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Diese Invention der Kinder ist vielleicht ein Bedürfnis, die Tradition zu überwinden, etwas Neues in das Spiel einzuführen oder sich selbst durch

Im Dokument in Geschichte, Kultur und Kunst (Seite 96-103)

rhythmisierte sprachliche Erweiterung des Spiels, wenn auch nur durch ein

Rezitativ in Quinte, stärker zu äußern. Die ״ Pförtner“ in dem Spiel ״ Kö-

nig Pförtner“ singen nicht, haben aber vielleicht den Wunsch, ihre eigene

Stimme vor dem leisen Aussprechen der Parole, zu hören.

Die K in d e r erfinden auch heute noch neue Spiele. Sie benutzen dazu häufig tra d itio n e lle Form en und handelnde Personen.

M it V orliebe drängen sich die K in d e r in den H oro-T anz der Erwachse- nen, wenn die S ch ritte n ic h t allzu k o m p liz ie rt sind, und ergreifen die Hand der Tänzer am Reihenende, wenn man sie zuläßt. A m häufigsten b ild en sie, u n w e it des großen H oro-Tanzes, ihren eigenen, kleinen H o ro -T a nz und ah- men dabei die Erwachsenen nach. Sehr le ic h t lernen die K in d e r die V olks- lieder, besonders die Tanzlieder, die in ih re r Umgebung ve rb re ite t sind.

Meistens hat jedes K in d schon im frühesten A lte r diese Lieder von der G ro ß m u tte r gehört, die ih m die Z e it d a m it v e rtre ib t. Nach den verschiede- nen Spielen bilden drei, vier K in d e r sehr häufig einen K reis und tanzen nach einer H o ro -M elodie einen Reigen.

In den ersten, sowie in den späteren Jahren nach der Befreiung Bulga- riens von der Türkenherrschaft im Jahre 1878, in denen die Grundlagen des neuen Bildungs- und Erziehungswesens aufgebaut w urden, haben die Pioniere des Schulwesens Lehrpläne einiger m itte l- und westeuropäischer Länder herangezogen. Dadurch w urden in den Gesangsstunden der K inder- gärten und Grundschulklassen einige, wenn auch n ic h t gerade viele auslän- dische — russische, ukrainische, polnische, čechische, kroatische, deutsche, ungarische, italienische, französische, englische und andere — M elodien m it daran angepaßten bulgarischen T exten eingeführt.

U n te r diesen aus dem Ausland übernom m enen M elodien sind m ir fü n f in Bulgarien w e it verbreitete deutsche M elodien bekannt, deren Ursprung keiner mehr ahnt. Dazu gehört:

13.

Rin - ge, rin •ge ra • je Na$ pe־ tel ig- ra• je, Ćużd pe ־ tel go go - ni Da ja - dat bon - bo - ni

Ka * to ma• ca• ro ־ ni. Cui!

Der deutsche T e x t zu diesem Lied la u te t:

״ R inge, Ringe, Reihe, unser Hahn ta n zt Reigen,

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ein frem der Hahn v e rfo lg t ih n , w ollen Bonbons essen

sowie M akkaroni, H insetzen!“

Die K in d e r bilden einen Reigen, schreiten m it lebhaften S c h ritte n in der R ich tu n g gegen den Uhrzeiger. Beim W ort ״ Č u š!“ - ״ H in se tze n !“ las- sen sie einander los, machen einen L u ftsp ru n g und gehen in die H ocke.

Bekannt ist auch die M elodie des Liedes ״ W ir fahren nach Jerusalem “ . Danach w ird ein kurzer bulgarischer T e x t gesungen:

14.

ne Sa,

Manch

Vi ״ to • ti - vám na ex • kur * zi • ja na

״ Ich mache einen A u sflu g m it, Zum V itoša.

Ein Berg n ic h t w e it von S ofia, K om m m it m ir m it!“ *

Die K in d e r stellen sich im Kreis auf. Eines sp ie lt den A u sflügler und geht singend im K reis herum . Die anderen K in d e r schweigen. A m Ende der S trophe b le ib t der A usflügler vor einem K in d stehen, verbeugt sich und w echselt m it ih m den Platz. Das Spiel geht zu Ende, sobald jedes K in d den A usflügler gespielt hat.

Zum L ie d ״ Hänschen k le in geht a lle in “ singen die bulgarischen K in d e r einen T e x t des D ichters Asen R asvetnikov:

* Ich danke Michail Bukoreschliev fiir die m ir überlassenen Beispiele Nr. 14, IS, 17.

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haj• de d i к га• v ir• tim trop • ni tij. ples • ni tij,

״ Liebe Schwester, spiel m it m ir, stre ck’ die A rm e vor zu m ir, k la tsch ’ die Hand, stam pfe auf, drehe d ich m it m ir darauf! “

Bekannt ist die M elodie des Liedes ״ M orgen ko m m t der Weihnachts- m ann zu dem folgender bulgarischer T e x t gehört:

17.

Ej rã ־ ć ić ־ ki, ej gi dve, te mi slu • łat naj do ״ bre r y ł — c = ___ fc___ fc___ __1___К__ L__ L_ ן— Jt___*__ ! ן

E z J J j — 1 * * é * [ ■J J j L _ |

ed - na - ta mi - e dni • ga ״ ta,

a

pik dve - te li • ce • to.

ej r i - ćić ־ ki, ej gi dve, te mi slu - 2at naj do• bre

״ Das sind m eine Händchen zw ei, sind bei allem stets dabei:

eines w äscht das andre rein, waschen das Gesicht zu zw ein!

Das sind m eine Händchen zwei sind bei allem stets dabei.“

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Die M elodie des Liedes ״ M orgen k o m m t der W eihnachstm ann ist w om öglich n ic h t u n m itte lb a r dem deutschen Liederschatz e n tle h n t, son- dern v ie lle ic h t durch die am erikanischen K in d e rg ä rte n , die am erikanische Missionare in den osteuropäischen Ländern e rö ffn e t haben, nach Bulgarien gekom men. M it dieser M elodie le rn te n die K in d e r in den am erikanischen K indergärten das A lphabet. Dieses Lied kennen alle westeuropäischen Län- der, n ic h t zu le tzt auch durch die V a ria tio n e n vo n W. A . M ozart in C -D u r des Themas:

״ A h , je vous d ira i, m am an, Ce que fo n t les p e tits enfants.“

Manche der erwähnten deutschen K in d e rm e lo d ie n werden in den b u i- garischen Kindergärten hie und da noch im m er gesungen.

Zum Schluß m öchte ich noch d a ra u f hinw eisen, daß zum R epertoire der K in d e r- und Jugend -Volkskunstensem bles, der Tanzgruppen und k le i- neren K in d e r-V o lksku n stg ru p p e n , neben den V o lkslie d e rn und -tanzen, die Volkssingspiele für K in d e r einen bestim m ten Platz einnehm en. D er L e ite r des ersten K inder-V olkskunstensem bles beim P ionierpalast in S o fia , M ichail B ukoreschtliev, hat die den K in d e rn gew idm eten V o lkslie d e r und -tänze in seiner D issertation gründlich un te rsu ch t. In einem K a p ite l behan- d e lt er ausführlich die Volkssingspiele fü r K in d e r.

G estatten Sie m ir, Ihnen noch m itz u te ile n , daß die V o lksk u n s t u n d da- m it auch die Volkssingspiele für K in d e r eine gute S tellung im b re it gefä- cherten Programm der ästhetischen K indererziehung in Bulgarien einneh- men.

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