Zur Unterstützung einer solchen Vorgehensweise stehen eine Vielzahl geeigneter Daten-formate wie das Portable Document Format (PDF) der Fa. Adobe zur Verfügung. Aus der Sicht des Nutzers ist in solchen Fällen davon auszugehen, dass vor allem der Distributi-ons- und weniger der Präsentationsaspekt den Unterschied zur traditionellen Publikation konstituiert, da in vielen Fällen vor der eigentlichen Nutzung ein Ausdruck z. B. eines Aufsatzes angefertigt wird.
Für ein Konzept dynamischer elektronischer Bücher steht im Unterschied zu solchen elektronischen Publikationsprodukten der Gedanke im Vordergrund, durch quantitative wie qualitative Erweiterungen zu neuen Publikationsformen zu gelangen, die für den Benutzer einen substantiellen Mehrwert bedeuten können. Bevor versucht wird, einen Kriterienkatalog für die Kategorisierung elektronischer Publikationen zu entwickeln, werden nachfolgend Modelle für das elektronische Publizieren betrachtet.
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Ausgehend von der Grobaufteilung in Produktion, Präsentation und Distribution stellen RIEHM et al. 1992: 2 ff. eine Reihe von Prozessmodellen für das elektronische Publizieren vor, wie die elektronische Erstellung druckfertiger Satzvorlagen durch Autoren oder die Mehrfachverwertung elektronisch gespeicherter Inhalte im Verlag. Sie ordnen die Betei-ligten bzw. die Prozessstufen schematisch folgenden vier Bereichen zu:
• Autor
• Verlag
• Distribution
• Benutzer
Abbildung 1 zeigt schematisch die Prozesskette für die Erstellung elektronischer Satz-vorlagen:
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Im Rahmen dieses Modell sind zahlreiche Aufgaben bei der Erstellung einer Publikation von Verlag oder Setzerei auf den Autor verlagert: Es wird erwartet, dass der Autor in der Lage ist, eine druckfertige Vorlage seiner Publikation mit – meist recht einfachen techni-schen Mitteln – selbst zu erstellen. Dieses Modell stößt es in Hinsicht auf elektronische Bücher dort an Grenzen, wo zu den Arbeitsschritten der Vorlagenerstellung die vielfälti-gen konzeptuellen wie technologischen Anforderunvielfälti-gen der Hyper- bzw. Multimediatech-nologie hinzukommen. Diese sind nur in den wenigsten Fällen vom einzelnen Autor zu bewältigen.
Ein differenzierteres Modell für die Prozesse im elektronischen Publizieren stellen Sandkuhl & Kindt mit dem Referenzmodell Telepublishing vor, das am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) entwickelt wurde (vgl. SANDKUHL &
KINDT 1996, v. a. Kap. 8). Dieses Modell kann als wohl ausführlichstes Entwicklungs-schema gelten. Es umfasst wie die Modellbildungen von RIEHM et al. 1992 grundsätzlich alle Prozesse und Produkte des elektronischen Publizierens. SANDKUHL & KINDT geben als Ziel die Ordnung der am elektronischen Publizieren beiteiligten komplexen Prozesse bzw. heterogenen Produkte und Dienste an, die durch das Modell beschrieben, erklärt und strukturiert werden sollen; aus dem Modell sollen unmittelbar Implementierungsstrategi-en und Migrationskonzepte ableitbar sein. Dazu ist es in ein Architekturmodell (Struktu-ren) und ein Phasenmodell (Prozesse) gegliedert (vgl. Tabelle 1).
Architekturmodell Phasenmodell
Dienstetypen Informationsmodellierung Anwendungen Prozessmodellierung Businessmodelle Wertschöpfung
7DEHOOH 6WUXNWXULHUXQJYRQ$UFKLWHNWXUXQG3KDVHQPRGHOO Das Architekturmodell unterscheidet die folgenden Dienstetypen:
• Teledienste: Generische elektronische Basisdienste wie Internetprotokolle (z. B. file transfer protocol (FTP), telnet, das World Wide Web, vgl. SCHELLER et al. 1994), de-ren Anwendung nicht auf das elektronische Publiziede-ren beschränkt ist,
• Telepublishing-Dienste, die für das elektronische Publizieren spezifisch sind (z. B.
SGML-Datenbanken oder Satzsysteme),
• Telepublishing-Anwendungen, d. h. komplexe Softwareanwendungen im Bereich des elektronischen Publizierens wie Printing-on-Demand, Database-Publishing oder Just-in-Time-Publishing (vgl. SANDKUHL & KINDT 1996: 278) und
• Businessmodelle, d. h. Geschäftsmodelle für das elektronische Publizieren.
Das Architekturmodell lässt sich durch die Herausarbeitung von Diensteprofilen für ein-zelne elektronische Anwendungen systematisch konkretisieren; es dient als Leitfaden bei der Erarbeitung eines Szenarios für die Erstellung elektronischer Publikationen. Am Bei-spiel eines elektronischen Buchs ist demnach zu klären,
• welche Basisdienste erforderlich sind,
• welche spezifischen EP-Dienste genutzt werden müssen,
• welche Anwendungen des elektronischen Publizierens benötigt werden,
• wie ein geeignetes Geschäftsmodell aussehen könnte.4
4 Der Dienstebegriff des Telepublishing-Modells bezieht sich auf elektronische Dienste für die Produktion und Distribution elektronischer Publikationen, während das im Rahmen dieser Ar-beit entwickelte Konzept der Ergänzung elektronischer Bücher durch Dienste (vgl. unten Kap.
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Wichtiger als diese generische Sicht erscheint das Phasenmodell für das elektronische Publizieren, das mit einem Informationsmodell verbunden ist und jeden Einzelschritt des Publikationsprozesses durch einen festen Kriterienkatalog näher beschreibt. Abbildung 2 zeigt den Zusammenhang der einzelnen Phasen und der dabei entstehenden informatio-nellen Strukturen.5 Die Beschreibungskriterien für die einzelnen Phasen ergeben ein ein-heitliches Darstellungsraster, mit dem eine Vielzahl unterschiedlicher Publikationspro-dukte und deren Erstellung eingeordnet werden können. Es handelt es sich im Einzelnen um die folgenden Kriterien:
• Beschreibung
• Prozesse
• Verrichtungsträger
• Wertschöpfung
• Input
• Output/Ergebnis
• Steuerungsinformation
• Werkzeuge
• Genutzte Telepublishing- und Teledienste
• Trends
Eine unmittelbare Interpretation des Phasenmodells als sequentieller Abfolge verschiede-ner Stufen wird der Komplexität des Entwicklungsprozesses elektronischer Publikationen allerdings nicht gerecht und zwar aus folgenden Gründen:
• Zahlreiche Einzelschritte bei der Erstellung elektronischer Publikationen verlaufen parallel.
• Der hohe Aufwand für die Erstellung multimedialer Komponenten in elektronischen Büchern rechtfertigt eine langfristige Entwicklungsperspektive mit mehreren Iterati-onsschritten (sukzessive Anreicherung des Publikationsbestandes durch multimediale Komponenten).
Insofern ist ähnlich wie bei der Softwareentwicklung der Aspekt zyklischer Prozesse zu verdeutlichen; dies gilt nicht nur für die Erstellung einer einzelnen Publikation (z. B. Er-stellung von Software für eine Multimediapublikation nach dem rapid prototyping-Verfahren, vgl. THOMPSON & WISHBOW 1992), sondern darüber hinaus für den gesamten Lebenszyklus eines Werkes (Überarbeitung; Erweiterung; Versionsverwaltung etc.). Be-vor notwendige Erweiterungen und Modifikationen dieses Modells für multimediale elektronische Publikationen diskutiert werden, soll seine Anwendbarkeit auf das Refe-renzprojekt Multimediales Physikalisches Praktikum geprüft werden. Tabelle 2 gibt die im Referenzprojekt erfolgten Arbeitsschritte nach den Beschreibungskriterien des Pha-sen- und Informationsmodells wieder. Dabei bleiben nicht anwendbare Kriterien ausge-spart, einige Phasen (Redaktion und Veredlung; Replikation und Distribution) sind zu-sammengefasst.
4.4 und Kap. 14.2) die Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten für dynamische elektronische Bücher zum Ziel hat.
5 Die verschiedenen Phasen des Modells entsprechen partiell den von RESSLER 1993: 3 ff. dis-kutierten Sichten auf das elektronische Publizieren (visual, logical, design, communications, engineered, database und specialized views).
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Rohdatenerzeugung
Beschreibung Erstellung der Ausgangsmaterialien; klassischer Autorenprozess; zusätzlich Konzeption multimedialer Ergänzungen (Drehbücher für Animationen und Simulationen)
Prozesse Texterstellung; Softwareimplementierung; Medienerstellung (Photographie, Erstellung von Diagrammen, Schemata etc.)
Verrichtungsträger Autoren; Multmedia-Entwickler; externe Fachkräfte
Input Grundkonzeption des Werkes; hier: gedrucktes Buch als Ausgangspunkt;
Ideen für multimediale Ergänzungen
Output/Ergebnis Rohdaten (Texte, Bilder, atomare Medienelemente für Multimediakompo-nenten)
Steuerungsinformation Projektplan; Kommunikation und Koordination im Projekt Werkzeuge und
Telepubli-shing- und Teledienste
Editoren und Entwicklungsumgebungen
Ausblick Heterogene Prozesse (unterschiedliche Beteiligte; extrem differenzierte Struktur der verwendeten Technologien)
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Brokering und Akquisition
Beschreibung Ermittlung zusätzlich relevanter externer Datenquellen
Prozesse Recherche, Kostenermittlung, inhaltliche und formale Überprüfung; Abschät-zung des Bearbeitungs- und Integrationsaufwands
Verrichtungsträger Autoren
Input Aus der Grundkonzeption des Werkes durch Detailanalyse des vorliegenden Datenbestands ermittelte Bedarfsliste (im Referenzprojekt z. B. Liste physi-kalischer Versuche, zu denen Multimedia-Ergänzungen sinnvoll sind) Output/Ergebnis Sammlung zusätzlich zu integrierender Materialien (z. B.
Multimedia-Simulationen)
Steuerungsinformation Zielvorgaben der Bedarfsliste; Kostenrahmen Werkzeuge und
Telepubli-shing- und Teledienste
Recherchewerkzeuge; allg. Internetdienste; gezielte Nutzung von Medi-enagenturen
Ausblick Herausbildung von Datenbanken mit wiederverwendbaren Medien- und Softwarekomponenten in Analogie zu Agenturkonzepten; bisher kaum struk-turierter, nur schwer zu erschließender Markt; das World Wide Web als haupt-sächliche genutzte Präsentations- und Marketingplattform
Aufbereitung
Beschreibung Überarbeitung der Informationseinheiten für die Nutzung im elektronischen Medium
Prozesse Konvertierung und Bearbeitung, z. T. Nacherfassung für das elektronische Medium (Textbearbeitung, Scannen, Bildbearbeitung, Integration von Ein-zelmedien mit Multimedia-Autorensystemen etc.)
Verrichtungsträger V. a. Multmedia-Entwickler; externe Fachkräfte
Input Informationseinheiten in unterschiedlichen Medien als Rohmaterial Output/Ergebnis Elektronisch aufbereitete und überarbeitete Informationseinheiten; teilweise
in integrierter Form (z. B. als Multimediakomponente mit komplexer Binnen-struktur)
Steuerungsinformation Zielvorgaben für den Output; Plan zur Integration der einzelnen Einheiten Werkzeuge und
Telepubli-shing- und Teledienste
Konverter, Editoren, Software zur Medienbearbeitung, Autorensysteme Ausblick Herausbildung einheitlicher Standards für die elektronische Repräsentation
der Medien (Zeichen- und Textkodierung; Bildformate; Multimediastan-dards), z. B. XML-basierte Beschreibungs-, Speicherungs- und Referenzie-rungsformate für beliebige Medientypen; Weiterentwicklung von Autorenum-gebungen auf der Basis solcher Standards
Redaktion und Veredelung
Beschreibung Integration der aufbereiteten Informationseinheiten in das elektronische Buch; inhaltliche Überarbeitung und Korrektur
Prozesse Hypertextualisierung der Informationseinheiten; Integration in ein Multime-dia-Betrachtungssystem
Verrichtungsträger Autoren und Verlag (inhaltliche Überprüfung und Korrektur), Multmedia-Entwickler (Integration)
Input Aufbereitete Informationseinheiten in elektronischer Form Output/Ergebnis Elektronisches Buch als integriertes Hypermediasystem
Steuerungsinformation Master-Drehbuch; Gesamtkonzeption; Ablaufplan für die Integrationsschritte Werkzeuge und
Telepubli-shing- und Teledienste
Diverse Einzelwerkzeuge im Rahmen der Präsentationsplattform; in Erman-gelung eines integrierenden Autorensystems Skripte, Parsing- und Formatie-rungsroutinen für SGML/XML etc.
Ausblick Herausbildung unterstützender Planungs- und Integrationssoftware, deren Unterstützung bei der Modellbildung beginnt (analog zu software-gestützten Modellierungsverfahren z. B. bei der objektorientierten Analyse)
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Gestaltung
Beschreibung Layout und Gestaltung des Gesamtprojekts
Prozesse Erarbeitung eines Designhandbuchs auf der Basis inhaltlicher und technischer Vorgaben; Anwendung des Design auf die integrierte Publikation (elektroni-sches Buch) im Anschluss auf die nach den Vorgaben erstellten Informations-einheiten
Verrichtungsträger Gestalter und Multimediaentwickler
Input Integrierte Publikation nach Redaktion, Korrektur und Veredelung mit bereits partiell berücksichtigten Designvorgaben
Output/Ergebnis Gestaltete Publikation mit entsprechendem Layout; gestaltete Nebenprodukte (z. B. CD-ROM-Einleger, Website-Einstiegsseite; Benutzerhandbuch etc.) Steuerungsinformation Designhandbuch mit technischen Randbedingungen
Werkzeuge und Telepubli-shing- und Teledienste
Prinzipiell alle präsentationsorientierten Werkzeuge (Editoren, Bildbearbei-tung, Satzsysteme etc.)
Ausblick Bisher keine einheitliche Methodologie für die Integration des Designprozes-ses; als “Einzelphase” aufgrund der Heterogenität der Prozesse und der zu gestaltenden Informationseinheiten nicht sequentiell einzuordnen Replikation und Distribution
Beschreibung Soweit ein physischer Datenträger (CD-ROM, DVD) benötigt wird, Erstellen eines Masters und Durchführen der Replikation; ansonsten Bereitstellung des elektronischen Buchs als online-Material; u. U. Druck begleitender Materiali-en; ggf. Integration geeigneter Abrechnungsverfahren
Prozesse Mastererstellung (CD-ROM- oder DVD-Master)
Vervielfältigung durch CD-ROM-Brenner bei Kleinserie, sonst durch exter-nen Dienstleister (Presswerk)
Distribution über traditionelle (Verlag; Buchhandel; Bibliotheken) und elek-tronische Kanäle (E-Commerce; WWW-Server)
Verrichtungsträger Verlag und externe Dienstleister Input Abgeschlossenes elektronisches Buch
Output/Ergebnis Online-Angebot und/oder Datenträger; ggf. als Media-Bundle (Buch und CD-ROM und/oder Online-Zugangsfreischaltung)
Steuerungsinformation Ggf. gewünschte Auflagenhöhe Werkzeuge und
Telepubli-shing- und Teledienste
Replikationssoftware; Server (FTP-, HTTP-Server etc.)
Ausblick Abnehmende Bedeutung physikalischer Datenträger zu Gunsten von Internet-Diensten
Nutzung
Beschreibung Alle Prozesse der Nutzung elektronischer Materialien einschließlich der Umwandlung in eine physische Repräsentation durch Erstellung eines Aus-drucks o. ä.
Prozesse Zugriff auf CD-ROM und/oder World Wide Web; Interaktion mit dem elek-tronischen Buch und seinen Komponenten
Verrichtungsträger Benutzer
Input Gestaltete und integrierte Informationseinheiten und interaktive Software-komponenten und –dienste
Output/Ergebnis Abhängig von der primären Intention der Publikation, z. B. Erweiterung des Wissens bei Lehr- und Lernmedien
Werkzeuge und Telepubli-shing- und Teledienste
Viewing-System des elektronischen Buchs (z. B. ein WWW-Browser) Ausblick Einführung innovativer Endgeräte (netzbasierte Buchviewer, allg. digital
appliances)
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Wie Tabelle 2 zeigt, lassen sich Phasen und Beschreibungskategorien des Modells für die Erstellung eines elektronischen Buchs anwenden. Es werden aber auch Defizite des Mo-dells deutlich:
• Die sequentielle Ordnung der Arbeitsschritte trifft nicht die Realität komplexer Mul-timediaproduktionen, zu denen elektronische Bücher gehören. Diese verlaufen partiell zyklisch, einzelne Phasen überlappen sich. Dies wird indirekt durch die Tatsache un-terschiedlicher Verrichtungsträger in den einzelnen Phasen unterstrichen.
• Der Aspekt der Integration externer Substanzen und Dienste muss eine höhere Be-deutung erlangen, da nur in Ausnahmefällen alle wünschenswerten Materialien für ei-ne bestimmte Produktion ei-neu erstellt werden könei-nen.
• Die Rolle der Grundkonzeption, die auf die verschiedenen Phasen einwirkt (sowohl in inhaltlicher, als auch in technischer und gestalterischer Hinsicht) ist stärker herauszu-arbeiten: So beeinflusst ein Gestaltungsleitfaden nicht nur das abschließende Layout einer elektronischen Publikation, sondern bei der Wahl bestimmter Datenformate, Farbtabellen, Schriftarten etc. auch die Informationsaufbereitung. Makroskopische Konzepte wie Designleitfaden, Drehbuch und Storyboard haben in diesem Modell keinen angemessen Platz (vgl. dazu SCHIFMAN, HEINRICH & HEINRICH 1999: 101 ff.).
• Schließlich ist neben den Entwicklungszyklen bei der Erstellung einer elektronischen Publikation der langfristige Versionierungsaspekt zu berücksichtigen: Aufgrund des hohen Ressourcenaufwands bei der Erstellung einer Multimediaanwendung ist es sinnvoll, eine sukzessive Ergänzung und Erweiterung des elektronischen Buchs mit einkalkulieren. Gute Beispiele für ein solches Vorgehen sind Multimediaenzyklopädi-en wie Microsoft Encarta, die eine langfristige Anreicherung durch Multimediakom-ponenten zeigen; stand am Anfang noch die elektronische Erschließbarkeit durch Re-cherchewerkzeuge als Mehrwert im Mittelpunkt, so sind in den vergangenen Jahren sukzessive Bild-, Film- Ton- und 3D-Material sowie multimediale Simulationen und Animationen in die Enzyklopädie aufgenommen worden.
Die Versionierung und Erweiterbarkeit der Inhalte eines elektronischen Buchs berührt die Frage nach der Differenzierung zwischen elektronischen Büchern und offenen Hyperme-diasystemen (OHS, vgl. HAMMWÖHNER 1997), die in dieser Hinsicht als eher gradueller Unterschied erscheint: Für das Konzept dynamischer elektronischer Bücher wird zwar ein Kerninformationsbestand angenommen. Dieser ist jedoch sukzessive zu erweitern, wobei nach unterschiedlichen Strategien vorgegangen werden kann:
• Gezielte und geplante Ergänzung durch fest definierte Typen inhaltlicher Ergänzungen (z. B. nach einem bestimmten Drehbuch entwickelte multimediale Simulationen).
• Dynamische adhoc-Ergänzung durch Informationseinheiten, die z. B. durch einen Recherchedienst ermittelt und in das elektronische Buch fallweise integriert werden können.
Das Gegensatzpaar abgeschlossen – offen ist nur bedingt hilfreich, da einerseits Abge-schlossenheit der Ausgangsinhalte das dynamische elektronische Buch konstituiert, Of-fenheit gegenüber Ergänzungen durch zusätzliche Materialien oder Dienste aber anderer-seits ein Wesensmerkmal eines dynamischen elektronischen Buches ist. Zwei weitere Aspekte der Durchführung von Multimediaproduktionen betreffen die zugrunde gelegte Methodologie bzw. die benötigte Fachkompetenz:
• Wie SCHIFMAN, HEINRICH & HEINRICH 1999: 83 ff. deutlich machen, ist es sinnvoll, sich bei der Konzeption und Projektplanung von Multimediaproduktion an etablierten
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Standards aus dem Software-Engineering zu orientieren (Erstellung von Lasten- und Pflichtenheft etc.).
• Im Vergleich mit traditionellen Publikationsprojekten, die eine Bündelung unter-schiedlicher Arbeitsschritte beim Autor vorsehen, ist bei einer Multimediaproduktion der Bedarf an interdisziplinärem Einsatz qualifizierten Fachpersonals sehr hoch und eine Abbildung so unterschiedlicher Arbeitsschritte wie Drehbucherstellung, Gestal-tung, Implementierung multimedialer Komponenten auf den Autor sachlich und zeit-lich kaum denkbar.
Bevor anschließend unterschiedliche Typen elektronischer Publikationen diskutiert und der Begriff dynamischer elektronischer Bücher präzisiert werden kann, ist auf das kon-zeptuelle Umfeld dynamischer elektronischer Bücher einzugehen.