Kleintierpraxis bestätigen dies. Bei einem Meerschweinchen wurde eine Umfangsvermehrung im Abdomen palpiert. Da es sich hierbei um ein weibliches Tier handelte, ergab sich die Verdachtsdiagnose von Ovarialzysten. Laut

DRESCHER u. HAMEL (2012) kommen Ovarialzysten bei über 90% der weiblichen Tiere vor. Die Umfangsvermehrung eines Kaninchens ergab keinen Aufschluss über eine mögliche Diagnose. Die Besitzer wurden gebeten, ihren Haustierarzt aufzusuchen. Allerdings zeigte das Kaninchen am Untersuchungstag keine weiteren Symptome.

5.2.3 Haltung

Die Hypothese, ob ein Zusammenhang zwischen dem Käfigstandort und der täglichen Beschäftigungsdauer besteht, konnte in dieser Arbeit nicht bestätigt werden. Angenommen wurde, dass Tiere, welche zum Beispiel im Garten untergebracht waren, auch weniger beschäftigt wurden, da man dort nicht wie im Wohnbereich einen ständigen Kontakt zu den Tieren hat, sondern sich aktiv dazu entschließen muss, zu den Tieren zu gehen. Es sollte aber hier berücksichtigt werden, ob die Besitzer die Angabe der täglichen Beschäftigungsdauer wahrheitsgemäß beantwortet haben, denn die Beschäftigungsdauer sollte nicht die Fütterung und die Zeit der Käfigreinigung beinhalten. Zu berücksichtigen ist hier weiterhin, dass der Zusammenhang nur mit allen handzahmen Tieren untersucht wurde. 33 Meerschweinchen und 21 Kaninchen waren in einem Käfig im Wohnbereich untergebracht. Daraus kann man ableiten, dass die Besitzer einen ständigen Kontakt zu ihrem Tier wünschen. Der Käfig ist die einfachste Unterbringungsform für ein Heimtier, da er bereits vollständig ausgestattet in allen Zoofachhandeln und Bau- und Gartenmärkten käuflich zu erwerben ist. Allerdings gab es in dieser Umfrage auch häufig selbstgebaute oder umgebaute Käfige.

Auffällig ist, dass in 16 Haushalten die Kaninchen in einem Stall im Garten untergebracht waren, allerdings in nur fünf Haushalten mit Meerschweinchen die Tiere in einem Stall im Garten lebten. Ein Grund dafür könnte sein, dass Kaninchen häufiger für robuster gehalten werden als Meerschweinchen. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass in dieser Umfrage nicht immer die Möglichkeit einer Außenhaltung gegeben war. Wie viele Kaninchen und Meerschweinchen in Innenhaltung leben, obwohl die Möglichkeit zur Außenhaltung besteht, kann anhand der Ergebnisse dieser Umfrage ausgewertet werden. Aufgrund des Umfanges dieser Umfrage, wurde in dieser Arbeit aber darauf verzichtet.

Die TVT (2011b, d) empfiehlt in ihren Merkblättern zur Meerschweinchenhaltung den Käfig mindestens auf Tischhöhe aufzustellen. Einen zumindest erhöhten Platz für einen Meerschweinchenkäfig empfehlen auch HOLLMANN (1997) und MORGENEGG (2005 a). In dieser Untersuchung waren die meisten Käfige ebenerdig aufgestellt und nur 36% der Meerschweinchen- und 34% der Kaninchenkäfige standen auf Tischhöhe.

Die Licht- und Luftverhältnisse an den jeweiligen Käfigstandorten wurden nicht mit Messgeräten gemessen, sondern subjektiv am Untersuchungstag bewertet. Eine genaue Messung der Lichtintensität und der Luftbewegung war für diese Umfrage nicht notwendig, da es sich hier nicht wie zum Beispiel in der Labortierhaltung um standardisierte Haltungsbedingungen handelt. Wichtig ist hier generell, dass die Tiere Tageslicht bekommen und keine ständige Zugluft herrscht. 70% der Kaninchen- und Meerschweinchenheime waren an einem hellen Standort untergebracht. Kein Tier war permanentem Sonnenlicht ohne Ausweichmöglichkeiten ausgesetzt. In einem Kaninchenhaushalt hatten die Tiere an ihrem Unterbringungsort kein Tageslicht. Die Tiere waren dort aber nur in der Nacht untergebracht und hatten tagsüber ein großes Gehege im Wohnbereich. Die Temperaturempfehlungen für die Labortierhaltung in den neuen EU-Richtlinien lauten für Kaninchen zwischen 15-21°C und für Meerschweinchen zwischen 20-24°C. Diese kann für die Heimtierhaltung übernommen werden. WASEL (2008) und SCHALL (2008) schreiben, dass Heimtiere sich bei normaler Zimmertemperatur wohl fühlen. 77% der Kaninchen und 80% der Meerschweinchen hatten am Untersuchungstag an ihrem Käfigstandort frische Luft. Die abweichenden Ergebnisse der übrigen Käfigstandorte unterlagen tageszeitlichen Schwankungen, aber waren zum Untersuchungszeitpunkt entsprechend zu beurteilen. Um die Licht- und Luftverhältnisse an Käfigstandorten in privater Heimtierhaltung statistisch auszuwerten, sollten Messungen mit entsprechenden Messgeräten verwendet werden.

Bislang gibt es nur Empfehlungen über die Mindestkäfiggröße in der privaten Kaninchen- und Meerschweinchenhaltung. Darin wird angegeben, den Tieren zusätzlich täglichen Freilauf zu ermöglichen (HOLLMANN 1997; MORGENEGG 2005 a; STAUFFACHER 1997; TVT 2011c, d). Die Käfiggröße wurde in dieser Arbeit

nicht in Form der tatsächlichen Nutzfläche gemessen, sondern es wurde nur die Grundfläche des Käfigs abgemessen. Die Grundfläche inklusive eventuell vorhandener zusätzlicher Ebenen wurde nicht gemessen. Um die tatsächliche durchschnittliche Nutzfläche in privaten Haushalten zu ermitteln, sollte in einer künftigen Arbeit darauf geachtet werden, dass auch genutzte weitere Ebenen zur Nutzfläche und demnach zur Käfiggröße gehören. In dieser Arbeit hatten nicht alle Tiere täglichen Freilauf. In vier Meerschweinchen- und einem Kaninchenhaushalt wurde den Tieren kein zusätzlicher Freilauf gewährt. Der Vergleich der Freilaufdauer mit dem Platzangebot im Käfig ergab, dass in 62% der Kaninchenhaushalte, in denen die Kaninchen keinen ausreichenden Platz im Käfig besaßen, diese aber zum Ausgleich dessen täglich mehrere Stunden Auslauf hatten. Fünf Kaninchen ohne ausreichenden Platz im Käfig hatten täglich bis zu einer Stunde Auslauf. In den Meerschweinchenhaushalten hatten 91% der Tiere ausreichend Platz. Davon hatten 28% täglich mehrere Stunden Auslauf, 20% bis zu einer Stunde täglich und 18%

hatten ständig die Möglichkeit, sich außerhalb des Käfigs zu bewegen. Die Ergebnisse zeigen, dass den Tieren in den befragten Haushalten grundsätzlich die Möglichkeit eines Auslaufes zur Verfügung steht. Da es keine Empfehlungen für die Dauer, sondern nur für die Freilaufhäufigkeit gibt, ist das Ergebnis dieser Arbeit, dass den Tieren in den befragten Haushalten grundsätzlich ausreichend Auslauf angeboten wird, auch wenn das Platzangebot im Käfig nicht ausreichend ist.

Allerdings ist ein ausreichendes Platzangebot mit Freilauf alleine nicht ausreichend, um der Langeweile und dem großen Nagebedürfnis der Tiere entgegenzuwirken. Der Käfig sollte mit Versteckmöglichkeiten, erhöhten Liegeflächen und Nagematerial ausgestattet sein (EU RICHTLINIE 2010; TVT 2008; TVT 2010b; TVT 2011c, d).

Auch Häuschen als Rückzugsmöglichkeit sollten jedem Tier zu Verfügung stehen (DRESCHER u. HAMEL 2012; MORGENEGG 2005a, b; TVT 2008; TVT 2010b; TVT 2011c, d). In dieser Untersuchung wurden in 44 Meerschweinchenhaushalten 46 Häuser und in 44 Kaninchenhaushalten 39 Häuser für die Tiere angegeben. Dies bedeutet, dass nicht wie empfohlen, jedes Tier ein Häuschen als Rückzugsmöglichkeit besitzt. Außerdem hatten die Meerschweinchen in 24 Haushalten mehrere Etagen zur Verfügung, wohingegen bei den Kaninchen in nur 12

Haushalten mehrere Etagen vorgefunden wurden. Allerdings besaßen die Häuser meistens ein flaches Dach, welches als erhöhte Sitzfläche genutzt werden konnte.

Haushalten mehrere Etagen vorgefunden wurden. Allerdings besaßen die Häuser meistens ein flaches Dach, welches als erhöhte Sitzfläche genutzt werden konnte.