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7. Methodik

7.4. Psychometrische Messinstrumente

Im folgenden Teil werden die eingesetzten Messinstrumente ausführlicher erläutert.

Posttraumatische Stress Skala-10 (PTSS-10)

Die Posttraumatische Stress Skala-10 (PTSS-10) ist ursprünglich als Instrument zur Er-fassung der posttraumatischen Belastungsreaktionen entwickelt worden (Holen 1983). In modifizierter Form wird es zum Screening der PTBS eingesetzt. Die PTSS-10 ist bei Un-tersuchungen an verschiedenen Patientengruppen erprobt worden. Die PTSS-10 ist hin-sichtlich interner Konsistenz sowie konvergenter und divergenter Validität auch in der

vorliegenden deutschen Übersetzung positiv evaluiert (Maercker 2003). Das Einzelitem wird in Einer-Abstufungen von null bis sechs eingeschätzt. Der Summenscore wird durch Addition der Einzelitems gebildet. Bei einem Summenscore von 24 bis 35 spricht man von einem Verdacht auf das Vorliegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Ab einem Summenscore von 36 wird vom Vorliegen einer Posttraumatischen Belastungs-störung gesprochen.

Dissociative Experiences Scale-II (DES)

Die Dissociative Experiences Scale-II (DES) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zum Screening auf Störungen aus dem dissoziativen Formenkreis (Bernstein and Putnam 1986; Carlson 1993). Die DES gibt 28 Items vor, deren Zutreffen von 0%

bis 100% in einer 10er Skalierung eingeschätzt werden soll. Es wird eine breite Palette an Symptomatik angeboten, sodass Absorption, Dissoziation, Amnesie, Derealisation und Depersonalisation erfasst werden. Die teststatistischen Merkma-le sind ausreichend gut und die Erfahrungen in der Anwendung des Instruments bei verschiedenen Patientengruppen empfehlen die DES als Suchtest für Störun-gen aus dem dissoziativen Formenkreis (Hofmann 2006).

Somatoform Dissociation Questionaire (SDQ-5)

Der SDQ-5 wurde als Screeninginstrument für somatoforme Dissoziation (Nijenhuis, Spinhoven et al. 1998) aus dem umfassenderen Instrument SDQ-20 entwickelt (Nijenhuis, Spinhoven et al. 1997). Mit der somatoformen Dissoziation versucht der SDQ-5 einen Bereich der Dissoziation zu erfassen, der in der DES wenig abgebildet ist.

Der SDQ-5 unterscheidet mit guter bis hoher Sensitivität und Spezifität zwischen dissozi-ativen und nicht dissozidissozi-ativen Patienten unter ambulant 0behandelten Psychiatriepatien-ten. Die Reliabilität des SDQ-5 ist sehr gut (Cronbachsα= 0.94). Gemäß Nijenhuis wur-de ein Cut-Off Wert von 8 angenommen.

Beck-Depressions-Inventar (BDI)

Der BDI ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen zur Einschätzung depressiver Symptoma-tik, der weltweit in klinischer Diagnostik und Forschung Anwendung findet. Der BDI bildet in 21 Items ein weites Spektrum depressiver Symptomatik ab (Beck, Ward et al. 1961).

Der BDI wurde in der deutschen Übersetzung angewandt (Beck 1995). Der BDI weist eine hohe Reliabilität und Validität auf. Für psychiatrische Patienten finden sich innere Konsistenzwerte von (Cronbachs α) .60 bis .86. Mittlere bis hohe Korrelationen zeigen konkurrente Validität zu verschiedenen Depressionsskalen. Wenn auch kein exakter Wert zur Diagnose einer depressiven Störung genannt wird, ist doch eine vergleichende Aussage möglich.

State-Trait-Angstinventar (STAI)

Das State-Trait Anxiety Inventory (Spielberger, Gorsuch et al. 1970) – hier in deutscher Übersetzung angewandt (Laux, Glanzmann et al. 1981) – ist ein häufig eingesetzter Selbstbeurteilungsfragebogen zu Erfassung der Angstintensität (Skala X1) und der all-gemeinen Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal (Skala X2). Jede Skala enthält 20 Items und kann je nach Fragestellung einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Die Items werden auf einer vierstufigen Likert-Skala von 'fast nie' (1), über 'manchmal' (2), 'oft' (3), bis 'fast immer' (4) eingeschätzt. Die Skalenauswertung erfolgt durch Summen-bildung über alle Items. In der vorliegenden Studie wurden die Skalen zur Angstintensi-tät (X1) und zur allgemeinen Ängstlichkeit (X2) eingesetzt. Mit der allgemeinen Ängst-lichkeit (Skala X2) wird ein relativ stabiles PersönÄngst-lichkeitsmerkmal erfasst. Die Test-Retest-Reliabilität beträgt kappa = .84 bei der Skala X2 (Spielberger et al. 1970). Die Validität des STAI wird durch hohe Korrelationen mit konstruktnahen Skalen unterstützt.

Das STAI stellt gegenwärtig eines der international am meisten verbreiteten Instrumen-te zur Angstmessung dar (Oei, Evans et al. 1990).

Obsessive-Compulsive-Drinking-Scale (OCDS)

Die 1995 erstmals vorgestellte und in der Folge intensiv untersuchte OCDS (Anton, Mo-ak et al. 1995; Anton, MoMo-ak et al. 1996; Anton 2000) kommt hier in der deutschen Über-setzung (OCDS-G) zur Anwendung (Mann and Ackermann 2000). Die OCDS ist ein 14 Items umfassender Kurzfragebogen zur Einschätzung des Alkoholverlangens (Craving).

Die Skala bildet eine eigenständige Komponente der Alkoholabhängigkeit ab und ist in der Lage Aussagen über die Schwere der Abhängigkeit, den Verlauf einer Entwöhnung und auch drohenden Rückfall zu treffen (Anton, Moak et al. 1996). Die von Anton (1995) vorgeschlagenen Subscores ‚Obsession’ und ‚Compulsion’ konnten auch in der Arbeit mit der OCDS-G durch eine Hauptkomponentenanalyse im Wesentlichen bestätigt wer-den. Die Subscores liefern allerdings kaum Zusatzinformationen. Die teststatistischen Kennwerte der OCDS-G sind zufriedenstellend. Es finden sich angemessene Trenn-schärfekoeffizienten und gute bis sehr gute Cronbach-α-Konsistenzen, die für die Sub-scores bei 0,87 und 0,79, für den Gesamtscore bei 0,90 liegen (Mann 2000). Substantiel-le Korrelationen bestehen mit der Einschätzung des Alkoholverlangens auf visuelSubstantiel-len Analogskalen (von 0,54 bis 0,67) sowie mit der Zahl der Abstinenztage vor der stationä-ren Aufnahme (von -0,40 bis -0,44). Die Skala erfasst auch in der deutschen Überset-zung die situationsübergreifende und summarische SelbsteinschätÜberset-zung des Alkoholver-langens Alkoholabhängiger in dem gewählten Zeitfenster konsistent und reliabel. Auf-grund ihrer Eignung wurde die OCDS-G in Wirksamkeits- und Verlaufsstudien zur Beur-teilung so genannter Anti-Craving-Substanzen eingesetzt (Croissant 2004; Croissant, Scherle et al. 2004 (b)).

Aufgrund der Empfehlung von Mann wurde für diese Studie das Zeitfenster der Items 7 und 8 auf den Zeitpunkt des Konsums von Alkohol, also letztlich vor der Aufnahme zur Behandlung, festgesetzt (Mann 2005). Sonst hätte sich durch die Dauer einer stationären Behandlung von etwa 14 Tagen bei einem Zeitfenster von sieben Tagen zur Anwendung der OCDS-G alleine durch die Tatsache der statio-när erzwungenen Abstinenz ein Effekt gezeigt, der nicht den therapeutischen In-terventionen zugerechnet werden kann. Diese Festsetzung wurde für die Nachfol-geuntersuchungen belassen, um die Probanden nicht zu überfordern.

Münchner Alkoholismus-Test (MALT) – Selbstbeurteilungsteil (MALT-S)

Der Münchner Alkoholismus-Test ist ein gut eingeführtes und oft genutztes Instrument, das zur Diagnostik – als Such-Test – für epidemiologische oder gutachterliche Zwecke eingesetzt wird (Feuerlein 1979). Er besteht aus einem Fremdbeurteilungsteil (MALT-F) und einem Selbstbeurteilungsteil (MALT-S). Die 24 Items des Sebstbeurteilungsteils (MALT-S) erfassen die Bereiche Trinkverhalten, bzw. Einstellung zum Trinken, alkohol-bedingte psychische und soziale Beeinträchtigung und den Bereich somatische Störun-gen. Der MALT-S bezieht sich auf Zeiten des aktiven Alkoholkonsums. Die Fragen sollen entweder mit ‚trifft zu’ oder ‚trifft nicht zu’ beantwortet werden. Die dichotome Struktur erleichtert die Bearbeitung. Mit ‚trifft zu’ beantwortete Fragen werden mit dem Wert 1 zum Summenwert aufaddiert, der zwischen 0 und 24 liegen kann (Feuerlein, Küfner et al.

1979). Zur Auswertung und den statistischen Kennwerten wird im Folgenden Näheres ausgeführt (Punkt 7.5.).

Fragebogen zur Intensität der psychosozialen Unterstützung und der Rückfallhäu-figkeit

In einem selbstentwickelten Fragebogen (s. Anhang C) wurde nach der Intensität psy-chosozialer Unterstützung und eventuellen Rückfällen in den Messzeiträumen nach En-de En-der Behandlung gefragt. Unter psychosozialer Unterstützung wird hier jedweEn-de Bera-tung oder Behandlung verstanden. Dies kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe, eine ambulante oder stationäre Rehabilitation (Entwöhnungsbehandlung) oder auch eine ge-setzliche Betreuung sein. Zur Registrierung der Rückfallhäufigkeit wurde nach den Trink-tagen in dem jeweiligen Messzeitraum gefragt.

Die Definition des Rückfalls folgt dem Katamnesestandard DGSS-4. Hier werden neben den bekannten manifesten Rückfällen auch die Patienten als Rückfall gezählt, die zum Untersuchungszeitpunkt nicht erscheinen, bzw. deren Daten nicht mehr erhoben werden können. In dieser Untersuchung wird zudem jede Angabe von Alkoholkonsum als Rück-fall gezählt. Es wird hier nicht zwischen Ausrutscher und RückRück-fall unterschieden.