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3 Methodisches Vorgehen

4.1 Quantitative Ergebnisse

An der Volkshochschule Ulm konnten im Zeitraum von 1969 bis 2018 insgesamt 8.355 Kurse zum Themenfeld „Digitalisierung“ identifiziert werden. Kurse zu len Endgeräten waren mit einer Anzahl von 2.598 Kursen (31,1 %) vertreten, zu digita-len Büroanwendungen wurden insgesamt 2.005 Kurse (23,9 %) angeboten und im Bereich Informatik 1.035 Kurse (12,38 %). Diese drei Kurskategorien machten somit 67 % aller angebotenen Kurse aus. Die weiteren Kurshäufigkeiten sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Anzahl der Kurse zum Themenfeld „Digitalisierung“ in einzelnen Themenfeldern an der VHS Ulm zwischen 1969 und 2018

Tabelle 1:

Den Abbildungen 2 und 3 sind die absoluten und relativen Kurshäufigkeiten pro Jahr für alle Metathemen zu entnehmen. Unter zusätzlicher Betrachtung der einzelnen Kursbeschreibungen lassen sich über den Zeitraum von 1969 bis 2018 für die Volks-hochschule Ulm insgesamt fünf übergeordnete zeitliche Verlaufsphasen der Digitali-sierung identifizieren9. Bei der Identifizierung der Verlaufsphasen wurden sowohl

9 Ausgehend vom geringen Aufkommen an angebotenen Kursen sowie der für die Identifikation der Digitalisierungs-Pha-sen geringen inhaltlichen Aussagekraft werden die Veranstaltungen aus den Kategorien „Sonderveranstaltungen“, „Train the Trainer: Lehren und Lernen“ und „Unspezifische Aktivitäten“ im Folgenden nicht weiter diskutiert.

erste Nennungen als auch der relative Anteil, gemessen am Gesamtvolumen aller an-gebotenen Kurse, berücksichtigt. Phasenverläufe zeichnen sich somit insbesondere durch einen Bedeutungswandel im Sinne eines besonders steigenden neuen inhalt-lichen Kursangebotes aus. Da die unterschiedinhalt-lichen Technologien und Endgeräte gleichzeitig ab Mitte der 1980er Jahre an Bedeutung gewonnen haben und in deren Entwicklung vorangetrieben wurden, ist zwischen den Phasen eine gewisse Über-schneidung vorhanden. Generell ist der Trend zu erkennen, dass neue Technologien zunächst in Form von grundlagenorientierten Kursen und gesellschaftlichen Diskur-sen thematisiert werden, bevor sie an Umfang zunahmen und sich an eine größere Zielgruppe richten.

Häufigkeiten der Kurse pro Jahr (absolut)

1969–1980: Kritische Reflexion und technische Grundlagen

Die Initialphase ab 1969 mit den ersten Kursangeboten zu digitalen Informations-und Kommunikationsmedien zeichnete sich durch eine Doppelbewegung aus. Auf der einen Seite wurde sich diskursiv mit den aufkommenden Themen der Digitalisie-rung und seinen gesellschaftlichen Auswirkungen auseinandergesetzt. Hierbei wurde insbesondere das Verhältnis von Mensch und Maschine sowie Technik und Gesell-schaft kritisch beleuchtet. Auf der anderen Seite wurden erste Kurse zu technischen Grundlagen zur Digital- und Computertechnik angeboten, welche sich an Spezialis-ten für der Mikroprozessor- und Computertechnik richteSpezialis-ten. Das jährliche Kursange-bot war noch sehr gering. Während sich der Bereich technologischer Inhalte dyna-misch entwickelte, bliebt der gesellschaftliche Diskurs zu digitalen Informations- und Kommunikationsmedien über den weiteren gesamten Zeitraum bis 2015 zwar erhal-ten, kam aber nicht über den Status eines Nischenthemas hinaus.

Abbildung 3:

Relative Häufigkeit der Kurse pro Jahr (in %) Abbildung 4:

1981–1989: Programmierung und Informationstechnik

Wenngleich Kurse aus dem Bereich Informatik bereits ab 1975 in geringem Umfang angeboten wurden (n = 2), lässt sich erst ab 1981 mit einem stabilen relativen Anteil von über 50 % im Vergleich zu allen angebotenen Kursen ein Phasenwechsel feststel-len. Ab 1984 (n = 24) steigt die Anzahl angebotener Informatikkurse in den darauffol-genden Jahren rasant an (1985: n = 48; 1986: n = 70). In durchschnittlich der Hälfte aller angebotenen Kurse werden Programmiersprachen und informationstechnologische Grundlagen vermittelt. Der große Anstieg ab 1984 lässt sich insbesondere auf die Pro-grammiersprachen BASIC, COBOL und Pascal sowie Kurse zur Datenverarbeitung zurückführen.

1990–1996: Büroalltag und Haushalte

Diese Phase zeichnet sich durch eine Abnahme von Informatikkursen ab 1990 sowie einen Anstieg von Kursen zu digitalen Endgeräten und Büroanwendungen aus.

Durch die zu dieser Zeit steigende Verbreitung von Computern im Heimgebrauch sind die Kursangebote auch auf diesen Anwendungsbereich ausgerichtet. Computer wurden zu einem Thema für breite Teile der Gesellschaft. Neben einem hohen Ange-bot an Computerschreibkursen ist in dieser Phase ein deutlicher Anstieg an Betriebs-system- (UNIX und Windows) und allgemeinen Computerkursen feststellbar. Darü-ber hinaus werden viele Kurse im Bereich digitaler Büroanwendung mit dem Fokus auf Textverarbeitung und Tabellenkalkulationen angeboten. Dies spiegelt die Verbrei-tung des Computers im beruflichen Alltag wider und zeigt zugleich anfängliche Be-darfe an spezifischen Kompetenzen für einzelne Textverarbeitungs- und Kalkulations-software auf.

1997–2009: Internet und Medienkonvergenz

Diese Phase lässt sich weniger als ein Phasenwechsel verstehen. Die hohe Relevanz von Betriebssystem- und Computerschreib- sowie Büroanwendungskursen bleibt er-halten, verschiebt sich jedoch die Ausrichtung der einzelnen Kursangebote hin zu einzelnen Zielgruppen, spezifischer Software und der Multifunktionalität von Endge-räten. So wurde das Angebot von Aufbaukursen in dieser Phase immer größer. Wäh-rend es im Jahr 2000 noch wenige PC-Fortgeschrittenenkurse (n = 3) gab, wurden im Jahr 2018 schon 20 Kurse angeboten. Das Angebot an Kursen für Schülerinnen und Schüler sowie für Ältere steigt ebenso. Ab 2010 ist ein Trend in Form von kompakten Büroanwendungskursen zu erkennen, in welchen multiple Funktionen wie Tabellen-kalkulation, Textverarbeitung und Präsentationssoftware gleichzeitig als Inhalt eines Kurses angeboten werden. Die Multifunktionalität der Endgeräte spiegelt sich darü-ber hinaus in der technologischen Errungenschaft des Internets wider. So findet sich ab 1998 ein starkes Angebot an Internetkursen. Während sich auch dieser Technologie anfangs mit einem technischen Hintergrund gewidmet wurde (unter anderem im Be-reich Netzwerktechnik und Datenfernübertragung), finden sich innerhalb von sehr kurzer Zeit bereits Anwendungsbezüge (unter anderem Internet-Kommunikation und Recherche, Onlinehandel), die im weiteren Verlauf dann auch den Großteil der

Internetkurse ausmachten. Eine Softwarespezialisierung lässt sich sowohl im Bereich der Office-, als auch der Bild-, Video- und Audioanwendungen feststellen. Digitale Informations- und Kommunikationsmedien durchdringen alle Lebensbereiche. Das Kursangebot wächst über den gesamten Zeitraum zunehmend. Durchschnittlich die Hälfte aller angebotenen Kurse in dieser Phase kommt aus den Bereichen „Digitale Endgeräte“ und „Digitale Büroanwendungen“.

2010–2018: Smart/Mobile Devices und Web 2.0

Diese Phase zeichnet sich insbesondere durch das ab 2010 wachsende Kursangebot für smart und mobile devices aus, welche als digitale Endgeräte zugleich den vorherigen Trend der Multifunktionalität fortführen und verkörpern. Die Bedeutung von mobile devices steigt in der Gesellschaft zunehmend und dies zeigt sich auch im Kursangebot.

Konstituierend für diese Phase sind auch erste Kurse zu den Web-2.0-Applikationen, wie Social Media (z. B. Twitter, Facebook). Anhand von Kursen zu „WhatsApp“ oder anderen, für die neuen smart und mobile devices hergestellten, „Apps“ lässt sich zeit-gleich auch beispielhaft aufzeigen, dass viele neue Anwendungen internetbasierte Funktionen beinhalten.

Gesondert von den Digitalisierungs-Phasen ist das Kursangebot der „digitalen Be-triebsanwendungen“ zu erwähnen. Dieses bestand seit den 1970er-Jahren aus Kursen zur kaufmännischen Datenverarbeitung, wurde in den 1980er-Jahren mit CAD-Kur-sen im Bereich der Fertigung ergänzt und lässt seit den 1990er-Jahren eine Speziali-sierung der Datenverarbeitung in unterschiedliche Betriebsbereiche (Lohnbuchhal-tung, Fertigung, Finanzbereich etc.) erkennen, welche seit Ende der 2000er-Jahre durch die Softwares SAP, DATEV und LEXWARE hochspezialisiert wurden. War die Anzahl der Kurse von 1980 bis 2008 relativ stabil, so steigt die Anzahl ab 2009 um mehr als das Doppelte (2008: n = 11; 2009: n = 24). Grund dafür ist, dass ab 2009 eine Vielzahl an Kursen zur Software SAP angeboten wurde und diese wiederum viele spe-zifische Anwendungsgebiete beinhalten (bspw. allgemeines System und Konzept, Lo-gistik, Kostenrechnung, Vertrieb). Dies spiegelt sowohl eine Spezialisierung der Soft-ware für neueste Anwendungsgebiete als auch die Multifunktionalität von SoftSoft-ware sowie Tendenzen zur Monopolbildung wider.