• Keine Ergebnisse gefunden

FÜHRUNGSPRAXIS: POSITIVE GEFÜHLE NUTZEN

Im Dokument Erfolgsfaktor Positive Psychologie (Seite 28-33)

4 MIT POSITIVEN GEFÜHLEN BEWEGEN

4.1 FÜHRUNGSPRAXIS: POSITIVE GEFÜHLE NUTZEN

Was für Individuen gilt, hat natürlich Auswirkungen für Teams! Stelle dir dein Team vor, dass gemeinsam eine Aufwärtsspirale erlebt! Um positive Gefühle zu erkennen braucht es eine entsprechende Wahrnehmung. Das Zulassen braucht Übung. Sie zu verstärken braucht Führung.

Du hast bereits einige Wege kennengelernt, wie du positive Gefühle verstärken kannst: Egal ob es um das „Was war gut“ in Besprechungen geht oder das Ausdrücken von ehrlichem Interesse durch ACR. Wir wollen nun weitere Möglichkeiten beschreiben. Wann immer passend, ergänzen wir die positiven Gefühle um relevante Hintergründe, damit du sie besser in den Unternehmenskontext einordnen kannst.

Bruch und Böhm beschreiben, dass eine hohe produktive Energie im Unternehmen durch die Faktoren Stolz und Perspektive (Hoffnung, Ziele, Anm. der Autoren) erzeugt wird. Im Zustand produktiver Energie arbeiten Unternehmen hochgradig effektiv. Sie bewältigen Herausforderungen zügig, sind außerordentlich innovativ und in hohem Maße erfolgreich.

Ist das Anreiz genug, positive Gefühle zu kultivieren?

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE mIt posItIVen gefühlen bewegen

4.1.1 DANKBARKEIT

Nach Lyubomirsky ist die Dankbarkeit der Königsweg zum Glück. Untersuchungen zeigen, dass dankbare Menschen glücklicher sind, mehr Energie haben und optimistischer sind.

Kurz gesagt: Dankbarkeit fördert die geistige und körperliche Gesundheit, unterstützt das moralische Handeln und unterbindet Neidphänomene. Verschiedene Studien zum Thema Arbeitszufriedenheit zeigen, dass Anerkennung und Wertschätzung bedeutender sind als der Faktor Geld. Wie kannst du Wertschätzung und Dankbarkeit erhöhen?

In der Praxis unterscheiden wir zwischen Lob und Anerkennung. Das Lob steht im Zusammenhang mit einer gerade erbrachten Leistung – diese konkrete Leistung wird wertgeschätzt. Beispielsweise ein gewonnener Auftrag oder die erfolgreiche Bearbeitung einer Kundenreklamation. Zeitnah angesprochen sorgt ein „Danke“ für ein positives Gefühl und stärkt eure Bindung.

Anerkennung betrachten wir als eine umfassende Wertschätzung der Person auf sämtlichen Ebenen, menschlich wie fachlich. Dieses „Danke“ ist eine besondere Form der Wertschätzung.

Drückst du Dankbarkeit und Wertschätzung aus, so ist es wichtig, dass es immer mit der jeweiligen Person zu tun hat. Vermeide (Leistungs-)Vergleiche mit anderen MitarbeiterInnen.

Um Anerkennung (und damit Dankbarkeit) im Unternehmen zu institutionalisieren, eignen sich besonders zu Beginn so genannte Danke-Karten. Diese Karten kannst du im Corporate Design drucken. Nutze sie bei MitarbeiterInnen-Gesprächen, bei bedeutenden Ereignissen, Entwicklungsschritten oder Erfolgen. Schreibe auf die Karte wofür du dieser Person dankbar bist. Wichtig: lege so viel echte Gefühle als möglich in deine Worte. Schaffe dir einen geeigneten Rahmen, um sie zu übergeben und lies die Zeilen vor! Das hat Kraft.

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE mIt posItIVen gefühlen bewegen

Dieses „Danke“ ist eine persönliche, aufrichtige Wertschätzung aus echter Überzeugung.

Bitte betrachte dies als bleibende Würdigung deiner Person.

Begründung:

info@hikingdays.com hikingdays.com

Datum / Unterschrift

DANKE

Abbildung 2 Beispielhafte Danke-Karte

Auch das vermeintlich kleine Danke ist wichtig – dazu ein Beispiel: hörst du als AbteilungsleiterIn von einer Teamleitung über die tolle Leistung eines Mitarbeitenden, dann schreibe eine Karte, gehe mit der Teamleitung zu dieser Person und drücke Wertschätzung aus. Keine Sorge vor den Folgen. Ich persönlich kenne kein Praxisbeispiel, wo das Ausdrücken von Wertschätzung und Dankbarkeit zu hohen Gehaltsforderungen oder Trägheit geführt hat.

Ganz im Gegenteil: in unserer Praxis treffen wir regelmäßig Menschen, die besser bezahlte Stellen ablehnen, weil sie „ihr Zuhause“ nicht verlassen wollen.

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE mIt posItIVen gefühlen bewegen

Noch ein Praxistipp für Danke-Karten: nutze diese sorgfältig und verteile sie nicht für jedes x-beliebige Ereignis. Denn damit bleibt sie es etwas Besonderes und nutzt sich nicht ab.

Du kannst dir außerdem ein morgendliches Ritual aneignen, mit dem du Wertschätzung an Personen ausdrücken kannst, denen du nicht persönlich begegnest, wie Kunden, KollegInnen anderer Niederlassungen oder Lieferanten. Starte jeden Arbeitstag mit einer Nachricht an eine Person, mit der du am gestrigen Arbeitstag zu tun hattest. Bedanke dich für ein gutes Telefonat oder ein produktives Meeting. Wofür auch immer du dankbar bist, drücke es aus.

Jurgen Appelo empfiehlt Belohnungen (Danke-Karten, Wertschätzung,…) regelmäßig auszudrücken. Jeder Tag bietet Gelegenheiten. Um Potenziale freizusetzen und Entwicklung zu fördern ist es wichtig, dass in erster Linie Verhalten und Entwicklungen, weniger die Ergebnisse belohnt werden. Das fördert auch die Kooperation im Team. Belohne und wertschätze öffentlich, damit alle Personen verstehen, was belohnt wird und warum.

4.1.2 STOLZ

Stolz spornt uns in unserer Weiterentwicklung an und sorgt für ein beharrliches Agieren, wie Untersuchungen zeigen. Stolz entsteht in Verbindung mit einer erbrachten Leistung, wenn wir erkennen, dass wir etwas zum großen Ganzen beigetragen haben. Er entsteht auch, wenn uns eine Person Dankbarkeit und Wertschätzung ausdrückt. Symbolische Akte sind weitere Möglichkeiten um Stolz im Unternehmen zu erzeugen. Beispielsweise, wenn dein Unternehmen einen sozialen Beitrag leistet, eine Charity organisiert oder Sponsoring betreibt. Dieses „auf das Unternehmen stolz sein“ ist wichtig um die Identifikation mit dem Arbeitgeber zu fördern. Dabei hilft auch die Betonung der Werte Offenheit, Transparenz, Dialogfähigkeit und Respekt, wie Bruch und Böhm beschreiben.

4.1.3 INTERESSE, NEUGIERDE

Neugierde ist ein Urtrieb des Menschen und wichtig für Kreativität und Entwicklungsfähigkeit.

Es ist für Unternehmen von zentraler Bedeutung, dass das Ausleben von Interesse ermöglicht wird, denn es ist die unbedingte Voraussetzung um Begeisterung über einen längeren Zeitraum zu erhalten.

Interesse und Neugierde zu verstärken liegt zwar in der Selbstverantwortung jeder einzelnen Person, doch die Rahmenbedingung dafür müssen durch die Führungskraft geschaffen werden. Durch das Interesse an der Tätigkeit oder an Entwicklung(en) werden deine MitarbeiterInnen angeregt, ihre ganz persönlichen Fähigkeiten zu erweitern. Wie das geht beleuchten wir im Rahmen der Stärken.

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE mIt posItIVen gefühlen bewegen

4.1.4 EHRFURCHT, ERGRIFFENHEIT

Dieses Gefühl ist eng mit der Inspiration verwandt und verbindet uns mit dem großen Ganzen. Es tritt immer dann auf, wenn wir von etwas überwältigt werden, bspw. wenn wir einen Sonnenaufgang am Berggipfel beobachten oder die Urgewalten des Meeres spüren. Wo erleben wir sie im Unternehmen? Immer dann, wenn wir Zeuge einer außergewöhnlichen Leistung oder der Entwicklung eines Mitarbeitenden sind.

Viele Unternehmen verdeutlichen, wie das eigene Produkt oder das eigene Handeln das Leben von Menschen verändert. Gesundheitsunternehmen laden PatientInnen ein, um den Nutzen den MitarbeiterInnen begreifbar zu machen. Produktionsunternehmen gehen mit ihren MitarbeiterInnen dorthin, wo das Produkt seinen Nutzen entfaltet. Doch nicht immer ist der Blick nach Außen notwendig. Oft haben die eigenen MitarbeiterInnen eine Geschichte zu erzählen. Uns persönlich hat die Geschichte von einem Workshop-Teilnehmer berührt, der davon berichtet hat, wie das von seinem Arbeitgeber hergestellte Präparat seinen Zwillingen nach dem Kaiserschnitt im OP-Saal verabreicht wurde. Die Erzählung sorgte für einen magischen Moment.

4.1.5 VERGNÜGEN

Achtung, Gelächter ist ansteckend und sorgt für Energie und eine Verbindung zwischen Menschen. Vergnügen erzeugt Leichtigkeit und reduziert Belastung. Sie kommt auf, wenn die beteiligten Personen das Gefühl der Sicherheit haben. Und es ist deine Aufgabe und Verantwortung als Führungskraft, dieses Gefühl zu erzeugen. Das geht „nur“ durch ein authentisches Vorleben – denke daran, du bist der Leuchtturm. Auch hier gilt: Keine Angst vor den Folgen.

4.1.6 HOFFNUNG

Hoffnung wächst besonders in unsicheren Situationen, wenn auch Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aufkommen könnten. Hoffnung drückt im Kern die Überzeugung aus, dass die Dinge sich ändern können, egal wie widrig die Umstände sind, und dass wir diese Veränderung selbst in der Hand haben. Die jüngere Forschung der prospektiven Psychologie stellt fest, dass wir Menschen das Gefühl der Hilflosigkeit, also das vermeintliche Wissen eine Situation nicht ändern zu können, verdrängen können, wenn wir Hoffnung schöpfen.

Die Hoffnung hat daher mit einem positiven Bild der Zukunft zu tun, so postulierte Seligman am Kongress der Positiven Psychologie 2016 in Wien. Und deine Verantwortung als Führungskraft ist für diese gemeinsame Vision zu sorgen. Beim Thema Stärken und

EIN PRAXISLEITFADEN FÜR

ZUKUNFTSORIENTIERTE FÜHRUNGSKRÄFTE mIt posItIVen gefühlen bewegen

Im Dokument Erfolgsfaktor Positive Psychologie (Seite 28-33)