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SINN IN DER ARBEIT

Im Dokument Erfolgsfaktor Positive Psychologie (Seite 58-61)

Der Sinn ist der Schrittmacher des Seins.

– Viktor E. Frankl

Der Sinn ist in den letzten Jahren immer stärker in unseren Unternehmen angekommen.

Wurde er zu Beginn teilweise negativ abgestempelt, so wissen wir heute, dass Sinn erleben für das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen und den Erfolg des Unternehmens eine große Bedeutung hat. Menschen, die einer Berufung (Calling) nachgehen, identifizieren sich stärker mit ihrer Aufgabe und dem Unternehmen insgesamt und haben statistisch gesehen ein Drittel weniger Krankenstandstage.

Sinn kann definiert werden als Bedeutung oder Bewertung, die wir bei einer Tätigkeit oder einem Geschehen erleben oder einem Geschehen/einer Tätigkeit geben. Mit dabei ist immer ein positives Gefühl. Wir können Sinn in kleinen Dingen erfahren, können jedoch auch unseren Lebenssinn verfolgen. Sinnerfahrungen sind individuell. Komplexe Situationen, die Menschen nicht verstehen, werden jedoch nicht als sinnstiftend wahrgenommen.

Zu Beginn möchten wir noch zwei Begrifflichkeiten klären, die ähnlich sind und häufig verwechselt werden. Sinn (engl.: meaning) und Zweck (engl.: purpose). Der Sinn beschreibt die Bedeutung, der Zweck beschreibt den Nutzen. Dazu zwei Beispiele: ein Unternehmen, dass in erster Linie den Kundennutzen fokussiert und den Gewinn als Folge mitnimmt, handelt sinnorientiert. Ein anderes Unternehmen, das auf Gewinn ausgerichtet ist und den Kunden als Mittel zum Zweck sieht, handelt zweckorientiert. Eine Führungskraft, die ihre Aufgabe darin sieht, andere Menschen zu entwickeln und am Weg zum Erfolg zu begleiten, handelt sinnorientiert. Eine andere Führungskraft, die nur ihr eigenes Weiterkommen verfolgt, handelt zweckorientiert.

In unserer Arbeit begegnen wir regelmäßig Menschen, die einfach einen Job machen. Lernen wir diese Menschen näher kennen, entdecken wir sehr oft einen Helden des Alltags. Viele Beispiele sind bereits erzählt. Die meisten Menschen wünschen sich tatsächlich mehr als nur den Lebensunterhalt zu verdienen. Das Sinnerleben ist in jedem Beruf möglich, wenn die Perspektive stimmt und MitarbeiterInnen der Tätigkeit den richtigen Wert beimessen. Um den Job in Richtung einer Berufung weiterzuentwickeln ist es wichtig, immer wieder die Frage zu stellen, für wen mein Handeln eine Bedeutung hat und wie es sich in das große Ganze einfügt. Die Basis dafür ist Interesse, daraus erwächst Begeisterung und es mündet in einer Berufung. Dieses Prinzip hast du schon beim Cognitive Crafting kennengelernt.

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE sInn In Der arbeIt

Die Gefahr der „Sinnlosigkeit“ ist gerade bei scheinbar bedeutsamen Berufen gegeben.

So sind beispielsweise Ärzte gefährdet, den Sinn aus den Augen zu verlieren, die eine vermeintlich richtige Behandlungsstrategie aus Kostengründen nicht durchführen können oder zu wenig Zeit für die PatientInnen haben. Auch Rechtsanwälte, die Rechtsbrecher vor Gericht verteidigen und sie vor möglichen Konsequenzen schützen, sind potenziell gefährdet, wie Untersuchungen belegen.

Sinnerleben im Arbeitskontext ist oftmals verknüpft mit einem Attribut, wie Cameron beschreibt:

• Die Tätigkeit leistet einen positiven Beitrag für andere Menschen

• Die Tätigkeit ist verknüpft mit persönlichen Werten oder mit einer gesellschaftlichen Tugend

• Die Tätigkeit stiftet einen langfristigen Nutzen

• Die Tätigkeit stiftet ein Gemeinschaftsgefühl oder zahlt in Beziehungen ein

Was passiert, wenn Menschen im Unternehmen sinnorientiert handeln, zeigt dieses Beispiel: Adam Grant begleitete im Rahmen seiner Forschung SpendensammlerInnen, die UniversitätsabsolventInnen um Unterstützung baten. Eine Hälfte der SpendensammlerInnen hatte Kontakt mit jenen Menschen, die in der Vergangenheit von dieser Unterstützung profitierten. Die SammlerInnen, die Kontakt mit den unterstützten Personen hatten, waren produktiver und generierten 1 ½ Mal so viele Spendengelder wie die Vergleichsgruppe.

Wie soll es gelingen, sein eigenes (höheres) Ziel zu verfolgen und gleichzeitig das Wohl anderer Menschen im Auge zu behalten? Viele Menschen vermuten, dass Eigennutz und Orientierung am Gemeinwohl sich gegenseitig ausschließen. Das stimmt nicht. Grant fand in seiner Forschungsarbeit heraus, dass Führungskräfte als auch MitarbeiterInnen, die sowohl das Eigeninteresse als auch das Gemeinwohl verfolgten, am Ende immer besser dastanden, als jene Personen, die ausschließlich aus egoistischen Gründen handelten.

Es ist für dich als Führungskraft wichtig anzuerkennen, dass das Vermitteln von Sinn noch lange nicht bedeutet, dass jeder Mitarbeitende auch seinen persönlichen Sinn erkennt.

7.1 FÜHRUNGSPRAXIS: SINN IN DER ARBEIT ERLEBEN UND VERSTÄRKEN

Sinn- und Zweckorientierung ist eine Möglichkeit, deine Mitarbeitenden stärker an das Unternehmen zu binden, die Produktivität zu steigern und das Unternehmen weiter zu entwickeln. Damit das gelingt, bist du als Führungskraft gefragt. Du hast dabei schon viele Wege kennengelernt, die Sinnerleben direkt oder indirekt ermöglichen – an dieser Stelle noch einige weitere Rezepte:

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE sInn In Der arbeIt

• Den Menschen Autonomie und Verantwortung für die eigene Tätigkeit übergeben.

Das erleichtert selbst in komplexen Situationen die Verstehbarkeit.

• Die Mitarbeitenden mit Menschen in Kontakt bringen, für die ihre Handlung Relevanz hat.

• Nachhaltiges Handeln fördern. Das Unternehmen Patagonia wirbt in den USA damit, dass es beschädigte Produkte kostenlos repariert. Nebenbei fordert es auf, nur das zu kaufen, was man wirklich benötigt.

Don’t buy this jacket, so der Slogan.

• Ressourcenschonende Materialien nutzen, selbst wenn diese vom Kunden nicht gefordert werden.

Wir schätzen die Menschen, die unsere Rohstoffe herstellen. Daher kaufen wir ausschließlich biologisch hergestellte Baumwolle, so das Versprechen eines großen US-Modeunternehmens.

• Als Unternehmen einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Beispielsweise unterstützen wir bei HIKINGDAYS zwei Patenkinder in Asien. Andere Unternehmen kaufen Fair-Trade-Produkte für die Kantine oder leisten wohltätige Arbeit. Der Schuhhersteller TOMS hat das Prinzip „one-for-one“ verankert. Für jedes verkauftes Paar Schuhe erhält ein bedürftiges Kind ein Paar Schuhe geschenkt.

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE DeIn weg, DeIne umsetZung

Im Dokument Erfolgsfaktor Positive Psychologie (Seite 58-61)