rhythmisierte sprachliche Erweiterung des Spiels, wenn auch nur durch ein
Rezitativ in Quinte, stärker zu äußern. Die ״ Pförtner“ in dem Spiel ״ Kö-
nig Pförtner“ singen nicht, haben aber vielleicht den Wunsch, ihre eigene
Stimme vor dem leisen Aussprechen der Parole, zu hören.
Die K in d e r erfinden auch heute noch neue Spiele. Sie benutzen dazu häufig tra d itio n e lle Form en und handelnde Personen.
M it V orliebe drängen sich die K in d e r in den H oro-T anz der Erwachse- nen, wenn die S ch ritte n ic h t allzu k o m p liz ie rt sind, und ergreifen die Hand der Tänzer am Reihenende, wenn man sie zuläßt. A m häufigsten b ild en sie, u n w e it des großen H oro-Tanzes, ihren eigenen, kleinen H o ro -T a nz und ah- men dabei die Erwachsenen nach. Sehr le ic h t lernen die K in d e r die V olks- lieder, besonders die Tanzlieder, die in ih re r Umgebung ve rb re ite t sind.
Meistens hat jedes K in d schon im frühesten A lte r diese Lieder von der G ro ß m u tte r gehört, die ih m die Z e it d a m it v e rtre ib t. Nach den verschiede- nen Spielen bilden drei, vier K in d e r sehr häufig einen K reis und tanzen nach einer H o ro -M elodie einen Reigen.
In den ersten, sowie in den späteren Jahren nach der Befreiung Bulga- riens von der Türkenherrschaft im Jahre 1878, in denen die Grundlagen des neuen Bildungs- und Erziehungswesens aufgebaut w urden, haben die Pioniere des Schulwesens Lehrpläne einiger m itte l- und westeuropäischer Länder herangezogen. Dadurch w urden in den Gesangsstunden der K inder- gärten und Grundschulklassen einige, wenn auch n ic h t gerade viele auslän- dische — russische, ukrainische, polnische, čechische, kroatische, deutsche, ungarische, italienische, französische, englische und andere — M elodien m it daran angepaßten bulgarischen T exten eingeführt.
U n te r diesen aus dem Ausland übernom m enen M elodien sind m ir fü n f in Bulgarien w e it verbreitete deutsche M elodien bekannt, deren Ursprung keiner mehr ahnt. Dazu gehört:
13.
Rin - ge, rin •ge ra • je Na$ pe־ tel ig- ra• je, Ćużd pe ־ tel go go - ni Da ja - dat bon - bo - ni
Ka * to ma• ca• ro ־ ni. Cui!
Der deutsche T e x t zu diesem Lied la u te t:
״ R inge, Ringe, Reihe, unser Hahn ta n zt Reigen,
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ein frem der Hahn v e rfo lg t ih n , w ollen Bonbons essen
sowie M akkaroni, H insetzen!“
Die K in d e r bilden einen Reigen, schreiten m it lebhaften S c h ritte n in der R ich tu n g gegen den Uhrzeiger. Beim W ort ״ Č u š!“ - ״ H in se tze n !“ las- sen sie einander los, machen einen L u ftsp ru n g und gehen in die H ocke.
Bekannt ist auch die M elodie des Liedes ״ W ir fahren nach Jerusalem “ . Danach w ird ein kurzer bulgarischer T e x t gesungen:
14.
ne Sa,
Manch
Vi ״ to • ti - vám na ex • kur * zi • ja na
״ Ich mache einen A u sflu g m it, Zum V itoša.
Ein Berg n ic h t w e it von S ofia, K om m m it m ir m it!“ *
Die K in d e r stellen sich im Kreis auf. Eines sp ie lt den A u sflügler und geht singend im K reis herum . Die anderen K in d e r schweigen. A m Ende der S trophe b le ib t der A usflügler vor einem K in d stehen, verbeugt sich und w echselt m it ih m den Platz. Das Spiel geht zu Ende, sobald jedes K in d den A usflügler gespielt hat.
Zum L ie d ״ Hänschen k le in geht a lle in “ singen die bulgarischen K in d e r einen T e x t des D ichters Asen R asvetnikov:
* Ich danke Michail Bukoreschliev fiir die m ir überlassenen Beispiele Nr. 14, IS, 17.
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16
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■■ 1 * 9 * —1 na • pred po - daj
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haj• de d i к га• v ir• tim trop • ni tij. ples • ni tij,
״ Liebe Schwester, spiel m it m ir, stre ck’ die A rm e vor zu m ir, k la tsch ’ die Hand, stam pfe auf, drehe d ich m it m ir darauf! “
Bekannt ist die M elodie des Liedes ״ M orgen ko m m t der Weihnachts- m ann zu dem folgender bulgarischer T e x t gehört:
17.
Ej rã ־ ć ić ־ ki, ej gi dve, te mi slu • łat naj do ״ bre r y ł — c = ___ fc___ fc___ __1___К__ L__ L_ ן— Jt___*__ ! ן
E z J J j — 1 * * é * [ ■J J j L _ |
ed - na - ta mi - e dni • ga ״ ta,
a
pik dve - te li • ce • to.ej r i - ćić ־ ki, ej gi dve, te mi slu - 2at naj do• bre
״ Das sind m eine Händchen zw ei, sind bei allem stets dabei:
eines w äscht das andre rein, waschen das Gesicht zu zw ein!
Das sind m eine Händchen zwei sind bei allem stets dabei.“
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Die M elodie des Liedes ״ M orgen k o m m t der W eihnachstm ann ist w om öglich n ic h t u n m itte lb a r dem deutschen Liederschatz e n tle h n t, son- dern v ie lle ic h t durch die am erikanischen K in d e rg ä rte n , die am erikanische Missionare in den osteuropäischen Ländern e rö ffn e t haben, nach Bulgarien gekom men. M it dieser M elodie le rn te n die K in d e r in den am erikanischen K indergärten das A lphabet. Dieses Lied kennen alle westeuropäischen Län- der, n ic h t zu le tzt auch durch die V a ria tio n e n vo n W. A . M ozart in C -D u r des Themas:
״ A h , je vous d ira i, m am an, Ce que fo n t les p e tits enfants.“
Manche der erwähnten deutschen K in d e rm e lo d ie n werden in den b u i- garischen Kindergärten hie und da noch im m er gesungen.
Zum Schluß m öchte ich noch d a ra u f hinw eisen, daß zum R epertoire der K in d e r- und Jugend -Volkskunstensem bles, der Tanzgruppen und k le i- neren K in d e r-V o lksku n stg ru p p e n , neben den V o lkslie d e rn und -tanzen, die Volkssingspiele für K in d e r einen bestim m ten Platz einnehm en. D er L e ite r des ersten K inder-V olkskunstensem bles beim P ionierpalast in S o fia , M ichail B ukoreschtliev, hat die den K in d e rn gew idm eten V o lkslie d e r und -tänze in seiner D issertation gründlich un te rsu ch t. In einem K a p ite l behan- d e lt er ausführlich die Volkssingspiele fü r K in d e r.
G estatten Sie m ir, Ihnen noch m itz u te ile n , daß die V o lksk u n s t u n d da- m it auch die Volkssingspiele für K in d e r eine gute S tellung im b re it gefä- cherten Programm der ästhetischen K indererziehung in Bulgarien einneh- men.
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