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8.5 Limitationen und weiterer Forschungsbedarf

8.5.4 Ansatzpunkte für weitere Forschung

der Qualitätsdimension Zusammenarbeit mit Familien gehören. So existieren aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse von Familien und der verschiedenen Anliegen der Zusammenarbeit in den meisten Kitas eine Reihe gut eingespielter Informationskanäle und Kommunikationsformen. Darunter zählen schriftliche Kommunikationsmethoden (z. B.

Elternbriefe, Aushänge), weitere persönliche Gesprächsformen neben dem Tür- und Angelgespräch (z. B. Entwicklungsgespräche, Eingewöhnungsgespräche), aber auch zunehmend digitale Formate der Kommunikation (z. B. E-Mail-Austausch, Videotelefonie).

Die vorliegende Operationalisierung der Fachkraft-Eltern-Kommunikation sollte für künftige Forschungsarbeiten daher erweitert werden, sodass untersucht werden kann, ob sich die Befunde dieser Arbeit auch auf andere Kommunikationsanlässe übertragen lassen. Ebenfalls muss limitierend angefügt werden, dass die vier Angebotsformen zur Zusammenarbeit (siehe Teilstudie 3) hinsichtlich ihrer Bedeutungsdimensionen ungenügend erfasst wurden. So repräsentieren die erhobenen Indikatoren ausschließlich quantitative Aspekte; folglich bleibt unklar, wie diese Aktivitäten umgesetzt bzw. qualitativ gestaltet wurden. Auch die unterschiedliche Prädiktionskraft der verschiedenen Qualitätsaspekte für das elterliche Vertrauen (siehe Teilstudien 2 und 3) unterstreicht die Bedeutsamkeit einer weiteren Ausdifferenzierung der Qualitätskomponente Zusammenarbeit mit Familien.

sollten künftige Forschungsarbeiten weitere Merkmale einbeziehen, um die Qualität der Zusammenarbeit besser vorhersagen zu können. Wenngleich in Teilstudie 1 ein umfassendes Set an Strukturkomponenten berücksichtigt wurde, konnte die Varianz der Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation nur zu einem geringen Teil erklärt werden. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass ausschließlich Merkmale der Strukturqualität auf Einrichtungsebene berücksichtigt wurden, obwohl die Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation auf Ebene der individuellen Fachkraft-Eltern-Dyade erfasst wurde. Bisherige Studien konnten bereits umfassend die Bedeutsamkeit struktureller Hintergrundmerkmale auf Ebene der individuellen Familie (z. B. Ethnizität, sozioökonomischer Status, Familienform) für die Beteiligung von Eltern belegen (siehe für einen Überblick z. B. Hindman et al., 2012). Insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine hohe Qualität eine bedürfnisorientierte und passgenaue Gestaltung der Kommunikation voraussetzt, sollten künftige Studien Komponenten der Strukturqualität auf individueller Familienebene miteinbeziehen. Entsprechend dem Kompetenzmodell von Fröhlich-Gildhoff et al. (2011) wäre es zudem denkbar, dass Merkmale auf Fachkraftebene für die Qualität der Zusammenarbeit von Bedeutung sind. In Teilstudie 3 konnte bereits nachgewiesen werden, dass die beiden Kompetenzfacetten Wissen und Überzeugungen die Qualität der Angebotsstruktur zur Zusammenarbeit vorhersagen. Offen geblieben ist jedoch, welche Wissensfacetten von Bedeutung waren. So wurde das Wissen des Kita-Teams nur sehr begrenzt anhand von zwei Items eingeschätzt. Die Variable sollte daher eher als grober Indikator als eine exakte Messung bewertet werden.

Aufbauend auf Teilstudie 4, die einen Vorschlag zur Operationalisierung des fachdidaktischen Wissens im Bereich Zusammenarbeit mit Familien unterbreitet, wäre es daher ein Gewinn, in künftigen Untersuchungen zu prüfen, inwieweit das Methodenwissen frühpädagogischer Fachkräfte eine bedeutsame Voraussetzung für die Form und Intensität der Angebotsstruktur darstellt. Schließlich sollten weitere Analysen der Frage nachgehen,

inwieweit professionelle Kompetenzen frühpädagogischer Fachkräfte auch für die Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation prädiktiv sind. In diesem Zusammenhang wäre es besonders interessant, nicht nur das Wissen von Fachkräften über Grundlagen der Gesprächsführung (z.

B. Wissen über Elemente einer personenzentrierten Gesprächsführung) in den Blick zu nehmen, sondern auch die Relevanz einer ressourcen- und dialogorientierten Haltung für die Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation zu untersuchen. So stellt die Gesprächsführung mit Eltern beispielsweise hohe Anforderungen an die soziokulturelle Sensibilität der Fachkräfte und ihre Fähigkeit, sich auf Augenhöhe mit den Familien zu begeben; hierzu gehört auch die Überzeugung, dass alle Eltern in den frühen Lebensjahren Expert*innen ihrer Kinder sind.

In Bezug auf das Vertrauen als Kernelement einer Partnerschaft zwischen Kita und Familie wurde in der vorliegenden Dissertation ausschließlich die Perspektive der Eltern als Gruppe Vertrauensgebender berücksichtigt. Wie im Modell von Clarke et al. (2010) beschrieben, beruht Vertrauen jedoch auf Reziprozität, weshalb künftig auch das Vertrauen der Fachkräfte in die Familien betrachtet werden sollte. Befunde internationaler Studien zeigten bereits, dass das Vertrauen der Familien in die Fachkräfte signifikant höher ausfällt als das Vertrauen der Fachkräfte in die Familien (z. B. Kikas et al., 2011b; Adams & Christenson, 1998; 2000; Janssen et al., 2012). Insbesondere in spezifischen Elterngruppen – bildungsferne, einkommensschwache Eltern sowie Eltern mit Migrationshintergrund und depressiven Symptomen – wiesen Fachkräfte signifikant weniger Vertrauen auf (z. B. Janssen et al., 2012;

Kikas et al., 2011b; Kikas et al., 2016). Folglich sollte in künftigen Forschungsarbeiten untersucht werden, ob diese Unterschiede auch für den deutschen Kontext zutreffen. Vor dem Hintergrund der Bedeutsamkeit von Vertrauen für die kompensatorische Förderung von Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien (siehe z. B. Bryk & Schneider, 2002; Adams &

Forsyth, 2007; Neuenschwander, 2020) sollte zudem untersucht werden, wie das Vertrauen von Fachkräften in diese Familien gestärkt werden kann. In der vorliegenden Dissertation erwies

sich die Qualität der Fachkraft-Eltern-Kommunikation bereits als bedeutsamer Prädiktor des elterlichen Vertrauens. In weiterführenden Studien sollte untersucht werden, inwieweit sich dieser Zusammenhang auch auf das Vertrauen von Fachkräften übertragen lässt. Kikas et al.

(2011a) lieferten bereits erste Hinweise, dass eine regelmäßige Kommunikation das Vertrauen von frühpädagogischen Fachkräften in Eltern positiv beeinflusst.

Des Weiteren konnte in Teilstudie 2 nachgewiesen werden, dass auch Familien mit Migrationshintergrund ein signifikant niedrigeres Vertrauen in die Kita ihres Kindes aufweisen.

Folglich ist eine differenzierte Sicht auf Eltern von großer Bedeutung und weiterführende Studien aus Milieuperspektive könnten gewinnbringend sein. So ist denkbar, dass Eltern nicht nur heterogene Profile hinsichtlich ihres Vertrauens ausbilden, sondern auch ganz unterschiedliche Facetten der Zusammenarbeit für den Aufbau ihres Vertrauens wirksam sind.

Ein personenzentrierter Forschungsansatz könnte wichtige Anhaltspunkte dafür geben, wo die Grenzen und Besonderheiten bei verschiedenen Eltern(-gruppen) liegen und welche unterschiedlichen Zugangswege für verschiedene Elterngruppen in den Blick genommen werden müssen.

Schließlich sollte die Wirksamkeit der Qualitätsdimension Zusammenarbeit mit Familien eingehender untersucht werden. So fokussierte die vorliegende Dissertation ausschließlich die Bedeutsamkeit der Zusammenarbeit für das Vertrauen von Eltern als Kernelement einer Partnerschaft zwischen Kita und Familie. Entsprechend des öko-systemischen Rahmenmodells konnte in der internationalen Schulforschung eine vertrauensvolle Partnerschaft als bedeutsame Voraussetzung für eine positive kindliche Entwicklung bereits herausgestellt werden (z. B. Froiland & Davison, 2014; Neuenschwander, 2020; Adams & Forsyth, 2007). Für den frühpädagogischen Kontext steht eine empirische Überprüfung noch weitestgehend aus. Auch konzentrierte sich die Mehrheit bisheriger Studien ausschließlich auf den Zusammenhang zwischen dem Vertrauen der Eltern und dem kindlichen

Bildungserfolg. Welche Rolle der Zusammenarbeit hierbei zukommt, bleibt weitestgehend unberücksichtigt. In Zukunft sollten daher mehr Studien durchgeführt werden, die verschiedene Dimensionen der Zusammenarbeit mit Familien einbeziehen und diese systematisch in Beziehung zum Vertrauen der Familien und zu den Indikatoren der kindlichen Kompetenzentwicklung setzen. Interessant wäre auch, die Rolle der häuslichen Anregungsqualität in diesem Kontext zu untersuchen. So konnten Kikas et al. (2011a) bereits zeigen, dass das elterliche Vertrauen einen positiven Einfluss auf das Engagement der Eltern im häuslichen Lernumfeld nimmt. Eine deutsche Studie von Lehrl et al. (2020) gibt bereits erste Hinweise darauf, dass die Qualität der Zusammenarbeit vermittelt über die häusliche Anregungsqualität positiv auf die sprachliche Entwicklung von Kindern wirkt. Auf diese Befunde aufbauend sollten in künftigen Studien die Wirkmechanismen zwischen allen vier Komponenten – Qualität der Zusammenarbeit, vertrauensvolle Partnerschaft, häusliche Anregungsqualität und kindliche Kompetenzentwicklung – näher beleuchtet werden (siehe auch Abbildung 6).