• Keine Ergebnisse gefunden

8.5 Limitationen und weiterer Forschungsbedarf

8.5.2 Querschnittdesign der Untersuchung

anglo-amerikanischen Ländern hervor. In Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern wie Finnland oder Frankreich, spielen hingegen informelle Kontakte zu den Bring- und Abholzeiten eine wichtige Rolle (Pietsch et al., 2010). Folglich könnte das Ergebnismuster mit Blick auf die Angebotsstruktur und die Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation (siehe Teilstudie 1 und 3) in Großbritannien oder den USA anders ausfallen als in Deutschland.

Darüber hinaus erwiesen sich in einer Studie von Kikas et al. (2011b) nicht nur die Ausgestaltung bzw. die Themen der Zusammenarbeit als kontextabhängig, sondern es zeigten sich auch Länderunterschiede zwischen Finnland und Estland hinsichtlich des Vertrauensniveaus von Müttern in die Kita ihres Kindes.

Alles in allem kann davon ausgegangen werden, dass sich die Verzerrungen in der Einrichtungs- sowie Familienstichprobe nur auf die Generalisierbarkeit der Ausprägungen einzelner Variablen auswirkten, nicht aber auf die Verallgemeinerbarkeit der gefundenen Zusammenhänge. Nichtsdestotrotz sollten in künftigen Forschungsarbeiten die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zur Beurteilung ihrer Gültigkeit unbedingt an weiteren, möglichst repräsentativen Einrichtungs- und Familienstichproben repliziert werden. Darüber hinaus wären international vergleichende Untersuchungen wünschenswert, die in der Lage sind, den relativen Einfluss von nationalen Kontexten abzuschätzen und so einen Beitrag zur Verallgemeinerbarkeit der in dieser Dissertation gewonnenen Erkenntnisse zu leisten.

aufzeigt werden, ohne dass empirisch eindeutig erklärbar ist, wie diese ursächlich zustande kommen. Insbesondere in den Teilstudien 2 und 3, die basierend auf dem der vorliegenden Arbeit zugrundeliegenden Theoriemodell den Einfluss unterschiedlicher Qualitätsindikatoren der Zusammenarbeit auf das Vertrauen von Eltern untersuchten, muss die Kausalaussage hinsichtlich der behaupteten Kausalrichtung aufgrund des gewählten Studiendesigns kritisch hinterfragt werden: Führt eine hohe Qualität in der Zusammenarbeit zu hohem Vertrauen der Eltern oder fördert ein hohes Vertrauen der Eltern die Qualität der Zusammenarbeit? Auch wenn in Teilstudie 2 die Beobachtungen zur Fachkraft-Eltern-Kommunikation zeitlich deutlich vor der Familienbefragung stattgefunden haben und somit die abhängige Variable im Nachhinein erhoben wurde, kann ohne eine Vorher-Messung des elterlichen Vertrauens kein gültiger Kausalschluss angesichts der Fülle möglicher Alternativerklärungen gezogen werden.

So wäre beispielsweise auch denkbar, dass sich beim Bestehen einer vertrauensvollen Partnerschaft die Art der Kommunikation ändert. Da Menschen, die sich gegenseitig vertrauen, insgesamt offener und eher bereit sind, über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen, könnte das Vertrauen von Eltern auch zum Katalysator für den weiteren Austausch mit den Fachkräften werden (Keen, 2007; Miretzky, 2004; Smith & Barclay, 1997).

Zudem ist denkbar, dass die Kausalrichtung des Zusammenhangs zwischen der Qualität der Zusammenarbeit und dem elterlichen Vertrauen in Abhängigkeit zum jeweiligen Zeitpunkt der Fachkraft-Eltern-Beziehung steht. Theoretische Überlegungen zur Entwicklung von Vertrauen stützen diesen Gedanken. So liegt beispielsweise dem Modell von Mayer et al.

(1995) die Annahme zugrunde, dass zu Beginn einer Beziehung der Vertrauensgeber einen Vertrauensvorschuss geben muss, der vor allem von seiner allgemeinen Vertrauensdisposition und weniger von den Eigenschaften des Vertrauensnehmers abhängt. Folglich ist in Bezug auf die Kausalrichtung des Zusammenhangs davon auszugehen, dass zunächst das Niveau des Vertrauensvorschusses weniger von der Qualität der Zusammenarbeit beeinflusst wird und eher

diese bestimmt. Erst im weiteren Verlauf der Beziehung gewinnt die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit des Vertrauensnehmers für das Vertrauensausmaß an Bedeutung.

Interaktionen dienen hierbei als Voraussetzung zur Einschätzung, inwieweit das Verhalten des Gegenübers mit den drei Vertrauensindikatoren Kompetenz, Integrität und Wohlwollen übereinstimmt. Zu diesem Zeitpunkt der Beziehung ist vermutlich von einer umgekehrten Richtung des Zusammenhangs auszugehen und die Qualität der Zusammenarbeit ist entscheidend für die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit der Fachkräfte und somit für den weiteren Aufbau bzw. die Aufrechterhaltung des Vertrauens. Dementsprechend könnte der Befund, dass Eltern mit Migrationshintergrund sowie Eltern von verhaltensauffälligen Kindern ein signifikant niedrigeres Vertrauen aufweisen, auch ein wichtiges Indiz für Verbesserungspotenziale der zielgruppenspezifischen Zusammenarbeit darstellen.

Möglicherweise bringen diese Eltern den Kitas zu Beginn den gleichen Vertrauensvorschuss entgegen wie alle anderen Eltern auch, erleben jedoch im Laufe der Beziehung Stigmatisierungen seitens der Fachkräfte, die die Zusammenarbeit belasten und letztlich die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit der Fachkräfte negativ beeinflussen.

Clarke et al. (2010) betonen, dass eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Kita und Familie das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses darstellt, der aufgrund seiner dynamischen Kernelemente einem permanenten Wandel unterliegt. Demnach handelt es sich bei einer vertrauensvollen Partnerschaft um keinen statischen Zustand. Vielmehr bedarf es einer kontinuierlichen Aufrechterhaltung durch entsprechende Strategien der Zusammenarbeit.

Mayer et al. (1995) gehen davon aus, dass diese Strategien im zeitlichen Verlauf variieren können; so sind die drei Vertrauensindikatoren in den einzelnen Beziehungsphasen nicht immer gleich gewichtet. Während die Zuschreibung von Kompetenz als Grundvoraussetzung gilt, nimmt die anfänglich dominierende Bedeutung der Integrität im weiteren Verlauf der Beziehung ab und die Bedeutung des wahrgenommenen Wohlwollens hingegen zu. Um diese

theoretischen Annahmen empirisch überprüfen zu können, sollten daher künftige Untersuchungen als prospektive Längsschnittstudien angelegt werden, die ausgehend vom ersten Messzeitpunkt den weiteren Verlauf der Beziehung zwischen Kita und Familie erfassen.

Darüber hinaus könnten auch Tagebuchstudien eine geeignete Methode darstellen, um zu untersuchen, inwieweit die Bedeutsamkeit von Einflussfaktoren des elterlichen Vertrauens in verschiedenen Beziehungsstadien variiert. Auf diese Weise könnte auch die Rolle des kindlichen Sozialverhaltens, das sich im Rahmen des theoretischen Gesamtmodells dieser Arbeit (siehe Abbildung 6) sowohl als Strukturmerkmal seitens der Familie als auch als Indikator der kindlichen Entwicklung begreifen lässt, differenzierter untersucht werden. So argumentierten beispielsweise Santiago et al. (2016), die ebenfalls einen statistisch bedeutsamen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen von Eltern und dem kindlichen Sozialverhalten nachweisen konnten, dass sich die Generierung von Vertrauen in der Zusammenarbeit förderlich für das prosoziale Verhalten von Kindern erweist; auch in dieser Studie wurden jedoch ausschließlich Querschnittsdaten berücksichtigt.