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SLAVOBULGARISCHE GESCHICHTE“

Im Dokument in Geschichte, Kultur und Kunst (Seite 103-107)

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I. Bei der Bewertung der

Istorija slavjanobolgarskaja

w ird gewöhnlich ihre E inm aligkeit hervorgehoben, indem die Forscher solche Charakteristiken dieses historiographischen Werkes in Betracht ziehen, die es vom literarischen Schaf- fen des 18. Jahrhunderts absondern und m it dem Ideeninhalt und der Gestal- tung der damaligen L ite ra tu r einen K ontrast bilden. Das ist, an erster Stelle, der A p pell zur nationalen Selbstbestimmung, was durch Paisijs W erk einen o ffiz ie l- len Status erhält und den A nfang der bulgarischen W iedergeburt festlegt. N icht nur fü r die politische, sondern auch fü r die kulturell-sprachliche E ntw icklung Bulgariens zieht dies bedeutende Folgen nach sich. In Bezug a u f die nächste Ge- neration von S chriftstellern — Pionieren der L ite ra tu r der W iedergeburt (Sofro- n ij von Vratza, Joakim Kāčovski, K ir il P ejčinovič u.a.) — betont man die Tat- sache, daß ihre W erke in gedruckter Form erscheinen. Dagegen bleibt die W ir- kung und Verbreitung der Is to rija slavjanobolgarskaja (Slavobulgarischen Ge- schichte) im Rahmen der handschriftlichen T ra d itio n . Die gedruckte Form der W erke aus dem 1. V iertel des 19. Jahrhunderts w ird stillschweigend fü r einen G rund gehalten, sie von dem K ontext der handschriftlichen L ite ra tu r der 2.

H ä lfte des 18. Jahrhunderts abzusondern und an diese A rt von literarischem Schaffen anzuschließen, das die Gestaltungsbasis fü r die Norm en der nationalen bulgarischen Literatursprache bildet. Die thematische Ä h n lich ke it und in gewis- sem Sinne auch die G attungsanknüpfung der W erke von S o fro n ij, Joakim Karčovski und K iril P ejčinovič zu Ideeninhalt und S tru ktu r der m ittelalterlichen L ite ra tu r zieht man nicht mehr in Betracht. Es w ird angenommen, daß der A n- teil von A utorschaft des Schriftstellers bem erkbar genug ist, und, infolge dessen hat es der Forscher schon m it sprachlichen Erscheinungen aus der Ge- schichte der modernen bularischen Literatursprache zu tun, die sich parallel zur Konsolidierung der bulgarischen N a tio n entw ickelt hat. Die unbestreitbare Ver- bindung der ,,Slavobulgarischen Geschichte4‘ m it der Ideologie der bulgari- sehen W iedergeburt bleibt, so oder so, fü r die Forscher der Geschichte der neu- bulgarischen Schriftsprache dieses entscheidende M erkm al, von dem man fü r die Bewertung des Sprachgebildes von Paisijs W erk ausgeht. M it H ilfe dieser

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These erreicht т а л eine Versöhnung der krassen Gegensätze, die in der Sprache Paisijs enthalten sind. Die Frage w ird gewöhnlicher Weise in Bezug a u f zwei Sprachform en, die keinesfalls gleichrangig sind, alternativ gestellt und beant- w o rt et. Es handelt sich um die sogenannte volkssprachliche Basis (die neubulga- rische Volkssprache) und die kirchenslavische Schriftsprache, und dementspre- chend lautet die A lternative: ״ P aisij bem üht sich a u f Volkssprache zu schreiben

— P aisij bem üht sich a u f Kirchenslavisch zu schreiben.“ A u f diese Weise w ird die W ahl getroffen zwischen der gesprochenen Volkssprache und der kirchen- slavischen Buchsprache. Dabei w ird vergessen, daß das Schreiben in Volksspra- che ein Jahrhundert vor P aisij ein selbständiges System m it eigenen Normen und T ra d itio n gebildet hat. A u f diese Weise stand P aisij als H istoriograph und S chriftsteller nicht vor dem D ilem m a ,,gesprochene Volkssprache — kirchensla- vische Sprache“ , sondern vor der W ahl eines der in der 2. H ä lfte des 18. Jahr- hunderts vorhandenen schriftlichen Systeme, die im bulgarischen Sprachraum in dieser Epoche Verwendung im S ch rifttu m fanden.

I I . Die drei schriftlichen Systeme, die w ir im Rahmen des 18. Jahrhunderts unterscheiden, haben ihre Anfänge in einer früheren Periode:

a) Traditionelle mittelbulgarische Literatursprache.

Sie w ird in den lokalen Zentren der literarischen T ätigkeit gebraucht — in den K losterskriptorien, wo die L ite ra tu r fü r die konfessionelle Sphäre geschaf־

fen, d .h . ko p ie rt w ird , und wo die während der Türkenzeit unversehrt gebliebe- frü h erscheinen gedruckte Ausgaben. Die ersten slavobulgarischen gedruckten Bücher — in m ittelbulgarischer Literatursprache m it Euthym iusrechtschreibung

— stammen aus der D ruckerei von Radul V o jvo d a in Tärgoviäte, Rumänien, 1508 Messbuch — sluiebnik, 1510 Oktoechos, 1512 Tetraevangelium .Für das Prestige der m ittelbulgarischen T ra d itio n spricht die Tatsache, daß die ersten slavischen Bücher, in kyrillischen Buchstaben 1491 gedruckt — eine Leistung der D ruckerei von Schweipolt F io l in K rakau, Oktoechos, Stundenbuch časoslov, Pentekostarion und Triodion — eine Verbindung m it südslavischen Unterlagen (m ittelbulgarischen Texten) aufweisen. Seit 1519 w ird inVenedig die größte kyrillisch e Druckerei fü r Serben und Bulgaren von Božidar V u k o v ik , ei־

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nem F lü ch tlin g aus M ontenegro, gegründet. Um 1566 w ird sie Eigentum des Bulgaren Jakov K ra jko v. Die Ausgaben beginnen m it

Euchologion służebnik

und

Psalter

, 1519 und 1520 in Resava-Rechtschreibung. Jakov K ra jk o v fo lg t derselben thematischen Auswahl m it einem wesentlichen Unterschied — er fügt zwei Sammelbände, die auch V iten, belehrende Predigten und A pokryphen ent- halten, hinzu. In der Vertretung von solchen literarischen W erken in dem süd- slavischen Buchdruck im M itte la lte r zeigt sich schon die neue Ström ung fü r De- m okratisierung der m ittelalterlichen L ite ra tu r, die sehr bald die handschriftliche T ra d itio n der neubulgarischen Dam askini durchsetzen w ird und thematisch in den W erken der ersten neubulgarischen gedruckten Bücher von S o fro n ij, Joa- kim Kārčovski und K iril Pejčinovič eine Fortsetzung finden w ird.

Diese L ite ra tu r hat ihre soziale Basis in der Schicht der Mönche und der Geistlichen. Ihre Sprachform ist norm alisiert, und die Sprache hat eine einheitli- che, homogene S tru ktu r. A u fg ru n d dessen aber, daß sie m it verschiedenen Zen- tren und Lokalitäten verbunden ist, sind ihre Norm en, wenn auch ziem lich ein•

heitlich, nicht k o d ifiz ie rt. In orthographischer H insicht sind verschiedene Syste- me von Rechtschreibungsregeln vertreten. Die breiteste Verwendung als System m it Nasalbuchstaben hat die Tärnovo-Rechtschreibung, ohne Nasalbuchstaben

— die der Resava-Schule.

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