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ß. Schnee- und Lawinenverhaltnisse im schweizerischen Alpengebiet

II. Schneedecke und Lawinenverhältnisse

1. Die Schneehöhen

a) Zeitlicher Ablauf

Der erste nennenswerte Schneefall tritt anfangs November ein: in 1500 m erreicht diese Ablagerung jedoch nur auf der Südabdachung und im Gebiet des Alpenkammes ein Ausmaß, das ausreicht, die folgende mehr als drei Wochen andauernde Trockenperiode zu überbrücken.

Der markanteste Schneezuwachs im D e z e m b er betrifft wiederum die Südabdachung, wo die Schneehöhen in 1500 m um den 13. auf über 1,50 m ansteigen. In stark abgeschwächtem Aus-maß profitieren auch die innern Alpengebiete von diesen Niederschlägen, während die nördlichen Randzonen, besonders aber die Glameralpen, Alpstein, Nord- und Mittelbünden, einen außer-ordentlich schneearmen Monat verzeichnen. So liegt am Altjahrstage in Braunwald 9 cm, auf Schwägalp 5 cm, in Davos 15 cm Schnee, während andrerseits in Bedretto noch 75 cm, im Goms und in den südlichen Wallisertälern 40-65 cm, in Andermatt 47 cm der kostbaren weißen Hülle vorhanden sind.

In der Zeit vom 5.- 12. Januar erhalten endlich auch die nördlichen Alpengebiete reichlich Schnee. In 1500 m wird jedoch die I m-Grenze nicht erreicht. Die Südseite der Alpen wird von diesen Niederschlägen zeitweise ebenfalls erfaßt; hier steigt die Mächtigkeit der Schneedecke in der selben Höhenlage auf über 150 cm. Der Zuwachs um den 20. erreicht nur nördlich Rhone-Rhein ein nennenswertes Ausmaß, doch werden die Pegelstände der vorhergehenden Schneefall-periode nur vereinzelt überschritten.

Die erste F e b r u a r dekade ist vorerst charakterisiert durch ein mäßiges Ansteigen der Schneehöhen nördlich des Hauptalpenkammes: anschließend setzen hohe Temperaturen und Regen der Schneedecke außerordentlich stark zu. Die Versuchsfelder Leysin, Adelboden u.a. sind um den 17. schneefrei. Den kleinsten Schneedeckenschwund verzeichnen in dieser „hochwinterlichen Ab-bauperiode" das Engadin und Mittelbünden. Die letzten zehn Tage des Monats bringen verschie-denen Alpenregionen den intensivsten Schneefall des Winters, dies sogar trotz Regen bis stellen-weise 2500 m. Die größten Schneemengen fallen in den Alpen nördlich Rhone-Rhein sowie im Oberengadin. In 1500 m dieser Regionen überschreiten die Schneehöhen erstmals die 150 cm-Kote.

Der März erweist sich als der eigentliche Hochwintermonat der Berichtsperiode, jedenfalls auf der Nordabdachung. In mehreren Schüben wächst hier die Schneedecke bis um den 20. zum winterlichen Maximum an. Wallis, Tessin und Graubünden verfolgen diese Entwicklung nur bis zur Monatsmitte; die Walliser- und Bündneralpen erreichen die maximale Schneehöhe allgemein bereits um diese Zeit. Ende März liegt auf allen Stationen - ausgenommen auf der Südseite und im Engadin - bedeutend mehr Schnee, als beispielsweise um die Jahreswende; für manche Ge-biete ist der Unterschied eklatant.

Der A p r i 1 erweist sich in seiner ersten Hälfte noch keineswegs als Abbaumonat, im Gegen-teil. Bei unterdurchschnittlichen Temperaturen bringt er gebietsweise nochmals große

Schnee-29

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Küblls 812 m

Landquart 526 m

Bi•lo 1900 mU.M.

Tenno 1680 m

Selva 1535 m

1460 m Splügon

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Fig. 5 Schneehöhenverlauf in den Regionen 3, 5, 6 und 7

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mengen, besonders der Alpensüdseite sowie dem Glarneralpen- und Alpsteingebiet. Die Pegel-höhen klettern vielerorts über das bisherige Wintermaximum. Außerordentlich erscheinen vor allem die Verhältnisse im Tessin; hier lag um Mitte April in 1500 m eine Schneedecke von 1,50-2,00 m Mächtigkeit! In der zweiten Monatshälfte vollzieht sich in allen Regionen ein intensiver Ab-bau, der in den nördlichen Regionen allerdings gegen Monatsende durch neue Schneefälle noch-mals unterbrochen wird.

Am 1. Mai ist die Schneegrenze horizontaler Lagen erst auf 1000-1300 m (Regionen 1, 2, 3, 5 und 6) bzw. auf 1500-1700 m im Wallis und Engadin angestiegen. Die milde Witterung der ersten Maihälfte beschleunigt den Abbauprozeß. Mit einer täglichen Abschmelzquote von durchschnitt-lich 7-9 cm schwindet die Schneedecke, und zwischen dem 12. und 17. Mai apern Lagen bis

1800 m aus.

Ueber die täglichen Werte der Neuschneemengen und Pegelstände orientieren die Tabellen 22-36, über den Schneehöhenverlauf die Figuren 4 und 5.

b) Die maximalen Schneehöhen

Ein Vergleich der gemessenen höchsten Pegelwerte der Berichtsperiode mit den entsprechen-den Daten früherer Winter vermittelt kein einheitliches Bild. Auch innerhalb einer Klimaregion zeigen sich vielfach bedeutende Streuungen. Allgemein ist festzustellen, daß die Werte von 1957/

58 wohl wesentlich über dem langjährigen mittleren Maximum liegen, daß aber keine neuen Höchstwerte erzielt worden sind. Eine Station erhielt allerdings die während 10 Jahren größte Schneehöhe (Guttannen), und auf sechs weiteren Versuchsfeldern wurden Höchstwerte für die letzten 3-6 Winter gemessen. Ein neuer unterer Extremwert wurde lediglich in Brusio mit 8 cm festgestellt, wobei die Ursachen in den Temperaturverhältnissen dieser tief gelegenen Station liegen dürften.

Auf den verschiedenen Höhenstufen erzielten folgende Stationen die diesjährigen größten Schneehöhen (in Klammem langjähriges Maximum):

bis 1200 m: Guttannen 142 cm, Oberiberg 140 cm, Klosters 138 cm, (225 cm), Gsteig 107 cm, Küblis 104 cm (145 cm).

1200- 1500 m: Schwägalp 226 cm, St. Antönien 190 cm (240 cm), Braunwald 184 cm (228 cm), Stoos 182 cm (223 cm).

1500- 1800 m: Trübsee 307 cm (372 cm). Klewenalp 215 cm (270 cm), All'Acqua 200 cm (470 cm), Lenk-Betelberg 195 cm (202 cm).

über 1800 m: Simplon-Hospiz 280 cm, Jochpaß 260 cm (565 cm), Weißfluhjoch 245 cm (366 cm), Barberine 215 cm (274 cm).

Der Zeitpunkt der maximalen Schneehöhe fiel allgemein auf die Tage vom 14./15. oder 18.-22.

März, in den südlichen Regionen gebietsweise sogar auf Mitte April.

c) D i e m i t t I e r e n S c h n e e h ö h e n

Zum Vergleich der monatlichen Schneehöhenmittel wurden wiederum die Meßdaten von rund 50 Stationen herangezogen (vgl. Tabelle 38). Für die Interpolation auf die Vergleichshöhe von 1800 m wurden folgende Schneehöhengradienten pro 100 m Höhendifferenz ermittelt: Dezember 3 cm, Januar 4 cm, Februar 7 cm, März 9 cm, April 12 cm.

Bei den errechneten Monatsmitteln fallen vorerst die allgemein geringen Werte des Dezembers auf; einzig Wallis und Tessin stehen über dem schweizerischen Mittel, letzteres mit Abstand an du Spitze. Ein ähnliches Bild vermitteln die Januarwerte: wiederum lag in den Tessinerbergen die

größte Schneedecke mit 116 cm; es folgt die Region Wallis, alle andern Gebiete erreichen das Ge-samtmittel nicht. Im Februar und März findet eine wesentliche Nivellierung statt; die häufig schneereichen Regionen 2 und 3 erreichen im Februar die Durchschnitte des Wallis und des Tessin und überschreiten diese im März ganz wesentlich. Auch in den übrigen Gebieten sind die Monats-werte bedeutend angestiegen, so daß sich für den März das beachtliche gesamtschweizerische Mittel von 129 cm ergibt. Viel eindrücklicher und für den Berichtswinter typischer präsentieren sich die Schneehöhen des April: Mit einem Monatsmittel von 121 cm stehen diese weit über dem Normalen; seitdem wir diese Statistik führen, wurde nur einmal ein höherer Aprilwert festgestellt, nämlich im Katastrophenjahr 1951. Besonders auffallend ist für diesen Monat der hohe Anteil der Alpensüdseite, die mit 138 cm hinter den Regionen der mittleren und östlichen Alpennordseite, jedoch vor Wallis, Berneroberland sowie Nord- und Südbünden steht. Gesamtschweizerisch kann gesagt werden, daß der Dezember sehr schneearm war, die Schneehöhen im Januar bis März un-gefähr dem langjährigen Mittelwert entsprachen und der April sehr schneereich ausfiel.

Ueber die ganze fünfmonatige Beobachtungsdauer weisen die Tessinerberge mit 110 cm das höchste Ergebnis auf, gefolgt von der Gotthard-Nordseite (108 cm), der Region Glarneralpen-Alp-stein (101 cm) und den Walliseralpen (98 cm). Unter dem schweizerischen Mittel von 92 cm liegen die Berner- und Waadtländeralpen (86 cm), Nord- und Mittelbünden (75 cm) sowie das Engadin (65 cm).

Verglichen mit den Verhältnissen in den 12 vorangegangenen Wintern liegen die Schnee-höhenmittel der drei Monate Januar-März im Rahmen des Durchschnitts. Mäßige Defizite sind lediglich in den Regionen 2 und 5 zu erkennen, wo dieses Wintervierteljahr seit 1946 nur drei bzw.

vier Mal schneeärmer gewesen ist.