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Sachliteratur 1. Religiöse Sachliteratur

Im Dokument in Geschichte, Kultur und Kunst (Seite 179-182)

Alte Zarenchroniken und das Neue Testament, Syntipas ״ Exempel, Geschichten über unsere Zaren

11. Sachliteratur 1. Religiöse Sachliteratur

Religiöse Traktate und Erbauungsliteratur: P210, P240, P259, St8235, St8260f.

Literatur über heilige Stätten: P131, P251, S17479.

Gebetbücher: P634, P944.

Heiligenviten: P21, P128, P244f.

2. W eltliche Sachliteratur

Belehrende, erzieherische, aufklärerische Literatur: P47, P72, P140, PI 109, St8277.

Gute Ratschläge. Weisheiten, Sprüche, Sprichwörter: P I314, St4478.

Zeitgeschichtliche u. politische Pamphlete u. Traktate: P914.

Historische Literatur: P327, P913.

Lokalgeschichte und Ortsbeschreibungen: P797, PI 131, St594.

Länderkunde und Reisedarstellungen: P I407, P I491.

Biographien: P I267.

Kalender und Almanache: P324, P1286, St8225, St8320.

Aberglauben, Traumdeutung, Wahrsagerei: P105, P303, P454, P1142.

Volksmedizin, Hausmedizin: St 1337, St6652, St7180.

Kochbücher, Haushaltsbücher: PI 150, P I500.

Briefmusterbücher: P254, P325, PI 139.

Unterhaltung und Gesellschaftsspiele: PI 11, P558.

Die Übereinstimmung im Repertoire der populären G attungen vor und nach 1878 ist nahezu vollständig. Unterschiede bestehen lediglich bei den Fabeln, die nach 1878 nicht mehr zur P opularliteratur zu gehören scheinen, und bei den Sensations־ und Schauerromanen, die erst später Bedeutung erlangen. A u f die quantitative Verteilung der Gattungen kann hier nicht eingegangen werden, da diese Frage einer eigenen umfangreichen Untersuchung bedarf. Es kann jedoch als sicher gelten, daß sich in der W ichtigkeit der einzelnen Gattungen vor und nach der Befreiung wesentliche Verschiebungen ergeben haben; lediglich fü r die

M ärchenbüchlein und die Liederbüchlein liegen hierzu erste Ergebnisse vor (R oth 1983: 268f; 1982a: 2470•

IV

Die bulgarische P o pularlite ratur hat ihre W urzeln fre ilich nicht erst im frü - hen 19. Jahrhundert. Viele ihrer S toffe und ihrer Gattungen waren vielmehr be- reits mehrere Jahrhunderte in der T ra d itio n gewesen, wenn auch während der türkischen H errschaft — in bulgarischer Sprache — in hundertfach angefertig- ten A bschriften und in m ündlicher Form oder aber als D ruck in griechischer Sprache. Einen wesentlichen T eil dieser frühen P opularliteratur bildete die apo- kryphe L ite ra tu r m it ihren alt- und neutestamentlichen Legenden, ihren Gebe- ten, H eiligenviten, Gedichten, Wahrsagebüchern und Rätseln (Petkanova 1979:

83f; 1981: 100, die Volksbücher in griechischer Sprache (M a tl 1961 ; Aleksieva 1974) sowie die Dam askini, kirchliche Belehrungen und lehrhafte Predigten (Petkanova 1965; Vakarelski 1973). Es ist bezeichnend, daß das erste gedruckte neubulgarische Buch, das ,K iria ko d ro m io n ‘ oder ,N edelnik‘ des Bischofs So- fro n ij Vračanski aus dem Jahre 1806 (R oth 1982: 196f) zu einem beachtlichen T e il diese letztere G attung enthält. M it der Tradierung der m ittelalterlichen apo- kryphen L ite ra tu r und antiker W anderstoffe bis in die Zeit nach dem 1. W elt- krieg setzt die bulgarische P opularliteratur Traditionen fo rt, die in M itteleuropa bereits ein bis zwei Jahrhunderte früher ausgeklungen waren (Petkanova 1981:

10) und zeigt dam it eine beachtliche Traditionsrelevanz. Erst nach dem 1. W elt- krieg vollzieht sich in der P opularliteratur ein — dann allerdings rascher — W andlungsprozeß, in dessen V erlauf die einstige V ie lfa lt der Gattungen und ih- rer Funktionen verdrängt w ird durch überwiegend aus westlichen Sprachen übersetzte T riv ia llite ra tu r, die dann im wesentlichen nur noch eine U nterhal- tungsfunktion hat.

Ü ber die Rezeption der populären Lesestoffe liegen bisher keine systemati- sehen Untersuchungen vor. Aus zeitgenössischen Berichten wie den oben ange- führte n, aus bissig-kritischen Stimmen wohlmeinender Zeitgenossen (vgl.

Bläskov 1892: 12), aus Beobachtungen von Forschern (vgl. Gesemann 1933:

493; Raškova 1981: 29) sowie aus den Äußerungen von Jahrmarktsängern (vgl.

R oth 1984) geht jedoch unzweideutig hervor, daß die Massenlesestoffe einen tie- fen und nachhaltigen E in flu ß a u f die Im agination und a u f das W eltverständnis der großen M ehrheit der Bevölkerung hatten. Enger als in M itte l- und W est- europa waren die Verbindungen und Wechselbeziehungen zwischen P opularlite- ra tu r und m ündlicher V o lksliteratu r: S toffe der V olkstradition wie M ärchen,

179 Schwänke und Lieder wurden und werden bis in die Gegenwart (vgl. Roth

1982a: 250— 2SS; 1984) in die P opularliteratur übernommen und Inhalte der P o p u la rlite ra tu r gelangen in großer Zahl in die m ündliche Ü berlieferung (vgl.

S tojkova 1976: 3— 16; Raškova 1981: 29; Roth 1983: 2840•

Die Bedeutung der P opularliteratur ist daher fü r Bulgarien — wenn auch in den einzelnen Epochen in jeweils anderer Weise — außerordentlich hoch. W ar sie während der Blütezeit des osmanischen Reiches in Form von H andschriften vo r allem ein H o rt der bedrohten K u ltu r des bulgarischen Volkes, so wurde sie in der Epoche der nationalen W iedergeburt zum Instrum ent der V olksbildung und Alphabetisierung und zum Wegbereiter der H o ch lite ra tu r. Ihre B lüte erleb- te sie nach der Befreiung des Landes und w irkte besonders durch die belehren- den Sachbücher hin auf die Anpassung der einer patriarchalischen dörflichen W elt verhafteten Bevölkerung an die Standards der westlichen Z iv ilis a tio n und der modernen Industriegesellschaft, während sie gleichzeitig an vertrauten tra d i- tioneilen Formen festhielt. Nach dem 1. W eltkrieg war dieser sozio-kulturelle W andlungsprozeß bereits weit fortgeschritten und die P o p u la rlite ra tu r glich sich dementsprechend jener der entwickelten europäischen Industriegesellschaf- ten zunehmend an.

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Anm erkungen

1 Vgl. zur frühneuzeitlichen Popularliteratur u.a. Brednich, R.•W.: Die Liedpublizi- stik des 15.— 17. Jahrhunderts. Baden-Baden 1974/75; Burke, P.: Popular Culture

3 Populare Lesestoffe erfüllten im 16.— 19. Jahrhundert eine ganze Reihe verschiede- ner Funktionen (wie Unterhaltung, Belehrung, Information, Indoktrination, sowie mehrere soziale und psychische Funktionen).

4 Die Aufstellung ist entnommen aus Roth, K.: ,,Chapbook“ . ln: Enzyklopädie des Märchens. Berlin 1979, Bd. 2: 1235.

5 Pogorelov (1923) verzeichnet 1646, Stojanov (1957) 1871 bibliographische Einheiten (ohne Periodika).

6 Von volkskundlicher Seite liegen folgende Arbeiten vor: Dinekov, P.: Bälgarski fo lklo r. Sofia 1972: 207—212; Dinekov 1976: 3— 12; ders.: Literatura i kultura. So- fia 1982: 183— 194; Holevič 1977: 217—222.

7 Die Nationalbibliographie ,Bälgarski knigi 1878— 1944. Bibliografski ukazatel‘

(Sofia 1978ff) ist bisher nur bis Band V (Buchstabe T) erschienen.

8 Angaben zur Auflagenhöhe finden sich, offenbar aufgrund geänderter gesetzlicher Vorschriften, in den Büchern erst nach 1920.

9 Aus gelegentlichen Angaben in den Büchern und aus Hinweisen in der Literatur (z.B.

P.R. Slavejkov: Pisma. In: Sbornik za narodni umotvorenija XX (1904) II: 44f, 160) ergibt sich, daß die Auflagenhöhe zumeist zwischen 1.000 und 10.000 Exemplaren lag.

10 Z ur Übersetzung und ,Bulgarisierung* von Romanen und Volksbüchern s. Minčev, St.: 1z istorijata na bälgarskija roman. Pobälgarjavane na čuždi proizvedenija. In:

Sbornik za narodni umotvorenija X X V I (1912) I: 1—88, und Aleksieva 1974.

11 In der Nationalbibliothek ,K iril i Metodi* wurden von uns insgesamt über 200 Büch- lein bearbeitet. Der früheren Direktorin, Frau Kalajdžieva, und dem neuen Direktor, Herrn P. Karaangov, sowie dem Personal der Bibliothek möchten w ir fü r die erwie- sene Unterstützung aufrichtig danken.

12 Für seine kritische Durchsicht unseres Klassifikationsvorschlages und seine wertvol- len Anregungen möchten wir Prof. Petär Dinekov sehr herzlich danken.

13 Die zitierten Titel sind der Nationalbibliographie (abgekürzt ,BK1) entnommen, auf die sich auch die angegebenen Nummern beziehen.

14 Zum Stand der Alphabetisierung s. Iširkov, A .: Gramotnostta na naselenieio v knjažestvo Bälgarija. In: Bälgarski pregled 7 (1895), 103— 108, sowie ders. (A.

Ischirkoff): Bulgarien. Land und Leute, Bd. 2. Leipzig 1917, S. 30.

15 Zur Lage des Buchdrucks in bulgarischer Sprache vor 1878 vgl. Načov, N.:

Novobälgarskata kniga i pečatnoto delo u nas ot 1806 do 1877 g. ln : Sbornik na

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