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Schlussfolgerungen und Ausblick

Kein Alkoholkonsument oder auch Alkoholabhängiger trinkt ohne Grund. Um die Suchtkranken zu verstehen, muss versucht werden, die Bedingungen der Abhängigkeit und den Sinn des Alkoholkonsums zu verstehen. Alkoholabhängigkeit in der dritten Lebensphase ist ein zu wenig beachtetes und auch beforschtes Feld und kann als gesellschaftliche „black box“ bezeichnet werden.

Insbesondere der leicht bis mässig erhöhte Alkoholkonsum entgeht im Gegensatz zum schweren Alkoholismus der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Die Erfahrungen der Soziokulturellen Animation aus der Jugendarbeit ist umfassend, und wird seit vielen Jahren mit den verschiedensten Methoden angewendet. Dies auf die Altenarbeit mit Alkoholabhängigen der Soziokulturellen Animation zu transferieren wirkt vielversprechend und bedarf nur geringer Anpassungen an die Unterschiede dieser Zielgruppe. Durch die Anwendung der Lebensweltorientierung kann ganzheitlich gearbeitet werden, was unabhängig von Alter und Charaktereigenschaft einer Zielgruppe gelten sollte. Die in dieser Arbeit herausgestellten Methoden und Handlungsfelder ermöglichen, die Altenarbeit in einem Pilotprojekt der Soziokulturellen Animation zu beginnen und weiter zu entwickeln.

5.1 Beantwortung der Fragestellungen

Wie lässt sich Alkoholismus und die dritte Lebensphase definieren?

Wie im Kapitel zwei bereits erläutert, handelt es sich bei Alkoholismus um eine erstzunehmende Problematik, die sich in der Gesellschaft als Suchterkrankung etabliert hat und es sich weniger um Selbstverschuldung handelt. Durch diagnostische Kriterien lassen sich Alkoholgebrauchsstörungen feststellen, die mit Verhaltensstörungen ICD-10 klassifiziert werden. Abhängigkeit in der dritten Lebensphase hat biografisch bedingte Ursachen, die sehr individuell verlaufen (vlg. Kapitel 2.2).

Umweltbedingte Einflüsse, wie der konstante Alkoholkonsum, tragen zum Alterungsprozess bei.

Besonders ältere Menschen, die durch Alkoholmissbrauch unter gesundheitlichen Einschränkungen, sowohl psychischer als auch physischer Natur leiden, sind auf Unterstützung und Hilfe angewiesen.

Eine Umsiedlung in die betreuten Versorgungssysteme ist zum Teil unausweichlich.

Was sind Gründe für Alkoholismus in der dritten Lebensphase und welche Herausforderungen entstehen dadurch?

Durch den demografischen Wandel werden Menschen immer älter und die Altersphase rückt bis in die Hochaltrigkeit. Alkoholabhängigkeit steigt durch die immer älter werdende Bevölkerung. Gründe für das Trinken können Ängste sein, Depressionen, Konflikte und Unsicherheiten, Stress sowie gesellschaftlich bedingtes Ritual (vgl. Kapitel 2.1.5). Nicht zu vernachlässigen ist die in der Pensionierung fehlende Tagesstruktur, welche auch zum vermehrten Alkoholkonsum führen kann.

Eine Abhängigkeit entsteht durch schleichende Prozesse, welche verschiedene Faktoren und Lebenskrisen durchlaufen. Die Ursachen zeigen sich in der Entwicklung von Abhängigkeitserkrankungen im Alter auf verschiedenen Ebenen (vgl. Kapitel 2.1.7). Durch den regelmässigen Konsum sind Menschen in der dritten Lebensphase gebrechlicher und sensibler und daher für die Soziokulturelle Animation eine Zielgruppe die einen behutsamen Umgang erfordert.

Der Zugang zu den alten Menschen mit Suchterkrankung stellt eine Herausforderung dar. Auch der Kontaktaufbau zu den Angehörigen kann unterschiedlich verlaufen. Die erschwerte Kontaktaufnahme zu dieser Zielgruppe ist mit intensivem Zeitaufwand verbunden, die eine komplexe Vorbereitung erfordert.

Inwiefern ist Alkoholismus in der dritten Lebensphase von Bedeutung für die Soziokulturelle Animation?

Die Auseinandersetzung dieser Arbeit mit den Themenschwerpunkten Alter und Alkoholismus in der dritten Lebensphase aus der Sicht der Lebensweltorientierung Mobiler Jugendarbeit zeigt auf, dass die Leistungsangebote auf ältere Menschen adaptiert werden können. Kontakte knüpfen, motivieren und aktivieren sind wichtige Methoden der Soziokulturellen Animation (Hangartner, 2016, S. 292).

Die Autorin hat ihre Soziokulturelle Animationsbrille aufgesetzt und ihre Sicht auf das Beispiel Mobile Jugendarbeit entlang der LWO gerichtet. Dabei ist ihr ein Neues unbekanntes Tätigkeitsfeld für die Soziokulturelle Animation aufgefallen, welches bisher noch nicht existiert. Bei der Zielgruppe der Alkoholabhängigen spielt die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das Knüpfen sozialer Kontakte sowie das individuelle Bedürfnis psychischer Stabilität zu erlangen, eine wesentliche Rolle.

Abhängigkeitserkrankungen sind oft mit anderen sozialen Problemen verknüpft, die aber auch Ansatzweise durch die Soziokulturelle Animation zu den Erfolgen in der Lebenswelt der Betroffenen führen kann. Die bestehende Situation der Abhängigkeit macht deutlich, dass eine gute Vernetzung mit Institutionen wie Pro Senectute, Suchthilfe Schweiz, Gemeinden sowie auf die Zielgruppe abgestimmte Angebote erforderlich sind. Gerade bei Menschen die zu Hause in ihrem Umfeld leben wollen.

Was braucht es in den Handlungsfeldern der Soziokulturellen Animation, um mit ihren Ansätzen Betroffene und Angehörige aktiv unterstützen zu können?

Eine der wichtigsten Handlungsmethoden der Soziokulturellen Animation ist Beziehungsarbeit (vgl.

Kapitel 3.2). Die Zielgruppe der alten Menschen mit Abhängigkeit verlangt viel Geduld und einen beständigen Kontakt zu den Fachpersonen, um das Vertrauen aufbauen zu können. Dabei sind die wichtigsten Schlüsselpersonen die Angehörigen, da sie über die Lebenswelt der Betroffenen viel Wissen haben. Die Netzwerkarbeit ist ein wichtiger Bestandteil, um die Erreichbarkeit aber auch

Erkenntnisse über diese Zielgruppe zu gewinnen. Fachpersonen sind über die Vernetzung dazu aufgefordert, sich Fachwissen über das Phänomen Alkohol, als auch über die Erkrankung Erkenntnisse zu erlangen, die für die professionelle Vorgehensweise von Bedeutung sind. Anhand der Ansätze der LWO Methode wurde klar, dass die Professionellen Anpassungen vornehmen müssen, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Der Ansatz wäre es, kleinere Projekte zu lancieren, deren Wirksamkeit zu überprüfen und mutig weiter zu entwickeln.

5.2 Schlussfolgerungen für die berufliche Praxis

Für die Arbeit der Soziokulturellen Animation ist es von Bedeutung, Alkoholismus als Grundproblem anzuerkennen. Die Handlungsansätze dieser Arbeit bieten Potenzial zu individuellen Lösungen, die im Weiteren ausgearbeitet und in der Umsetzung erweitert werden müssen. Die LWO skizziert, wie der Transfer von Erfahrungen aus der Mobilen Jugendarbeit für das Tätigkeitsfeld Mobile Altenarbeit mit Alkoholabhängigkeit erfolgen kann. Menschen, die Alkoholprobleme haben, sind oft lebensgeschichtlich geprägt sowie schwer zugänglich in ihrer Lebenswelt. Was die Soziokulturelle Animation nicht einschätzen kann, ist das Verhaltensmuster der Alkoholabhängigkeit der Betroffenen. Motivation allein reicht nicht aus, um die Zielgruppen zu erreichen. Die Soziokulturelle Animation benötigt dazu Vernetzung und Kontakte, um in die praktische Umsetzung zu gelangen und die passenden Handlungsmethoden anzuwenden. Das Ziel der Soziokulturellen Animation ist, die Betroffenen in ihrer Lebenswelt soweit zu begleiten, dass trotz Alkoholismus im Alter ein würdevolles Leben nach individuellen Bedürfnissen möglich ist und darüber hinaus zu einer Reduktion des Alkoholkonsums führen kann.

5.3 Ausblicke

Unterstützende und niederschwellige Angebote der Soziokulturellen Animation können Menschen in der dritten Lebensphase auffangen und begleiten, wodurch Vereinsamung und weitere Entstehungsursachen von Alkoholabhängigkeit reduziert werden. Eine interdisziplinäre Vernetzung ist wünschenswert und notwendig. Um nachhaltig Veränderungen erzielen zu können sind Fortbildungen für Fachpersonen von Vorteil, um neue Erkenntnisse über die Lebenswelt der Betroffenen zu erlangen und die Bereitschaft für Veränderungen zu optimieren.

Die eine Lösung für alkoholabhängige Menschen in der dritten Lebensphase gibt es nicht, dennoch versucht die Soziokulturelle Animation mit Handlungsansätzen und Präventionsprojekten Randphänomen der Gesellschaft aufzufangen und mit ihren Methoden und Instrumenten der Animationsposition ein paar Fenster aufstossen.

5.4 Danksagung

Mein Dank möchte ich allen Personen aussprechen, die auf unterschiedliche Art und Weise zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Mein hauptsächlicher Dank gilt meiner Betreuerin Prof. Dr. Simone Gretler Heusser für ihre hilfreichen Argumente und umfassendes Fachwissen während des Entstehens dieser Arbeit. Letztlich richte ich auch ein Dankeschön an Dr. Philip Siebel für das Korrekturlesen, sowie an meine Familie und Freunde, die mir stets verständnisvoll zur Seite standen.