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5.2 Parkmanagement

Streichelgehege, in denen Besucher direkten Kontakt zu Wiederkäuern und anderen Streicheltieren pflegen können, erfreuen sich immer größer werdender Beliebtheit.

Jedoch standen solche Einrichtungen schon des Öfteren mit STEC/EHEC-Erkrankungen in Verbindung (DEBROY u. ROBERTS 2006; HEUVELINK et al. 2002) weshalb sich ein Teil dieser Arbeit mit Unterschieden im Parkmanagement und dem gleichzeitigen Mehr- oder Mindervorkommen von STEC/EPEC beschäftigt.

Im Allgemein kann gesagt werden, dass die hier untersuchten Streichelgehege sehr ähnlich aufgebaut waren und sich auch im Gehegemanagement nur unwesentlich unterschieden. So standen allen Streicheltieren ein Freilauf sowie ein Stallgebäude, welches gleichzeitig als Rückzugsort diente, zur Verfügung. Die meisten Streichelgehege wiesen einen unbefestigten Untergrund auf, welcher in der Regel nicht nass gereinigt wurde. Ein signifikant erhöhtes STEC-Vorkommen konnte im

Vergleich zu Parks mit befestigtem Untergrund und regelmäßiger nasser Reinigung zwar nicht festgestellt werden, eine geringere Infektionsgefahr kleiner Kinder ist trotzdem wahrscheinlich, da eine nasse Reinigung i.d.R. gründlicher ist als eine Säuberung durch Besen oder Harke. Ebenso führte eine regelmäßige Erneuerung der Bodenbeläge oder eine regelmäßige Desinfektion der Böden mittels Brandkalk zu keiner signifikant niedrigeren STEC-Detektionsrate. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Re-Infektion der Tiere in solchen Gehegen gemindert wird, was wiederum die Ausscheidungsrate und somit die Infektionsgefahr der Besucher senkt (CRAY, JR. u. MOON 1995; KUDVA et al. 1995). Des Weiteren gaben 50%

der Parkbetreiber an, Reinigungswerkzeuge wie Schaufel oder Harke außer im Streichelgehege auch in anderen Gehegen zu benutzen. Doch nur rund 4% (1) der 28 Zoos nehmen eine regelmäßige und 39% (11) eine unregelmäßige Reinigung der Werkzeuge vor. Eine Verschleppung der Erreger in andere Tiergehege ist daher durchaus denkbar und birgt Infektionsrisiken für Tierarten, welche empfindlicher gegenüber STEC/EPEC sein könnten. Gerade in Zoologischen Gärten sind somit die wertvollen, exotischen Tierbestände besonders gefährdet. Eine gründliche Reinigung zwischen der Nutzung in unterschiedlichen Gehegen oder eigenes Werkzeug für jedes Gehege würde dieses Risiko zweifelsohne verringern.

Ein weiteres potentielles Verschleppungsrisiko entsteht durch das Tierpflegerpersonal selbst, denn in 96% der Parks sind die Tierpfleger neben dem Streichelbereich zusätzlich noch für andere Tierarten zuständig. Eine Reinigung der Hände vor Gehegewechsel erfolgt aber lediglich in 35,7% der Zoos, eine Händedesinfektion nur in 14,3%. Stiefel werden sogar nur von 12,5% des Personals gereinigt und von 8,9% desinfiziert. Ein signifikant höheres Erregervorkommen in Parks, in denen Hände und Stiefel nicht gereinigt oder desinfiziert werden, konnte jedoch nicht bestätigt werden, da die zusätzlich vom Tierpfleger versorgten Tiergehege in dieser Studie nicht auf das Vorhandensein von STEC/EPEC untersucht wurden. Erstaunlicherweise wurde in jenen Parks, in denen die Tierpfleger selbst landwirtschaftliche Tierhaltung zu Hause betrieben, signifikant weniger STEC/EPEC (P= 0,0033) detektiert. Möglicherweise ist dies damit zu erklären, das solche Pfleger eher mit der Thematik der Infektionsgefahren und ihrer

Vermeidung vertraut sind, was zu sorgfältigerem Hygienemanagement und somit geringerer Reinfektion der Streicheltiere führt.

Zwar werden in rund 79% der Parks Speisen und Getränke im Umkreis von 100 m verkauft, das Verpflegungspersonal steht aber nur in 5,4% der Zoos in direktem Kontakt zu den Tieren. Somit ist eine Kontamination der Speisen durch Küchenpersonal sehr unwahrscheinlich. Das mögliche Kontaminationsrisiko der Speisen durch Fluginsekten wird in dieser Studie ebenso als gering eingeschätzt, da in keiner der untersuchten Fliegen STEC/EPEC detektiert wurde. Der an anderer Stelle (BUTIKOFER et al. 2005) beschriebene Zugang der Streicheltiere zu Picknickwiesen spielt in dieser Studie kaum eine Rolle. In 96,4% der Zoos hatten die Tiere keinen Zugang zu Picknickplätzen.

In 31 (55,4%) der Parks dürfen die Besucher die Streicheltiere füttern. Häufig (24/31;

77,4%) verfüttern die Besucher energiereiches, pelletiertes Mischfutter.

Energiereiche Fütterung führt zu einem Absenken des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt der Wiederkäuer, was zwar die Vermehrung der STEC hemmt, die Ausscheidung säureresistenter STEC allerdings fördert. STEC bilden ebenso wie andere E. coli Resistenzmechanismen gegen eine zu hohe Protonenkonzentration in ihrer Umgebung aus. Diese Säureresistenz ist auch nach der Ausscheidung vorhanden, was dazu führt, dass säureresistente STEC auch durch die Magenpassage nach humaner Infektion nicht inaktiviert werden (BALJER u. WIELER 1999). Eine rohfaserreiche, energiearme Fütterung in Form von z.B. Heucobs o.ä.

durch die Besucher wäre somit empfehlenswerter.

In nur 53,6% der Parks stehen den Besuchern Handwaschbecken mit fließend Wasser in unmittelbarer Nähe (10 m) zum Streichelgehege zur Verfügung. Allerdings wird nur in 12,5% der Parks auf diese hingewiesen. Dementsprechend muss davon ausgegangen werden, dass längst nicht alle Besucher des Geheges eine anschließende Händehygiene durchführen. Nach WEESE et al. (2007) hängt die Händehygiene nach dem Streicheln der Tiere wesentlich mit der Entfernung der Sanitäranlagen zusammen. Je weiter diese vom Streichelgehege entfernt liegen, desto weniger werden sie in Anspruch genommen. Dies ist in Anbetracht der Tatsachen, dass lediglich 41% der Zoos in dem Fragebogen angeben, dass das

Essen im Streichelbereich untersagt ist, aber nur neun Zoos (39%) mündlich oder durch Schilder darauf auch hinweisen, kritisch zu sehen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Besucher in vielen Streichelzoos Essen zu sich nehmen, ohne zuvor eine adäquate Händereinigung durchgeführt zu haben. Eine Infektion der Besucher während des Essens mit kontaminierten, ungewaschenen Händen ist daher durchaus denkbar. Bereits MCMILLIAN et al. (2007), WEESE et al.

(2007) und BUTIKOFER et al. (2005) konnten in ihren Untersuchungen eine mangelhafte Aufklärung der Besucher in Form von Informationstafeln etc. feststellen.

In einer Studie von LOCKING et al. (2001) konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Tierexkrementen und sporadischen EHEC O157:H7 Infektionen festgestellt werden. Der Kontakt der Besucher mit Tierexkrementen z.B.

durch kotkontaminiertes Fell der Tiere kann so gut wie nicht verhindert werden.

Deshalb wäre die wichtigste und sinnvollste Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen der Besucher mit STEC/EPEC durch Streichelzootiere die Installation geeigneter Sanitäranlagen direkt am Streichelgehege, sowie eine verbesserte Aufklärung und Sensibilisierung der Besucher und der Betreiber über Hygienemaßnahmen und potentielle Zoonosegefahren. Die englische „Farming and Countryside Education (FACE)“ (Stiftung, welche Kinder und Jugendliche über nachhaltig gewonnene Lebensmittel und Landwirtschaft aufklärt) reagierte bereits darauf und erstellte eine Hygieneleitlinie zur Minimierung des Infektionsrisikos der Besucher (http://www.face-online.org.uk, letzter Zugriff 15.10.2012). Nach dem EHEC-Ausbruch 2011 in Deutschland verfasste auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein Verbraucherinformationsblatt, in dem neben Hinweisen zur Vermeidung von lebensmittelassoziierten Übertragungen, auch auf die Vermeidung von Schmierinfektionen durch Tiere oder erkrankte Mitmenschen eingegangen wird (http://www.bfr.bund.de, letzter Zugriff 15.10.2012).