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Quartiersversorgung

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 40-45)

ˆUnternehmen mit mehrheitlich kommuna-lem Gesellschafterhintergrund (unmittel-bare oder mittel(unmittel-bare Beteiligung einer oder mehrerer kommunaler Gebietskörperschaf-ten oder Bundesländer mit insgesamt mehr als 50 Prozent bei einer kommunalen Min-destbeteiligung von 25 Prozent).

ˆ Unternehmen (unabhängig von Rechtsform und Beteiligungsverhältnissen) im Rahmen von Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP-Mo-delle, zum Beispiel Contracting), deren Gruppen-umsatz 500 Millionen Euro nicht überschreitet.

ˆKommunen, Eigenbetrieben und Zweckver-bänden steht das analoge Schwesterprogramm IKK – Energetische Stadtsanierung – Quar-tiersversorgung (Programm Nr. 201) zur Ver-fügung (Antragstellung direkt bei der KfW).

Energieversorgung

ˆUnternehmen mit mehrheitlich kommunalem Gesellschafterhintergrund (unmittelbare oder mittelbare Beteiligung einer oder mehrerer kommunaler Gebietskörperschaften oder Bun-desländer mit insgesamt mehr als 50 Prozent bei einer kommunalen Mindestbeteiligung von 25 Prozent). Dabei darf der Marktanteil des antragstellenden Unternehmens fünf Prozent bezogen auf die jährliche deutsche Nettostromerzeugung nicht übersteigen.

ˆWerden die Vermögenswerte (z.B. Netze) beim Versorgungsunternehmen oder einem übergeordneten Unternehmen (z.B. einer Holdinggesellschaft) bilanziert, sind deren rechtlich selbständige 100prozentige Tochter-gesellschaften (Verteilnetzbetreiber) dennoch antragsberechtigt, sofern die Vermögenstren-nung aufgrund der Entflechtungsvorschriften nach §§ 7 ff. EnWG erfolgte.

ˆ Unternehmen (unabhängig von Rechtsform und Beteiligungsverhältnissen) im Rahmen von Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP-Mo-delle, zum Beispiel Contracting), deren Gruppen-umsatz 500 Millionen Euro nicht überschreitet.

ˆKommunen, Eigenbetrieben und Zweckver-bänden steht das analoge Schwesterprogramm IKK – Kommunale Energieversorgung (Pro-gramm Nr. 203) zur Verfügung

(Antragstel-lung direkt bei der KfW).

i infos

Konditionen

Kommunale Unternehmen beantragen eine KfW-Finanzierung über ihren KfW-Finanzierungspartner.

Finanzierungspartner sind Geschäftsbanken (einschl. Direktbanken), Genossenschaftsbanken und Sparkassen.

Die Kredite werden vorhabensbezogen vergeben. Bei Großprojekten ist eine Gliederung in räumliche und/oder sachliche Vorhabensabschnitte möglich. Dabei gilt der Vorhabensabschnitt als Einzelvorhaben.

Kreditbetrag

Mit dem Förderprogramm können bis zu 100 Prozent der förderfähigen Investitionskosten finanziert werden. Der Kredithöchstbetrag beträgt 50 Millionen Euro pro Vorhaben.

Laufzeit

Folgende Laufzeitvarianten stehen zur Verfügung:

ˆbis zu zehn Jahren Kreditlaufzeit bei einem bis zwei Tilgungsfreijahren (10/2),

ˆbis zu 20 Jahren Kreditlaufzeit bei einem bis drei Tilgungsfreijahren (20/3),

ˆbis zu 30 Jahren Kreditlaufzeit bei einem bis fünf Tilgungsfreijahren (30/5).

Zinssatz

ˆDas Darlehen wird mit einem kundenindi-viduellen Zinssatz im Rahmen des am Tag der Zusage geltenden Maximalzinssatzes der jeweiligen Preisklasse zugesagt.

ˆDer Zinssatz wird für einen Zeitraum von zehn Jahren festgeschrieben. Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist werden neue Kondi-tionen vereinbart.

ˆDer Zinssatz wird unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Kredit-nehmers (Bonität) und der Werthaltigkeit der für den Kredit gestellten Sicherheiten von der Hausbank festgelegt.

Die jeweils geltenden Maximalzinssätze je Preis-klasse finden Sie in der Konditionenübersicht für die KfW-Förderprogramme im Internet unter www.kfw.de/konditionen. n Weiterführende Informationen und Beratung:

www.kfw.de/202 (Quartiersversorgung) www.kfw.de/204 (Kommunale Energieversorgung)

Kostenfreie Hotline:

030 / 20264 - 5555 E-Mail: infra@kfw.de Finanzierung

Eine Veröffentlichung der KfW-Bankengruppe

Ansbacher Str. 6 • D 10787 Berlin • Tel + 49 (0)30-212 99 20 • Fax +49 (0)30-212 99 234 eMail: info@hotelairinberlin.de • www.hotelairinberlin.de

Buchen Sie unser Serviceangebot unter dem Stichwort „Kommune“ entweder telefonisch oder über unsere eMail Adresse.

Eine Gemeinschaftsaktion von HOTEL AIR IN BERLIN und UNTERNEHMERIN KOMMUNE, überregionale Fachzeitschrift für kommunalwirtschaftliches Handeln

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Anzeige_AirInBerlin_UK 2012.pdf 1 05.04.2012 23:28:21

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Die Gasag – in Berlin kennt jeder das Unter-nehmen nur unter diesem Namen – ist nach Gründungsdatum und erstem Unternehmens-zweck quasi ein Klassiker der deutschen Kommunalwirtschaftsgeschichte. Entstanden ist das Unternehmen 1847 als stadteigenes Gaswerk zur öffentlichen Straßenbeleuchtung. Später stand es zusammen mit der Strom-„Schwester“

Bewag für die Energieversorgung der Haupt-stadt. Unabhängig von den Eigentumsverhält-nissen blieb Gasag für die Berliner die Gasag, aber aus Bewag wurde Vattenfall. Dieser schwedische Konzern ist einer der drei Gasag-Aktionäre. Auch wegen dieser Konstellationen gleich zu Anfang folgende Frage: Wie beurteilen Sie die umfassenden Berliner Diskussionen zur Rekommunalisierung der Energieversorgung und den Ausgang des Volksentscheids am 3.

November 2013, in dem es in erster Linie um die Gründung von Stadtwerken und die Errichtung einer Netzgesellschaft ging, mit dem Ziel, die Stromnetze zum 1.Januar 2015 zu übernehmen?

Stefan Grützmacher:

Die Energiewende, das ist eine der wichtigsten Auf-gaben, die unsere Generation zu bewältigen hat.

Deshalb ist es richtig, wenn sich die Politik auf allen Ebenen um dieses Thema kümmert. In diesem Licht sehe ich den Berliner Volksentscheid zum Strom-netz. Die relativ hohe Beteiligung hat gezeigt, dass in der Stadt ein großes Interesse an der Umsetzung der Energiewende besteht. Das halte ich für eine wichtige Botschaft. Zwar hat der Volksentscheid den Initiatoren nicht den erhofften Erfolg gebracht. Das Thema aber hat eine breite Öffentlichkeit gefunden. Gleichzeitig ist zu bemerken, dass 75,9 Prozent der Wahlberechtigten mit Nein stimmten bzw. am Entscheid gar nicht teil-nahmen. Das Land Berlin hat seit der Privatisierung seiner Energieversorgung nur eingeschränktes Know-how für diesen Bereich der Daseinsvorsorge vorgehalten. Das ist sicher ein Argument dafür, die der-zeitigen unternehmerischen Akteure in die Gestaltung

der Energiezukunft der Bundeshauptstadt einzubinden.

Die Gasag sieht sich in ihrem verstärkten Engagement für ganzheitliche, innovative Kundenlösungen für Energieeffizienz und Klimaschutz in Berlin bestätigt.

Auf das Konzessionsverfahren Gas hat das Ergebnis des Volksentscheids keine direkten Auswirkungen.

Allerdings kann das Thema Energie nun sicher etwas weniger emotional in der Öffentlichkeit und im politischen Raum diskutiert werden.

Wer Energieverantwortung trägt, muss vor Ort greifbar sein

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Obwohl es in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle spielt, steht im Zusammenhang mit dem Auslaufen der Konzession auch das Berliner Gasnetz auf der Tagesordnung. Können Sie uns dazu bitte die Konstellationen erläutern?

Grützmacher:

Alle 20 Jahre, in Zukunft vielleicht in kürzeren Abständen, werden die Konzessionen an den

besten Betreiber neu vergeben. Die Politik muss entscheiden, ob sie sich selbst engagiert oder ob Dritte mit dem Netzbetrieb betraut werden. Wir finden es gesund, dass wir in diesem Verfahren als Platzhirsch gefordert werden. Wir als Gasag können auf 166 Jahre Erfahrung mit dem Berliner Gasnetz verweisen. Wer solange und vor allem erfolgreich arbeitet, der ist der beste Betreiber.

Also gehen wir selbstbewusst in das Verfahren.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Erfahrung über einen so langen Zeitraum ist ganz sicher ein gewichtiges Argument. Was heißt das für Gegenwart und Zukunft?

Grützmacher:

Wir sehen uns als Gestalter der Energiewende.

Wir sind ein guter Netzpartner, wir sind ein guter Energiepartner, und wir sind ein guter Berlinpartner.

Die Hauptstadt und Brandenburg – das ist unsere Heimat. Wir kommen aus dieser Region. Es ist garantiert, dass wir bleiben, denn wir sind hier ver-wurzelt. Das ist ein riesiger Unterschied zu Akteuren aus der Ferne, die das gute Geschäft einer Metropole mit 3,5 Millionen Einwohnern sehen, aber ihren Lebensmittelpunkt an ganz anderen Stellen auf unserem Globus haben. Nach unserem Verständnis muss jemand, der Verantwortung für den Lebensnerv Energie trägt, vor Ort auch immer zu greifen sein.

Gasag, das ist die komplette Wertschöpfung.

Berlin hat nur wenige große Unternehmen, die dies vorweisen können, ihren Stammsitz in der Haupt-stadt haben, dort Steuern zahlen, für Beschäftigung sorgen und sich engagieren: von Kultur und Sport bis hin zur Wissenschaft. Das ist weit mehr als nur Energieversorgung für die Region. Im Wettbewerb um das Gasnetz hat am Ende der gewonnen, der als erster über die Ziellinie fährt. Deshalb werden wir uns auch weiter anstrengen. Wir können uns grundsätzlich auch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Land im Netzbetrieb vorstellen, dann aber als unternehmerischer Akteur, nicht als Kapitalinvestor.

Energie

BEKENNTNIS FüR BERLIN UND BRANDENBURG:

Seit 166 Jahren hier verwurzelt

Interview mit Stefan Grützmacher, Vorstandsvorsitzender der GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft

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ie GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, kurz Gasag, ist das größte einer Kommune zugeordnete Gasunternehmen in Westeuropa.

Die Gasag versteht sich als Konzern. An folgenden Töchtern ist die ganz oder mehrheitlich beteiligt: BAS Abrechnungsservice GmbH &

Co. KG, BEGA.tec GmbH, BES Berliner Erdgasspeicher, DSE Direkt Service Energie GmbH, EMB Energie Mark Brandenburg GmbH (Potsdam), GASAG Contracting GmbH, NBB Netzgesellschaft Berlin Brandenburg mbH & Co. KG, SpreeGas Gesellschaft für Gasversorgung und Energiedienstleistung mbH, Stadtwerke Forst GmbH, umetriq Metering Services GmbH. In der Region Berlin-Brandenburg gehört der Energieversorger und -dienstleister zu den größten und umsatzstärksten Unternehmen überhaupt. Die Gasag wurde 1998 vollständig privatisiert. Anteilseigner sind aktuell die deutsche Eon mit 36,85 Prozent, die französische GDF Suez und die schwedische Vattenfall mit je 31,5 Prozent. Vor diesem privatwirtschaftlichen Hintergrund engagiert sich die Gasag seit vielen Jahren auch kommunal, Tendenz zunehmend. Exemplarisch dafür sind die Beteiligungen an den Stadtwerken Forst (74,9 Prozent) und der EMB Energie Mark Brandenburg (73,30 Prozent). Vor allem dieses kommunale Engagement war Gegenstand des Gespräches, das wir am 25. November mit dem Vorstandsvorsitzenden der Gasag, Stefan Grützmacher, führten.

Stefan Grützmacher

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 04 / DEZEMBER 2013 43

DASEINSVORSORGE VOR ORT

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Die Stichworte Kommunalisierung und Rekommunalisierung sind in aller Munde.

Zugleich wird apostrophiert – übrigens von Protagonisten, die bis dato nicht gerade als Freunde der kommunalen Versorger galten – dass selbige in der Energiewende eine besondere Rolle spielen. Sie seien die Gestalter und damit auch die potentiellen Gewinner der Energiewende.

Man könnte mutmaßen, dass diese Zuwidmung vielleicht auch deshalb geschieht, um ange-sichts der komplizierten und leider auch sehr holprigen Umsetzung der Energiewende schon jetzt die Kommunalen als künftige Sünden-böcke zu etikettieren. Unisono aber lautet die Begründung für die herausgehobene Bedeutung der kommunalen Versorger im Prozess der Energiewende, dass die neue Energiewelt dezentral und lokal sei. Zu der Frage, worin denn genau die Chancen für die kommunalen Ver-sorger bestehen, hört man allerdings im Regelfall wenig Konkretes. Sehen Sie ebenfalls besondere Möglichkeiten für die kommunalen Versorger, wenn ja, worin bestehen diese im Einzelnen, und was müssen Stadtwerke tun, um diese zu nutzen?

Grützmacher:

Wir müssen die Energiewende in die Städte holen, und sie muss bezahlbar bleiben. Das geht am besten im Wärmesektor: 40 Prozent des Endenergiever-brauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf den Wärmemarkt.

In Berlin sind es bei der Endenergie sogar 50 Pro-zent! Von den ca. 18,1 Millionen Wohngebäuden in Deutschland sind rund zwei Drittel energetisch sanierungsbedürftig, die jährliche Sanierungsrate liegt aber nur bei einem Prozent. In den Heizungs-kellern sieht es noch schlimmer aus: Rund 75 Prozent der Heizungsanlagen in diesem Gebäude-bestand sind nicht auf dem Stand der Technik.

Gerade der Wärmesektor bietet also, zumal in urbanen Ballungsräumen – dort lebt eine weiter wachsende Mehrheit der Menschen – ein riesiges Potenzial, um sehr günstig CO2 zu mindern und zusätzlich durch Brennstoffwechsel, etwa von Heiz-öl zu Gas, Energiekosten zu senken. Statt uns also weiter ausschließlich am Strom abzuarbeiten, sollten wir die Potenziale des Wärmemarktes endlich heben.

Das sind sehr bodenständige Themen und Herausforderungen. Insofern stehen kommunale Versorger – zu dieser Kategorie zählen wir uns auch, unabhängig von den Eigentumsverhält-nissen – schon im Zentrum der Energiewende. Das heißt aber nicht, dass sie automatisch die Gewinner sind. Dezentralität ist sicher ein wichtiges Argu-ment, aber bei weitem nicht das Einzige. Maßgeb-lich fallen auch Know-how und Kapitalkraft ins Gewicht. Unter diesem Aspekt haben die Großen unter den Kommunalen eine besondere Ver-antwortung. Nicht zuletzt als strategische Partner

für kleine und mittlere kommunale Versorger in regionalen, aber auch überregionalen Netzwerken.

Investitionszukunft ist derzeit eine Black Box

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Zwei Drittel der Stadtwerke agieren nur auf der Vertriebsebene. In der Drittelgruppe, die auch in der Erzeugung engagiert sind, gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen, die unver-schuldet in erhebliche Schwierigkeiten geraten sind. Wie auch viele private Mitbewerber haben sie im Vertrauen auf verlässliche politische Rahmenbedingungen investiert und sitzen nun auf Kapazitäten, die nicht gebraucht werden. Trotz dieser Situation gibt es gerade in der Kommunalpolitik immer noch große Erwartungshaltungen. Jeder Oberbürgermeister liest mindestens einmal täglich in der Zeitung über die großen Chancen – siehe unsere vor-herige Frage – für die Stadtwerke und verplant schon die künftigen Erträge. Kann man derzeit einem kommunalen Versorger seriös empfehlen, in Erzeugung zu investieren?

Grützmacher:

Niemand kennt derzeit die künftigen Rahmen-bedingungen. Das Marktdesign, Fördermechanismen im Erzeugungsbereich, die Reform des Erneuer-baren Energiegesetzes, eine mögliche europäische Harmonisierung – selbst zu den großen Linien gibt es viele Fragezeichen, von den Details gar nicht zu reden. Das ist für jeden Investor eine Black Box. Aber wir können deshalb nicht in der Ecke sitzen und auf Botschaften aus dem Bundestag und den zuständigen Ministerien warten. Hören wir auf einen Rat von draußen: Die Internationale Energie-Agentur (IEA) empfiehlt anstelle der Konzentration auf klimafreund-liche Erzeugung von Energie, die Energieeffizienz zur wichtigsten Aufgabe zu machen. Der bereits erwähnte Modernisierungsstau im Heizungsbereich ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie mit wenig öffentlichem Geld – etwa über Sonderabschreibungen, Prämien oder Zuschüsse – und lokaler unternehmerischer Dynamik eine Energiewende ganz praktisch und bei

hoher Akzeptanz umgesetzt werden könnte. So ver-stehen wir diesen Prozess und so könnten die Kunden, etwa durch Brennstoffwechsel, sogar Geld sparen.

Interessant ist auch: Infrastrukturen, Technologien und Lösungen sind im Wärmebereich bereits verfüg-bar und erfordern eben nicht – wie im Stromsektor – hohe Investitionen.

Längerfristig wird aber auch Erzeugung wieder spannend: Immerhin gehen in den nächsten zehn Jahren rund 20.000 Megawatt alte Kohlekraftwerke und Kernenergie in Deutschland vom Netz. Für den Anlagenersatz gibt es zwar heute noch keine industrielle Logik, aber das kann sich ändern. Dann könnte das Umfeld auch für Gaskraftwerke wieder interessanter werden. Versorger in kommunalem Eigentum müssen im Interesse von Eigentümern und Bürgern unkalkulierbare Risiken meiden. Deshalb empfehle ich Vorsicht und plädiere für kommunale Investitionen in Lösungen wie die Kraft-Wärme-Kopplung. Das ist ein Erzeugungsprinzip, das der Energiewende und der zunehmenden Dezentralität geradezu auf den Leib geschrieben ist.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Die Gasag als privater Versorger ist in der Region Brandenburg beispielsweise bei den Stadtwerken Forst engagiert, an denen sie 74,9 Prozent der Anteile hält. Solche Partnerschaften wurden in der Hochzeit der Privatisierung regelmäßig damit begründet, die kommunale Seite bedürfe zwingend des Know-hows privater Partner, sonst sei sie nicht überlebensfähig. Abgesehen davon, dass viele rein kommunale Energieunternehmen höchst erfolgreich am Markt agieren und damit ihre hohe originäre Qualifikation unter Beweis stellen, welche Sachgründe sprechen heute für die Kooperation von privat und kommunal im Bereich der Energiewirtschaft, und haben Sie die Intention, das kommunale Engagement der Gasag zu intensivieren?

Grützmacher:

Mich stört diese deutsche Mentalität, dass es entweder nur öffentlich oder nur privat geht. Warum nicht intelligent die Vorteile beider Welten verbinden? Ich habe da selber sehr gute Erfahrungen gemacht und kenne aus meinem beruflichem Werdegang Unter-nehmen beider Eigentumsformen. Vor diesem Hinter-grund unterscheide ich zwischen gut und schlecht geführten Unternehmen. Beide Varianten finden sie in der privaten wie in der kommunalen Welt. Dass mit einer Gasag als Partnerin kommunal-private Kooperationen hervorragend funktionieren, zeigt das Beispiel Forst. Deshalb kann dieses Modell sehr wohl in der Region, in der wir zu Hause sind, auch Nachfolger haben. Das sehe ich ausdrücklich nicht nur für die Übernahme von Konzessionen. Da wir über Spitzen-Know-how in allen Wertschöpfungsstufen verfügen, sehen wir uns folgerichtig als Partner für das komplette Geschäft. Wir können viel mehr als „nur“ Netze.

Energie

Das Netzgebiet der Gasag (900 km2) ist größer als die Arale großer deutscher Metropolen wie Frankfurt (Main), München und Stuttgart zusammen.

Berliner Stadtgebiet

Berliner Stadtgebiet umfasst 900 km²

Frankfurt

Stuttgart

München

zunehmend das Erfordernis einer regionalen Vernetzung der kommunalen Energieversorger gesehen. Daseinsvorsorge insgesamt – dazu gibt es inzwischen weitgehend Übereinstimmung – muss in Zukunft regional gedacht werden.

Welche Rolle kann in diesen Prozessen die Gasag spielen, wir denken natürlich hier in erster Linie an die Region Berlin-Brandenburg?

Grützmacher

Gerade bei der Erzeugung regenerativer Energien setzen wir bei einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Berlin an. Die Gasag betreibt gemeinsam mit der EMB inzwischen drei Biogas-Anlagen in Brandenburg. Vor allem in der Großstadt ist Bio-Erdgas eine effiziente Möglichkeit der klimaverträglichen Energiever-sorgung. Die Anlagen in Schwedt, Rathenow und Neudorf werden mit speziell dafür angebauten Energiepflanzen von Landwirten aus der Umgebung versorgt. Über das gut aus-gebaute Erdgasnetz gelangt das Bio-Erdgas zum Verbraucher, wo es vielseitig einsetzbar ist: als Kraftstoff, als Heizenergie oder zur gekoppelten Wärme- und Stromproduktion.

„Ich setze auf Vertrauen,

Verlässlichkeit und Verständnis“

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Ihre berufliche Vita weist Sie auch als

„Kommunalen“ aus. Immerhin zehn Jahre waren Sie Geschäftsführer bzw. Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Solingen und Kiel und sind direkt aus der Schleswig-Holsteinischen Landes-hauptstadt nach Berlin an die Spitze der Gasag gewechselt. Wie können Sie Ihre kommunale

„Vergangenheit“ in die Formulierung einer kommunalen Gasag-Strategie einbringen?

Grützmacher:

Die konsequente Ausrichtung auf den regionalen Markt, die Nutzung der Kraft einer gut geführten regionalen Marke, die Effekte aus tausenden von Schnittstellen in die regionalen Gemeinschaften sind wichtige Stärken klassischer Stadtwerke. In ähnlicher Weise versteht sich die Gasag-Gruppe.

Und was Lokalität und Individualität betrifft, so können wir von den für Brandenburg typischen kleinen und mittleren Kommunalversorgern lernen. Das gilt auch für die große Beweglichkeit regionaler Unternehmen, in denen nicht erst eine langsame Konzern-Mühle in Gang gesetzt werden muss, um sich auf neue Herausforderungen ein-zustellen. Wer den Dialog zu solchen Themen gleichberechtigt führt, und sich vor dem leider oft anzutreffenden Dominanzgehabe der Großen hütet, der ist bei den Kommunalen gut gelitten.

Dort zählen Vertrauen, Verlässlichkeit und Ver-ständnis. Auf diese Tugenden setze ich, und hier

helfen mir auch die vielen Jahre an der Spitze kommunaler Unternehmen. Ich kenne den hoffnungsvollen Blick klammer Kommunen auf die Erträge ihrer Versorger. Und ich weiß gerade deshalb sehr zu schätzen, dass vielen kommunalen Eigentümern der Spagat zwischen Haushaltserfordernissen und der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung ihrer Unternehmen in bemerkenswerter Weise gelingt.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

In Kiel haben Sie ein Stadtwerk in einer Metropole geführt, die von einem struktur-schwachen Umland umgeben ist. Das ist eine Konstellation, die geradezu prädestiniert für ein regionales Engagement ist. Wir sehen große Parallelen zu Berlin und dem in weiten Teilen ähnlich strukturschwachen Brandenburg. Sind Ihre Kieler Erfahrungen gerade auch unter dem Stichwort Regionalisierung aktuell und künftig hilfreich?

Grützmacher:

Eine starke Metropole in einem schwachen Umland ist oft Quelle für Arroganz und Dominanz. Davor kann ich nur warnen. Ich habe großen Respekt davor, wie Stadtwerke in struktur-schwachen Regionen mit immer neuen Ideen Ertragsverluste durch schwindende Einwohner- und damit Kundenzahlen kompensieren. Not macht erfinderisch. Von dieser innovativen Kraft kann auch eine Gasag profitieren. n

Das Interview führte Michael Schäfer www.gasag.de

Energie

EMB- und Spreegaskonzessionen – Belege für kommunales Vertrauen UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Zu den Unternehmen des Gasag-Konzerns gehören auch überregional tätige Energiedienst-leister. Sind diese Firmen auch für Kommunen und kommunale Unternehmen tätig, und gibt es eine Strategie, sich als Dienstleistungspartner gerade für kleine und mittlere Stadtwerke, die zunehmend Schwierigkeiten haben, Know-how von A–Z vorzuhalten, zu positionieren?

Grützmacher:

Wir haben gerade im Netzbereich viele Schnittstellen mit Kommunen. Unsere Netz-gesellschaft Berlin Brandenburg (NBB) ist Betreiberin eines starken, wirtschaftlichen und sicheren Netzes. Sie trägt – spartenüber-greifend – die technische und kaufmännische Verantwortung für solche Infrastrukturen in mehr als 160 Städten und Gemeinden in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Ein anderes Beispiel ist die Infrest- Infrastruktur eStrasse. Sie stellt über die Webplattform eStrasse, wichtige Informationen über die Art und Lage von Versorgungsleitungen vor allem für Straßen-baubehörden, Leitungsnetzbetreibern, Bauunter-nehmen, Planungs- und Architekturbüros bereit.

Auch die KKI – das Kompetenzzentrum Kritische Infrastrukturen GmbH bietet Stadtwerken, Netz-betreibern, Kommunen und Industrieunter-nehmen Dienstleistungen für ein professionelles Störungs-, Notfall- und Krisenmanagement – 24/7 und für alle Sparten.

Gerade für unsere Kernregion spielen unsere regionalen Töchter, Energie Mark Brandenburg (EMB) und Spreegas, eine herausragende Rolle.

Bei beiden Gesellschaften liegen jeweils rund 100 Konzessionen – das ist nicht nur ein Beleg für Kompetenz, das zeigt auch, dass die kommunale Familie in Brandenburg Vertrauen in diese Partner, und damit letztlich auch zur Gasag hat.

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Die im Kontext mit der Energiewende apostrophierte Dezentralität ist ja nicht identisch mit Autarkie. Ganz im Gegenteil wird

Ich habe großen Respekt davor, wie Stadtwerke in strukturschwachen Regionen mit immer neuen Ideen Ertragsverluste durch schwindende

Einwohner- und damit Kunden-zahlen kompensieren.

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Stefan Grützmacher

UNSER GESPRÄCHSPARTNER Stefan Grützmacher wurde am 25. Ok-tober 1964 geboren. Sein BWL-Studium an der Universität Münster schloss er 1991 als Diplom-Kaufmann ab. Von 1992 bis 1999 war er bei Veba Oel AG in Gelsenkirchen tä-tig, zuletzt als Leiter Vertrieb Olefine. Danach war er bis 2002 Geschäftsführer der ehw Energiehandelsgesellschaft West mbH in Münster. Weitere Stationen waren von 2002 bis 2004 die Stadtwerke Solingen GmbH, dort als Geschäftsführer, und von 2004 bis 2012 die Stadtwerke Kiel AG, dort als Vor-sitzender des Vorstandes.

Seit Oktober 2012 ist Grützmacher Vorsit-zender des Vorstandes der GASAG Berliner Gaswerke AG und dort auch Vorstand für den Geschäftsbereich 1 mit den Feldern Unter-nehmensentwicklung, Strategisches Control-ling und Beteiligungsmanagement, Recht, Konzernkommunikation, Personal und Netze.

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Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 40-45)