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obSčestvennost ' oboich germańskich gosudarstv učastvovat ' v reSenii vsech étich voprosov

Im Dokument Poleznyi Dialog (Seite 118-123)

Как soobščil D. Fogel', kanele r FRG G. Kol' i prem'er-ministr GDR L. de Mez'er vstretjatsja

v

četverg

v

Bonne s predstaviteljami zapadnogermańskich delovych krugov i profsojuzov, čtoby obsudit ' voprosy, svjazannye s processom ob "edinenija Germanii.

(Izv. 26.6.90)

Dieser Text besteht aus zwei Teilen, die typographisch deutlich voneinander abgesetzt sind, der Schlagzeile und dem eigentlichen Text, body genannt. Eine typographisch herausgehobene Stellung haben außerdem die Angaben zu Ort, Zeit und Quelle der Information. Die Textfunktion dieses Berichts läßt sich als Information beschreiben. Der

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72 Und übrigens auch herzlich wenig über den Zustand des Patienten aussagt.

73 Während ich dies schreibe (Januar 1991) erscheinen mir die im Bericht angekündigten Entwicklungen als schon weit zurückliegende Ereignisse.

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Autor teilt der Leserin mit, daß die Regierung der BRD einen zweiten Vertrag - der als Staatsvertrag bezeichnet wird - mit der DDR vorbereitet. Thema des Berichts ist also die vertragliche Gestaltung des Verhältnisses BRD - DDR. Damit liegt das Thema außerhalb von Emittent und Rezipient (in diesem Fall doppelt, da auch die Rezipienten in der Regel Nicht-Deutsche sind). Die Bestimmung der temporalen Orientierung ist in diesem Fall nicht so eindeutig, denn es handelt sich hier um ein Aufhängerereignis (s.o.). Das Ereignis, das dem Bericht zugrundeliegt, ist nicht die Vorbereitung des zweiten Staatsvertrags, die zum Zeitpunkt der Textproduktion noch in der Zukunft liegt und damit kein abgeschlossenes Ereignis darstellt. Gegenstand des Berichts können aber nur abgeschlossene Ereignisse sein. Das dem Bericht zugrundeliegende Ereignis ist vielmehr die Verlautbarung des Pressesprechers der Bundesregierung über die Absichten derselben.

Die zeitliche Fixierung des Themas relativ zum Produktionszeitpunkt muß also als vorzeitig bezeichnet werden. Einige Teilthemen haben dagegen auch nachzeitige temporale Orientierung, so z.B. das im letzten Absatz angekündigte Zusammentreffen von Kohl und de Maizière mit Vertretern aus Wirtschaft und Gewerkschaften.

Die thematische Entfaltung ist deskriptiv. Der Bericht beginnt mit der Situierung, indem Ort, "

Bonn

", und Zeit,

"26 ijunja",

bezeichnet werden. Außerdem wird die Quelle der Information, die Nachrichtenagentur TASS, genannt. Daran schließt sich die Spezifizierung an, d.h. die Darstellung des Themas in seinen Komponenten Wer macht Was: Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland bereitet einen Vertrag vor. Diese wichtigen Daten werden im ersten Satz genannt, der damit die Funktion des Lead übernimmt, auch wenn er nicht hervorgehoben ist. Er verbindet den Bodytext und die Schlagzeile, indem er die Leerstellen der Schlagzeile auffüllt: Wer genau ist mit

"Bonn"

gemeint? Die Bundesregierung. Um was für einen Vertrag handelt es sich? Um den zweiten Staatsvertrag. W er sind die Vertragspartner? Die beiden deutschen Staaten. Gleichzeitig verweist er vor auf den eigentlichen Text, der den Begriff "Staatsvertrag" aufgreift und darstellt, was Gegenstand des ersten Staatsvertrags war und was Gegenstand des zweiten Staatsvertrags werden soll.

Insgesamt besteht der Text aus fünf thematischen Einheiten (Teilthemen): Die erste Einheit umfaßt den ersten Satz. Die zweite Einheit bildet der zweite Satz, der den vorzeitigen Hintergrund darstellt, indem er rückschauend den ersten Staatsvertrag zwischen BRD und DDR über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion beschreibt. Eine zusätzliche Komplikation dieser Rückschau ergibt sich daraus, daß der Vertrag zum Zeitpunkt der Textproduktion zwar bereits geschlossen, aber noch nicht in Kraft getreten ist.

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Das dritte Teilthema - identisch mit dem dritten Satz - beschreibt in groben Zügen den zweiten Staatsvertrag. Es bildet den nachzeitigen Hintergrund, indem erklärt wird, was inhaltlich Gegenstand der Vorbereitungen sein soll. Eingeschoben ist hier der eigentliche Anlaß des Berichts, die Verlautbarung der Bundesregierung durch ihren Pressesprecher.

Der vierte Abschnitt - die Sätze vier und fünf ־ bringt weitere Einzelheiten zum zweiten Staatsvertrag.

Der durch einen Absatz vom übrigen Text getrennte fünfte Abschnitt knüpft an den ersten Satz an; er beschreibt eine weitere Einzelheit der Vorbereitungen zum zweiten Staatsvertrag, das Treffen L. de Maizières und H. Kohls mit Vertretern der bundesdeutschen Wirtschaft und Gewerkschaften. Dabei ist dieser letzte Abschnitt ähnlich aufgebaut wie eine Meldung. Er beginnt mit der Nennung der Quelle, "

как soobSčil D.

Fo g e l'

..." , nennt die Beteiligten, "...

kancler FRG G. Kol' i prem'er-ministr GDR L. de Mez'er

..." , beschreibt den Vorgang, "...

vstretjatsja

..." , situiert ihn, "... v

Cetverg

v

Bonne

..." , und endet mit dem Warum, den Gründen für dieses Treffen, "...

itoby obsudit' voprosy, svjazannye s processom ob "edinenija Germanii.

"

Zusammenfassend lassen sich als Hauptmerkmale des Berichts seine informative Textfunktion und die deskriptive Themenentfaltung nennen. Für die Untersuchung der Abhängigkeitsrelationen der Schlagzeilen, die zu Texten der Textsorte Bericht formuliert wurden, scheinen diese Merkmale die relevanten zu sein (s. 4.3.).

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Im folgenden Abschnitt soll die Reportage beschrieben werden als eine journalistische Textsorte, die sich einerseits durch ihre Vielschichtigkeit und Variabilität auszeichnet, aber andererseits von den verschiedenen Autorinnen - deutschen und russischen, Publizistinnen und Linguistinnen - weitgehend übereinstimmend beschrieben worden ist. Das mag daran liegen, daß die Reportage als subjektiver Bericht nicht so in das Zentrum ideologischer Auseinandersetzungen geraten ist wie die informierenden Textsorten (als Ausdruck der ursprünglichen journalistischen Textsorten) und * naturgemäß ־ die meinungsbildenden

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Textsorten. Diese Übereinstimmung findet ihren Ausdruck schon in der invarianten Benennung der Textsorte im Deutschen mit Reportage (vgl. engl,

report,

franz.

reportage),

im Russischen mit

reportai,

deren Hauptunterschied lediglich in der Genusopposition weiblich - männlich besteht.

Die Reportage ist eine der umfangreichsten journalistischen Textsorten (s. 3.4.). Es erscheint deshalb auch nicht sinnvoll, einen vollständigen Text dieser Textsorte exemplarisch zu analysieren. Vielmehr sollen die einzelnen Merkmale jeweils anhand typischer Beispiele erläutert werden. Phänotypisch weist die Reportage die kanonischen Bestandteile Schlagzeile und Bodytext auf. Eine Besonderheit der russischen Reportagen ist es, daß sie manchmal eine durch Fettdruck und Absatz hervorgehobene Einleitung aufweisen, die sich äußerlich nicht von dem für Berichte typischen Lead unterscheidet. Von der Funktion her gibt es allerdings einige wesentliche Unterschiede. Diese Reportagen- Einleitung knüpft nicht immer direkt an die Schlagzeile an, sie dient auch nicht dazu, die Leerstellen der Schlagzeile aufzufüllen. So z.B. in der Reportage "

NeuŽeli v Kuzbasse polno kolbasy?"

(Izv. 3.2.90), deren hervorgehobene Einleitung (Fettdruck, Absatz) lautet:

"Čem pomoč' perestrojke? V FRG étot vopros zadaj ui sejčas vse čaiče. Na dnjach

v

bonnskij korpunki »Izvestij

«

obratilsja komitet »Kap Anamur - Nemeckie vrači nuidajuščimsja«, odna iz mnogoëislennych organizacij FRG, zanimajuSČajasja okazaniem pomoiči

v

meïdunarodnych masStabach. Ùeny ētogo komiteta rasskazali ves'ma neprijatnuju istoriju o tom, как po vine sovetskoj storony provalilas' blagotvoritel'naja akcija na summu v 500.000 marok. Čto le proizošlo?"

Explizit weist der Autor darauf hin, daß die Fakten noch nicht benannt sind. Darin besteht ein weiterer Unterschied zum klassischen Lead, daß in diesen Einleitungen nicht die wichtigsten Fakten des zu berichtenden Ereignisses dargelegt werden. Das hängt zusammen mit der Art der thematischen Entfaltung (s.u. 3.5.2.).

Die Textfunktion der Reportage läßt sich als Information beschreiben (vgl. z.B.

ČEREPACHOV 1973, 244; LYSAKOVA/ROGOVA 1987, 77; MILYCH 1981, 57). Das 1 1 1

3.5.2. Die Reportage

heißt, der Autor gibt dem Leser zu verstehen, daß er ihm ein Wissen vermitteln, ihn über etwas informieren will (vgl. BRINKER 1988, 98). Mit Information ist die Textfunktion aber noch nicht hinreichend beschrieben. Deshalb schränkt z.B. MILYCH (1981, 69) ein:

"...

netoino bylo by otnesti reportai к čisto informacionnym íanram."

Daraus wird deutlich, daß Texte der Textsorte Reportage mehrere Ziele anstreben. DIMTER (1981, 84) unterscheidet hinsichtlich solcher polyfunktionalen Texte "zentrale” und "periphere" Ziele.

Die Hauptfunktion der Information wird begleitet von einer Nebenfunktion, die sich in den bewertenden Passagen der Reportage ausdrückt: "

Čerez opisanie sobytij

...

raskryvajutsja tipiCnye s točki zrenija piSuSčego javlenija, daetsja ocenka im

..." (ŠVEC 1984, 13), oder wie LÜGER (1983, 76) schreibt, indem er ein Zitat von BELKE (1973) anführt: "Die ...

Reportage ... steht vornehmlich im Dienste der Information", um kurz darauf zu dem Schluß zu kommen: "Die Hauptfunktion der Reportage besteht ... in der Veranschaulichung typischer, exemplarischer Einzel falle, die in bezug auf einen allgemeinen Wirklichkeitsausschnitt Indizcharakter haben ... sollen." (LÜGER 1983, 78;

Unterstreichungen von mir, I.S.). Auch aus diesen Zitaten wird deutlich, daß die Reportage mehr als eine Textfunktion aufweist. Wir wollen die Information als die Hauptfunktion betrachten^ insofern, als man davon ausgehen kann, daß der Produzent dieser Funktion besondere Bedeutung zumißt (vgl. DIMTER 1981, 84). Daneben findet sich aber noch die Appellfunktion, die BRINKER (1988, 101) beschreibt als: "Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, daß er ihn dazu bewegen will, eine bestimmte Einstellung einer Sache gegenüber einzunehmen ..." . In der Reportage geschieht das allerdings nicht explizit durch performative Verben wie auffordem, bitten, beantragen usw., sondern nur implizit über die die Darstellung des Ereignisses begleitende Evaluation.

A ls o in e n A p p e ll, d e r a lle n R e p o rta g e n 7 u g n 1 n d elip g t, könnt(• m a n m it I ïlf îF .R (1QR3, 7 א )

formulieren: Die Autorin einer Reportage gibt der Leserin zu verstehen, daß sie sie dazu bewegen will, das dargestellte Ereignis als exemplarischen Einzelfall, der in bezug auf einen größeren Wirklichkeitsausschnitt Indizcharakter haben soll, zu betrachten. Ein Beispiel: In der Reportage "Za

sem ju treugol'nymi pečatjami

" (Izv. 3.10.89) kommt der Autor zu dem Schluß:

"Vot otsjuda vse načalos'. I prodoliaetsja."

Darüber hinaus appelliert jede Reportage auch individuell an ihre Leser. So z.B. wenn in der oben zitierten Reportage "

Neuieli

v

Kuzbasse polno kolbasy?"

bereits in der Einleitung das nachfolgende als

neprijatnaja is torija

charakterisiert wird (s. 4.3.2.).

74 Der Rückgriff auf die Introspektion erweist sich hier wie auch für andere Probleme der Textlinguistik als unumgänglich (vgl. DIMTER 1981, 83). Er läßt sich aber wohl dadurch rechtfertigen, daß Textsortenwissen Teil der Sprachkompetenz ist (s. 3.4.).

Die Reportage ist die journalistische Textsorte, die thematisch am wenigsten festgelegt ist.

Die Themen stammen aus den verschiedensten Gebieten des Lebens (vgl. a. MILYCH 1981 57; NOELLE-NEUMANN et al. 1989, 74. f.). Das reicht von der Schilderung eines einzelnen Willküraktes bis zu politischen Großereignissen wie z.B. den blutigen Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit Litauens im Januar 1991. Es handelt sich aber immer um abgeschlossene, singuläre Ereignisse, die ein "Interessantheitskriterium"

erfüllen, und an denen der Erzähler in irgendeiner Weise beteiligt ist, und sei es nur als mittelbarer Augenzeuge, als Ohrenzeuge sozusagen (vgl. z.B. BRINKER 1988, 64;

DÖHN/KLÖCKNER 1979, 193). Meistens handelt es sich dabei um handlungsreiche Ereignisse, es sind aber auch Milieustudien möglich (vgl. NOELLE-NEUMANN et al.

1989, 74 f.), die aber auch Ereignisstruktur aufweisen müssen (vgl.

LYSAKOVA/ROGOVA 1987, 77). In solchen eher beschreibenden Reportagen wechseln dann Stimmungsschilderungen mit Ereignissen ab, wie z.B. in der Reportage

"Baku, 31

janvarja'

(Izv. 31.1.90): "...

Na ulicach, как i ргеЫе, vskipaet diskussija, esli

v

trebe

rozpoznaj ut priezXego ieloveka. Rezony privodjat te le : vojska

v

Baku ne nuiny.

Im Dokument Poleznyi Dialog (Seite 118-123)