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3.1 Begriffsbestimmung

3.2.1 Partnerschaftsformen

Grundsätzlich kann die Beziehung zwischen privatwirtschaftlichen Organisationen und solchen des Dritten Sektors einerseits in ihrer Ausprägung kooperativ oder antagonistisch sein, sowie andererseits in ihrer Qualität kommerziell oder rein ideell. Daraus lassen sich vier allgemeine Beziehungsoptionen ableiten, die in Abbildung 2 dargestellt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass je nach konkreter Situation unterschiedliche Beziehungstypen zwischen denselben Akteuren gelebt werden können. (vgl. Dresewski/Koch 2011: 451f)

Die Beziehung zwischen privatwirtschaftlichem und Drittem Sektor hat also keine statische, sondern eine flexible Natur. Austin (2000a) entwickelte in diesem Sinn das sogenannte Collaboration Continuum, das verschiedene Formen oder Entwicklungsstufen von Zusammenarbeit zwischen den beiden Sektoren beschreibt: die philantropische, die transaktionale und die integrative Kooperation (vgl. Austin 2000a: 71f). Dieses System wurde von Austin und Seitanidi (2012b) um die Stufe der transformierenden Kooperation erweitert (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 735f). Es handelt sich bei dieser Konzeption um ein Bezugssystem aus vierzehn Dimensionen, aus dem die Art einer intersektoralen Kooperation

KOOPERATIV ANTAGONISTISCH

Abbildung 2: Grundsätzliche Beziehungsoptionen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (eigene Darstelltung nach Dresewski/Koch 2011: 452)

zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor bestimmt werden kann. Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, entsprechen diese Dimensionen spezifischen Charakteristiken der Zusammenarbeit und werden auf einer vierstufigen Skala, den Entwicklungsstufen, dargestellt (vgl. Austin 2000a: 71f; vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 735f).

Abbildung 3: Kooperationskontinuum (Quelle: Austin/Seitanidi 2012b: 736)

Ein wesentlicher Aspekt des Collaboration Continuums ist, dass es sich dabei um kein hierarchisches Konzept handelt. Es soll damit keine Wertung der unterschiedlichen Stufen geschehen, sondern Eigenarten und Funktionen intersektoraler Kooperationen abbilden (vgl.

Austin 2000a: 71). Die Zusammenarbeit ist dabei nicht auf eine dieser Formen begrenzt, sondern kann mehrere durchlaufen (vgl. Seitanidi/Ryan 2007: 3). Durch das Konzept des Kooperationskontinuums kann so eine Verortung intersektoraler Kooperationen erfolgen und Tendenzen abgelesen werden. Der Verlauf einer Kooperation erfolgt dabei nicht unbedingt linear –sie können sich in alle Richtungen entwickeln oder auch auf einer Stufe verbleiben. Die Entwicklung der Kooperation geschieht dabei nicht automatisch, sondern basiert auf Entscheidungen und Handlungen der beteiligten Kooperationspartner (vgl. Austin 2000a: 72).

Nachfolgend werden die vier Entwicklungsstufen intersektoraler Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor beschrieben.

3.2.1.1 Philanthropische Kooperation

Die philanthropische Phase zeichnet sich dadurch aus, dass die hierbei bestehende Beziehung zwischen den Kooperationspartnern eine einseitige ist. Der Ressourcenfluss läuft in den meisten Fällen von der privatwirtschaftlichen zur Organisation des Dritten Sektors, ohne dass

dabei eine Gegenleistung verlangt wird. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 838) Diese Phase ist die am weitesten verbreitete Beziehung zwischen Privatwirtschaft und Drittem Sektor (vgl. Austin 2000b: 20) und beinhaltet hauptsächlich sporadische Geld- oder Sachspenden (vgl. Lang 2010:

23). Die Organisation des Dritten Sektors kann hierbei die erhaltenen Mittel einsetzen, um ihre Mission weiterzuverfolgen, es ergibt sich also der Nutzen durch eine Ressourcenübertragung.

Interaktionen zwischen den Kooperationspartner finden in dieser Phase nur sehr begrenzt statt und es macht in diesem Sinn keinen Unterschied, von welchem privatwirtschaftlichen Unternehmen die Ressourcen kommen. (Austin/Seitanidi 2012b) Diese karitativen Zuwendungen von Seiten der Unternehmen werden in der wissenschaftlichen Literatur in Bezug auf CSR auch als Zukauf von sozialer Verantwortung angesehen (vgl. Margolis/Walsh 2003: 289).

3.2.1.2 Transaktionale Kooperation

Die Beziehung zwischen den Kooperationspartnern ist in der transaktionalen Phase vielseitiger.

Hierbei findet ein wechselseitiger Fluss der Ressourcen statt, der sich durch gewisse Maßnahmen abzeichnet. Es findet also ein Austausch von Gütern oder Dienstleistungen statt die auf einer impliziten oder expliziten vertraglichen Grundlage basieren. Charakteristisch für diese Phase ist ein vielschichtiger Einsatz von Ressourcen mit höherem Wertschöpfungspotenzial auf beiden Seiten. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 739) Der Mitteleinsatz wird als relativ ausgeglichen angesehen, da sich beide Partner zu einer wirtschaftlichen Gegenleistung bereiterklären. Infolgedessen wird auch von einer Käufer/Verkäuferbeziehung (vgl. Austin 2000a: 74; Dresewski/Koch 2011: 452) gesprochen.

Konkrete Kooperationsformen dieser Phase sind beispielsweise Sponsoringverträge oder Cause Related Marketing. Ressourcen stehen also auch hier im Vordergrund, Verwendung und Charakteristika haben im Vergleich zur philanthropischen Phase aber an Komplexität gewonnen. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Den Kooperationspartnern ist hierbei bewusst, dass eine gegenseitige Abhängigkeit in Bezug auf den Nutzen und das Gelingen der Kooperationen besteht. Dadurch kommt es zu einer Intensivierung der Kommunikation bzw. Interaktion und einer vermehrten strategischen Abstimmung in Hinblick auf das gemeinsame Kooperationsprojekt. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 739f)

3.2.1.3 Integrative Kooperation

Bei der integrativen Phase findet eine Veränderung der Partner durch die Kooperation und der damit einhergehenden Beziehung statt. Ein intensiver Einsatz und Austausch von vielfältigen Ressourcen, wie beispielsweise Geld, Personal, Zeit, Infrastruktur ist notwendig, sowie beiderseitiger Einsatz und die Verpflichtung zur Zusammenarbeit. Es wird eine gemeinsame

Strategie entwickelt und zahlreiche gemeinsame Projekte und Aktivitäten werden durchgeführt.

Ausgegangen wird dabei von der Annahme, dass beide Kooperationspartner massiv von der Zusammenarbeit profitieren. Diese Kooperationsform erfordert durch ihre Intensität einen konstanten Austausch und bildet sich häufig in Organisationsstrukturen, z.B. durch eine eigene Abteilung, ab. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Der Ressourcenfluss ist ein verbundener, gemeinsamer. Als Resultat der erfolgreichen Zusammenarbeit und Vertiefung der Beziehung ergibt sich eine Annäherung der Strategien, Werte und Ziele. Die Kooperation wird als integraler Bestandteil des jeweiligen Organisationserfolgs angesehen und trägt v.a. zu einer gesellschaftlichen Verbesserung bei. Das Erreichen dieser Phase ist mit einem hohen Einsatz der Beteiligten verbunden. (Austin/Seitanidi 2012b) Ein Beispiel für die integrative Kooperation ist das von REWE International und Global 2000 eingeführte PestizidReduktionsProgramm, bei dem ein eigenständiges Team gegründet wurde, um das Projekt zu begleiten (vgl. Christanell et al. 2017: 26f).

3.2.1.4 Transformative Kooperation

Die transformative Phase wird von Austin und Seitanidi (2012b) als die am weitesten entwickelte Partnerschaft beschrieben, die im Sinne intersektoraler Kooperation erreicht werden kann. Dabei betonen die Autoren, dass es sich hierbei eher um ein theoretisch konzipiertes als empirisch nachgewiesenes Konstrukt handelt, es aber vermehrt Indikatoren gibt, die dieser Phase zuzurechnen sind. (vgl. Austin/Seitanidi 2012b: 736) Dagegen zeigen Christanell et al. (2017) in ihrer Untersuchung etliche österreichische Beispiele einer transformativen Kooperation auf, wie beispielsweise die Zweite Sparkasse, eine seit 2006 aktive Organisation, die von Banken, Schuldnerberatung, Caritas und Anderen gemeinsam entwickelt wurde. (vgl. Christanell et al. 2017: 32f) Die Beteiligten einer transformativen Kooperation haben ein gemeinsames Verständnis von gesellschaftlichen Entwicklungen und sehen sich in der Verantwortung, an der Lösung für ein soziales oder ökologisches Problem beizutragen. Ziel dabei ist eine langfristige, gesellschaftliche Wirkung. Organisationsinterne, strategische Ziele treten hierbei in den Hintergrund. Transformative Kooperationen manifestieren sich im Allgemeinen durch das Entstehen von neuen, von den Kooperationspartnern formal unabhängigen, Organisationen. (vgl. Christanell et al. 2017: 10) Das Ziel ist die Etablierung von stabilen, langfristigen gesellschaftlichen Innovationen, wie die Entwicklung von völlig neuen, hybriden Organisationen, die zu einem Benefit für einen großen gesellschaftlichen Bereich oder die Gesellschaft als Ganzes führen. Diese Entwicklung soll dem Phänomen der steigenden Komplexität gesellschaftlicher Probleme entgegenwirken, indem Grenzen zwischen den Sektoren durchbrochen werden. Der transformative Effekt solcher

Kooperationen betrifft dabei nicht nur soziale, politisch oder wirtschaftliche Systeme, sondern verändert auch die jeweilige Organisation und die MitarbeiterInnen in einer tiefgreifenden, strukturellen und irreversiblen Art und Weise. (vgl. Austin/Seitanidi 2012: 743f)