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2.2 Das Verhalten

2.2.5 Passive Submission

Ebenso wie die aktive Submission gehört auch die passive Submission zum sozio-infantilen Verhalten (FOX 1971). Es lässt sich vom passiven Verhalten der Welpen

2 Literatur

11 während der Reinigung der Anogenitalregion durch die Mutter ableiten (SCHENKEL 1967; FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995). Die passive Submission wird selten spontan, sondern eher reaktiv auf Imponier-, Droh- oder Angriffsverhalten des Gegenübers gezeigt und soll in einer Bedrohungssituation Entspannung hervorrufen (FEDDERSEN-PETER-SEN und OHL 1995; FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Die Verhaltensweisen der passiven Submission stellen eine direkte Form der Aggressionsbeschwichtigung dar (ZIMEN 2003). Laut SCHENKEL (1967) enthält die passive Unterwerfung klare Zeichen der Unterlegenheit und drückt auch immer Hilflosigkeit und Angst aus. Die Ausdrucksintensität der jeweiligen Verhaltensweisen hängt von der Art der Bedrohung ab (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Die stärkste Ausprägung stellt die Geste des Auf-den-Rücken-Werfens dar, die der Unterlegene dem Dominanten von sich aus zeigt (SCHENKEL 1967; FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995). Eine genaue Beschreibung der Verhaltensweisen findet sich in der nachfolgenden Tabelle.

Die passive Demut entwickelt sich häufig aus einer Abwehrdrohung oder kann in einer solchen enden (FEDDERSEN-PETERSEN 2008).

2 Literatur

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Tabelle 1: Ausdrucksverhalten des Hundes bei Submission gegliedert nach Akiver Demut und Passiver Demut

Ausdrucksregion Aktive Demut Passive Demut Kopf Angehoben gegen den aufrecht stehenden

Partner, oft leicht um eigene Achse verdreht gehalten, seitwärts oder leicht nach unten.

Mehr oder weniger tief nach unten bzw. gegen den eigenen Körper, vom Partner weggedreht

Schnauze Gegen Mundwinkel des Partners nach oben gerichtet, leicht gesenkt oder zur Seite gerichtet, leicht geöffnet, Lecken der Schnauze des Partners oder Aufwärtsstupsen gegen dessen Mundwinkel, licking intention aus größerer Entfernung

Mehr oder weniger tief nach unten bzw. gegen den eigenen Körper gedrückt, vom Partner weg, geschlossen, leicht geöffnet, evt. Licking intention

Lippen Sog. lange Mundwinkel, die Zähne überwiegend bedeckt.

Waagerecht zurückgezogen, in den Mundwinkeln leicht angehoben.

Ohren Vom Kopf abgespreizt mit abwärts gerichteter Öffnung oder seitlich am Kopf angelegt, bzw.

zusammengefaltet dem Kopf eng angelegt, evt. Mit sich berührenden Spitzen

Wurzel nach hinten und unten bewegt, von der Mittellinie abgespreizt und deutlich horizontal gedreht oder dem Hinterkopf so eng angelegt, dass ihre Spitzen dorsal Berührung haben können

Stirn Spannung der Stirnhaut, „hohe Stirn“: welpen- oder maskenhaft (wirkt infantil)

Gespannte Stirnhaut, obere Kopfpartie erscheint glatt und groß

Augen Laterale Augenwinkel werden durch gespannte Stirnhaut seitwärts gezogen, Augen schmal und schlitzförmig

Augen werden zunehmend schmal

Blick Blickkontakt zum Partner Blickvermeidung

Haare Eng anliegend Anliegend oder zunehmendes Aufrichten bei zunehmender defensiver Gestimmtheit

Körperhaltung Geduckt, insgesamt niedrig oder Vorderkörper gegen den Partner gedrückt bzw. Schnauze gegen dessen Mundwinkel, dabei hohe Bewegungsintensität

Hinterteil herunter gedrückt, Seiten- oder Rückenlage, Hockerstellung

Gliedmaßen/

Gelenke/

Bewegungen

Gebeugt, eingeknickt (insbesondere Hinterextremitäten beim Pföteln / Pfote heben), hopsende Bewegungen, Anspringen des Partners

Hockerstellung, Pföteln, in Rückenlage, Hinterbeine gespreizt, Anheben eines Beines bei Genitalkontrolle oder reaktiv auf Inguinalstupsen

Schwanzhaltung-/

Bewegung

Mehr oder weniger eingezogen, eingekniffen, S-Form oder gesenkt, zumeist hochfrequentes Wedeln bei niedriger Amplitude bei zunehmender Annäherung an den Partner (ganzer Hinterkörper kann

„wedeln“)

Eingeklemmt, evt. Zwischen die Beine geklemmt dem Bauch anliegend; kein Wedeln

Vokalisation Winseln, Fiepen, vielfältige Belllaute Keine oder Fiepen bzw. Schreien (Übergang in defensives Verhalten)

Urinieren Bei stark demütigem Ausdruck Oft in Rückenlage, seltener kriechend Quelle 1: Dargestellt nach SCHENKEL (1967); ergänzt nach ZIMEN (1971); FOX (1971); BEKOFF (1978); FEDDERSEN (1978); FEDDERSEN-PETERSEN (1986, 2004).

2 Literatur

13 2.2.6 Agonistik

Der Begriff Agonistik wurde 1951 von SCOTT und FREDERICSON als funktionell übergeordnete Einheit der Verhaltensweisen Aggression, Submission und Flucht eingeführt. Nach FEDDERSEN-PETERSEN (2008) wird das Submissionsverhalten heute meist nicht mehr der Agonistik zugeordnet. In vielen Auseinandersetzungen unter Artgenossen sind Angriffs- und Fluchtelemente oftmals eng miteinander verknüpft, so dass es laut IMMELMANN (1982) sinnvoll ist, zumindest diese beiden Teilaspekte unter einem einheitlichen Überbegriff zusammenzufassen. Der Begriff der Agonistik umfasst alle Verhaltensweisen, die anderen gegenüber gezeigt werden, welche das eigene Verhalten störend beeinflussen (GATTERMANN 1993;

FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995). Laut FEDDERSEN-PETERSEN (2008) werden heute überwiegend die zwei gegensätzlichen Anteile des Angriffs, offensiv aggressiv, und der Abwehr, defensiv aggressiv, sowie das Fluchtverhalten zum Begriff der Agonistik gezählt. Das Ziel des agonistischen Verhaltens ist es, die Distanz zu einer subjektiv empfundenen Bedrohung aufrecht zu halten, zu vergrößern oder diese zu eleminieren (TEMBROCK 1992, FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995).

Aggressionsverhalten

Aggressionsverhalten gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire der Hunde (IMMELMANN et al. 1996), trägt und reguliert das Leben in sozialen Gruppen und ist somit ein obligatorisches soziales Regulativ (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). So dient es zur Selbstverteidigung, dem Schutz der Nachkommen, Verwandten und Partner, dem Wettbewerb um Ressourcen und dem individuellem Statusgewinn und ist ein multifaktorielles Geschehen (FEDDERSEN-PETERSEN 2008).

Von der Aggression ist die Aggressivität abzugrenzen, die die Bereitschaft zur gegnerischen Auseinandersetzung darstellt (HASSENSTEIN 1980).

Aggressionsverhalten ist stets gerichtet (FEDDERSEN-PETERSEN 2004) und beinhaltet offensiv aggressives und defensiv aggressives Verhalten. Beides sind Strategien, um Störungen zu beseitigen und notwendige raumzeitliche Distanz aufrecht erhalten zu können (FEDDERSEN-PETERSEN 2008).

2 Literatur

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Offensives Aggressionsverhalten resultiert oftmals aus Frustration im Kampf um Ressourcen und wird von den selbstsicheren Hunden gezeigt (LINDSAY 2000).

Defensives Aggressionsverhalten wird oftmals in Situationen gezeigt, in denen der Hund ängstlich ist, weil er sich akut bedroht fühlt. Je unsicherer ein Hund ist, desto häufiger reagiert er bei Konflikten mit defensivem Verhalten (LINDSAY 2000).

In aggressiven Auseinandersetzungen bilden die Interaktionspartner komplexe Funktionseinheiten, in denen die Rolle von Angreifer und Verteidiger häufig wechseln kann (FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995). So kann man oft Hunde beobachten, die während einer Situation offensives und defensives Aggressionsverhalten miteinander vermischt zeigen (MAZUR 2012).

FEDDERSEN-PETERSEN (2008) gibt zu bedenken, dass aggressives Verhalten in bestimmter Ausprägung auch Ausdruck eines gestörten Organismus-Umwelt-Verhältnisses sein kann. Es kann als Indikator für Verhaltensstörungen dienen, die z.B. Ausdruck eines genetischen Defektes als Folge unbiologischer Zuchtauslese (FEDDERSEN-PETERSEN 1993a) sind oder auf soziale Deprivation (s. Kap 2.2.1.) zurückzuführen sind.

Eine Übersicht über gezeigtes Ausdrucksverhalten von unterschiedlich bedingtem Aggressionsverhalten wird in Tabelle 2 dargestellt.

Tabelle 2: Ausdrucksverhalten des Hundes bei unterschiedlich bedingtem Aggressionsverhalten

Offensives Verhalten Defensives Verhalten Drohen Anschleichen, Blickkontakt, Überfalldrohung,

Haarsträuben, Knurren, Vorn-Zähneblecken, Beißdrohstellung

Gebissklappen, Wegsehen,

Abwehrschnappen, Haarsträuben, Knurren, Voll-Zähneblecken, Abwehrdrohen

Gehemmt Über-die-Schnauze-Beißen, Gegenstand abnehmen, Schieben, Anrempeln, Aufreiten, Runterdrücken

Abwehr mit gekrümmten Hals, Abwehrkreisel, Abwehr auf dem Rücken

Umstellen Überfall, Abwehrstoßen, Vorderbeinstoßen, Anspringen, Hochkampf, Rückenbiss, Verfolgen

Frei Angriff, Beißen, Ernstkampf Abwehrbeißen Quelle 2: FEDDERSEN-PETERSEN 2008; mod. nach ZIMEN 1971.

2 Literatur

15 Fluchtverhalten

Wie das Aggressionsverhalten ist auch das Fluchtverhalten dem Themenkomplex der Agonistik zuzuordnen. HASSENSTEIN (1980) beschreibt es als angeborene Reaktion ohne Endhandlung. Sie zielt auf den Zustand außerhalb der Reichweite des Feindes zu sein oder einen schützenden Partner oder Ort erreicht zu haben (HASSENSTEIN 1980). Nach ZIMEN (1971) ist Flucht ein Zustand, beim dem ein Tier solange wie möglich oder nötig vor seinem Verfolger wegrennt. Als Alternative gilt das Verstecken (FEDDERSEN-PETERSEN 2004).

Abstandhalten (ZIMEN 1971), Wegweichen (ALTHAUS 1982) und Vermeidung (APPLEBY et al. 2002) werden auch dem Fluchtverhalten zu geordnet.

2.2.7 Jagdverhalten

Das Jagdverhalten unterscheidet sich in der Motivation sowie auch neurophysiologisch von aggressivem Verhalten (FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1965; IMMELMANN et al. 1996; LINDSAY 2000). Vielmehr ist es eine natürliche Verhaltensweise des Hundes und stellt eine wichtige Überlebensgrundlage dar (BORCHELT 1983; SCHALKE 2008b). Jagdverhalten wird häufig durch schnelle Bewegungen des potentiellen Beuteobjektes ausgelöst und ist durch eine hohe Erregungslage gekennzeichnet. Es ist zielorientiert, Distanz verringernd und schließt keine Kommunikation mit dem Gegenüber, der Beute, ein (JONES-BAADE 2003).

Die Jagd läuft immer nach einer bestimmten Handlungskette ab (JONES-BAADE 2003; JOHANN 2004; BRUNS 2003). Nach SCHALKE (2008b) ist es das Suchen/Nachfolgen, Erstarren, Fixieren, Lauern, Anschleichen, Hetzen, Angreifen/

Packen und Töten.

Das Beuteschema unterliegt rassetypischen und individuellen Schwankungen (HART 1974; O´FARRELL 1991). Neben genetischer Veranlagung liegen dem Beuteschema auch Lernerfahrungen zugrunde (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). So ist es stark von den in der Sozialisationsphase gesammelten Erfahrungen abhängig. Durch Habituation an vielfältige Reize in dieser Zeit, kann das Spektrum an Auslösern für Jagdverhalten stark eingeschränkt werden. So können wiederum positive

2 Literatur

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Jagderfahrungen zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat die Bereitschaft zum Jagen verstärken (SCHÖNING 2001).

Laut SCHALKE (2008a) und SCHÖNING (2000) gehören neben den natürlichen Beutetieren immer wieder Artgenossen, Menschen, Autos und Haustiere zum Beutespektrum. JONES-BAADE (2003) verwendet hierfür den Begriff des

„unangemessenen Jagdverhaltens“.

2.2.8 Spielverhalten

Das Spielverhalten umfasst so viele Handlungsvarianten wie sonst keine Verhaltensweise und kann Elemente aus allen anderen Verhaltensbereichen enthalten (HASSENSTEIN 1980; FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1965). Es umfasst angeborene und erlernte Verhaltensweisen (HASSENSTEIN 1980).

Häufig wird es als eine Verhaltensweise ohne Ernstbezug beschrieben (IMMELMANN 1982; GATTERMANN 1983). Laut FEDDERSEN-PETERSEN (2004) stellt es aber keineswegs ein funktionsloses Verhalten dar, sondern hat lebenswichtige physiologische Funktionen. Das Spielen dient etlichen Voraussetzungen einer ungestörten Entwicklung (BEKOFF 1974a, 1974b, 1975, 1976; FEDDERSEN-PETERSEN 2004) und ist unbedingt notwendig, damit sich ein Hund nicht zu einem gestörten Individuum entwickelt (BUCHHOLTZ et al. 1998).

So dienen z.B. Sozialspiele einem sozialen Üben, indem Junghunde die Regeln des Sozialverhaltens lernen (FEDDERSEN-PETERSEN 2004). Außerdem ist es eine Möglichkeit zu lernen, Muskeln zu trainieren und körperliche Fertigkeiten zu üben (IMMELMANN et al. 1996; FEDDERSEN-PETERSEN 2004).

Das Spielverhalten ist gekennzeichnet durch Bewegungsluxus, die Spielbewegungen wirken übertrieben und wiederholen sich oft (IMMELMANN et al. 1996;

FEDDERSEN-PETERSEN und OHL 1995; FEDDERSEN-PETERSEN 2004, 2008).

Typisch ist auch eine übertriebene, schnell wechselnde Mimik (SCHÖNING 2001).

Es kann sich in verschiedenen Formen äußern und findet nur im entspannten Umfeld statt (FEDDERSEN-PETERSEN 2008). Nach IMMELMANN (1982) wird eine Aufteilung in Sozialspiel und Solitärspiel vorgenommen. Während das Sozialspiel

2 Literatur

17 eine Interaktion mit einem Sozialpartner darstellt gehören Spiele mit einem Spielzeug und Bewegungsspiele dem Solitärspiel an.

2.2.9 nicht zielgerichtete Erregungslage

SCHALKE (2007) beschreibt eine nicht zielgerichtete Erregungslage als ein

„ungerichtetes Verhalten, das nicht mit dem aktuell auftretenden Stimulus zusammenhängt, aber ausgelöst werden kann durch den situativen Kontext, in den dieser eingebettet ist. Es zeichnet sich aus durch eine hohe Erregungslage, Schnüffeln, hochfrequentes Bellen oder Fiepen und starke Ruten-bewegungen“ (SCHALKE 2007 in VON GAERTNER 2009).

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3 Material und Methoden

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3 Material und Methoden

3.1 Die Hunde

Es wurden im Rahmen der vorliegenden Doktorarbeit insgesamt 96 Hunde getestet.

Alle Hunde waren reinrassige Australian Sheperds und waren mindestens 12 Monate alt. Die Hunde befanden sich in Privatbesitz und waren den beurteilenden Personen sowie den Testpersonen nicht persönlich bekannt. Alle Besitzer gehörten dem Club für Australian Sheperd Deutschland e.V. (im Folgenden als CASD abgekürzt) an. Sie wurden über den Verein über diese Studie informiert und haben alle freiwillig daran teilgenommen. Halter, die mehrere Hunde besaßen, konnten entsprechend auch mit mehreren Hunden an dem Test teilnehmen. Die Reihenfolge, in der die Hund-Halter-Gespanne den Test durchliefen, war unabhängig von spezifischen Merkmalen und somit rein zufällig.

3.2 Der Fragebogen

3.2.1 Erstellung des Fragebogens

Der Fragebogen wurde von VON GAERTNER (2009) entwickelt. Für die vorliegende Studie wurde er um drei Fragen erweitert und bestehende Fragen wurden zum Teil verfeinert. Es wurden allgemeine Daten des Hundes und des Besitzers abgefragt.

Außerdem befassten sich die Fragen mit der Sachkunde des Besitzers, Ausbildung der Hunde sowie mit Bereichen, die sich aus dem täglichen Zusammenleben mit Hund und Halter und deren Umfeld ergeben. Der komplette Fragebogen ist im Anhang nachzulesen.

Die Halter mussten folgende Fragen beantworten:

 Geschlecht des Besitzers?

 Anzahl der Personen im Haushalt?

 Alter des Besitzers?

 Alter des Hundes zum Testzeitpunkt?

 Geschlecht des Hundes?

 Ist es der erste Hund?

 Wie lange werden schon Hunde gehalten (in Jahren)?

3 Material und Methoden

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 Wie viele Hunde hatte der Besitzer vor diesem Hund?

 Wie lange ist der Hund im Besitz?

 Alter des Hundes bei Erwerb?

 Gibt es Vorbesitzer, wenn ja wie viele?

 Wo wurde der Hund erworben?

 beabsichtigter Verwendungszweck bei Kauf des Hundes?

 derzeitiger Ausbildungsstand des Hundes?

 Haltungsart?

 Anzahl anderer Tiere im Haushalt?

 Wurden Krankheiten diagnostiziert?

 Gab es ein einschneidendes Erlebnis im Leben des Hundes?

3.2.2 Das Ausfüllen des Fragebogens

Nach einer kurzen Einführung durch den Testleiter konnten die Halter der Hunde den Fragebogen in Ruhe und ohne Zeitlimit ausfüllen. Dies geschah jeweils an einem separaten Ort unweit vom Testgelände. Dort befanden sich Tische und Stühle und es war wettergeschützt. Das Ausfüllen des Fragebogens nahm ca. sechs Minuten in Anspruch. Die Person, die den Fragebogen beantwortete, führte anschließend auch den Hund durch den Test.

3.3 Der Test

Zur Erstellung des Tests sowie seiner Hintergründe wird auf die Dissertation von MAZUR (2012) hingewiesen.

3.3.1 Die Testgelände

Die teilnehmenden Hund-Halter-Gespanne waren großräumig auf Deutschland verteilt. Um möglichst viele Halter mit ihren Hunden für diese Studie gewinnen zu können, haben die Tests an drei verschiedenen Orten stattgefunden. Diese wurden nach dem Vorhandensein eines geeigneten Geländes, sowie nach der guten Erreichbarkeit möglichst vieler Halter ausgewählt: Hannover, Löffingen und Velbert.

3 Material und Methoden

21 Alle drei Gelände waren parkähnlich angelegt. Die Wege hatten einen natürlichen Untergrund aus Erde, Gras und Laub. Diverse Büsche, Bäume und auch Grünflächen befanden sich abseits der Wege. So war es möglich, dass die einzelnen Testsituationen für die Hunde im Vorfeld nicht einsehbar waren. Die zu testenden Reizeinflüsse konnten so für den Hund ganz zufällig vom rechten oder linken Wegesrand auftauchen.

Die Testgelände und Räumlichkeiten, die für das Ausfüllen des Fragebogens genutzt wurden, waren allen Hunden unbekannt.

3.3.2 Das Testgelände 1: Hannover

Hierbei handelte es sich um das Parkgelände der Tierärztlichen Schule in Hannover.

Der von uns genutzte Teil hatte eine Größe von ca. 135 x 100 Meter. An drei Seiten befanden sich verschiedene Zäune mit jeweils einem Eingang in Form eines Tores.

Die vierte Seite war begrenzt durch Bäume und Büsche und angrenzende Gebäude.

Auch hier befand sich ein Zugang. Für die Durchführung des Tests wurde das Gelände abgesperrt. In dem Park fanden sich teils große Grünflächen sowie viele verschiedene Büsche und Laub- und Nadelbäume in allen Größen. In der Mitte befand sich ein Teich mit einem angrenzenden kleinen Häuschen mit Steg. Beides wurde im Testdurchlauf nicht mit einbezogen. Die Wege zogen sich durch den ganzen Park und waren zwischen einem und drei Metern breit. Für den Test wurde nicht das gesamte Wegsystem des Parks genutzt. Der Untergrund des gesamten Testweges bestand aus harter Erde und Laub. Es wurden drei Grünflächen für Spielsituationen genutzt. Diese hatten jeweils die Größe von 25 x 25 Metern.

Das Ausfüllen des Fragebogens fand hier in einer Holzhütte statt. Diese wurde zu der Zeit von dem Institut für Tierschutz und Verhalten genutzt. Die Hütte war ca. 50 Meter vom Park entfernt.

3.3.3 Testgelände 2: Löffingen

Das Testgelände 2 befand sich auf einem Privatgrundstück in der Nähe von Freiburg.

Das Gelände war ca. 86 x 65 Meter groß, von großen Bäumen und Büschen umgeben und nicht umzäunt. Auf dem Grundstück befand sich ein Einfamilienhaus

3 Material und Methoden

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sowie ein Carport. Der größte Teil des Testweges zog sich durch das etwas tiefer gelegene parkähnliche Gartengrundstück. Die Wege waren ein bis zwei Meter breit und der Untergrund bestand aus Gras, Erde und Laub. Verschiedene Büsche und kleine Bäume fanden sich dort ebenfalls. Es standen zwei Grünflächen zur Verfügung die eine Größe von 25 x 15 Metern und 19 x 16 Metern hatten. Sie waren umzäunt, da die Hunde in den Spielsituationen, anders als bei allen anderen Situationen, nicht angeleint waren.

Zum Ausfüllen des Fragebogens wurde das Carport genutzt.

3.3.4 Testgelände 3: Velbert

Dieses Testgelände befand sich ebenfalls auf einem nicht umzäunten Privatgrundstück, welches sich im Ruhrgebiet befand. Es war ca. 150 x 40 Meter groß. Der Untergrund der ein bis zwei Meter breiten Wege bestand hier aus harter Erde, Gras und Laub. Außerdem waren auch hier abseits des Weges verschiedene Büsche, Bäume und Grünflächen zu finden. Die Flächen für die Spielsituationen waren 25 x 25 Meter, 21 x 15 Meter groß und ebenfalls umzäunt. Das Ausfüllen des Fragebogens fand hier an einem ruhigen Platz, der wenige Meter von dem Testgelände entfernt war, unter freiem Himmel statt.

3.3.5 Testpersonen

Bei der Durchführung des Tests waren immer mindestens zwei von vier Tierärztinnen vom Institut für Tierschutz und Verhalten anwesend. Eine übernahm die Testleitung, indem sie die Hund-Halter-Gespanne durch den Test führte und den Testpersonen die im Test notwendigen Anweisungen gab. Neben der Testleitung fungierte zusätzlich mindestens eine weitere Tierärztin als Beobachterin. War eine weitere Tierärztin anwesend, übernahm diese die Spielsituationen. Die Tests wurden für die spätere Kontrolle mit einer Kamera aufgenommen. Diese Aufgabe übernahm zumeist die andere anwesende Tierärztin oder in seltenen Fällen eine Testperson.

Da außerdem untersucht werden sollte, welche Ausbildung zur Beurteilung des Tests nötig ist, war immer noch eine Beobachterin dabei, die keine tierärztliche Ausbildung besaß.

3 Material und Methoden

23 Für die Durchführung des Tests wurden mindestens fünf Testpersonen benötigt. Dies waren wechselnde Studenten/innen der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. In Bezug auf Anzahl, Alter, Statur, Größe und Geschlecht variierte die Auswahl der Studenten und war rein zufällig. Keine der Testpersonen war den Hunden oder den Haltern bekannt.

Alle Studenten wurden vor dem Test von einer Tierärztin eingewiesen. Sämtliche Testsituationen wurden mindestens einmal durchgespielt. Damit wurde ein korrekt ablaufender und möglichst identischer Test für alle Hunde gewährleistet.

3.3.6 Testutensilien

Alle Hunde wurden an einer fünf Meter langen Nylonleine geführt, die meist auf die Hälfte verkürzt war. Somit war die Leinenlänge für alle Situationen standardisiert. Auf Abweichungen von dieser Länge wird bei der Beschreibung der einzelnen Testsituationen eingegangen. Während des gesamten Tests waren nur festgestellte Halsbänder erlaubt. Darüber hinaus wurden für die Durchführung der einzelnen Testsituationen weitere Hilfsmittel benötigt:

 grüner Plastikstock als Blindenstock (ca. 1 cm Durchmesser, 105 cm lang);

 eine gelbe Plastikrassel (8 x 12 cm) mit einem braunen Holzgriff (11 cm);

 mehrere Bälle (6 cm Durchmesser) in verschiedenen Farben (gelb, rot und blau) mit einer ca. 50 cm langen, verknoteten Schnur durchzogen;

 ein Holzschaukelpferd (60 x 52 x 28 cm);

 ein 90 cm langer Regenschirm (120 cm Durchmesser im geöffneten Zustand), farblich in 8 Felder aufgeteilt (rot, blau, gelb, grün, wechselnd);

 eine mit Alkohol (Klarer von Holzknecht, 28 %) getränkte, grüne Jacke;

 verschiedenfarbige Spielbälle (gelb, rot, blau) mit 6 cm Durchmesser;

 ein rotes Spielzeugauto (38 x 30 x 58 cm) der Marke „BIG Bobby-Car Classic“ (BIG Spielwarenfabrik GmbH und Co KG., Werkstraße 1, 90765 Fürth);

 eine dunkelgrüne Wellblechplatte ( 65 x 60 cm);

 eine 26 cm lange Metallgliederkette (4 x 1,5 cm je Glied) mit einer 8 m langen Angelschnur;

3 Material und Methoden

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 silber-graue Gehhilfen (Krücken), 120 cm lang;

 ein Hut aus weichem, weißen Stoff;

 ein dunkelblauer, leichter Mantel und

 verschiedenfarbige, aufgeblasene Luftballons (ca. 20 x 15 cm)

3.3.7 Die Durchführung des Tests

Pro Tag wurden zwischen drei bis zehn Hund-Halter-Gespanne getestet. Dies richtete sich je nach Anmeldung der Halter. Ein gesamter Testdurchlauf dauerte ca.

45 Minuten. Der Halter begleitete den Hund durch den gesamten Test.

Alle Testsituationen fanden im Freien statt. Sie waren alle entlang des Weges mal auf der rechten oder der linken Seite platziert. Alle Testpersonen hatten sich vor Beginn des Tests an ihren Stationen platziert. Hund oder Halter war es nicht gestattet beim Testaufbau anwesend zu sein. Die Testpersonen agierten alle auf Zuruf des Testleiters. Bis dahin waren die meisten Testpersonen außerhalb der Sichtweite der Hunde oder verhielten sich passiv. Die Testpersonen waren meist für mehrere Situationen zuständig. Nach jeder Testsituation war genug Zeit vorhanden, damit sich die Testpersonen möglichst ruhig und langsam zur für sie nächsten Station begeben konnten.

Der Testleiter und die Beobachter waren stets anwesend und folgten dem Hund-Halter-Gespann. Der Testleiter führte Hund und Halter von Situation zu Situation. Er erklärte dem Halter stets, welche Situation als nächstes folgt und wie er sich zu verhalten habe. Der Hund durfte während des gesamten Tests unter kein Kommando gestellt werden und durfte die gesamte Leinenlänge stets voll ausnutzen.

Der Testleiter und die Beobachter konnten die Testsituationen stets vorzeitig abbrechen, z.B. wenn der Hund in eine zu hohe Erregungslage kam oder

Der Testleiter und die Beobachter konnten die Testsituationen stets vorzeitig abbrechen, z.B. wenn der Hund in eine zu hohe Erregungslage kam oder