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Die Daten des AES 2018 geben Aufschluss über die bisherige Beteiligung sowie Wün-sche und Einstellungen zur Teilnahme an digital unterstützter Weiterbildung unter-schiedlicher Zielgruppen. Für die Programmplanung in Organisationen der Erwach-senen- und Weiterbildung können diese Maßzahlen Orientierung für (künftige) Formate und Inhalte von Angeboten bieten. Dabei können sowohl Wünsche als auch bisherige Teilnahmemuster anhand der repräsentativen Daten genutzt werden, um Angebote an digital unterstützten Angeboten für medienaffine Zielgruppen weiter auszubauen. Da heutzutage alle Lebensbereiche medial durchdrungen sind, können anhand der vorliegenden Daten auch Zielgruppen identifiziert werden, die digitalen Medien eher skeptisch gegenüberstehen. Für diese Gruppen könnten spezifische An-gebote zur Heranführung an und Auseinandersetzung mit digitalen Medien konzi-piert werden.

Laut AES 2018 waren knapp 80 Prozent der besuchten Weiterbildungskurse reine Präsenzveranstaltungen (vgl. BMBF 2020, S. 19). Es ist unwahrscheinlich, dass sich bis zum Beginn der Covid-19-Pandemie daran viel geändert hat, aber es ist durch-aus davon durch-auszugehen, dass im Zuge der Pandemie Angebot und Nachfrage im Hin-blick auf reine Online-Angebote und Hybridformate in der Weiterbildung deutlich zunehmen. Ob dies auch zu einem Digitalisierungsschub der Weiterbildungspraxis führen wird, bleibt abzuwarten.

Präsenzveranstaltungen mussten jedoch im Rahmen des Lockdowns fast voll-ständig ausfallen, sodass dies auch finanzielle Auswirkungen auf Bildungsanbieter – aufgrund ausbleibender Einnahmen durch Kursbeiträge – als auch auf die ca. 70 Pro-zent freiberuflich angestellten Lehrenden (vgl. Autorengruppe wb-personalmonitor 2016, S. 74) hatte. Durch Honorarausfälle sind viele freiberuflich beschäftigten in ihrer Existenz bedroht, zumal dieser Bildungsbereich in den wirtschaftlichen Krisenmaß-nahmen bisher außen vor gelassen wurde (vgl. Käpplinger 2020, S. 94). Eine kurzfris-tige Antwort kann der Ausbau eines digitalen Weiterbildungsangebots bieten. Aller-dings benötigen sowohl Bildungsanbieter als auch Lehrende dafür Know-how und eine funktionierende digitale Infrastruktur, die in ländlichen Gebieten nicht immer gegeben ist und dadurch Personen aufgrund ihres Wohnorts von

Weiterbildungsan-geboten exkludiert werden. Ebenfalls stellt sich gerade für kommunal finanzierte Wei-terbildungsanbieter die Frage, wie digitale Angebote finanziert werden können, da auf diese über die Grenzen der eigenen Kommune hinweg zugegriffen werden kann.

Mit einem Ausbau von digital unterstützten Bildungsangeboten für Erwachsene sind darüber hinaus Anforderungen an Professionelle verbunden. Neben den Bil-dungsinhalten müssen diese auch über didaktische Fähigkeiten verfügen, um Inhalte digital unterstützt zu vermitteln. Inwiefern Lehrende flächendeckend über derartige Kompetenzen verfügen, ist bisher nicht bekannt, auch wenn dieser Aspekt der Profes-sionalisierung Gegenstand aktueller Forschung ist (vgl. Schmidt-Hertha et al. 2020).

Jedoch sind in der Weiterbildungsbranche viele Quereinsteigende tätig und nur etwa jede:r Dritte verfügt über ein Studium mit mindestens pädagogischem Nebenfach (vgl. Autorengruppe wb-personalmonitor 2016, S. 115).

7 Fazit

Da noch nicht abschließend geklärt werden kann, wie die Covid-19-Pandemie die Wei-terbildungslandschaft verändern wird, besteht hier weiterer Forschungsbedarf. Dazu wäre zunächst zu klären, wie sich der Einsatz digitaler Medien in der Erwachsenenbil-dungslandschaft derzeit darstellt, auch in Abgrenzung zu vor der Pandemie. Im Rah-men des Bildungsmonitoring kann zudem unabhängig von einzelnen Angeboten festgestellt werden, ob die Pandemie hinsichtlich der Digitalisierung in der Erwachse-nen- und Weiterbildung einen nachhaltigen Innovationsschub leistet und auch, ob es bestimmte Gruppen gibt, die durch das gezwungene Zurückfahren von Präsenzver-anstaltungen oder Kurzarbeit – mit der häufig fehlende finanzielle Ressourcen von Betrieben für die Weiterbildung der Mitarbeitenden verbunden sind – gänzlich von Weiterbildung ausgeschlossen werden. Darüber hinaus kann nicht abgesehen wer-den, wie sich die Bedarfe und Wünsche der Teilnehmenden an Weiterbildung hin-sichtlich der Formate ändern werden. Hier wäre es denkbar, dass sich der in einigen Zielgruppen bereits 2018 stark aufgeprägte Wunsch nach mehr Einsatz digitaler Me-dien in der Bildung weiter verstärkt oder auch, dass die Zielgruppen, die digitalen Medien bisher weniger aufgeschlossen waren, aufgrund der Erfahrung der Pandemie sich dem Einsatz digitaler Medien öffnen. Darüber hinaus hält die Covid-19-Pandemie vor Augen, wie wenig Digitalisierung vor allem in der öffentlich finanzierten Weiter-bildung etabliert war und welche strukturellen Probleme (z. B. der Ausstattung und Finanzierung von Angeboten) deshalb zeitnah angegangen werden sollten. Hierbei ist auch die Professionalisierung des Personals hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien für Bildungsangebote essenziell, um künftig digitale Bildungsinhalte zu eta-blieren und die Weiterbildungsbranche krisenfest zu machen.

Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass klassische Präsenzformate für viele Er-wachsene weiter die präferierte Form organisierten Lernens bleiben und vor allem für bildungsferne Zielgruppen den (Wieder-)Einstieg in das Lebenslange Lernen erleich-tern. Digitalisierung darf in der Weiterbildungsforschung also weder zu einem

un-hinterfragten normativen Diktum werden noch als Abkehr von tradierten Bildungs-idealen verdammt werden, sondern muss Gegenstand kritischer Betrachtungen und Analysen bleiben (vgl. Schmidt-Hertha 2020). Ein kontinuierliches Weiterbildungs-monitoring liefert hierfür eine notwendige, aber noch längst keine hinreichende Da-tenbasis.

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Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Anteil der Teilnahme an Bildung mit digitalen Medien und Anteil der Perso-nen ohne Erfahrung mit Bildung mit digitalen Medien in Prozent getrennt nach Geschlecht, Altersgruppen, höchstem Schulabschluss sowie

Erwerbs-status . . . .123 Tab. 2 Mittelwerte der Skalen Wunsch nach mehr Medieneinsatz, Offenheit sowie

Skepsis gegenüber digitalen Medien in der Bildung getrennt nach

Ge-schlecht, Altersgruppen, höchstem Schulabschluss und Erwerbsstatus . . . .125 Tab. 3 Wald-Statistik und relative Chancen der Teilnahme an Bildung mit digitalen

Medien (Odd Ratios), n = 4186 . . . .126