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„ Z u m Grundkonsens der Forschung gehört /..../ die Auffassung, d a ß die Frauen in der D D R -jedenfalls i m V e r g l e i c h zur alten Bundesrepublik - ein außerordentlich hohes M a ß an Gleichheit und S e l b s t ä n d i g k e i t erreichten, da die Vereinbarkeit von F a m i l i e und Beruf durch g r o ß z ü g i g e Regelungen gefördert wurde."1

W e n n die folgende Untersuchung gravierende soziale Unterschiede von M a n n und Frau in der D D R aufdeckt, widerspricht das dieser These nicht. V i e l m e h r ergibt sich daraus die Frage: W e n n der Unterschied in der D D R in der D D R so g r o ß gewesen ist und dies manchen Annahmen scheinbar widerspricht, wie g r o ß m u ß dann die soziale Kluft der Geschlechter in der alten Bundesrepublik gewesen sein?!

I m ü b r i g e n war die „ S D 8 7 " nicht als Untersuchung ü b e r die Lage der Geschlechter und der F a m i l i e n konzipiert und ü b e r h a u p t nicht als Ost-West-Vergleich. A b e r selbst auf dieser reduzierten Basis w i r d in mancher Beziehung eine geringe soziale Distanz oder weitgehend schon gleiche Position der Geschlechter sichtbar:

• I m Qualifikationsniveau der heranwachsenden Generation gab es keinen nennenswerten Unterschied zwischen M ä n n e r n und Frauen (vgl. das Kapitel 1 der vorliegenden Arbeit).

• D i e Zufriedenheit mit den Einrichtungen der Kinderbetreuung war ü b e r a l l und ohne Unter-schied der Geschlechter sehr hoch (vgl. das Kapitel 2 der vorliegenden Arbeit).

• Abgesehen v o m „ B a b y j a h r " waren faktisch alle Frauen nach abgeschlossener A u s b i l d u n g berufstätig.

Weitere Gesichtspunkte werden i m folgenden genannt - auch wenn dort die Frage nach den sozialen Unterschieden von M a n n und Frau dominiert.

V o r h e r allerdings lohnt eine kurze demographische Charakteristik der M ä n n e r - und Frauenpo-pulation in der „ S D 8 7 " (Tabelle 25 und folgende).

D e r A n t e i l der verwitweten und geschiedenen Frauen i m Sample ist zwar prozentual gering, aber deutlich g r ö ß e r als der entsprechende M ä n n e r a n t e i l . Der A n t e i l der ledigen M ä n n e r ist dagegen viel g r ö ß e r als der A n t e i l lediger Frauen. Dies dürfte z u m einen aus der niedrigeren Lebenserwartung der M ä n n e r (darum der niedrigere A n t e i l verwitweter M ä n n e r ) und z u m anderen aus d e m etwas h ö h e r e n A l t e r bei der Erstverheiratung zurückzuführen sein: M ä n n e r haben 1987 in der D D R i m D u r c h -schnitt mit 24,8 Jahren erstmals geheiratet, Frauen mit 22,7 Jahren2; die Lebenserwartung der M ä n n e r lag 1987 bei 69,8 und der Frauen bei 75,9 Jahren.3

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Tabelle 25: Familienstand und Geschlecht

Familienstand Geschlecht

männlich weiblich

i n %

Verheiratet 72 69

Mit Partner wohnend 4 4

Geschieden 1 3

Verwitwet 1 8

Ledig 22 16

Insgesamt 49 51

Datenbasis: SD 87

Tabelle 26: Altersstruktur und Geschlecht

Alte rsgruppen Geschlecht

männlich weiblich

in %

16-24 Jahre 19 18

2 5 - 3 4 Jahre 18 17

3 5 - 4 4 Jahre 16 17

4 5 - 5 4 Jahre 22 19

55-64 Jahre 12 12

> 65 Jahre 13 17

Datenbasis: SD 87

Tabelle 27: Berufstätigkeit und Geschlecht

Berufstätigkeit Geschlecht

männlich weiblich

in % Nicht-Rentner

nicht/teilweise berufstätig 10 21

berufstätig 90 79

3 0 - 6 0 Jahre

nicht/teilweise berufstätig 1 10

berufstätig 99 90

Insgesamt

nicht/teilweise berufstätig 17 33

berufstätig 83 67

Datenbasis: SD 87

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Tabelle 28: Sozialstruktur und Geschlecht

Sozialstruktur Insgesamt Geschlecht

männlich weiblich

i n % Berufstätige und Nicht-Berufstätige

Berufliche Bildung

Hoch-/Fachschule 23 25 21

Meister/Facharbeiter 63 68 59

Teilfacharbeiter/ohne Ausbildung 14 7 20

Berufstätige Berufliche Bildung

Hoch-/Fachschule 25 26 25

Meister/Facha rbeite r 65 68 62

Teilfacharbeiter/ohne Ausbildung 10 6 13

Leitungsfunktion

Leiter 18 23 12

Angestellter ohne Leitung 27 15 42

Arbeiter/Bauer ohne Leitung 55 62 45

Soziale Schicht

Oberschicht 18 23 13

Mittelschicht 73 71 76

Unte rschicht 9 6 12

Datenbasis: SD 87

Dementsprechend war der A n t e i l älterer Frauen i m Sample erheblich größer (17 Prozent ü b e r 65 Jahre) als der A n t e i l älterer M ä n n e r (13 Prozent ü b e r 65 Jahre4) (Tabelle 26). D e m g e g e n ü b e r waren die Geschlechterproportionen in den j ü n g e r e n Altersgruppen nahezu ausgeglichen.

V o n den Frauen i m A l t e r zwischen 18 und 60 Jahren waren 18 Prozent zeitweilig oder generell nicht-berufstätig, von den M ä n n e r n dieses Alters sechs Prozent. In der Gruppe der 30-60jährigen waren nur zehn Prozent der Frauen nicht-berufstätig und von den M ä n n e r n ein Prozent (Tabelle 27).

Bezogen auf das gesamte Sample (alle Altersgruppen) scheint die unterschiedliche Position von M ä n n e r n u n d Frauen i m sozialen Schichtungsgefüge eindeutig z u sein (Tabelle 28):

• M ä n n e r haben alles i n allem die h ö h e r e Qualifikation: D e r A n t e i l der Fachschulabsolventen an der Frauenpopulation ist zwar h ö h e r als der entsprechende A n t e i l in der M ä n n e r p o p u -lation. Deutlich h ö h e r ist dagegen der A n t e i l der Hochschulabsolventen - und damit der sozial einflußreicheren und besser positionierten Qualifikationsgruppe in der M ä n n e r p o p u -lation. Ü b e r p r o p o r t i o n a l häufig sind Frauen i n der B e v ö l k e r u n g s g r u p p e ohne abgeschlosse-ne A u s b i l d u n g zu finden.

Diese kategorische Aussage relativiert sich allerdings, wenn wir uns den j ü n g e r e n Alters-gruppen zuwenden. Hinsichtlich der Qualifikation ist dort soziale Gleichheit weitgehend hergestellt.

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Tabelle 29: Mitgliedschaft in Parteien und Organisationen

Mitgliedschaft Insgesamt Geschlecht

männlich weiblich

in %

SED 23 30 16

Andere Partei 5 6 4

FDJ 25 25 24

FDGB 79 78 81

VdgB 11 13 9

Andere Organisation 58 55 62

Funktion in Wohngebiet 11 12 9

Funktion in Gemeinde 11 14 8

Funktion in Kreis, Bezirk 6 7 4

Funktion in Betrieb 30 32 28

Datenbasis: SD 87

M ä n n e r besetzen die Schlüsselpositionen i m Staat und in der Wirtschaft. D i e Angestellten ohne Leitungsfunktion sind großenteils Frauen; M ä n n e r sind dagegen ü b e r p r o p o r t i o n a l häufig unter den Produktionsarbeitern zu finden. W e n n w i r berücksichtigen, wie die sozia-le Position der Frauen insgesamt war (vgl. dazu die folgenden A u s f ü h r u n g e n ü b e r Erwerbs-tätigkeit und Familie), folgt daraus, d a ß die „ A n g e s t e l l t e n " nur sehr bedingt als eine soziale Schicht angesehen werden konnten, die über einer Schicht der Produzenten stand (vgl. die d i e s b e z ü g l i c h e n Ausführungen in Kapitel 1).

W e n n w i r die Geschlechterproportion i n den Gruppen der sozial Höhergestellten betrachten, ergibt sich ein B i l d , das allen Annahmen von sozialer A n n ä h e r u n g oder gar sozialer Gleichheit von M a n n und Frau widerspricht. Der soziale Unterschied von Mann und Frau war auch i n anderer Beziehung derart p r ä g e n d für das Leben i n der D D R , daß es ratsam war, denselben auch i m M o d e l l sozialer Schichtung wenigstens anzudeuten (Kapitel 1).

Damit h ä n g t zusammen, d a ß M ä n n e r weit mehr als Frauen politisch organisiert waren -insbesondere in der S E D - und viel häufiger als Frauen auch politisch relevante Funktionen in Staat und Wirtschaft ausübten (Tabelle 29).

D i e Machtfrage war, so scheint es, eindeutig zugunsten der M ä n n e r entschieden.

D e m entsprach auch, d a ß die attraktiveren Arbeitsplätze eine D o m ä n e der M ä n n e r geblieben waren. In D i a g r a m m 9 wird die B i l a n z der Antworten auf die Frage „In welchem M a ß e treffen folgende M e r k m a l e für Ihre Arbeitstätigkeit zu?" grafisch dargestellt.

Danach war zwar - laut Meinung der Befragten - die Arbeit der Frauen körperlich nicht so belastend und weniger gesundheitsgefährdend als die der M ä n n e r . Frauen hatten weniger Ü b e r s t u n -den zu leisten und eine alles in allem r e g e l m ä ß i g e r e Arbeitszeit - aber das war weniger ein P r i v i l e g als ein Tribut an ihre Verpflichtungen i m Haushalt und den Kindern gegenüber. Dagegen waren die

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Diagramm 9

"In welchem Maße treffen folgende Merkmale auf Ihre Arbeitstätigkeit zu?..."

I Mittelwerte für Männer und Frauen

!

Mittelwert ( 1 = gar nicht 2 = kaum 3 = in mittlerem Maße 4 = in hohem Maße) in hohem Maße)

2 3

gar nicht 1 -fc

männlich weiblich

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Variable

1 "Die körperlichen Belastungen sind hoch"

2 "Die nervlichen Belastungen sind hoch"

3 "Die geistigen Anforderungen sind hoch"

4 "Ich muß viel schöpferische Arbeit leisten"

5 "Meine Arbeit bringt Gefahren für die Gesundheit mit sich"

6 "Meine Arbeit ist sehr vielseitig"

7 "Ich benötige die erworbene Qualifikation unbedingt für meine Arbeitstätigkeit"

8 "Ich leiste wissenschaftliche Forschungsarbeit"

9 "Ich arbeite mit modernsten Arbeitsmitteln"

10 "Ich leiste viele Überstunden"

11 "Ich habe eine Arbeit mit viel eigener Entscheidungsbefugnis"

12 "Ich habe eine sehr unregelmäßige Arbeitszeit"

Datenbasis: SD87

nervlichen Belastungen ebenso hoch. U n d in allem, was die Arbeit attraktiv macht - hinsichtlich der Entscheidungsbefugnisse, abgeforderter Qualifikation, Vielseitigkeit der Arbeit, einer Arbeit mit modernen Arbeitsmitteln, des geistigen Anspruchs - waren Frauen die Benachteiligten.

U n d nach getaner Arbeit war es kaum anders. D i e Rollenverteilung war die bisherige geblieben - vielleicht nicht ganz so drastisch ausgeprägt wie in früherer Zeit, trotzdem waren die Geschlechter noch u n m i ß v e r s t ä n d l i c h geschieden. Der Haushalt blieb das Reich der Frau, und alles a u ß e r h a l b desselben, was sich auch ohne Zutun oder Anwesenheit von Frauen erledigen ließ, blieb das R e i c h des Mannes: A u t o , Handwerk, Sport, ehrenamtliche Tätigkeit (Tabelle 30 und D i a g r a m m 10).

89 Prozent der Frauen hatten täglich mit dem Haushalt zu tun, aber nur 34 Prozent der M ä n n e r ;

„niemals" 13 Prozent der M ä n n e r und weniger als ein Prozent der Frauen.

A u ß e r h a l b von Arbeit und Beruf war die Rollenteilung der Geschlechter also noch stärker traditionellen Mustern verhaftet als innerhalb derselben. Insofern war die Politik weiter als das t a t s ä c h l i c h e Verhalten der Menschen. Allerdings: auch wenn sich Politiker von kostspieligen

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Diagramm 10

Mittelwerte der Antwort zur Frage

"Wie häufig treten folgende Tätigkeiten bzw. Sachverhalte in Ihrem Leben auf?"

1= jeden Tag 2 = mehrmals im Monat 3 = mehrmals im Jahr 4 = gar nicht

4 ^ B B B B ^ ^ B — . ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ — —

männlich

H 1 1 —(- 1 H 1 1 1 H H 1 1 1 1 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Variable

1 Erledigung beruflicher Arbeiten nach Feierabend oder am Wochenende

2 Erledigung von Arbeiten im Haushalt (Einkaufen, Küchenarbeit, Wäsche waschen u.a.) 3 ausreichend Schlaf haben

4 Fernsehen 5 Bücher lesen

6 Schallplatten, Kassetten hören 7 Tanzen gehen, Diskos besuchen 8 Gaststätten besuchen

9 Wenn es die Jahreszeit und das Wetter erlaubt, im Garten arbeiten 10 Tiere versorgen

11 Im Haus und Hof handwerkern 12 Sport treiben

13 Auto fahren 14 Auto pflegen

15 Etwas gemeinsam mit Familie unternehmen 16 Ehrenamtliche gesellschaftliche Arbeit ausüben Datenbasis: SD87

T r ä u m e n leiten l i e ß e n , war der Hauptgrund der Einbeziehung der Frauen ins Arbeitsleben ein anderer - der permanente A r b e i t s k r ä f t e m a n g e l in der D D R . A b e r jenseits v o n aller M o r a l bleibt festzuhalten, d a ß die Arbeitswelt für viele Frauen eine neue und v e r h e i ß u n g s v o l l e W e l t gewesen ist.

U m so h ä r t e r ist das L o s v o n M i l l i o n e n ostdeutscher Frauen, die nach 1990 aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind!

A u s den Ergebnissen der „ S D 8 7 " ist aber auch zu ersehen, d a ß die soziale Scheidung der Geschlechter nicht total gewesen ist. D i e j ü n g e r e Generation war anders als die ä l t e r e - etwas anders.

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Tabelle 30: Tätigkeit im Haushalt und Geschlecht

Art der Tätigkeit Beteiligung an Tätigkeit

gar nicht ab und zu oft sehr oft

m w m w m w m w

in %

Gartenarbelt 12 14 27 27 22 25 39 34

Arbeit am Haus 13 61 39 30 26 6 23 4

Reparaturen im Haus 6 46 46 46 30 5 18 3

individuelle Hauswirtschaft 23 22 37 14 21 19 19 45

Kleintierhaltung 38 46 15 17 14 13 33 23

Fahrzeugpflege 11 48 35 40 38 8 16 4

Beheizung der Wohnung 12 14 20 27 27 24 41 35

Einkaufen 10 2 50 10 26 23 14 65

Essen zubereiten 28 2 54 11 12 16 6 71

Geschirr abwaschen 20 1 49 6 21 17 10 75

Wäsche waschen 72 2 20 8 4 17 4 72

Wohnung aufräumen 21 1 58 5 16 17 6 77

Kind zum Kindergarten bringen 65 45 19 7 6 11 10 37

Spielen mit Kindern 25 15 43 28 23 27 9 30

Hausaufgabenkontrolle 45 31 30 17 15 18 9 34

Datenbasis: SD 87

Geschlechterdifferenz und Altersstruktur

O b w o h l die Geschlechterdifferenz eindeutig zu sein scheint, ist zu prüfen, ob eine Beachtung der Altersstruktur zu einer Relativierung der gemachten Aussagen führt - und zwar zugunsten der M ä n n e r sowie der Sozialisation in der DDR.

W i e sich zeigt, war das Problem der fehlenden beruflichen Ausbildung vor allem ein P r o b l e m der älteren, nicht in der D D R geborenen Frauen (Tabelle 31). In der j ü n g e r e n Generation (Altersgruppen bis unter 45 Jahre) war der A n t e i l der Fachschulabsolventen bei den Frauen sogar erheblich h ö h e r als deren A n t e i l unter den M ä n n e r n . Der A n t e i l der Hochschulabsolventen war bei den Frauen unter 25 Jahren nur geringfügig kleiner. Danach allerdings wuchs deren A n t e i l in der M ä n n e r g e n e r a t i o n viel schneller als in der Frauengeneration. Daraus folgt, d a ß die A u s - und Weiterbildung der Frauen ab dem 25. Lebensjahr in vielfältiger Weise blockiert war, w ä h r e n d die A u s - und Weiterbildung der M ä n n e r gerade dann erst einen entscheidenden Schub bekam.

D a ß der A n t e i l der H o c h - und Fachschulabsolven bei ältereren Frauen, aber auch ältereren M ä n n e r n niedriger war als bei den j ü n g e r e n Frauen und M ä n n e r n , war kein Indiz für irgendwelchen

„ V e r l u s t " von Qualifikation, sondern ein Zeichen des e r w ä h n t e n „ H i n a u s s c h i e b e n s sozialer Probleme aus der Alterspyramide". Entsprechendes gilt für die Anteile der B e v ö l k e r u n g ohne

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Tabelle 3 1 : Berufliche Bildung, Geschlecht und Alter

Altersgruppen Berufliche Bildung

Hoch- Fach- Meister Fach- Teilfach- ohne Aus-schule schule arbeiter arbeiter bildung

i n % 16-24 Jahre

männlich 2 1 86 8 3

weiblich 2 14 74 6 4

2 5 - 3 4 Jahre

männlich 7 11 5 72 3 2

weiblich 6 23 1 65 3 3

3 5 - 4 4 Jahre

männlich 14 15 11 54 3 3

weiblich 7 27 2 55 4 5

4 5 - 5 4 Jahre

männlich 16 21 9 49 2 4

weiblich 7 15 3 60 4 11

5 5 - 6 4 Jahre

männlich 13 17 21 43 1 5

weiblich 1 11 3 54 5 27

> 65 Jahre

männlich 7 15 14 51 2 11

weiblich 1 4 0 39 8 47

Insgesamt

männlich 11 14 9 58 3 4

weiblich 4 16 2 58 5 16

Datenbasis: SD 87

abgeschlossene berufliche Ausbildung. N o m i n e l l war dies in der heranwachsenden Generation -sowohl bei M ä n n e r n als auch bei Frauen - kein schwerwiegendes Problem. Einen B e r u f wollte und konnte i m P r i n z i p jeder erlernen.

Eine ganz andere Frage ist, ob und in welchem M a ß e die erworbene Qualifikation abgefordert wurde und nicht doch eine sukzessive Dequalifikation - kaschiert durch ständig neue M a ß n a h m e n der Weiterbildung - stattgefunden hat. D i e Antworten auf die Frage, in welchem M a ß e die b e n ö t i g t e Qualifikation in der Arbeitstätigkeit benötigt wird, scheint eine solche These zu stützen. Vorausge-setzt, d a ß die gegebenen Antworten die tatsächliche Situation richtig widerspiegeln, wurde die Qualifikation der berufstätigen Frauen in geringerem M a ß e als die der M ä n n e r benötigt. Bemer-kenswert ist daran auch, d a ß die Frauen ab 45 Jahre diesbezüglich unterfordert waren - trotz ihres niedrigeren Qualifikationsniveaus!

Was für die Relation von Qualifikation/ Geschlecht/ Lebensalter zutrifft, gilt i m Prinzip auch für die Relation Leiterposition/ Geschlecht/ Alter (Tabelle 32). Frauen unter 25 Jahren befinden sich g e g e n ü b e r M ä n n e r n solchen Alters sogar in einer leicht bevorzugten Position; dann aber - als sich alters, wissens und erfahrungsbedingt die Chancen der Besetzung einer Leitungsposition v e r g r ö -ßerten - hatten M ä n n e r die v i e l besseren Aufstiegschancen.

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Tabelle 32: Berufliche Stellung, Geschlecht und Alter

Altersgruppen Berufliche Stellung

Leiter Angestellte ohne

Leitungs-funktion Arbeiter/ Bauer ohne Leitunqs-funktion i n %

16-24 Jahre

männlich 3 6 91

weiblich 5 38 57

2 5 - 3 4 Jahre

männlich 15 13 72

weiblich 11 39 50

3 5 - 4 4 Jahre

männlich 27 16 58

weiblich 15 54 31

4 5 - 5 4 Jahre

männlich 33 16 51

weiblich 17 40 43

55 -64 Jahre

männlich 35 20 45

weiblich 11 34 56

> 65 Jahre

männlich 19 23 58

weiblich 12 33 56

Insgesamt

männlich 23 15 62

weiblich 12 42 45

Datenbasis: S D 8 7

D a ß berufstätige Frauen nach dem 55. Lebensjahr viel seltener als M ä n n e r eine Leitungsposition innehatten, w i r d vor allem aus dem Nachwachsen der Generationen und dem e r w ä h n t e n „ H i n a u s -schieben sozialer Problemlagen aus der B e v ö l k e r u n g s p y r a m i d e " zu erklären sein, vielleicht aber auch damit, d a ß sich ältere Frauen eher als M ä n n e r von Leitungspositionen trennen konnten, wollten und m u ß t e n . Im Gegensatz zu den Frauen waren M ä n n e r vor dem Eintritt ins Rentenalter jedenfalls v i e l häufiger in leitender Position als die Geschlechtsgenossen j ü n g e r e n Alters.

Ä h n l i c h e s wie für die unzureichend abgeforderte Qualifikation gilt auch für andere M e r k m a l e der beruflichen Tätigkeit von Frauen in der D D R (Diagramm 11), wobei allerdings auch festzuhal-ten ist, d a ß die soziale Differenz zwischen den M ä n n e r n und Frauen j ü n g e r e n Alters weniger g r o ß war als zwischen M ä n n e r n und Frauen höheren Alters - woraus folgt, daß eine soziale Annäherung stattgefunden hatte.

Obgleich der A n t e i l vielseitiger Arbeit von der Altersgruppe 16 < 25 Jahre zur Altersgruppe 35

< 45 Jahre bei Frauen deutlich zunahm und sich die Differenz der Geschlechter merklich verringert hatte, blieb die Arbeit der Frauen weniger vielfältig als die der M ä n n e r . In den h ö h e r e n Altersgruppen jedoch nahm die Differenz zwischen M ä n n e r n und Frauen nicht nur zu; der A n t e i l vielseitiger Arbeit

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Diagramm 11

"Ich habe eine Arbeit mit viel eigener Entscheidungsbefugnis"

Mittelwert der Antworten

Mittelwert ( 1 = gar nicht 2 = kaum 3 = in mittlerem Maße 4 = in hohem Maße) 4

alle Altgr

Datenbasis = SD87

Altersgruppen

16< 25 25 < 35 35 < 45 45 < 55 55 < 65 > 65

Männer I Frauen

von Frauen hatte sich gleichzeitig drastisch verringert. Keine Geschlechts-/ Altersgruppe hatte in so hohem M a ß e eine vielseitige Arbeit zu leisten wie die der M ä n n e r ü b e r 55 Jahre, und keine Gruppe hatte eine so wenig vielseitige Arbeit wie die der Frauen über 55 Jahre.

Tendenziell gilt Gleiches für die Entscheidungsbefugnisse von M ä n n e r n und Frauen unter-schiedlicher Altersgruppen in der beruflichen Arbeit (Diagramme 11 und 12).

Soweit zur Relation von Geschlecht und Alter im Arbeitsleben. U n d wie war es damit a u ß e r h a l b der Erwerbsarbeit bestellt?

D a ß die m ä n n l i c h e n Altersrentner häufiger mit Hausarbeit befaßt waren, ist kein Zeichen der Reue und Einsicht, sondern ein Produkt des Ausscheidens aus dem Arbeitsleben, des Alleinseins und anderer altersbedingter U m s t ä n d e . Jedenfalls hatten 42 Prozent jeden Tag Hausarbeiten erledigt (83 Prozent der Frauen und damit etwas weniger als bei den 25- bis unter 6 5 j ä h r i g e n Frauen). Eine eindeutige Tendenz ist in den Altersgruppen der M ä n n e r nicht festzustellen. A b e r wie dem auch sei: das „ n i e m a l s " gab es bei Frauen so gut wie nicht, bei M ä n n e r n am wenigsten in der Altersgruppe 35 - 39 Jahre (8 Prozent der Befragten).

Eine G e g e n ü b e r s t e l l u n g von Frauen sowie M ä n n e r n unter 35 Jahren und solchen ü b e r 35 ergibt folgendes B i l d (Diagramm 13): das Verhalten von Frauen aus unterschiedlichen Altersgruppen ist nahezu identisch - und das von M ä n n e r n auch. U n a b h ä n g i g vom Alter hatten sich M ä n n e r mit dem

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j Diagramm 12

I Merkmaie des Arbeitsinhalts von Männern und Frauen unterschiedlichen Alters j Mittelwert ( 1 = gar nicht 2 = kaum 3 = in mittlerem Maße 4 = in hohem Maße)

1 2 Variable

1 "Die körperlichen Belastungen sind hoch"

2 "Die nervlichen Belastungen sind hoch"

3 "Die geistigen Anforderungen sind hoch"

4 "Ich muß viel schöpferische Arbeit leisten"

5 "Meine Arbeit bringt Gefahren für die Gesundheit mit sich"

6 "Meine Arbeit ist sehr vielseitig"

7 "Ich benötige die erworbene Qualifikation unbedingt für meine Arbeitstätigkeit"

8 "Ich leiste wissenschaftliche Forschungsarbeit"

9 "Ich arbeite mit modernsten Arbeitsmitteln"

10 "Ich leiste viele Überstunden"

11 "Ich habe eine Arbeit mit viel eigener Entscheidungsbefugnis"

12 "Ich habe eine sehr unregelmäßige Arbeitszeit"

Datenbasis = SD87

Haushalt i m engeren Sinne (Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten, W ä s c h e waschen, W o h n u n g a u f r ä u m e n ) wenig befaßt und die anfallende Arbeit den Frauen überlassen. N u r beim Beheizen der W o h n u n g (einschließlich K o h l e tragen) waren M ä n n e r und Frauen einander gleich. Der P k w und die Erledigung von handwerklichen Arbeiten waren die D o m ä n e der M ä n n e r geblieben.

Relativ g r o ß war die Ä h n l i c h k e i t von Frauen und M ä n n e r n nur in bezug auf die Erziehung der heranwachsenden Kinder, wobei M ä n n e r (aber auch Frauen) ü b e r 35 Jahre dafür mehr Zeit ü b r i g hatten als M ä n n e r (und Frauen) unter 35 Jahren. A n der Rollenteilung der Geschlechter hatte sich dadurch aber nur wenig geändert.

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Diagramm 13

In welchem Maße sind Sie an der Verrichtung folgender Tätigkeiten im Haushalt beteiligt?

Mittelwerte (bei Ausklammerung der Antwort "trifft nicht zu"

Mittelwert ( 1 = gar nicht 2 = kaum 3 = in mittlerem Maße 4 = in hohem Maße)

4 - ^ • • • • • ^ • • • • ^ • • • • • • • ^ • • • • • • • • • H

Männer unter 35

Frauen unter 35 Männer über 35 Frauen über 35

10 11 12 13 14 15

Variable

1 Gartenarbeit

2 Errichten bzw. Instandhalten von Baulichkeiten 3 Reparaturen im Haushalt

4 Individuelle Hauswirtschart (bei Genossenschaftsbauern) 5 Kleintierhaltung

6 Fahrzeugpflege

7 Beheizung der Wohnung (einschließlich Kohletragen) 8 Einkaufen (täglicher Bedarf)

9 Mahlzeiten zubrereiten 10 Geschirr spülen

11 Wäschewaschen, bügeln 12 Wohnung aufräumen, säubern 13 Kinder zur Krippe/ Kindergarten bringen 14 Spielen mit den Kindern

15 Kontrolle der Hausaufgaben der Kinder, Hilfe beim Lernen Datenbasis = SD87

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