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Im Dokument Dynamische elektronische Bücher (Seite 94-97)

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tions- und Erschließungsmöglichkeiten für die Buchinhalte und die Interaktion mit den im Buch enthaltenen Komponenten können zwar ebenfalls als Informationsdienste verstan-den werverstan-den, wenn z. B. eine Buchseite als HTML- oder XML-Datei über das HTTP-Protokoll als Internetdienst abgerufen werden kann, von Dienste-Integration soll aber nur dann gesprochen werden, wenn ein Dienst nicht ursprünglicher Funktionsbestandteil des elektronischen Buchs ist. Das Dienstekonzept soll einerseits die Einbindung prinzipiell beliebiger Informationsdienste ermöglichen, ohne dies andererseits zur alleinigen Aufga-be von Autoren und Produzenten zu machen – je nach Nutzungskontext sollen für das elektronische Buch unterschiedliche Dienste zur Verfügung gestellt werden können.

Diese Vorgehensweise stellt die Interaktion mit dem elektronischen Buch und die sich daraus ergebende Lesesituation in den Mittelpunkt: Das Ziel ist es dabei, für jede Lesesi-tuation sinnvolle, über das Buch hinausgehende Dienstleistungen unmittelbar aus der Benutzerschnittstelle des Buches heraus anbieten zu können, ohne dass der Benutzer zu einem Systemwechsel gezwungen wird: Prinzipiell stehen dem Benutzer über das World Wide Web und andere internetbasierte Kommunikationskanäle beliebige Dienstleistungen zur Verfügung; die Integration ausgewählter Dienste in das elektronische Buch optimiert den unmittelbaren Nutzungskontext.

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Anhand einiger konkreter Beispiele sollen die durch Dienste-Integration erweiterten Nut-zungsmöglichkeiten elektronischer Bücher illustriert und typisiert werden. Die Kategori-sierung der Dienstetypen erfolgt nach einer Unterscheidung der Dienstefunktionen und auf der Basis der oben eingeführten Prämissen. Zusätzlich ist als technische Vorausset-zung die Realisierbarkeit der Dienste im World Wide Web bzw. mit Kommunikations-protokollen auf Internetbasis ein Kriterium, das die Einführung von Dienten im Kontext einer allgemeinen Architektur elektronischer Bücher (vgl. unten Kap. 4.5) und unter Ver-zicht auf proprietäre Softwarelösungen bzw. die einzelfallorientierte Realisierung von Diensten auf der Nutzerseite (Buchbetrachter) vorsieht. Nachfolgend sollen einige we-sentliche Funktionen von Diensten zur Dienstetypisierung herangezogen werden:

• Dienste für die gezielte Informationsanreicherung,

• Dienste zur Informationserschließung,

• Weiterverarbeitungsdienste,

• Dienste zur Individualisierung des elektronischen Buchs und

• Kommunikationsdienste, vor allem für die Nutzung in einem gruppenbezogenen Kontext.

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Hierzu gehören Dienste, die eine bekannte Informationsquelle zur Erweiterung der im elektronischen Buch enthaltenen Information anbinden, z. B. das Nachschlagen von griffen in einem elektronisch verfügbaren (Fach-)Lexikon oder die Übersetzung von Be-griffen. Prototypisch wird ein solcher Dienst als Integration der im Projekt Deutscher Wortschatz (vgl. QUASTHOFF & WOLFF 1999, 2000) entwickelten lexikalischen Daten-bank realisiert. Die Integration eines solchen Dienstes muss man von der Einbindung fester Verknüpfungen (z. B. Sammlungen von Links ins World Wide Web) unterscheiden:

Diese gehören als vom Autor zur Verfügung gestellte Information/Funktion zum Primär-datenbestand des elektronischen Buchs (Suche im Inhalt des Buchs durch

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che, Register etc.) und sind insofern statisch, als sich die Anforderung zusätzlicher Infor-mation nicht ad hoc aus einem beliebigen Lesekontext durch den Benutzer ergibt.

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Unter Informationserschließung ist die Auswahl einer geeigneten Informationsmenge aus einem potentiell sehr großen Korpus informationeller Einheiten (Dokumentenkollektion) zu verstehen, d. h. das Problem des Information Retrieval. Im Kontext elektronischer Bücher stellt sich die Frage, wie im World Wide Web vorhandene Inhalte aus dem Lese-kontext heraus erschlossen werden können und welche zusätzlichen Dienste der Benutzer zur Optimierung der Informationserschließung heranziehen kann (vgl. dazu ausführlich unten Kap. 0). Weniger generisch ist die Integration der Nutzung elektronischer Biblio-theken, die relevantes Material zum Inhalt des elektronischen Buchs enthalten können.

Die Informationserschließung mit Bezug auf den Primärdatenbestand muss man von der Informationserschließung in externen Ressourcen abgrenzen; nur Letzteres ist ein Dienst im hier diskutierten Sinn, wenn auch beide Problemstellungen Gemeinsamkeiten aufwei-sen. Als Beispiel eines solchen Dienstes wird die Integration der Funktionalität von Suchmaschinen sowie die Unterstützung des Nutzers bei der Anfrageformulierung durch Auswertung des Lesekontexts diskutiert (vgl. unten Kap. 14.2.2.5).

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Dies betrifft Dienste, mit denen es möglich ist, im elektronischen Buch enthaltene Daten weiterzuverarbeiten, die aber selbst nicht Teil der Grundfunktionalität des Buchs sind; im Fall des Referenzprojekts sind denkbare Beispiele

• die Symbolmanipulation,

• die Auswertung von Versuchsdaten und

• die Datenvisualisierung.

Für sie existiert jeweils eine Vielzahl von Softwarelösungen (Computeralgebrasysteme, Datenauswertungsprogramme, Visualisierungspakete), die aber weder spezifisch für ein elektronisches Buch entwickelt werden können noch im state-of-the-art elektronischer Bücher direkt in das Buch eingebunden sind. Inhaltsorientiertes Markup bietet eine Mög-lichkeit, solche Dienste unmittelbar in die Nutzungssituation des elektronischen Buchs zu integrieren.

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Unter Diensten für die Individualisierung des elektronischen Buchs durch den Benutzer sind alle Verfahren zu verstehen, die dem Benutzer helfen, das Buch für seine Zwecke anzupassen (Prinzip der Adaption als wesentlicher Anforderung der Software-Ergonomie, vgl. unten Kap. 13.2.1); dabei ist vor allem an die persistente Anreicherung des Buchs durch benutzergenerierte Daten (z. B. Notizen) und Zusatzinformation, die aus einem Informationsanreicherungs- oder Informationserschließungsdienst gewonnen werden, zu denken: Allgemein soll der Benutzer die Möglichkeit erhalten, seine „elektronische Ko-pie“ des Buchs durch Informationen zu erweitern und an seine Nutzung anzupassen. Die Realisierung erfolgt exemplarisch über einen benutzerbezogenen Speicherungsdienst, mit dessen Hilfe sich Daten speichern lassen. Der Bezug zum Ausgangsdatenbestand des dynamischen elektronischen Buchs erfolgt über das Struktur- und Inhaltsmarkup.

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Ein letzter Aspekt der Dienstefunktionalität betrifft die Frage der Zuordnung eines elek-tronischen Buchs zu einer Benutzergruppe mit einem gemeinsamen Nutzungskontext, z. B. im Rahmen der Verwendung des elektronischen Buchs als Textbuch einer Lehrver-anstaltung.

Dienste für die Integration des elektronischen Buchs in eine Kommunikationsinfra-struktur sind dabei diejenigen Verfahren, die es erlauben, das elektronische Buch in ein konkretes, auf Kommunikationsdiensten im Internet bzw. World Wide Web basierendes Nutzungsszenario einzuordnen, in dem das Buch für Kurse, distance learning etc. genutzt werden kann. Es ist zu beachten, dass die hierfür benötigte Information nicht ex ante, also durch den Verlag oder den Distributor bereitgestellt werden kann und sich Art und Anzahl der Dienste erst aus der konkreten Nutzungssituation ergeben. Anders als bei den Dien-sten zur Weiterverarbeitung von Daten steht die Kommunikation, d. h. der Austausch von Information mit anderen Akteuren im Kontext der Buchbenutzung im Vordergrund. Das elektronische Buch wird durch die Integration solcher Kommunikationsdienste Teil einer Lehr- und Lerninfrastruktur, wenn der Benutzer Aufgabenlösungen, die durch Interaktion mit dem elektronischen Buch entstanden sind (z. B. Messwertgenerierung in einer Simu-lation), über einen Kommunikationsdienst weiterleitet oder Fragen an einen Betreuer übermittelt.

Die Schaffung entsprechender Nutzungskontexte und die durch sie vermittelten Dien-ste (und Inhalte) entspricht der Erweiterung des elektronischen Buchs um Aspekte der computer supported cooperative work (CSCW). Sie sind ein generischer Bestandteil von Lehr- und Lernsystemen. Von ihnen unterscheidet sich das hier diskutierte Dienstekon-zept, als zunächst vom elektronischen Buch und seinen Inhalten ausgegangen wird, ohne dabei spezifische CSCW-Funktionalität zu berücksichtigen; für sie können aber durch inhaltsorientierte Auszeichnungen Schnittstellen bereitgestellt werden und durch Funk-tionen des Buchverwaltungssystems integriert werden. Solche Konzepte lassen sich in elektronische Bücher integrieren,

• wenn ein geeignetes Modell für einen gruppenbezogenen Nutzungskontext und seine Beschreibung existiert,

• die Architektur elektronischer Bücher entsprechende Verwaltungsfunktionen bereit-stellt und

• Dienste und Inhalte für den gruppenbezogenen Nutzungskontext zur Verfügung stehen und sich mit vertretbarem Aufwand in das elektronische Buch in seiner spezifischen Nutzungssituation integrieren lassen.

Das in Kap. 4.5 entwickelte Architekturmodell berücksichtigt entsprechend eine Verwal-tungsebene für gruppenbezogene Dienste und Komponenten, Kap. 14.2.5 stellt exempla-risch ihre Realisierung vor.

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Betrachtet man die für die einzelnen Kategorien von Diensten genannten Beispiele, so wird deutlich, dass die verschiedenen Dienste untereinander interoperabel sein müssen, da bestimmte Dienstetypen nur dann sinnvoll genutzt werden können, wenn für die in ihrem Kontext entstandenen Informationen die Möglichkeit der Speicherung besteht.

Erzeugt der Benutzer z. B. aus einer Versuchssimulation einen Datensatz (Nutzung einer eingebetteten Multimediakomponente des Buchs) und verarbeitet diesen Datensatz

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schließend mit einem Statistikprogramm (externer Dienst), so muss er die Möglichkeit haben, die entstandenen Daten zur Erweiterung des Buchs (Annotation) zu verwenden und diese Ergebnisse abzuspeichern (Speicherungsdienst als Verfahren zur Individualisie-rung des elektronischen Buchs). Gleiches gilt für die durch gezielte Informationsanreiche-rung oder Informationserschließung ermittelte Information: Hat der Benutzer z. B. zu einem physikalischen Versuch zusätzliche Information (z. B. eine weitere Versuchssimu-lation aus dem World Wide Web; Fachliteratur zu einer spezifischen Variante des Ver-suchs aus einer digitalen Bibliothek), so muss er die Möglichkeit haben, die zusätzliche Information (bzw. Verweise auf sie) in das Buch zu integrieren und es so für sich zu indi-vidualisieren.

Es bestehen Wechselwirkungen nicht nur zwischen dem Primärdatenbestand und der Basisfunktionalität des elektronischen Buchs und den angebotenen Diensten, sondern auch zwischen den zusätzlichen Diensten untereinander. Die Realisierung dieses Modells setzt die deklarative Auszeichnung von Information als Mittel der Interoperabilität41 von Information und Dienst und die Verfügbarkeit offener Kommunikationsstandards voraus.

Wie solche Dienste zu modellieren und strukturieren sind, wird im folgenden Kapitel untersucht.

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