• Keine Ergebnisse gefunden

$QIRUGHUXQJYRQ'LHQVWHQ

Im Dokument Dynamische elektronische Bücher (Seite 104-111)

(OHNWURQLVFKH%FKHU

$QIRUGHUXQJYRQ'LHQVWHQ

$QIRUGHUXQJYRQ'LHQVWHQ

Dienste können nicht nur spezifisch an einzelne Inhaltselemente (d. h. einen Textbe-standteil des Buchs, einen bestimmten Medientyp oder eine Komponente) gebunden, sondern als generelle Dienste dem Buch global zugeordnet sein. Es stellt sich die Frage, aus welchen Situationen heraus ein Dienst aktiviert wird. Die Anforderung eines Dienstes aus dem Kontext der Nutzung eines elektronischen Buchs heraus kann auf folgende Wei-se erfolgen:

• Generische Diensteanforderung ohne weitere inhaltliche oder funktionale Zuordnung,

• Dienstezuordnung zu einer Grundfunktion des elektronischen Buchs (insbesondere Informationserschließung),

• Diensteanforderung aus der Interaktion mit konkreten Inhalten des Buchs und

• Diensteanforderung aus dem Navigationsverhalten.

8QVSH]LILVFKH'LHQVWH,QWHJUDWLRQ

Die allgemeinste Form der Anforderung von Diensten ist die Aktivierung eines Dienstes, der lediglich als allgemein verfügbarer Dienst bekannt ist, aber weder einer bestimmten Inhaltskomponente noch einer Basisfunktion des elektronischen Buchs zugeordnet ist. In diesem Fall erfolgt die Dienstenutzung ohne Integration in das Buch im engeren Sinn, d. h. der Benutzer wählt einen verfügbaren Dienst aus einer Liste aus, die als allgemeiner Funktionsbestandteil des elektronischen Buchs bereitstehende Dienste auflistet und dem Benutzer Informationen über Name und Funktion des Dienstes vermittelt. Dies setzt vor-aus, dass eine Diensteliste vom Dienstemanager aufgebaut wurde und alle nicht in ein vorhandenes Funktionselement integrierten oder an eine Inhaltskomponente angebunde-nen Dienste enthält und erfordert weiter auf der Seite des Buchviewers (Client) ein eige-nes Funktionselement für unspezifische Dienste. Dienste, die zusätzlich an bestimmte Inhaltselemente gebunden sind, können in dieser Liste enthalten sein, wenn ihre Aktivie-rung ohne genaue Zuordnung zu einem Inhaltskontext sinnvoll ist.47

Diese Form der Präsentation von Diensten hat den Vorteil, dass sie konzeptuell von der Softwareinfrastruktur, in der ein Benutzer mit dem elektronischen Buch interagiert, abstrahiert, d. h., die Dienste werden aus dem Kontext des Buchs angeboten, unabhängig davon, ob der Benutzer sie (z. B. lokal vorhandene Softwarepakete) ohne Interaktion mit dem Buchbetrachtungssystem aktivieren könnte. Sie bietet außerdem den Vorteil, dass bei Abwicklung einer Diensteanforderung diese über das Buchverwaltungssystem vermittelt abläuft und die Ergebnisse der Interaktion mit dem Dienst – z. B. der Inhalt einer Seite im World Wide Web, die der Benutzer über einen Dienst abgerufen hat – für andere Dienste zur Verfügung stehen (z. B. zur Speicherung als Annotation).

'LHQVWHDOV7HLODOOJHPHLQHU%XFKIXQNWLRQHQ

Einige Funktionen elektronischer Bücher können den Zugriff auf externe Dienste sinnvoll erscheinen lassen und sollten von vornherein in den Aufbau der Benutzerschnittstelle des elektronischen Buchs einbezogen werden. Es handelt sich vor allem um die Funktionen

• Informationserschließung und

• Informationsspeicherung.

47 Ein Beispiel für einen solchen Dienst ist die Übersetzung für einen ausgewählten Text, die als generischer Dienst nicht an eine einzelne Auszeichnungsmarke gebunden sein muss.

,QWHJUDWLRQH[WHUQHU'LHQVWHXQG5HVVRXUFHQ

Beide Funktionen sind ein wichtiger Bestandteil elektronischer Bücher, für den entspre-chende Elemente in der Benutzerschnittstelle vorzusehen sind (Retrievalschnittstelle bzw.

Annotations- und Speicherungsschnittstelle). Die Aktivierung solcher Dienste setzt vor-aus, dass für die Nutzung erforderliche Information in einer Diensteliste bereitgestellt wurde und den entsprechenden Bestandteilen der Benutzerschnittstelle nach dem Start des Buchbetrachtungssystems zugeordnet wurden. Im Fall des Speicherungsdienstes sind dazu benutzerbezogene Daten erforderlich, da ein Speicherungsdienst als Werkzeug zur Individualisierung von Buchinhalten nur benutzerbezogen sinnvoll ist. Auch bei der In-formationserschließung im Sinne der Auswahl externer Ressourcen sind Daten über den konkret zu verwendenden Dienst (z. B. eine WWW-Suchmaschine oder ein Metasucher) notwendig. Die Doppelfunktion der Informationserschließung als Aufbereitung und Er-schließung der Primärdaten sowie als Schnittstelle, um externe, inhaltlich zum Buchinhalt passende Ressourcen zu ermitteln, wird in Kap. 14.2.2.5.1 näher untersucht.

Die Aktivierung erfolgt durch den Benutzer durch Auswahl einer allgemeinen Funkti-onskomponente des elektronischen Buchs.

.RQWH[WVSH]LILVFKH$NWLYLHUXQJYRQ'LHQVWHQ

Der dritte Typus der Aktivierung von Diensten stellt die stärkste inhaltliche Integration-sebene dar: Der Dienst ist einem Inhaltselement des Buchs zugeordnet – in diesem Fall wird er durch den Benutzer in einer konkreten Lesesituation aktiviert, indem er z. B. auf einen hervorgehobenen Fachbegriff klickt und so eine Diensteliste für diesen Inhaltstyp erhält (in Form einer Verknüpfungsliste), über die er gezielt eine Definition des Begriffs anfordern, verwandte Begriffe ermitteln oder den Begriff übersetzen lassen kann.

Gleiches gilt für eingebettete Komponenten, denen Dienste zugeordnet sind. Bei der Generierung einer die Komponente enthaltenden Buchseite muss über eine geeignete Schnittstelle (im Referenzprojekt die Parametertags der Applet-Marke) die Information über den verfügbaren Dienst integriert und bei Start der Komponente ausgewertet wer-den. Auf diese Weise wird dynamisch die Benutzerschnittstelle der eingebetteten Kom-ponente modifiziert, z. B. durch Erzeugung einer Schaltfläche, die einen zugeordneten Dienst aufruft. Als Beispiele können die bereits erwähnten Speicherungs- oder Visualisie-rungsdienste für Messergebnisse von Versuchssimulationen dienen.

Die Zuordnung der Dienste zu einzelnen Inhaltselementen setzt voraus, dass ein ent-sprechender Eintrag in der Dienstekoordinationsmatrix existiert und bei der Seitengene-rierung die Diensteinformation für die einzelnen Elemente kodiert wird. Technisch be-deutet dies die Anpassung der Transformationsregeln für die Buchinhalte auf der Basis der verfügbaren Dienste: Bei der Aufbereitung einer Buchseite muss der Transformati-onsprozessor für alle Inhaltselemente prüfen, welche Dienste zur Verfügung stehen und ggf. die notwendige Information (Hypertextverknüpfungen, Parameterdaten für einge-bettete Applets etc.) dynamisch kodieren. Die tatsächlich generierten Inhalte einer Prä-sentationseinheit hängen von der in einer bestimmten Nutzungssituation verfügbaren Dienstemenge ab.

$NWLYLHUXQJYRQ'LHQVWHQDXVGHP1DYLJDWLRQVYHUKDOWHQ

Der letzte Typus der Diensteanforderung betrifft die Aktivierung von Diensten aus dem Navigationsverhalten. Darunter ist zu verstehen, dass die Aktivierung eines Dienstes auch durch Auslösen einer generischen Navigationshandlung durch den Benutzer erforderlich sein kann, z. B. Blättern, d. h. Anfordern der jeweils nächsten Präsentationseinheit oder

.DSLWHO¥'\QDPLVFKHHOHNWURQLVFKH%FKHU

gezieltes Ansteuern einer Buchseite über die Funktionen der Informationserschließung (Suche, Inhaltsverzeichnis).

Hier besteht eine Analogie zur Integration von Komponenten in das elektronische Buch, wie sie im Referenzprojekt realisiert wurde: Dort werden die jeweils bezüglich einer Präsentationseinheit verfügbaren Komponenten jeweils bei Anforderung einer Buchseite ermittelt und dem Benutzer als Liste typisierter Symbole angeboten. Eine ähn-liche Funktionsweise ist für die Präsentation von Diensten sinnvoll. Ein Beispiel für diese Form der Diensteintegration ist die Zuordnung von Annotationen, die über einen Speiche-rungsdienst persistent verwaltet werden, zu einzelnen Präsentationseinheiten des elektro-nischen Buchs: Bei Aktivierung einer Präsentationseinheit prüft das Buchverwaltungssy-stem, ob mit der Darstellung ein bestimmter Dienst verbunden ist, ermittelt die aktuellen Nutzerdaten und lädt ggf. vorhandene Annotationen (z. B. Notizen, Messergebnisse, Verweise auf externe Ressourcen, abgespeicherte Ergebnisse der Interaktion mit anderen Diensten).

3UlVHQWDWLRQXQG.DSVHOXQJYRQ'LHQVWHQ

Die bisherige Modellierung der Dienste-Integration hat dargelegt, wie Dienste an Inhalts-und Strukturbestandteile elektronischer Bücher angebInhalts-unden werden können Inhalts-und aus wel-chen Nutzungssituationen sie zu aktivieren sind. Bisher blieb aber die Frage offen, wie die verschiedenen Dienste präsentiert werden, d. h. wie die Benutzerschnittstellen für die verschiedenen Dienste selbst zu realisieren sind.

Im Unterschied zur Frage der Gestaltung der Diensteaktivierung in der Benutzer-schnittstelle, die mit den für ein elektronisches Buch zur Verfügung stehenden Mitteln vergleichsweise einfach zu realisieren ist (Hyperlinks, dynamische Generierung von In-terfaceelementen einer eingebetteten Komponente, Integration in allgemeine Funktions-elemente des elektronischen Buchs), ist diese Frage nicht generell zu beantworten, da die eingebundenen Dienste über heterogene Benutzerschnittstellen verfügen können und über unterschiedliche Kommunikationsprotokolle mit ihnen interagiert wird.

Der Idealfall wäre eine Situation, in der alle benötigten Dienste mit denselben Tech-nologien wie das elektronische Buch realisiert sind (u. a. generische Interoperabilitäts-Schnittstellen, Java-basierte Middleware, einheitliche Kodierung von Information mit deklarativen Auszeichnungssprachen, Integration in das World Wide Web). Eine solche Situation lässt sich aber nur für diejenigen Dienste erreichen, die spezifisch für ein elek-tronisches Buch entwickelt wurden; genau dies läuft aber dem Grundkonzept der Integra-tion externer Dienste zuwider, das auch Dienste verfügbar machen soll, die in keinem unmittelbaren Entstehungszusammenhang zu einem einzelnen elektronischen Buch als diensteintegrierendes System stehen. Insofern wird man unterschiedliche Formen der Präsentation von Diensten unterscheiden müssen. Nach abnehmendem Grad der Integra-tion in die Benutzerschnittstelle des elektronischen Buchs lassen sich folgende Alternati-ven unterscheiden:

1. Vollständige Integration eines Dienstes durch eine Benutzerschnittstelle, die Teil des Buchbetrachtungssystems ist,

2. Kapselung der Benutzerschnittstelle des Dienstes durch das Buchbetrachtungssystem und

3. Integration des Dienstes ohne Anpassung seiner Benutzerschnittstelle.

,QWHJUDWLRQH[WHUQHU'LHQVWHXQG5HVVRXUFHQ

Die Realisierung dieser drei Varianten hängt von

• technologischen Aspekten (inwiefern kann ein Dienst programmtechnisch angepasst und in das Buch integriert werden ?) und

• von der Kosten-Nutzen-Abschätzung für den Integrationsaufwand ab, die klären muss, wie wichtig ein Dienst bzw. seine nahtlose Integration seiner Benutzerschnittstelle in das Buch im Verhältnis zum dadurch gewonnenen Mehrwert ist.

Die drei Typen der Präsentation von Diensten sollen nachfolgend näher untersucht und in das Dienstemodell eingeordnet werden.

9ROOVWlQGLJLQWHJULHUWH3UlVHQWDWLRQYRQ'LHQVWHQ

Eine vollständige Integration der Präsentation von Diensten in das elektronisch Buch bedeutet, dass nicht nur die Aktivierung des Dienstes, sondern auch die Benutzerschnitt-stelle des Dienstes selbst vollständig Teil des Buchbetrachtungssystems ist, für den Be-nutzer daher während der Interaktion keine klare Trennung zwischen Buchbetrachtungs-system und genutztem Dienst besteht. Mit vertretbarem Aufwand ist eine solche Dienste-realisierung nur für die diejenigen Dienste sinnvoll und möglich, die

• besonders häufig verwendet werden,

• Teil einer allgemeinen Funktion der Interaktion mit dem elektronischen Buch sind und

• ggf. zusätzlich eine Rolle als sekundärer Dienst übernehmen, d. h. die von einer Kom-ponente oder einem anderen Dienst generierten Daten weiterverarbeiten.

Unter diesen einschränkenden Randbedingungen lassen sich Speicherungsdienst und – mit Einschränkungen – Dienste der Informationserschließung in diese Kategorie einord-nen: Ein Speicherungsdienst kann für eine Vielzahl von Nutzungssituationen sinnvoll eingesetzt werden. Zumindest für die freie Textergänzung durch den Benutzer ist ohnehin eine Benutzerschnittstelle als Teil der Basisfunktionalität bereitzustellen. Er hat auch die Rolle eines weiterverarbeitenden Dienstes, wenn Messergebnisse gespeichert werden sollen. Aus dem schon mehrfach genannten Grund der konzeptuellen Trennung zwischen Buchinhalten und dem Buchbetrachtungssystem einerseits und den integrierten Diensten andererseits bleibt aber die Modellierung eines Speicherungsdienstes als externem Dienst bestehen, da für ihn zwar eine Benutzerschnittstelle als leere Hülle vorgesehen ist, seine konkrete Realisierung aber erst durch die Spezifikation des Speicherungsverfahrens durch den Benutzer erfolgen kann.

In geringerem Ausmaß ist die vollständige Realisierung der Integration einer Benut-zerschnittstelle eines Dienstes für die Erschließung denkbar. Für das Referenzprojekt wird dies am Beispiel der lexikalischen Ressourcen des Projekts Deutscher Wortschatz gezeigt:

Dessen Ressourcen und Softwarekomponenten können für die Integration in das elektro-nische Buch angepaßt werden und lassen sich daher nahtlos in das dynamische elektroni-sche Buch bzw. dessen Informationserschließungskomponente einfügen.

.DSVHOXQJYRQ'LHQVWHQ

Es stellt sich die Frage, ob zwischen der vollständigen Integration der Benutzerschnitt-stelle und der Aktivierung eines externen Dienstes eine mittlere Ebene der Diensteinte-gration zu finden ist, bei der wenigstens eine partielle InteDiensteinte-gration der Benutzerschnitt-stelle und mittelbar der Dienstenutzung selbst in das elektronische Buch möglich ist. Die-se Frage ist deshalb von Bedeutung, weil bei einer reinen Aktivierung eines externen Dienstes – vergleichbar der Zuordnung von Medientypen und externen Anwendungen in

.DSLWHO¥'\QDPLVFKHHOHNWURQLVFKH%FKHU

einem Webbrowser oder der Zuordnung von Dateitypen zu Softwarekomponenten in ei-nem Betriebssystem – das Buchbetrachtungssystem nach Start des externen Dienstes kei-nerlei Kontrolle über die Nutzung des Dienstes mehr hat, daher keine Folgedienste gezielt zur Verfügung gestellt werden können.

Unter einer Kapselung der Benutzerschnittstelle eines externen Dienstes ist in diesem Sinn eine eingebettete Präsentation des Dienstes durch das Buchbetrachtungssystem zu verstehen, bei der dem Benutzer zwar die nicht modifizierte Benutzerschnittstelle des Dienstes zur Verfügung steht, sie aber in eine vom Buchbetrachtungssystem generierte Umgebung eingebettet bleibt. Die technische Voraussetzung ist, dass der externe Dienst über Kommunikationsprotokolle abgewickelt wird, die zum Buchbetrachtungssystem kompatibel sind. Konkret bedeutet die Realisierung dieses Konzepts für WWW-basierte Informationsdienste, deren Schnittstelle auf der Seite des Clients eingebettet werden kann (z. B. durch HTML-Frames).48 Eine solche Form der Kapselung findet sich in WWW-basierten Informationssystemen bei der Realisierung von Metasuchmaschinen, die die Suchergebnisse verschiedener Suchmaschinen nicht zu einer einzigen Ergebnismenge unifizieren, sondern jeweils die Benutzerschnittstelle in mehreren Rahmen einer HTML-Seite parallel präsentieren. Der Anwendungsbereich Informationserschließung eignet sich, um das Konzept der Kapselung von Benutzerschnittstellen im Kontext dynamischer elektronischer Bücher zu illustrieren – die Kapselung und Nutzung eines Informationser-schließungsdienstes erfolgt nach folgender Vorgehensweise:

1. Im Buchbetrachtungssystem ist ein Präsentationsformat für die integrierte Darstellung der Benutzerschnittstelle eines externen Dienstes spezifiziert (style sheet zur Trans-formation auf der Seite des Buchverwaltungssystem, präsentationsorientierte Routinen zur Fenstergenerierung auf der Clientseite, vorgefertigte HTML-Seitenschemata).

2. Der Diensteverwalter des Buchbetrachtungssystems enthält in der Liste verfügbarer Dienste einen Dienst (hier: eine Suchmaschine), für den dieses Präsentationsverfahren angewandt werden kann.

3. Der Benutzer aktiviert den Dienst, z. B. als allgemeine Grundfunktion des elektroni-schen Buchs (Informationserschließung) oder als Dienst, der einem konkreten Inhalt-selement zugeordnet ist.

4. Das Buchbetrachtungssystem generiert die gekapselte Benutzerschnittstelle des Dien-stes.

5. Der Benutzer interagiert mit dem Dienst.

6. Dabei generierte Daten können über „Nachfolgedienste“, die im gekapselten Diensteinterface vom Buchbetrachtungssystem angeboten werden, weiterverarbeitet werden (vor allem Speicherung).

Der letzte Schritt ist entscheidend: Ohne die Möglichkeit der Weiternutzung der Daten des Dienstes ist der Aufwand für seine Kapselung in der Benutzerschnittstelle des elek-tronischen Buch kaum zu rechtfertigen; damit die Daten genutzt werden können, ist ne-ben der Gestaltung der gekapselten Benutzerschnittstelle eine weitergehende Integration des Kommunikationsprozesses zwischen Benutzer und externem Dienst erforderlich. Im Falle der Kommunikation mit einem Dienst im World Wide Web über HTTP als Protokoll bietet sich eine durch das Buchsystem vermittelte Aktivierung des Dienstes an, bei der

48 Ein ähnlicher Ansatz findet sich etwa bei Informationsagenten im World Wide Web, die sich als Proxy zwischen den Benutzer (Webbrowser) und das World Wide Web als Informations-quelle schalten, die Interaktion des Benutzers auswerten und ggf. Vorschläge für die Navigati-on im World Wide Web errechnen, vgl. JOACHIMS & MLADENIC 1998 und unten Kap. 14.2.

,QWHJUDWLRQH[WHUQHU'LHQVWHXQG5HVVRXUFHQ

die tatsächliche Datenanforderung nicht durch den Client (d. h. einen als Benutzerschnitt-stelle eines elektronischen Buchs konfigurierten Webbrowser), sondern durch das Buch-verwaltungssystem erfolgt: In diesem Fall hat das BuchBuch-verwaltungssystem vollen Zugriff auf die übermittelten Daten und kann diese – einschließlich ihrer Binnenstruktur – dem Benutzer zur Speicherung über einen Speicherungsdienst anbieten.

Prinzipiell ist diese Vorgehensweise der Integration von Diensten durch Kapselung in der Benutzerschnittstelle auch für andere Kommunikationsprotokolle bzw. Dienstetypen im Internet möglich, wie Beispiele der Integration von telnet-basierten Diensten durch eingebettete Java-Applets zeigen. Hierfür ist aber der Entwicklungsaufwand ungleich höher. Daher beschränkt sich die Kapselung von Diensteinterfaces auf WWW-basierte Dienste.

8QDEKlQJLJH3UlVHQWDWLRQYRQ'LHQVWHQ

Die dritte und einfachste Variante der Integration eines externen Dienstes ist die reine Aktivierung des Dienstes aus dem elektronischen Buch heraus ohne Einflussnahme auf dessen Benutzerschnittstelle. Sie ist dann zu wählen, wenn die Integration technisch nicht oder nur mit großen Aufwand möglich ist bzw. wenn kein besonderes Erfordernis für die Integration vorliegt. Es ist zu prüfen, inwieweit eine solche Aktivierung über die Medien-Software-Zuordnungsverfahren auf der Basis der MIME-Typen, wie sie in gängigen Webbrowsern vorhanden sind, hinausgehen muss. Dabei spielen folgende Überlegungen eine Rolle:

• Die Zuordnung von MIME-Typen zu externen Applikationen und Viewern aus einem Webbrowser heraus stellt lediglich die Möglichkeit dar, bei der Traversierung einer Hypertextverknüpfung die mit dem Link verbundene Ressource nicht im Webbrowser, sondern in einem externen Programm anzuzeigen (z. B. Ghostview für Postscipt-Dateien, ein Textverarbeitungsprogramm für DOC-Dateien oder eine Kompressions-software für Archivdateien). Im Fall der Bindung von Diensten an Inhaltsbestandteile eines elektronischen Buchs ist aber nicht die über einen Link verbundene Ressource, sondern der Inhalt selbst an den externen Dienst zu übergeben. Dafür ist ein anderes Aktivierungsmodell erforderlich.

• Der Rückgriff auf benutzerseitige Einstellungen des Viewing-Systems sollte mit Sicht auf das Architekturprinzip der Abstraktion von den Nutzungsmöglichkeiten eines (proprietären) Viewers vermieden werden, d. h. die konzeptuell bessere Lösung ist es, die notwendige Aktivierungsinformation zusammen mit den ohnehin vom Dienstver-waltungssystem gespeicherten Daten über verfügbare Dienste abzulegen.

• Da unterschiedliche Aktivierungsformen auf dieser allgemeinsten Ebene der Dienste-Integration denkbar sind (Starten lokaler Software, Verknüpfung zu einem Dienst im World Wide Web, Dienst auf Basis eines anderen Internet-Protokolls), ist die Verwen-dung eines vorgegebenen Aktivierungsverfahrens wie der MIME-Typen-Zuordnung für externe Applikationen kein hinreichend mächtiges Verfahren.

Der Start eines Dienstes als externe Anwendung bedeutet im Rahmen des Architekturmo-dells eine unidirektionale Kommunikationsform: Der Benutzer startet einen Dienst für einen im elektronischen Buch enthaltenen Inhalt, der Dienst wird mit diesem Inhalt in-stantiiert und der Benutzer kann mit dem Dienst interagieren. Damit verlässt der Benutzer aber den unmittelbaren Interaktionskontext des elektronischen Buchs. Eine Rückführung von Ergebnissen bzw. Daten, die der Benutzer mit Hilfe des Dienstes realisiert, ist an-schließend nur über allgemeine und in der Regel betriebssystemabhängige Schnittstellen wie die Zwischenablage (Kopieren von Daten des externen Dienstes in die

Zwischenab-.DSLWHO¥'\QDPLVFKHHOHNWURQLVFKH%FKHU

lage und Einfügen in die Schnittstelle des Speicherungsdienstes (Editorfenster)) oder das Dateisystem möglich (soweit etwa der Speicherungsdienst einen Zugriff auf das lokale Dateisystem zulässt).

Im Prototyp ist diese Form der Integration externer Dienste am Beispiel der Symbol-manipulation prototypisch realisiert, d. h. der Benutzer hat die Möglichkeit, eine Glei-chung als Inhaltsbestandteil des elektronischen Buchs in einem Computeralgebrasystem als externem Dienst zu instantiieren und zu bearbeiten.

(LQ$UFKLWHNWXUPRGHOOIUG\QDPLVFKHHOHNWURQLVFKH%FKHU

Nachdem voranstehend Einzelkonzepte dynamischer elektronischer Bücher eingeführt worden sind, soll nun ein allgemeines Modell der Architektur elektronischer Bücher vor-gestellt werden. Es ist ohne Bezugnahme auf Realisierungstechnologien formuliert; seine Umsetzung in Weiterführung der im Referenzprojekt erreichten Ergebnisse wird in Teil III diskutiert.

Das Modell abstrahiert von den Details des Einzelfalls – gerade für den Multimediabe-reich sind bisher vor allem intuitionistische Ansätze üblich, die nicht zuletzt durch das hohe Maß an Interdisziplinarität bedingt sind: Da eine Vielfalt unterschiedlicher Techni-ken bei der Erstellung multimedialer Bücher und Anwendungen zusammenwirTechni-ken, ist die Erarbeitung eines einheitlichen Modells bzw. einer konsistenten Entwicklungsmethode aufwendig. Zwei Formen der Modellbildung sind zu unterscheiden:

• Struktur-, Inhalts-, und Verhaltensmodelle, die Aufbau und Inhalt elektronischer Bü-cher zu beschreiben, aber von ihrer Entstehung abstrahieren (vgl. CATENAZZI &

SOMMARUGA 1994), und

• Entwicklungsmodelle, die vor allem beschreiben, welche Verfahrensschritte bei der Erstellung elektronischer Bücher zu modellieren sind, vgl. oben Kap. 2.2.1.6.

Nachfolgend soll der erste Typus, die struktur- und inhaltsorientierten Modelle, betrachtet werden. Die unterschiedlichen Ebenen der Hypermediamodellierung (vgl. oben Kap.

2.2.1.6) lassen sich i. d. R. auf die Konzepte der theoretischen Informatik zurückführen (Automatentheorie, Graphen, formale Sprachen). Es existieren bisher kaum formale Mo-delle, die elektronische Bücher als Gegenstandsbereich haben. Ein erwähnenswerter An-satz ist der Versuch von CATENAZZI & SOMMARUGA 1994, Struktur und Funktionsweise elektronischer Bücher mit mengentheoretischen Mitteln und unter Verwendung von Pro-duktionsregeln zur Beschreibung der Buchstruktur zu modellieren: Das Modell orientiert sich am traditionellen Aufbau von Büchern, greift Elemente aus der Hypertexttheorie auf und versucht für Struktur und Nutzung elektronischer Bücher eine einfache formale Grammatik zu entwerfen. Aufgrund seiner Nähe zum traditionellen Buch ist es dem hier entwickelten Konzept dynamischer elektronischer Bücher verwandt und soll im Folgen-den diskutiert werFolgen-den: Der Ausgangspunkt der Modellierung elektronischer Bücher ist die Umsetzung der Buchstruktur durch Produktionsregeln, wie nachfolgend gezeigt wird:

2.2.1.6) lassen sich i. d. R. auf die Konzepte der theoretischen Informatik zurückführen (Automatentheorie, Graphen, formale Sprachen). Es existieren bisher kaum formale Mo-delle, die elektronische Bücher als Gegenstandsbereich haben. Ein erwähnenswerter An-satz ist der Versuch von CATENAZZI & SOMMARUGA 1994, Struktur und Funktionsweise elektronischer Bücher mit mengentheoretischen Mitteln und unter Verwendung von Pro-duktionsregeln zur Beschreibung der Buchstruktur zu modellieren: Das Modell orientiert sich am traditionellen Aufbau von Büchern, greift Elemente aus der Hypertexttheorie auf und versucht für Struktur und Nutzung elektronischer Bücher eine einfache formale Grammatik zu entwerfen. Aufgrund seiner Nähe zum traditionellen Buch ist es dem hier entwickelten Konzept dynamischer elektronischer Bücher verwandt und soll im Folgen-den diskutiert werFolgen-den: Der Ausgangspunkt der Modellierung elektronischer Bücher ist die Umsetzung der Buchstruktur durch Produktionsregeln, wie nachfolgend gezeigt wird:

Im Dokument Dynamische elektronische Bücher (Seite 104-111)