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4 Die Nachfrage nach digitalen Medien in der Weiterbildung im Spiegel des AES

Bei der Gesamtstichprobe des AES 2018 (n = 5.836) ist der Anteil der Teilnahme an digital unterstützter Weiterbildung bei 28,7 Prozent. Dieser Anteil variiert bei der Be-trachtung von Subgruppen aufgeteilt nach soziodemografischen Variablen, wie in Ta-belle 1 beispielhaft für Geschlecht, Alter, höchstem Schulabschluss und Erwerbsstatus ersichtlich wird. In dieser Auswahl an soziodemografischen Angaben weist die Gruppe an Personen zwischen 65 und 69 Jahren mit 8,4 Prozent den geringsten An-teil der Teilnahme an digital unterstützter Bildung auf, während Personen in Ausbil-dung mit 81,2 Prozent den höchsten Anteil aufweisen. Es lässt sich grundsätzlich be-obachten, dass Männer etwas mehr an Bildung mit digitalen Medien partizipieren (31,7 %) als Frauen (25,7 %) und die Teilnahmequote mit steigendem Alter sinkt. Da-rüber hinaus steigt die Teilnahmequote mit höherem Schulabschluss, wobei Perso-nen ohne Schulabschluss (17,2 %) eine etwas höhere Teilnahmequote aufweisen als Personen mit niedrigem Abschluss (11,5 %). Die Teilnahmequoten der Personen, die derzeit erwerbstätig bzw. arbeitslos sind, fallen mit 27,5 bzw. 31,3 Prozent ähnlich hoch aus, der Anteil an Personen in Ausbildung ist höher (81,2 %) sowie der von Nicht-Erwerbstätigen geringer (11,4 %).

Anteil der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien und Anteil der Personen ohne Erfahrung mit Bildung mit digitalen Medien in Prozent getrennt nach Geschlecht, Altersgruppen, höchstem Schulabschluss sowie Erwerbsstatus (Quelle: AES 2018, 18- bis 69-Jährige)

Tabelle 1:

n Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien (in %)

18–24 Jahre 658 61,1 15,5b

25–34 Jahre 1.101 37,7 16,2b

35–44 Jahre 1.028 25,4a 21,9c

45–54 Jahre 1.378 24,2a 25,6c

55–64 Jahre 1.197 18,9 31,4

65–69 Jahre 474 8,4 46,9

(Fortsetzung Tabelle 1)

n Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien (in %)

niedrig 1.497 11,5e 42,4f

mittel 1.920 24,7d 24,6

hoch 2.085 44,7 10,5

Erwerbstatus χ2(3) = 804.08, p = .000,

φ= 0.371

χ2(3) = 260.47, p = .000, φ= 0.211

erwerbstätig 3.925 27,5g 22,3h

in Ausbildung 467 81,2 6,0

arbeitslos 264 31,3g 28,6h

nicht erwerbstätig 1.180 11,4 40,6

a, b, c, d, e, f, g, h Jeder hochgestellte Buchstabe gibt getrennt für die jeweilige Kombination aus Kategorie

(Ge-schlecht, Alter etc.) und Anteil des jeweiligen Aspekts (Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien oder keine Erfahrung mit digital gestützter Bildung) an, welche deren Spaltenanteile sich auf dem ,05-Niveau nicht signifikant voneinander unterscheiden.

Im Zusammenhang mit der Teilnahme an digitaler Bildung ist auch der Anteil an Personen von Bedeutung, der bisher keine Erfahrung mit digitalen Medien im Bil-dungskontext hat. Dieser verhält sich gegenläufig zur Teilnahme an digitaler Bildung, d. h. die Gruppen, die vergleichsweise hohe Anteile bei der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien aufweisen, haben zu eher geringen Anteilen keine Erfahrung mit digitalen Medien in der Bildung und umgekehrt (siehe Tab. 1).

Mithilfe von Chi-Quadrat-Tests können signifikante Zusammenhänge zwischen der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien bzw. der Kategorie keine Erfahrung mit digital unterstützter Bildung und jeweils allen betrachteten soziodemografischen As-pekten festgestellt werden (siehe Tab. 1). Lediglich beim Geschlecht hat dieser Zusam-menhang jeweils keinen Effekt (vgl. Cohen 1988). Durch Post-hoc-Test (Bonferroni) kann aufgezeigt werden, welche Subgruppen sich jeweils signifikant unterscheiden (siehe hochgestellte Buchstaben in Tab. 1).

Im Rahmen des AES 2018 kann anhand von Aussagen zur Lernwirksamkeit von digitalen Medien in Bildungsprozessen der Wunsch der Befragten nach mehr Me-dieneinsatz in der Weiterbildung abgeleitet werden (vgl. BMBF 2020, S. 37). Darüber hinaus wurden Einstellungen zu digitalen Medien erfasst, die in die beiden Facetten Skepsis (α= .60, 3 Items) bzw. Offenheit gegenüber dem Einsatz digitaler Medien in der Bildung (α= .83, 6 Items) zusammengefasst werden können. Auch diese drei As-pekte können für unterschiedliche Zielgruppen Hinweise auf deren Nachfrage nach und Akzeptanz von digitalen Medien in der Weiterbildung geben. Dabei können eine

signifikante und starke Korrelation (vgl. Cohen 1988) zwischen dem Wunsch nach mehr Medieneinsatz und der Offenheit gegenüber digitalen Medien in der Bildung (r = .503), sowie negative moderate Korrelationen zwischen der Skepsis gegenüber di-gitalen Medien in der Bildung und dem Wunsch nach mehr Medieneinsatz (r = -.243) bzw. der Offenheit gegenüber digitalen Medien in der Bildung (r = -.350) festgestellt werden. Dementsprechend zeichnen die Skalen des Wunsches nach mehr Medien-einsatz und die Offenheit gegenüber digitalen Bildungsmedien auch bei der Betrach-tung unterschiedlicher Subgruppen ein weitestgehend ähnliches Bild (vgl. Tab. 2). Ge-trennt nach Geschlecht lassen sich keine bzw. nur marginale Unterschiede zwischen den beiden Skalen identifizieren, während die Zustimmungswerte mit dem Alter signifikant sinken (vgl. ebd.). Je höher der schulische Abschluss der Befragten ist, desto stärker ist auch der Wunsch nach mehr Medieneinsatz und die Offenheit gegen-über Medien in der Bildung. Die Werte der Skala Skepsis gegengegen-über digitalen Medien verhalten sich diametral. Mittels Varianzanalysen lassen sich auch hier signifikante Unterschiede zwischen den Subgruppen der verschiedenen betrachteten Kategorien in allen drei Skalen feststellen (siehe hochgestellte Buchstaben in Tab. 2).

Mittelwerte der Skalen Wunsch nach mehr Medieneinsatz, Offenheit sowie Skepsis gegenüber digitalen Medien in der Bildung getrennt nach Geschlecht, Altersgruppen, höchstem Schulabschluss und Erwerbsstatus (Quelle: AES 2018, 18- bis 69-Jährige)

Tabelle 2:

Skalenmittelwerte von 1 (gering) bis 4 (stark) Wunsch nach

(Fortsetzung Tabelle 2)

Skalenmittelwerte von 1 (gering) bis 4 (stark) Wunsch nach

a, b, c, d, e, f, g, h Jeder hochgestellte Buchstabe gibt getrennt für die jeweilige Kombination aus der jeweiligen

Kategorie (Geschlecht, Alter etc.) und Skala an, welche deren Spaltenanteile sich auf dem ,05-Niveau nicht signifikant voneinander unterscheiden.

Anhand der in diesem Kapitel betrachteten Quoten und Skalen kann die Nachfrage an Bildung mit digitalen Medien für unterschiedliche Zielgruppen beschrieben werden.

Eine logistische Regression mit allen bisher betrachteten soziodemografischen Varia-blen sowie den in Tabelle 2 betrachteten Skalen als unabhängigen VariaVaria-blen, zeigt auf, dass – bis auf die skeptische Einstellung – alle integrierten Aspekte einen signifikan-ten Zusammenhang mit der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien als abhän-gige Variable aufweisen (vgl. Tab. 3). Die Wahrscheinlichkeit, an Bildung mit digitalen Medien teilzunehmen, erhöht sich demnach, wenn eine Person männlich, weniger alt und derzeit nicht erwerbstätig ist, einen höheren Schulabschluss und eine höhere Offenheit für digitale Medien aufweist und sich mehr Einsatz von digitalen Medien in der Weiterbildung wünscht.

Wald-Statistik und relative Chancen der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien (Odd Ratios), n = 4186 (Quelle: AES 2018, 18- bis 69-Jährige)

Tabelle 3:

Wald Odd ratios

Geschlecht (dichotom) 20,663 ,722***

Alter (metrisch) 162,108 ,967***

Höchster Schulabschluss (metrisch) 122,947 1,659***

Derzeit erwerbstätig (dichotom) 16,157 ,728***

Offenheit gegenüber Digitalen Medien in der Bildung (metrisch) 21,273 1,348***

Skepsis gegenüber digitalen Medien in der Bildung (metrisch) ,112 ,982

Wunsch nach mehr Medieneinsatz (metrisch) 15,436 1,233***

Pseudo-R2 (Nagelkerke) 0,181

Anteil richtig zugeordneter Fälle 70,6 %

***p < 0,01

Insgesamt zeigt der AES 2018 deutlich, dass die Grenzen zwischen für digitale Me-dien in Weiterbildungskontexten offenen Gruppen und dem eher zurückhaltend ge-genüberstehenden Gruppen entlang der bekannten Linien von weiterbildungsaktiven und eher weiterbildungsfernen Zielgruppen verlaufen. Die Ergebnisse lassen vermu-ten, dass gerade weiterbildungsgewohnte und höhergebildete Adressatengruppen auch offener für den Einsatz digitaler Medien sind bzw. eher Zugang zu diesen Wei-terbildungsformaten finden.