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Digitalisierung ist kein Selbstzweck

Im Dokument Unternehmerin Kommune: (Seite 66-69)

UNSER GESPRÄCHSPARTNER Christoph Bill ist seit Anfang 2012 Leiter Operational Excellence der Vivento Group in Bonn. In dieser Funktion ist er unter anderem verantwortlich für die Umsetzung von Change Projekten sowie für Prozessoptimierung und Prozessmanagement. Seit Januar 2013 leitet er zusätzlich die Vivento Kompetenzmarke Vivento Digital Services, VDS.

Nach seinem Studium der Betriebswirt-schaftslehre an der FH Köln startete er 1997 seine berufliche Karriere bei der T-Mobile GmbH. Von 2001 bis 2004 führte er dort den Bereich „eBusiness Services“ im Geschäfts-kunden-Service. Danach wechselte er als Leiter IT-TK Manawgement zur Vivento Cus-tomer Services GmbH, VCS. Seit 2010 leitete er das IT-TK Management der Vivento, DTAG.

Der öffentliche Dienst tut viel für seine Modernisierung.

Digitalisierung wird dabei nicht zum Selbstzweck, sondern strebt eine moderne, leistungsfähige Verwaltung an, die ihre Prozesse

zum Nutzen des Bürgers bereitstellt.

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Christoph Bill Verwaltung

UNTERNEHMERIN KOMMUNE:

Wie weit ist die Digitalisierung in den Kommunen bereits vorangeschritten?

Christoph Bill:

Viele Verwaltungen sind schon heute sehr innovativ und haben erfolgreich Digitalisierungs-projekte durchgeführt. Dazu zählen beispielsweise ansprechende Internetauftritte, hilfreiche Portale oder die Digitalisierung und Archivierung von Akten. Einige Vorhaben scheitern leider, weil eine Standardisierung schwer möglich ist oder weil keine Einigung mit anderen Bereichen gefunden werden kann. Auch wenn ein Projekt zu klein ist, kann das seine Umsetzung erschweren. Hier können Zweckverbände mit anderen Kommunen darauf hin, dass die Planung eines Projekts von den individuellen Gegebenheiten und Wünschen der jeweiligen Kommune abhängt – zum Beispiel: Welche Akten sollen digitalisiert werden und wie viele davon in welchem Zeit-raum? „Erst nach dieser Bewertung können von uns Projektumfang, Projektdauer und die dafür entstehenden Kosten genau kalkuliert werden“, so Bastuck.

Die speziell geschulten Mitarbeiter sind ver-eidigte Beamte der Telekom, die für hoheitliche Aufgaben und die Arbeit mit sensiblen Daten

prädestiniert sind. Sie bereiten im ersten Schritt

i infos

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 04 / DEZEMBER 2013 67

INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

765 km weit ist Manfred Henkel gereist. Mit 250 Kilogramm Gepäck. Jetzt steht er vor dem Ein-gang der Deutschen Fernsehlotterie in Hamburg.

Der gelernte Bildhauer wird gleich eine über-mannshohe Skulptur aus Eisen an Christian Kipper übergeben, den Geschäftsführer der sehlotterie. Aus Dankbarkeit dafür, dass die Fern-sehlotterie das Kinderhospiz in Tambach-Dietharz gefördert hat. Jenes Hospiz, in dem seine Tochter Jessica betreut wird. Tochter Vanessa ist bereits verstorben.

„Ihr Kind ist todkrank!“ – eine erschütternde und endgültige Diagnose. Über 22.000 Familien in Deutschland müssen sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass ihr Kind lebenslimitierend erkrankt ist. Familie Henkel aus Bayern ist eine von ihnen. „Wir waren eine ganz normale, glückliche Familie, bis Jessica in den Kindergarten kam“, erzählt Familien-vater Manfred. „Dort sagte man uns nach zwei Wochen, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Sie sei sehr zappelig und könne nicht still halten.“ Ein Jahr lang fuhr die Familie von Arzt zu Arzt, bis zwei Tage vor Weihnachten die Diagnose feststand: Beide Kinder waren unheilbar an der Stoffwechselkrankheit MPS erkrankt. „Das war der größte Schicksalsschlag unseres Lebens. Eine Krankheit, für die es keine Heilung gibt und an der unsere Kinder sterben müssen. Wir brauchten fast zwei Jahre, bis wir uns wieder gefangen und unser Leben an die neue Situation angepasst hatten.“

Dauerbelastung führt Familien oft an ihre Grenzen Auch Familie S. aus Jena musste lernen, ihren Alltag auf das Leben mit einem schwerstkranken Kind umzustellen. „Unsere Tochter Linn musste von Geburt an über eine Sonde ernährt werden. Mit 14 Monaten kam sie erstmals auf eine Intensivstation, wo sie im künstlichen Koma beatmet werden musste.

Bald mussten wir uns entscheiden: entweder Luftröhrenschnitt und Beatmung zuhause oder sie wird sterben“, blickt Mutter Cornelia S. zurück. „Jetzt braucht Linn eine 24-Stunden-Pflege. In der Nacht wird sie von einem Pflegedienst überwacht und versorgt. Ab 6.30 Uhr morgens ist mein Mann da: er wäscht und pflegt Linn, bereitet das Essen zu, versorgt den Luftröhrenschnitt und ver-abreicht Medikamente. Kurz nach 8 Uhr fahren Vater und Tochter gemeinsam mit dem Fahrdienst in einen integrativen Kindergarten. Während ich arbeite, ist mein Mann immer auf Abruf für eventuelle Notfälle. Um 16 Uhr wird Linn von meinem Mann und mit Hilfe des Fahrdienstes wieder abgeholt.“

Engagement

DAS KINDERHOSPIZ MITTELDEUTSCHLAND IN TAMBACH-DIETHARZ HILFT FAMILIEN MIT UNHEILBAR KRANKEN KINDERN

Den Tagen mehr Leben schenken

Fernsehlotterie mit Fördergeldern engagiert

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n Tambach-Dietharz, im Freistaat Thüringen,eröffnete 2011 das erste Kinderhospiz Mitteldeutschlands. Das Projekt geht zurück auf eine Initiative engagierter Bürger. Es ist damit auch Zeichen einer funktionierenden Zivilgesellschaft, in der sich die Starken um die Schwachen kümmern. Willibald Böck, nach der Wende der erste Thüringer Innenminister, ist Präsident des Freundeskreises des Kinderhospizes. Ermöglicht wird die Arbeit des Kinderhospizes u.a. durch die Förderungen der Deutschen Fernsehlotterie. Mit 640.000 Euro hat Deutschlands älteste Soziallotterie die Einrichtung bislang unterstützt.

Familie S. aus Jena mit ihrer schwerkranken Tochter Linn

Manfred Henkel, betroffener Vater, überreicht eine Skulptur an die Deutsche Fernsehlotterie

Die Bewältigung einer solchen 24-Stunden-Pflege von schwerkranken Kindern ist eine psychische und physische Dauerbelastung, die Eltern und Geschwister oftmals an ihre Grenzen führt. Das stationäre Kinder- und Jugendhospiz Mitteldeutsch-land im thüringischen Tambach-Dietharz bietet betroffenen Familien aus ganz Deutschland Hilfe.

„Wir können dem Leben nicht mehr Tage – aber den Tagen mehr Leben schenken“ – unter diesem Motto ermöglicht das Hospiz der gesamten Familie, eine Auszeit vom Alltag zu nehmen. „Eltern lassen ihre kranken Kinder nur ungern allein“, erklärt Stephan Masch, Leiter Kommunikation und Marketing des Kinderhospizes. „Der Aufenthalt bei uns ist oft die einzige Möglichkeit für die Familie, für einen kurzen Engagement

Zeitraum ein Leben frei von der Belastung der auf-wändigen Pflege des kranken Kindes zu genießen und Kraft zu schöpfen. Wir sehen uns dabei als große Familie und möchten ein zweites Zuhause bieten.“

Vorstandsvorsitzender Klaus Heber ergänzt: „Es berührt mich immer wieder tief, von den unglaub-lichen Sorgen im tägunglaub-lichen Leben Betroffener persön-lich zu hören. Wenn man dann schon nach wenigen Tagen des Aufenthaltes bei uns sieht, dass sich die Familien offensichtlich entspannen und ihr lange ver-lorenes Lachen wieder aufblitzt, dann kommt sofort der Gedanke auf: Wir haben alles richtig gemacht!“

Bis zu vier Wochen im Jahr können betroffene Familien die Pflege ihres Kindes in die liebevollen Hände des Fachpersonals der Einrichtung legen.

EIN GESCHENK MIT ECHTEM MEHRWERT

Die Firmenlose der Deutschen Fernsehlotterie sind ein ideales Ge-schenk für Ihre Kunden, Geschäftsfreunde und für verdiente Mit-arbeiter. Präsentieren Sie sich als Unternehmen mit Herz! Denn jedes Los macht nicht nur dem Beschenkten Freude, sondern hilft auch bedürftigen Menschen – denn mindestens 30 Prozent der Loseinnahmen fließen an soziale Einrichtungen und Projekte in ganz Deutschland. Der Beschenkte hingegen hat die Chance auf eine Sofortrente von bis zu 5.000 Euro monatlich, weitere Geldgewinne von bis zu einer Million Euro oder viele Sachpreise wie Autos oder Reisen.

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Das Kinderhospiz Mitteldeutschland gibt schwerkranken Kindern die Unterstützung, die sie brauchen.

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infos

„Das Kinder- und Jugendhospiz Tambach-Dietharz ist etwas ganz Besonderes“, so Familie S.

„Wir bekommen im Kinderhospiz alles, was wir brauchen: Verständnis, das Aufzeigen von Perspektiven und die liebevolle Pflege unseres geliebten Kindes.“ Wichtig ist für die Familien das Gefühl, mit der schwierigen Situation nicht alleine zu sein. „Gerade der Austausch mit anderen betroffenen Eltern tut gut. Für uns ist es einfach wunderbar, im Kinderhospiz in Tam-bach gemeinsam etwas erleben zu können – ob Waldspaziergang, Schwimmbadbesuch oder ruhige Abende“, beschreibt Manfred Henkel seine Erfahrungen.

Ohne Spenden geht es nicht Um sein Angebot zu finanzieren, ist das Hospiz auf Spenden angewiesen. Denn die Zuwendungen der gesetzlichen Kostenträger zur Deckung der laufenden Personal- und Betriebskosten reichen bei Weitem nicht aus. „Ohne zusätzliche Gelder, wie z.B. die Förderung durch die Deutsche Fern-sehlotterie, könnten wir unsere Arbeit nicht in diesem Umfang aufrechterhalten“, so Stephan Masch. Bislang förderte die Fernsehlotterie das Hospiz mit insgesamt 640.000 Euro. „Die Fern-sehlotterie versucht dort zu helfen, wo staat-liche Hilfe nicht ausreicht“, erklärt Christian Kipper, Geschäftsführer der Fernsehlotterie, das Engagement. „Hospize liegen uns besonders am Herzen. Weil das Hospizangebot in Deutschland noch relativ jung und nicht gleichmäßig verteilt ist, erleben wir den Bedarf als recht hoch. Das Hospiz in Tambach-Dietharz haben wir schon mehrfach besucht und uns davon überzeugt, welch wichtige Arbeit hier geleistet wird und was wir dank der Unterstützung durch unsere Mit-spieler hier bewirken können“, so Kipper.

„Es ist für uns sehr unterstützend zu wissen, dass viele Menschen an diesem wichtigen und mensch-lichen Projekt mitdenken und mitarbeiten“, unter-streicht Cornelia S. „Ich wünsche mir, dass der Erfolg des Kinder- und Jugendhospizes weitergeht und sich noch viele dafür stark machen.“ n

Klaus Heber vom Kinderhospiz Mitteldeutschland (l.) und Christian Kipper (Geschäftsführer Fernsehlotterie) freuen sich über die Partnerschaft

UNTERNEHMERIN KOMMUNE • AUSGABE 04 / DEZEMBER 2013 69

INSPIRATIONEN/INFORMATIONEN

In der statistischen Betrachtung der Verteilung zwischen Frauen und Männern wurden alle Land-kreise und kreisfreien Städte berücksichtigt, die aktuell über einen gewählten Verwaltungschef verfügen. Dies betrifft bis auf drei Landkreise und eine kreisfreie Stadt sämtliche kommunale Einheiten auf der besagten Ebene. Somit gingen 291 Landkreise und 111 kreisfreie Städte in die Berechnung ein.

Ein erster Befund für diese höchste kommunale Ebene ergibt ein erstaunliches – aus feministischer Perspektive sogar erschreckendes – Bild. Mit einem Anteil von 9,25 Prozent sind weniger als ein Zehntel der Landräte und Ober-bürgermeister kreisfreier Städte Frauen. Nur 22 der 291 berücksichtigten Landkreise werden von einer Frau geführt, was einem Anteil von ledig-lich 7,6 Prozent entspricht. Es passt ins Klischee, dass die Befreiung von tradierten Rollenbildern in urbanen Regionen leichter fallen mag, wenn der Frauenanteil hinsichtlich der Oberbürgermeister-posten in kreisfreien Städten deutlich höher ist.

Hier sind es mit 15 von 111 kreisfreien Städten 13,8 Prozent, denen eine Frau vorsteht. Allerdings liegt auch dieser Wert deutlich unter dem Anteil der Ministerpräsidentinnen (ein Viertel) an der Gesamtzahl der Länderchefs, der Bundes-ministerinnen im dritten Kabinett Merkel (ein Drittel) oder der weiblichen Abgeordneten im neuen Deutschen Bundestag (36 Prozent).

Die Union ganz am Ende

Hinsichtlich eines Vergleichs der unterschied-lichen politischen Strömungen wird im Sinne der statistischen Validität eine Mindestzahl von drei Mandaten als Landrat oder als Oberbürger-meister einer kreisfreien Stadt formuliert. Damit fallen die FDP und verschiedene lokale Wähler-gruppierungen aus dem Sample heraus. Dort

verbleiben die CDU mit 134, die SPD mit 128, die CSU mit 60, die Freien Wähler mit 16, die Linke mit acht, die Bündnisgrünen mit drei und die Gruppe der Parteilosen mit 49 Mandaten als Landrat oder Oberbürgermeister einer kreisfreien Stadt. Selbstverständlich steigt die statistische Aussagekraft proportional zur Anzahl der Mandate. So besitzt der Umstand, dass die derzeit drei grünen Oberbürgermeister kreisfreier Städte sämtlich männlichen Geschlechts sind weniger statistische Strahlkraft als die Tatsache, dass unter den 46 CSU-Landräten im Freistaat Bayern keine einzige Frau ist.

Generell ist es die Union, die von einer gleich-gewichteten Verteilung unter ihren Mandats-trägern deutlich weiter entfernt ist, als die anderen Parteien. So steht nur 2,5 Prozent der unions-geführten Landkreise eine Frau vor – also in jedem 40sten Fall. Mit 11,4 Prozent wird bei den kreisfreien Städten eine deutlich bessere Quote

erreicht. Dennoch liegt die Union auch hier unter dem Durchschnitt aus allen Parteien. Im Ver-gleich zwischen CDU und CSU schneidet letztere noch deutlich schlechter ab als ihre Schwester-partei. Von den insgesamt 60 CSU-Mandaten als Landrat oder Oberbürgermeister ist nur eines mit einer Frau besetzt – mit Gabriele Bauer, der Ober-bürgermeisterin der oberbayerischen Stadt Rosen-heim. Doch auch bei der CDU werden lediglich vier der insgesamt 109 Landratsposten von einer Frau gehalten. Bei den Oberbürgermeisterinnen ergibt sich für die Christdemokraten eine deutlich höhere Quote von 14,3 Prozent. Helma Orosz, die als Oberbürgermeisterin der Landeshaupt-stadt Dresden die größte von einer Frau geführte kommunale Einheit repräsentiert, gehört eben-falls der CDU an. Oberbürgermeister kreisfreier Städte und Landräte kumuliert, erreichen die beiden Unionsparteien zusammen einen Anteil von 4,1 Prozent weiblicher Verwaltungschefs Statistik

SERIE ZU STATISTISCHEN ANALySEN MIT BEZUG ZUR KOMMUNALEN EBENE

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