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6.2.1 Praxisanwendungen für den Dritten Sektor

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine große Bereitschaft vonseiten privatwirtschaftlicher Unternehmen besteht intersektorale Kooperationen mit dem Dritten Sektor einzugehen. Acht von zehn Unternehmen waren in den vergangen fünf Jahren im großen Feld intersektoraler Kooperationen bereits aktiv. Mit sämtlichen Handlungsfeldern und

Zielgruppen werden weniger Kooperationen umgesetzt, als für privatwirtschaftliche Unternehmen insgesamt vorstellbar sind.

Für Organisationen des Dritten Sektors zeigen die Ergebnisse, dass grundsätzlich alle von ihnen für intersektorale Kooperationen infrage kommen können – egal in welchem Handlungsfeld und mit welcher Zielgruppe sie sich beschäftigen. Es zeigt sich jedoch, dass in manchen Themenbereichen mehr Umsetzungen erfolgen als in anderen – es diesbezüglich somit Unterschiede gibt. Meist widmen sich Organisationen nicht nur einem Handlungsfeld bzw.

einer Zielgruppe - gerade im Bereich des Dritten Sektors existieren viele Hybridformen.

Eine mögliche interpretative Schlussfolgerung – die zusätzlicher wissenschaftlicher Überprüfung bedarf – ist, dass aus den Ergebnissen eine mögliche Strategie für die Suche nach privatwirtschaftlichen Kooperationspartnern abgeleitet werden kann. Hierbei rückt die Schwerpunktsetzung in Hinblick auf die Kommunikation in den Mittelpunkt. Anhand Tabelle 11 kann dies am Beispiel einer Organisation, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen arbeitet, wie folgt veranschaulicht werden: Aufgrund der hohen Affinität von privatwirtschaftlichen Unternehmen die Zielgruppe Kinder und Jugendliche zu unterstützen und eher wenigen bereits realisierten Kooperationen im Handlungsfeld psychische Gesundheit und Krisenintervention, ergibt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit Kooperationspartner aus der Privatwirtschaft zu finden, wenn die Organisation in der Kommunikation das Thema Kinder und Jugendliche stärker betont. Ein Fußballverein für Flüchtlinge sollte diesem Schema folgend, bei der Suche nach intersektoralen Kooperationspartnern, den Fokus auf das Handlungsfeld Sport und Freizeit und weniger auf die Zielgruppe Migration legen. Der Grund hierfür ist, dass beinahe jedes zweite Unternehmen bereits intersektorale Kooperationen im Handlungsfeld Sport und Freizeit realisiert hat, bei der Zielgruppe Migration jedoch nur ein Fünftel der Unternehmen.

In Bezug auf die Kooperationsformen zeigt sich, dass Spenden und Sponsoring die am weitest verbreiteten Maßnahmen intersektoraler Kooperation sind. Ist eine Organisation des Dritten Sektors also auf der Suche nach einer dieser beiden Kooperationsformen, so ist theoretisch – ohne auf die komplexeren Zusammenhänge einzugehen – jedes zweite privatwirtschaftliche Unternehmen dafür zu gewinnen. Bringt man dazu die Erkenntnis, dass vor allem moralische Motive, und hier besonders die eigene Meinung, ausschlaggebend sind für das Eingehen von intersektoralen Kooperationen, so kann es für Organisationen des Dritten Sektors beispielsweise durchaus Sinn machen, scheinbar willkürlich auf Unternehmen zuzugehen, um nach potentiellen Kooperationspartner für diese Kooperationsformen zu suchen. Geht es aber

um andere Maßnahmen, wie etwa eine Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten, Gerätschaften, etc., dann sind andere Strategien und Kommunikationswege zielführender.

6.2.2 Potential intersektoraler Kooperationen

Ein besonders interessanter Aspekt der Ergebnisse dieser Studie ist, dass es für eine beachtlich höhere Anzahl an Unternehmen vorstellbar bzw. möglich wäre, intersektorale Kooperationen einzugehen, als tatsächlich in den vergangenen fünf Jahren realisiert wurden. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wird in dieser Untersuchung davon ausgegangen, dass eine bereits realisiserte Kooperation darauf schließen lässt, dass Kooperationen in diesen Handlungsfeldern, mit diesen Zielgruppen und in diesen Formen grundsätzlich vorstellbar sind.

Geht man nun einen Schritt weiter und fasst bereits realisierte und mögliche Kooperationen zusammen, dann ergibt sich daraus der Anteil, für wieviele Unternehmen Kooperationen im jeweiligen Bereich insgesamt vorstellbar wären – demzufolge ein grundsätzliches Potential für intersektorale Kooperationen. Betont werden muss hinsichtlich dieser Interpretation jedoch, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass jedes Unternehmen, für das eine Kooperation vorstellbar ist, auch tatsächlich eine Kooperation realisiseren würde. Der Ausdruck Potential trägt diese Undeterminiertheit jedoch bereits in sich und ist in diesem Sinne zu verstehen.

Abbildung 20, Abbildung 22 und Abbildung 24 geben über dieses mögliche Potential Aufschluss: Es lässt sich als Summe von hell- und dunkelblauen Balken ablesen. Die hellblauen Balken alleine stehen in diesem Zusammenhang für den Anteil der (noch) nicht realisierten Kooperationen, also das nicht ausgeschöpfte Potential während die dunkelblauen für das ausgeschöpfte Potential stehen. In diesem Sinne lassen sich die drei nachfolgenden Formeln bilden:

𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺 =𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺 𝐾𝐾𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝑛𝑛+𝐺𝐺ö𝑔𝑔𝐺𝐺𝐺𝐺𝑔𝑔ℎ𝐺𝐺 𝐾𝐾𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝑛𝑛 𝐺𝐺𝑎𝑎𝐺𝐺𝑔𝑔𝐺𝐺𝐺𝐺𝑔𝑔ℎö𝐺𝐺𝑝𝑝𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺 𝑃𝑃𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺= 𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺 𝐾𝐾𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝑛𝑛

𝑛𝑛𝐺𝐺𝑔𝑔ℎ𝐺𝐺 𝐺𝐺𝑎𝑎𝐺𝐺𝑔𝑔𝐺𝐺𝐺𝐺𝑔𝑔ℎö𝐺𝐺𝑝𝑝𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺 𝑃𝑃𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺= 𝐺𝐺ö𝑔𝑔𝐺𝐺𝐺𝐺𝑔𝑔ℎ𝐺𝐺 𝐾𝐾𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑟𝑟𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝐺𝑛𝑛𝐺𝐺𝑛𝑛

Dieser Intepretation folgend ergibt sich, dass in Bereichen mit einem hohen nicht ausgeschöpften Potential etliche Unternehmen existieren, die im jeweiligen Bereich noch keine Kooperationen haben, es sich aber grundsätzlich vorstellen können.

Betrachtet man nun die Befunde der Untersuchung durch diese Brille, lassen sich etliche Schlussfolgerungen ziehen. Nachfolgend wird exemplarisch auf einige interessante Aspekte in Hinblick auf dieses Potential intersektoraler Kooperationen eingegangen:

Sowohl für Handlungsfelder als auch Zielgruppen und Kooperationsformen fällt das Gesamtpotential deutlich höher als der Anteil der bereits realisierten Kooperationen aus. Daraus lässt sich schließen, dass in sämtlichen Bereichen deutlich mehr Unternehmen bereit wären, intersektorale Kooperationen zu schließen, als derzeit tatsächlich realisisert werden.

Erwähnenswert ist, dass auch Handlungsfelder und Zielgruppen mit denen vergleichsweise wenige Kooperationen bereits umgesetzt werden, auf ein deutlich höher ausfallendes Gesamtpotential kommen. Außerdem ändert sich die Reihung der einzelnen Ausprägungen intersektoraler Kooperation bei Handlungsfeldern, Zielgruppen und Kooperationsformen;

besonders interessant ist dieser Gesichtspunkt bei den Kooperationsformen: Spenden und Sponsoring werden zwar am häufigsten realisiert, betrachtet man jedoch die Reihung hinsichtlich des Gesamtpotentials, so zeigt sich, dass Spenden auf Platz vier rücken und sich geschäftliche Partnerschaften sowie Vermittlung von Kontakten auf die Ränge zwei und drei verschieben. Eine mögliche Interpretation hierfür ist, in Bezugnahme auf Austins (2000a) Collaboration Continuum, dass sich intersektorale Kooperationen tendenziell vermehrt in Richtung transaktionale Stufe bewegen (vgl. Kapitel 3.2.1). Interessant hinsichtlich Spenden und Sponsoring ist außerdem, dass diese beiden Maßnahmen zwar insgesamt ein hohes Potential haben, das sich allerdings, anders als bei den meisten anderen Formen, aus einem vergleichsweise hohen Anteil bereits realisierter Kooperationen und einem geringen Anteil vorstellbarer Kooperationen zusammensetzt. Daraus kann abgeleitet werden, dass es hier relativ wenig Potential gibt, Unternehmen, die in diesen Bereichen noch nicht aktiv sind, dafür zu gewinnen. Im Gegensatz dazu ist bei allen anderen Kooperationsformen zu beobachten, dass der Anteil der bereits realisierten Maßnahmen bedeutend geringer ist, als jener der vorstellbaren Maßnahmen – das nicht ausgeschöpfte Potential ist hier demnach bedeutend höher.

Zu erwähnen ist bei dieser Interpretation des Potentials intersektoraler Kooperationen, dass es naturgemäß unwahrscheinlich ist, dass das Gesamtpotential tatsächlich in Form von intersektoralen Kooperationen umgesetzt wird. Besonders interessant ist aber das Ergebnis, dass für eine große Anzahl an Unternhemen Kooperationen in sämtlichen Handlungsfeldern, mit sämtlichen Zielgruppen und in sämtlichen Formen grundsätzlich möglich und vorstellbar sind. Die Frage, die sich hieraus ergibt, ist, wie man Unternehmen, für die eine intersektorale Kooperation im entsprechenden Bereich grundsätzlich vorstellbar ist, dafür aktivieren kann.

Eine Chance liegt hierbei vermutlich in der Kommunikation sowie der Analyse der ausschlaggebenden Faktoren, Kooperationen einzugehen.

7 Schlussbetrachtungen

Die nachfolgenden Ausführungen bilden den Abschluss dieser Untersuchung. Dazu wird in Kapitel 7.1 in einem ersten Schritt die vorliegende Untersuchung zusammengefasst und die Herangehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage umrissen. Im Anschluss daran befasst sich Kapitel 7.2 mit einer kritischen Reflexion von Methode und Ergebnissen.

Abschließend gibt Kapitel 7.3 einen Ausblick auf resultierende und mit dieser Studie in Zusammenhang stehende Fragestellungen für weiterführende Untersuchungen.