• Keine Ergebnisse gefunden

Mäuse erreichen die Geschlechtsreife im Alter von sechs bis sieben Wochen. Sie sind polyöstrisch und zeigen unter den Bedingungen einer Labortierhaltung keine jahreszeitliche Abhängigkeit auf (PARKES und BRAMBELL 1928). Ein Brunstzyklus dauert etwa vier bis fünf Tage und stellt eine spontane Abfolge immer wiederkehrender Ereignisse dar (ALLEN 1922).

Die Ovulation bei der Maus erfolgt spontan. Es wird ein neuroendokriner Stimulus (Stimulation der Cervix) benötigt (KENNEY et al. 1977), um eine vollständige Funktionsfähigkeit des C.l. zu erreichen, welche eine Implantation der Embryonen gewährleisten kann. Kommt es zu keiner Paarung, so folgt der Ovulation ein C.l. mit eingeschränkter Funktion und verkürzter Lebensdauer (DONNELLEY und HAU 1994). Somit ist der Zyklus der Maus relativ kurz und erlaubt einem einzelnen, nicht verpaartem Weibchen rasch den Östrus des Zyklus wiederzuerreichen. Nach erfolgter Kopulation bildet sich in der Vagina ein Pfropf aus koagulierten Proteinen der männlichen Samenflüssigkeit (Vaginalpfropf), welcher bis zu 24 Stunden sichtbar bleiben kann. Nach einer Tragezeit von 19-21 Tagen werden

durchschnittlich acht bis zehn Junge geboren. Die Anzahl der Nachkommen schwankt jedoch bei transgenen Labormäusen linienabhängig stark. Einige Tage vor der Geburt nimmt die Nestbauaktivität zu, und es werden große Nester aus Einstreumaterial vorbereitet. Nach der Geburt sollte das Muttertier für zwei bis drei Tage nicht gestört werden, da sonst die Gefahr besteht, dass es die Jungen frisst (FLECKNELL 1997). Mäusejunge sind bei der Geburt blind und unbehaart, wachsen jedoch sehr schnell heran und können frühestens im Alter von drei Wochen abgesetzt werden (NAGY et al. 2003).

2.4.1 Zyklusphasen

Die einzelnen Zyklusphasen des ovariellen Zyklus lassen sich durch mikroskopische Untersuchungen von Vaginalabstrichen untersuchen (INGLIS 1980):

Proöstrus (18 h): Es sind Parabasalzellen und Intermediärzellen vorhanden, die sich teilweise in der Mitose befinden. Gegen Ende des Proöstrus sind vereinzelt Superfizialzellen erkennbar. Leukocyten und Schleim sind in dieser Zyklusphase nicht zu erwarten.

Östrus (14 h): Der Vaginalabstrich zeigt in dieser Zyklusphase große, kernlose und keratinisierte Schollen. Selten sind einzelne kernhaltige Superfizialzellen erkennbar, andere Zellen sind nicht vorhanden.

Metöstrus (36 h): Es ist ein gemischtes Zellbild aus einer großen Zahl Leukocyten und vereinzelnd auftretenden Intermediäzellen sowie keratinisierten Schollen zu sehen, die von reichlich Schleim umgeben werden.

Diöstrus (48 h): Es sind wenige Zellen unterschiedlichen Zelltyps zu sehen, die alle der Degeneration unterliegen und Fragmente sichtbar werden lassen. Es handelt sich überwiegend um Leukocyten aber auch um

Weiter ist eine adspektorische Untersuchung der Vulva und Vagina möglich, um das Zyklusstadium zu beurteilen. Für die Tiere bedeutet diese Methode weniger Stress als bei die Entnahme eines Vaginalabstriches. Zudem führen wiederholte Abstriche in der Vagina zu einer vermehrten Verhornung des vaginalen Epithels (EMERY und SCHWABE 1936). Die mögliche Auslösung einer Pseudogravidität der Tiere, aufgrund der durch die Untersuchung hervorgerufenen Stimulation von Vagina und Cervix, muss ebenfalls bedacht werden (CASTRO-VASQUEZ und CARRENO 1981).

Beurteilung der Vulva und Vagina in den Phasen des Sexualzyklus (CHAMPLIN et al. 1972):

Proöstrus(14 h): Ödematisierung der Vulva, die bis zum Ende des Proöstrus zunimmt. Die Schleimhäute der Vagina sind rötlich bis pink und feucht.

Mehrere longitudinale Falten sind am dorsalen und ventralen Schamwinkel (Commissura labiorum dorsalis beziehungweise ventralis) zu erkennen.

Östrus (14 h): Die Vulva ist ödematisiert, die Schleimhäute zeigen sich jedoch in einem helleren rosa-pink und weniger feucht. Die Falten der Schamwinkel sind deutlich ausgeprägt.

Metöstrus (36 h): Die Schleimhäute der Vagina sind blass und trocken, die Ödematisierung der Vulva nimmt deutlich ab. In der ersten Hälfte des Metöstrus ist der dorsale Schamwinkel im Vergleich zum ventralen Schamwinkel weniger ödematisiert. In der zweiten Hälfte des Metöstrus können weißliche Zellablagerungen in der Vagina gesehen werden. Eine Ödematisierung der Schamwinkel kann nicht mehr beobachtet werden.

Diöstrus (48 h): Die Vulva zeigt eine sehr kleine Öffnung. Die Schleimhäute sind bläulich-rötlich und sehr feucht.

2.4.2 Auswirkung von Stress auf die Reproduktion

Eine Konsequenz von Stress ist das Risiko einer reduzierten Reproduktionsfähigkeit. Hierfür können eine Reihe verschiedener Stressoren verantwortlich gemacht werden, die das Wohlbefinden der Tiere beeinflussen (MOBERG 1985, BREAZILE 1987). Ein nicht zu unterschätzender Stressor ist die Handhabung und das Management der Tiere (MATTERI und MOBERG 1986). Da der Erfolg der Reproduktion von einer strikten Abfolge neuroendokriner Geschehnisse abhängig ist, kommt es bei einer Unterbrechung dieser direkt zu einem Verlust der Funktion. Die Follikelreifung sowie die folgende Ovulation sind hierbei besonders Stress-sensitive Phasen des ovariellen Zyklus (MOBERG 1991).

WIEBOLD et al. (1986) zeigten, dass wiederholter Stress zu einer geringeren Trächtigkeitsrate sowie zu kleinen Würfen führt. Zudem fanden sie bei einer Untersuchung der gestressten Tiere eine Abnahme der Zahl funktionstüchtiger C.l.

mit einer einhergehenden Abnahme der Serum-Progesteronkonzentration.

Stress verändert neuroendokrine Interaktionen der Hypothalamus–Hypophysen–

Achse auf verschiedenen Ebenen: Eine verminderte Sekretion von Gonadoliberin (GnRH) ist durch die Aktivität des Corticoliberin (CRH) auf der Ebene des Hypothalamus zu erwarten (RIVIER und VALE 1984, TSIGOS und CHROUSOS 2002). Darüber hinaus führt Stress in der Phase des Proöstrus auf Ebene der Hypophyse zu einer Unterdrückung der Ausschüttung der Gonadotropine Lutropin (LH) und dem Follitropin (FSH) und hemmt damit die Ovulation (ROOZENDAAL et al. 1995). Endogene Opioide werden durch Stress aktiviert und bewirken nach Bindung an Opioidrezeptoren im Hypothalamus letztendlich einen Abfall von LH (PETRAGLIA 1986). Weiter führen die durch Stress erhöhten Glucocorticoide zu einer Hemmung von Wachstum und Reproduktion auf der Ebene des Hypothalamus, der Hypophyse und der peripheren Hormone. Durch Änderung der Rezeptoren in den Zielgeweben der Sexualsteroide werden letztere gehemmt