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Osteuropäische Wirtschaftschronik

Im Dokument MARKT OST-EUROPA­ (Seite 163-175)

S o w j e t u n i o n :

Der Verkauf von Schnittware nach England

ist nach langen Verhandlungen mit englischen Importeuren und Brakerfirmen die­

ser Tage durch einen Vertrag über die Lieferung von 2,1 Mill. cbm Schnittware im Jahre 1932 festgemacht worden. Englischerseits ist zur Durchführung dieses Vertrages die „Timber distributors Ltd" gegründet worden. Die Aktien der neuen Gesellschaft sollen bereits in den ersten Tagen reibungslos untergebracht wor­

den sein. Bekanntlich wurde im verflossenen Jahre ein Syndikat zum Verkauf von sowjetrussischer Schnittware in England gebildet, dem sich 57 englische Firmen angeschlossen hatten. Der neuen Gesellschaft gliederten sich mehr als 160 Fir­

men an, woraus allgemein geschlossen wird, daß das Holzgeschäft mit Rußland immer festere Wurzeln auf dem englischen Markte faßt.

In der UdSSR, ist man der Meinung, daß dieser Vertrag ein Unterpfand für eine weitere Entwicklung der russisch-englischen Holzhandelsbeziehungen in posi­

tivem Sinne darstellt.

Ausgabe von Nickelscheidemünzen.

Am 27. Februar 1932 wurde auf dem Verordnungswege das Finanzkommis­

sariat vom Zentralvollzugskomitee und dem Rat der Volkskommissare der UdSSR, beauftragt, die Ausgabe von Nickelgeld zu beginnen. Die Verordnung sieht die Münzen in Stücken zu 10, 15 und 20 Kopeken bei einem Durchmesser von 17,27 mm und einem Gewicht von 1,8 gr bzw. 19,56 mm und 2,7 gr bzw. 21,84 mm und 3,6 gr vor. Gewichtstoleranzen sind bis zu plus minus 2 % zulässig.

Besteuerung der Staatsgüter.

Anfang März verordneten das Zentralvollzugskomitee und der Rat der Volks­

kommissare der UdSSR, die Einführung einer Steuer von den Staatsgütern vom 1. Juli 1932 ab. Besteuert werden sämtliche Staatsgüter (Sowchose) sowie die landwirtschaftlichen Betriebe aller anderen öffentlichen Organisationen, wie Ge­

nossenschaften usw. Die Veranlagung erfolgt unter Berücksichtigung der Gesamt­

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einnahmen aus folgenden Quellen: Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse außer­

halb der Bereitstellung, die Ablieferung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse an Vereinigungen, Trusts usw., die Ablieferung der Erzeugnisse an die zur Unter­

nehmung gehörenden Handels- und Industriebetriebe, die Verabfolgung der Er­

zeugnisse an die Arbeiter und Angestellten usw. Die Steuerhöhe beträgt 1 % dieser Einnahmen.

Eine neue Fiinfzigmillionenanleihe

ist soeben von der Sowjetregierung aufgelegt worden. Regierungsseitlich wird f e s t g e s t e l l t , d a ß d i e N a c h f r a g e n a c h S t ü c k e n a u s d e n v o r h e r g e g a n g e ­ nen Anleihen einerseits und die Möglichkeit der „Mobilisierung" der Mittel der gutbezahlten Angestellten andererseits so groß seien, daß man sich der Not­

wendigkeit einer neuen Anleihe nicht mehr habe verschließen können. Die B e-dingungen für die neue Prämienanleihe sind unvergleichlich günstiger als die der alten Anleihen.

Die Sowjetflotte in den Häfen des persischen Golfs.

Seit 1928 hat die Sowjethandelsflotte in den Häfen- des persischen Golfs Agenturen errichtet, die sich seit Beginn ihrer Tätigkeit besonders um die Heran­

ziehung von Rückfrachten bemühen. Auf diese Weise hatten die Agenturen den Erfolg, daß in den Jahren 1929/1930 ihre Schiffe aus den persischen Häfen im Durchschnitt mit mehr Fracht ausgingen, als die anderer Nationalitäten, Aber auch da noch war die Tonnage nur zu 60 bis 70 % ausgenutzt. Die Sowjet­

dampfer haben in den Jahren 1928, 1929 und 1930 die persischen Häfen insgesamt 31mal angelaufen, 17 071 To. Fracht gelöscht und sind wiederum mit 11 968 To.

ausgelaufen. Deutsche Dampfer waren dagegen 44mal in den persischen Häfen, haben 15 943 To. gelöscht und nur 7 922 To. Rückfracht bekommen.

Die Verwaltung der Sowjethandelsflotte bemüht sich jetzt, die deutsche und englische Konkurrenz aus den persischen Häfen zu verdrängen und hat zu diesem Zweck eine Reihe von Maßnahmen ergriffen:

Die Agenturen der Sowjethandelsflotte im persischen Golf werden recht­

zeitig über den Zeitpunkt des Ausganges der russischen Schiffe und über das voraussichtliche Eintreffen im persischen Hafen informiert.

Sie nehmen bereits vor dem Eintreffen der Sowjetschiffe die zu ihrer Be­

frachtung vorgesehenen Güter auf ihre Speicher mit der Verpflichtung, sie zu einem bestimmten Termin zu verladen und zu versichern.

Die Agenturen müssen mit den im Innern Persiens befindlichen Vertretun­

gen sowjetrussischer Wirtschaftsorganisationen in ständiger Fühlung bleiben und sie dazu veranlassen, bereits am Produktionsorte der Exportgüter für ihre See­

beförderung auf Sowjetdampfern zu werben.

Eine neue Naphthaleitang

von Gurjew am Kaspissee bis nach Orsk im Mittelwolgagebiet ist jetzt im Projekt ausgearbeitet und von einer Konferenz des „Nefteprowodstroi" (Amt für den Bau von Naphthaleitungen) gebilligt worden. Bei einer Gesamtleitungslänge von 733 km und einem Röhrendurchmesser von 12" soll bei dieser neuen Anlage im Gegensatz zu den bisherigen ausschließlich die elektrische Schweißung angewandt werden, und zwar sollen die Röhren nicht auf Stoß verlegt, sondern ineinander-gesteckt werden. Die Bettung der Leitung soll 1,5 m unter der Erdoberfläche liegen, wobei besonders auf gute Wärmeisolation geachtet werden soll, was sich aus den Erfahrungen mit den bisher verlegten Leitungen als unumgänglich not­

wendig erwiesen hat. Auf der ganzen Leitungslänge sollen sieben bis acht Pump­

s t a t i o n e n a r b e i t e n m i t e i n e r S e k u n d e n l e i s t u n g v o n 4 0 b i s 5 0 L i t e r n , D i e G e ­ samtkosten der Anlage werden mit 77 Mill, Rbl. angegeben. Somit entfallen auf den Kilometer 110 000 Rbl. gegen 60 000 bis 65 000 Rbl, bei anderen Leitungen.

Die Schwierigkeiten in der Verlegung der neuen Naphthaleitung bestehen darin, daß große Entwässerungsarbeiten durchzuführen sein werden und daß die Wasser­

versorgung der Arbeitskolonnen nur unter großem Kostenaufwand durchgeführt werden kann.

Die projektierte Leitung hat die Aufgabe, das Mittelwolgagebiet mit flüs­

sigen Brennstoffen zu versorgen, In Orsk wird nach dem Projekt eine große Naphthadestillation zur Verarbeitung von 900 000 To, Naphtha im Jahre gebaut werden.

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Für die Goldgewinnung

hat jetzt die Sowjetregierung einen neuen Plan ausgearbeitet. Vor allen Din­

gen soll die mechanische Goldgewinnung, die zurzeit nicht einmal 40 % des ge­

samten Goldertrages liefert, in den Vordergrund gestellt werden.

Das Jahr 1931 brachte eine sechsmal höhere Goldgewinnung als 1921, d o c h s i n d d a m i t d i e V o r k r i e g s e r t r ä g e n o c h k e i n e s w e g s e r r e i c h t . Die Schwierigkeiten, die der Steigerung der Gewinnung entgegenstehen, sind vor "allem im großen Mangel an Arbeitskräften im allgemeinen und Fachleuten im besonderen zu suchen. Aus diesem Grunde soll die Me­

chanisierung in größtem Umfange durchgeführt werden, mit deren Hilfe eine Herabsetzung der Produktionskosten und eine wesentliche Ertragssteigerung er­

reicht werden sollen. Die sich hier nach Ansicht der Planungsorgane bietenden Produktionsmöglichkeiten sind in der Aufgabe konkretisiert, binnen dreier J a h r e A m e r i k a z u ü b e r f l ü g e l n .

Für die Mechanisierung der Goldgewinnung sind Greifbagger von größter Bedeutung, von denen nach dem Plan in den Jahren 1932 bis 1934 29 einzustellen sind. Besonders geeignet hält man sie für das Aldan-, Lena- und Selemdshagebiet sowie für die Vorkommen am Jenissej,

Die Gewinnung von Berggold ist in der Sowjetunion noch sehr schwach entwickelt und soll im Jahre 1932 nur 27 % der gesamten sowjet­

russischen Goldgewinnung betragen gegen 90 % in Nordamerika, Alaska usw. Die reichen Goldvorkommen von Ost- und Westsibirien lassen indessen eine starke Hebung der Berggoldgewinnung zu. Es sollen zu diesem Zweck 11 sog, „amerika­

nische Fabriken", 25 Amalgamationswerke, 22 Eifelanlagen, 11 Kraftwerke und 2 Goldhütten erbaut werden.

Die Sowjetregierung will mit Hilfe einer Industrie, von der heute noch nicht einmal die Anfänge, vorhanden sind, sämtliche Maschinen und Anlagen für die Goldgewinnung, wie Greifbagger, Spülvorrichtungen usw. im eigenen Lande her­

stellen. (S, Tabelle zum Artikel auf Seite 112 „Die Emanzipation der UdSSR,",) Das Alnminiumwerk

am Wolchow soll bereits im Rohbau fertiggestellt sein. Nach dem Plan ist für den 1, April mit dem Beginn der Arbeiten zu rechnen, und zwar sollen bis zum Schluß des Jahres noch 4000 To. Aluminium herausgebracht werden. Es wird aber be­

tont, daß zur Einhaltung dieser Termine ein derartiges Montagetempo notwendig wäre, wie es kaum als wahrscheinlich zu betrachten ist.

Eine neue Lokomotivenfabrik

in der Nähe des Hüttenkombinats von Kusnezk soll zu bauen begon­

nen werden. Nach den vorliegenden Projekten soll die neue Fabrik jährlich 500 leistungsfähigste amerikanische Lokomotiven und 25 000 To, Lokomotiversatz­

teile für die sibirischen und mittelasiatischen Bahnen produzieren.

Elektrische Laufkatzen

mit einer Hubleistung von 1,2 und 3 To, sollen jetzt in Serien vom Werk

„Elektrotalj" in Charkow hergestellt werden. Da die Maschinen mit der Hub­

leistung von 3 To, bisher ausschließlich importiert wurden, begrüßt man diese neue Produktion als Sieg im Kampf um die wirtschaftliche Unab­

hängigkeit.

Die Werkzeugmaschinenindustrie

der Sowjetunion lieferte im Jahre 1931 insgesamt 13 000 Werkzeugmaschinen bei einem Gesamtbedarf von 50 000 Maschinen.

Für das Jahr 1932 rechnet man mit einem Bedarf von ungefähr 100 000 Ma­

schinen und einer Deckung aus inländischer Produktion zu ungefähr 16 %. Diese sehr beträchtliche Spanne zwischen Bedarf und Deckung wird aber noch größer, wenn man die qualitative Seite der sich bietenden Deckungsmöglich­

keiten und den Umstand in Betracht zieht, daß rund drei Viertel der sowjet­

r u s s i s c h e n W e r k z e u g m a s c h i n e n p r o d u k t i o n a u f a l l e r e i n f a c h s t e M o d e l l e entfallen.

Im zweiten Jahrfünft soll der Werkzeugmaschinenbedarf der UdSSR, rund 400 000 Maschinen ausmachen. Diese Zahlen zeigen, welche Ent­

wicklung und Entfaltung der sowjetrussische Werkzeugmaschinenbau durchmachen muß, um die an ihn vom Programm gestellten Forderungen, nämlich den Inlands­

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bedarf voll zu decken, zu erfüllen. Die bisherigenErfahrungen des Werk­

zeugmaschinenbaues der UdSSR, sind nicht als sehr erfolgreich zu bezeichnen.

Fachleute betonen, daß der sowjetrussische Ingenieur, Techniker und Kon­

strukteur nicht einfach die besten ausländischen Werkzeugmaschinen nachmachen d ü r f e , d a z u i h r e r B e d i e n u n g v i e l z u v i e l h o c h q u a l i f i z i e r t e A r b e i t e r notwendig sind. Das Ziel des Werkzeugmaschinenbaues in der UdSSR, sei es, e i n e M a s c h i n e z u b a u e n , d i e , i m h ö c h s t e n G r a d e s p e z i a l i s i e r t , v o n j e d e m Arbeiter bedient werden kann. Die Automatisierung und Spezialisierung der Maschine und des Produktionsprozesses ist die Aufgabe der sowjetrussischen Technik. Aber auch die Elektrifizierung ist eine außerordentlich wichtige An­

gelegenheit, in der die zuständigen Industrievereinigungen bisher nicht die er­

forderliche Energie zur Anwendung gebracht haben.

Wird es den Werkzeugmaschinenfachleuten in der UdSSR, gelingen, die aus­

l ä n d i s c h e n M o d e l l e i n d e r g e w ü n s c h t e n W e i s e z u m o d i f i z i e r e n ? N a c h d e n g e ­ machten Erfahrungen erscheint es als ziemlich gewiß, daß gerade auf diesem Gebiete der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie noch eine große Rolle zu spielen bevorsteht, die im Jahre 1930 für über 60 Mill. Rbl, vollautoma­

tische Werkzeugmaschinen der Sowjetunion verkauft hat.

Die Landmaschinenproduktion des Jahres 1932

hat die Aufgabe erhalten, die Landwirtschaft der Sowjetunion von der Einfuhr ausländischer Schlepper unabhängig zu machen. Die gesamte Produktion s o l l i m V e r g l e i c h m i t d e m J a h r e 1 9 3 1 u m 1 1 6 % w a c h s e n , w o b e i e t w a 7 0 n e u e Maschinentypen in die Produktion aufzunehmen sind, U, a- sind besonders zu nennen: Mähdrescher (20 Fuß Schnittbreite), Weizenpflüge, Spezialsämaschinen, amerikanische Dreschmaschinen, kombinierte Erntemaschinen für Rüben und Baumwolle usw. Eine beträchtliche Produktionssteigerung ist vom Programm für das komplizierte Schlepperanhängegerät vorgesehen, und zwar auf 416,4 Mill. Rbl,

Die folgende Tabelle zeigt die vom Plan für das Jahr 1932 vorgesehenen Produktionswerte einer Reihe von Landmaschinen (in Mill. Rbl.):

Produktion Zunahme

für das Jahr 1932 gegenüber 1931 Flachs- und Baumwollerntemaschinen . . 42,7 37,0

Schlepperpflüge mit Scharen 40,0 7,0

Weizenpflüge für Schlepper 26,3 23,0

Schlepper-Sämaschinen 27,0

Mähdrescher mit Scheiben 27,0

7,8 2,0

Garbenbinder für Schlepper 23,0 20,0

Grasmäher für Schlepper 9,0 7,5

Rechen u. Heulademaschinen f. Schlepper 14,0 11,0 Mähdrescher und Winddrower . . . . 170,0 ' 133,4

Dreschkästen für Schlepper 53,0 12,0

Reinigungsanlagen und Trieure . . . . 6,0 2,0

Häckselmaschinen für Silo 25,0 19,0

Hochleistungs-Milchseparatoren . . . . 14,0 13,0 Sä- und Setzmaschinen für Baumwolle . 20,0 16,0

Kultivatoren 18,0 15,0

Rübenerntemaschinen 4,0 3,5

Baumwollerntemaschinen 35,0 33,0

Kartoffelerntemaschinen 26,4 20,0

Maiserntemaschinen 5,0 4,0

Windkraftmaschinen 13,0 13,0

Geräte zur Geflügelzucht , 35,0 25,0

I n s g e s a m t s i e h t d e r P l a n f ü r d a s J a h r 1 9 3 2 e i n e L a n d m a s c h i n e n ­ produktion im Werte von 895 Mill, Rbl, vor, von denen 680 Mill, RbL, d- h, mehr als drei V i er t e 1, auf Maschinen für den Schlepperbetrieb ent­

fallen.

Im Zusammenhang mit diesen Zahlen verweisen wir auf den in diesem Heft veröffentlichten Artikel von Dr. Malkomesius.

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Eine neue Chamotte-Fabrik

in Ssucholoshje-Uralgebiet hat dieser Tage zu arbeiten' begonnen. Bei der Eröff­

nung der Fabrik wurde darauf hingewiesen, daß sie eine neue Waffe zur Befreiung der sowjetrussischen Industrie von der Abhängigkeit vom ausländischen Import darstelle.

Für den Wohnungsbau

der Schwerindustrie sind im Jahre 1931 598 Mill. Rbl. ausgegeben worden. Nach dem Programm für 1932 sollen diesen Zwecken 1 Milliarde Rbl. zugeführt werden.

Sohlen aus Zellstoff

hat das wissenschaftliche Zentralinstitut der Kommunistischen Partei soeben ver­

suchsweise hergestellt. Es wird gegenwärtig an der Schaffung einer sog. „halb­

industriellen" Anlage gearbeitet, um die Produktion dieser Ersatzsohlen in grö­

ßerem Umfange zu versuchen. Die erreichten Resultate sollen zu günstigen Aus­

sichten Anlaß geben,

P o l e n :

Um die deutsch-polnische Wirtschafts Verständigung.

Anläßlich der Leipziger Messe gab das Warschauer Wirtschaftsblatt „Gazeta Handiowa" eine Beilage heraus, in der Artikel maßgebender polnischer Wirt-schäftsführer und auch des Präsidenten der deutsch-polnischen Handelskam­

mer, Breslau, Dr, Grund, in deutscher und polnischer Sprache zur Veröffentlichung g e l a n g t e n . I n a l l e n A u f s ä t z e n w i r d z u m A u s d r u c k g e b r a c h t , d a ß d i e n a t ü r ­ lichen Bedingungen der beiden Nachbarstaaten, Deutschland u n d P o l e n , e i n e W i r t s c h a f t s v e r s t ä n d i g u n g z u e i n e r g e b i e t e r i s c h e n N o t ­ w e n d i g k e i t m a c h e n , u n d d a ß e s d a h e r t r o t z a l l e r p o l i t i s c h e n S c h w i e r i g k e i t e n ü b e r k u r z o d e r l a n g z u r V e r s t ä n d i g u n g kommen müsse. Der Handelsattache bei der polnischen Gesandtschaft in Berlin äußerte sich in seinem Beitrag u, a, dahingehend, daß ein unter Kapital­

mangel leidendes Land, dessen Produktionsapparat große Entwicklungsmöglich­

k e i t e n b e r g e , d a s K a p i t a l i n F o r m v o n P r o d u k t i o n s m i t t e l n importieren müsse. Es sei nicht notwendig, daß A n 1 ei h e n und Güter aus dem gleichen Lande stammen; man kaufe aber am liebsten dort, wo persönliche Beziehungen sowie die Transport- und Zahlungsbedingungen d e n K a u f e r l e i c h t e r n . I n d i e s e r B e z i e h u n g s e i e n D e u t s c h l a n d s A u s s i c h t e n i n P o l e n a u ß e r o r d e n t l i c h g r o ß . D i e B e d i n g u n g d a f ü r s e i j e d o c h , d a ß a u c h P o l e n n a c h D e u t s c h l a n d e x p o r t i e r e n d ü r f e .

Handel mit Deutschland im Januar.

Selbst nach den am 1. Januar d. Js. in Kraft getretenen weiteren polnischen Einfuhrdrosselungsmaßnahmen stand Deutschland im Januar d. Js, immer noch an der Spitze der polnischen Einfuhrländer, Es sind näm­

lich in dem genannten Monat nach Polen Waren aus Deutschland für 17,9 Mill, ZI.

oder 22,3 % zur Einfuhr gelangt (im Dezember v, Js, dagegen 22,4 Mill, ZI, oder 24,6 %). Entsprechend dem Rückgang der polnischen Gesamteinfuhr hat sich auch die Einfuhr aus Deutschland absolut und relativ (von 24,6 % auf 22,3 %) gesenkt. Im Januar v. Js. hat Polen aus Deutschland Waren für 43,8 Mill.

ZI., also beinahe das Dreifache der diesjährigen Januareinfuhr bezogen, was 28,5 % der polnischen Gesamteinfuhr ausmachte.

Die polnische Ausfuhr nach Deutschland belief sich im Be­

richtsmonat auf 13,8 Mill, ZI. oder 14,8 %, gegen 18,3 Mill. oder 15,5 % im Dezem­

ber und 31,6 Mill. oder 20,8 % im Januar v. Js. Auch hier ist gegenüber dem Monat Dezember eine Verringerung eingetreten. Trotzdem steht aber jetzt D e u t s c h l a n d u n t e r d e n p o l n i s c h e n A b n e h m e r l ä n d e r n w i e d e r a n e r s t e r Stelle, nachdem es einige Monate lang durch England verdrängt worden war, wohin im Januar Waren für 12,9 Mill, ZI, oder 13,8 % gegenüber 16,5 Mill.

o d e r 1 4 , 0 % i m D e z e m b e r v , J s . g i n g e n . D i e e n g l i s c h e n Z o l l s c h u t z ­ maßnahmen haben sich also bei der polnischen Ausfuhr nach England im Januar bereits ausgewirkt.

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Die deutsch-polnische Handelsbilanz war im Januar mit 4,1 Mill. ZI. für Polen passiv und im Januar v, Js. mit 12,2 Mill. ZI. passiv.

Unter den polnischen Importländern standen im Januar an zwei­

ter Stelle die Vereinigten Staaten mit 8,1 Mill. ZI. oder 10,6% gegen 14,2 Mill, ZI, oder 9,2 % im Januar v. Js., weiter folgten England mit 7,7 Mill.

oder 9,6 % (10,5 Mill. oder 6,9 %), Frankreich mit 5,9 Mill, oder 7,4 % (9,8 t Mill, oder 6,4 %), die Tschechoslowakei mit 4,3 Mill, oder 5,3 % (10,7

Mill, oder 7,0 %), die Schweiz mit 4,0 Mill. oder 5,0 % (6,6 Mill, oder 4,3 %), O e s t e r r e i c h m i t 3 , 6 M i l l , o d e r 4 , 5 % ( 8 , 4 M i l l , o d e r 5 , 5 % ) . D i e E i n f u h r aus der UdSSR, betrug 2,3 Mill. oder 2,8% gegen 3,8 Mill. oder 4,2 % im Dezember v. Js. und 3,9 Mill. oder 2,6 % im Januar v. Js.

I m p o l n i s c h e n E x p o r t f o l g t n a c h D e u t s c h l a n d u n d E n g l a n d d i e T s c h e ­ choslowakei mit 8,6 Mill, oder 9,2 % (11,4 Mill, oder 7,5 % im Januar v, Js,), Oesterreich mit 7,5 Mill, oder 8,0 % (19,3 Mill, oder 12,7 % im Januar v, Js.) usw.

Polens Außenhandel im Februar.

Nach den vorläufigen Berechnungen des statistischen Hauptamtes in War­

schau stellte sich der Außenhandel Polens im Februar d, Js. folgendermaßen:

Die Einfuhr betrug 113 102 To. (im Vormonat 143 770 To, und im Januar v. Js, 174 176 To, gegen 281 412 To, im Februar 1930), im Werte von 63,9 Mill, ZI.

(im Vormonat 80,5 Mill, gegen 116,6 Mill, im Februar v, Js, und 181,7 Mill, im Februar 1930), Die Einfuhr hat somit eine weitere außerordentlich beträchtliche Verringerung erfahren und beträgt wertmäßig nur noch ein Drittel der­

jenigen vom Februar 1930. Damit ist sie gleichzeitig auf einen bisher noch nicht erreichten Tiefstand herabgesunken.

Die Ausfuhr betrug im Februar 1,1 Mill, To, gegenüber 1,3 Mill. To.

im Vormonat und 1,24 Mill. To. im Februar 1931 sowie 1,57 Mill, To. im Februar 1930, im Werte von 97,6 Mill. ZI. (im Vormonat 93,3 Mill,, im Februar v. Js- 134,9 Mill, und 218,1 Mill. im Februar 1930). Mithin hat die Ausfuhr gegenüber dem Vormonat wertmäßig zugenommen, mengenmäßig dagegen abgenommen. Gegen­

über den beiden Vorjahren hat sie sich aber stark verringert und betrug nur noch etwa 45 % der Ausfuhr vom Februar 1930,

Der aktive Saldo betrug im Februar 33,7 Mill, und im Vormonat 12,8 Mill, ZI,, ist aber, wie aus obigen Zahlen erhellt, lediglich auf die außerordentliche Drosselung der Einfuhr zurückzuführen.

Zur Auslahr nach der UdSSR.

Im vergangenen Jahre wurden nach der UdSSR, für 3,18 Mill. ZI, Ma­

schinen ausgeführt gegen 0,75 Mill, ZI. im Jahre 1930 Die Aufträge in H ü t -tenerzeugnissen wiesen im vorigen Jahre eine ziemlich günstige Entwick­

lung auf, erst der Sturz der englischen Valuta hat außerordentliche Schwierig­

keiten in den Lieferungen hervorgerufen.

Wegen der Organisation des Verkaufs von Sowjetpelzen, Tabak, Mineral ölen usw. in Polen werden nach wie vor Verhandlungen geführt. Ferner sollen die Verhandlungen der polnisch-sowjetrussischen Handelskammer mit der War­

schauer Sowjethandelsvertretung und der zuständigen Moskauer Handelsorgani­

sation über die Lieferung von Schweinen nach der UdSSR, erfolgreich gewesen sein. Die Bestellungen sind inzwischen zur Ausführung gelangt.

Polnisch-estländischer Tauschhandel.

Zwischen der polnischen und estländischen Regierung ist eine Vereinbarung g e t r o f f e n w o r d e n , a u f G r u n d d e r e n d i e E i n f u h r v o n 5 0 0 0 0 T o , p o l n i s c h e r Kohle nach Estland bewilligt wird. Die polnische Gegenleistung besteht im Ankauf von 50 000 Paar Schuhen, die in Estland für den polnischen Heeres­

bedarf bestellt werden,

Kompensations-T ransaktionen.

Die Tendenz zur Tätigung von Kompensationsabschlüssen mit Polen macht sich in verschiedenen Ländern, namentlich aber in den Balkanstaaten immer

mehr bemerkbar, und zwar wird vor allem Tabak angeboten. Allerdings kommen nur wenige Transaktionen zustande, da die Finanzierung in den Balkanstaaten auf sehr große Schwierigkeiten stößt. Neuerdings hat das Polnische Tabakmonopol mit dem südslawischen Finanzministerium ein Abkommen getroffen, auf Grund

dessen ein Kompensationsgüteraustausch zwischen Polen und Südslawien erfolgen wird. Für den nach Polen gelieferten Tabak wird Jugoslawien aus Polen eine R e i h e v o n W a r e n , n a m e n t l i c h T e l e p h o n - , T e l e g r a p h e n a p p a r a t e und - gerate beziehen.

Bisher zollfreie Waren.

Am 12, d, Mts, veröffentlichten die polnischen Ministerien für Finanzen, Handel und Landwirtschaft eine neue Verordnung, die teilweise die Verordnung über die Anwendung der Maximalzölle vom Jahre 1928 abändert und ergänzt.

Die neue Verordnung setzt Maximalzölle für eine Reihe von Waren fest, die bis­

her zollfrei waren, und zwar für Getreide, Tiere und Vieh, Rauchwaren, Metall­

waren, Kohle, Holz und andere Brennstoffe, Rohgummi usw. Gleichzeitig ist vor­

gesehen, daß der Finanzminister die Anwendung dieser Zölle in einzelnen Fällen nach seinem Ermessen aufheben kann. Die Verordnung ist mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft getreten,

Konzernbildung in der Seeschiffahrt.

Im Zusammenhang mit der vom polnischen Parlament beschlossenen Um­

w a n d l u n g d e r S t a a t l i c h e n S e e s c h i f f a h r t s u n t e r n e h m u n g e n i n eine Aktiengesellschaft sind nunmehr Bemühungen im Gange, die staatliche Unternehmung „Polnische Schiffahrt („Zegluga Polska") mit den anderen p o l n i s c h e n S e e s c h i f f a h r t s g e s e l l s c h a f t e n , u n d z w a r m i t d e r „ P o l n i s c h - B r i t i ­ schen" und der „Polnisch-Transatlantischen Schiffahrtsgesellschaft"

in einen Konzern zu vereinigen. Die Konzernbildung soll bereits im Mai Zustande­

kommen, Die vereinigten drei Schiffahrtsgesellschaften würden über eine Handels­

flotte von fast 75 000 Nettoregistertonnen verfügen.

Polnische Lokomotiven für Marokko.

In Gdingen beginnt die Verladung der 12 Schnellzuglokomotiven, die von der ersten Lokomotivfabrik in Polen, in Chrzanow (Westgalizien), im Auftrage der französischen Eisenbahngesellschaft in Marokko geliefert werden.

Staatliche Schreibmaschinenproduktion.

Die Produktion von Schreibmaschinen ist, wie schon vor längerer Zeit an­

gekündigt, von der staatlichen Karabinerfabrik in Warschau auf Grund einer Lizenz der französischen Firma Contin (vom Konzern Gaumont-Aubert) aufgenom­

men worden. Die unter der Marke „e f k a" herausgebrachten polnischen Schreib­

maschinen dürfen nach dem Vertrage mit Contin auch nach dem Balkan sowie in die baltischen Länder ausgeführt werden. Die Leistungsfähigkeit der polnischen Fabrik wird mit zirka 2000 Schreibmaschinen jährlich angegeben, während der Import nach Polen in den letzten Jahren etwa je 5000 Maschinen betragen hat,

L i t a u e n :

Schwedisches Interesse für landwirtschaftliche Erzeugnisse

ist der Erfolg einer systematischen Propagandatätigkeit der litauischen Gesandt­

schaft in Stockholm, Einige schwedische Importfirmen zeigen nunmehr f ü r l i t a u i s c h e Z w i e b e l n , K a r t o f f e l n , G e m ü s e u s w , I n t e r e s s e , Es heißt, daß die Ausfuhrmöglichkeiten Litauens in diesen Waren nur von der Frage abhängen, in welchem Maße die litauische Landwirtschaft sich auf hoch­

qualitative Erzeugnisse umzustellen vermag.

Der Außenhandel im Februar

weist einen Gesamtumsatz von 27,3 Mill, Lit gegen 41,5 Mill. Lit im ent­

sprechenden Monat des Vorjahres auf, was einem Rückgang um 14,2 Mill. oder um mehr als ein Drittel entspricht.

Die Ausfuhr stellte sich in der Berichtszeit auf 17,3 Mill, Lit gegen 21,4 Mill. Lit im Februar 1931 und sank somit um 4,1 Mill. Lit oder um 19,2%,

Die Einfuhr des Februar 1932 erreichte 10,0 Mill, Lit gegen 20,1 Mill, Lit im Februar 1931. Damit ist ein Rückgang der Einfuhr um mehr als 50% zu verzeichnen, dem auch die beträchtliche Aktivität der Handelsbilanz von 7,3 Mill. Lit zuzuschreiben ist.

Die Butterausluhr im Januar

belief sich auf 160 537 kg gegen 281 509 kg im selben Monat des Vorjahres, was eine Abnahme um 81 000 kg oder etwa 29 % bedeutet. Der größte Teil der

belief sich auf 160 537 kg gegen 281 509 kg im selben Monat des Vorjahres, was eine Abnahme um 81 000 kg oder etwa 29 % bedeutet. Der größte Teil der

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