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Nutzung von Regelversorgung, Notfallversorgung und niederschwelliger medizini-

5.1 Z UGÄNGLICHKEIT DES G ESUNDHEITSSYSTEMS FÜR W OHNUNGSLOSE : DEUTSCHLANDWEITE U MFRAGE .59

5.1.3 Nutzung von Regelversorgung, Notfallversorgung und niederschwelliger medizini-

5.1.3 Nutzung von Regelversorgung, Notfallversorgung und niederschwelliger

74,4% der Einrichtungen geben an, dass ihre Klienten die niedergelassenen Allgemeinärzte häufiger nutzen (N=429 Einrichtungen, 39 der antwortenden Einrichtungen machten hierzu keine Angaben und wurden nicht berücksichtigt).

Schlüsselt man den Anteil der Einrichtungen, deren Klienten die Notfallversorgung mehr nut-zen als niedergelassene Allgemeinärzte, nach dem Anteil der Platte machenden Wohnungslo-sen unter den Klienten der Einrichtungen weiter auf, dann zeigt sich deutlich, dass die Not-fallversorgung eine umso größere Rolle bei der medizinischen Versorgung spielt, je mehr Platte machende Klienten eine Einrichtung unter ihren Nutzern hat (Diagramm 3). Der Korre-lationskoeffizient nach Spearman8 für diesen Zusammenhang beträgt 0,269.

Betrachtet man die Nutzung der Notfallversorgung danach aufgeschlüsselt, welche Leistungs-typen eine Einrichtung anbietet, dann zeigt sich dass Einrichtungen mit niederschwelligen Leistungstypen häufiger angeben, dass ihre Klienten die Notfallversorgung mehr als reguläre Allgemeinarztpraxen nutzen. Unter 120 Einrichtungen mit Tagesaufenthalt, die hierzu Anga-ben machten, nutzten 38,3% die Notfallversorgung häufiger als niedergelassene Allgemein-ärzte, von 89 Einrichtungen mit Übernachtungsstelle 25,8%, von 212 Einrichtungen mit Bera-tungsstellen 30,7% gegenüber 15,2% der 171 Einrichtungen mit Wohnheim und 22,6% der 53 Einrichtungen mit betreutem Wohnen.

Es kann also gesagt werden, dass Klienten aus niederschwelligen Einrichtungen, die häufiger Platte machen, im Verhältnis häufiger die Notfallversorgung benutzen als Klienten aus Ein-richtungen mit einem geringeren Anteil Platte machender Patienten. Ob dies überwiegend auf ein Ausweichen der Klienten in besonders unsicheren Lebenssituationen zurückzuführen ist, die sich keinen Zugang zu allgemeinärztlichen Praxen verschaffen können, oder ob es unter diesen Klienten mehr medizinische Notfälle gibt, ist anhand der in den Fragebögen erfassten Angaben nicht festzustellen.

5.1.3.2 Zugänglichkeit der Regelversorgung und Nutzung der Notfallversorgung

Wie weiter unten beschrieben wird, ist der Zugang zu medizinischen Leistungen des Regel-systems in jedem Fall vom Anteil Platte machender Klienten einer Einrichtung abhängig. Je mehr Platte machende Wohnungslose betreut werden, desto schlechter beurteilen die

Einrich-8 Zwischen 0 und +1 bezeichnet der Betrag des Koeffizienten die Regelmässigkeit, mit der Einrichtungen mit mehr Platte machenden Wohnungslosen unter ihren Klienten die Notfallversorgung mehr nutzen gegenüber Ein-richtungen mit weniger Wohnungslosen, die Platte machen, unter ihren Klienten. [Kühnel 2002, S. 297]

tungen regelmäßig den Zugang zu medizinischen Angeboten. Daher lässt sich auch ein Zu-sammenhang zwischen der Zugänglichkeit des Gesundheitssystems und der Nutzung von Notfallversorgung gegenüber den niedergelassenen Allgemeinärzten als erste Anlaufstelle bei Gesundheitsproblemen feststellen, wie das Diagramm 4 verdeutlicht. Die Notfallversorgung, das heißt Krankenwagen und Notaufnahme der Krankenhäuser werden umso eher der regulä-ren Versorgung vorgezogen, je schwieriger sich der Zugang zu den Allgemeinarztpraxen des regulären Gesundheitssystems gestaltet.

Diagramm 4: Überwiegende Nutzung von Notfallversorgung oder regulärer medizinischer Versorgung nach Zugang zu regulären Allgemeinarztpraxen aufgegliedert. (N=426 Einrich-tungen, EinrichEinrich-tungen, die keine Angaben zum Stellenwert der Notfallversorgung oder über den Zugang zu Allgemeinarztpraxen machten, wurden nicht berücksichtigt.)

Dieser Zusammenhang ist im Diagramm 4 exemplarisch für den Zugang zu Algemeinärztli-chen Praxen dargestellt (Korrelationskoeffizient nach Spearman9 0,339). Er lässt sich

eben-9 Zwischen 0 und +1 bezeichnet der Betrag des Koeffizienten die Regelmässigkeit mit der Einrichtungen mit schlechterem Zugang zu den Angeboten der regulären Gesundheitsversorgung die Notfallversorgung mehr nut-zen gegenüber Einrichtungen mit besserem Zugang zum den Angeboten der regulären Gesundheitsversorgung.

falls für den Zugang zu Facharztpraxen (Korrelationskoeffizient 0,351), allgemeinen Kran-kenhäusern (Korrelationskoeffizient 0,237), Fußpflege (Korrelationskoeffizient 0,149), Opti-kern (Korrelationskoeffizient 0,247) und Zahnarztpraxen (Korrelationskoeffizient 0,260) nachweisen. Für die Zugänglichkeit psychiatrischer Leistungen ist dieser Zusammenhang mit der Bevorzugung der Notfallversorgung dagegen kaum nennenswert ausgeprägt: Psychiatri-sche Beratungsstelle (Korrelationskoeffizient 0,052), Stationäre Psychiatrie (Korrelationsko-effizient 0,049), Suchtberatung (Korrelationsko(Korrelationsko-effizient) 0,085 und stationäre Entwöhnung (Korrelationskoeffizient 0,049).

5.1.3.3 Die Bedeutung niederschwelliger allgemeinmedizinischer Angebote zur Versor-gung Wohnungsloser

Die niederschwelligen medizinischen Hilfeangebote spielen dort, wo sie erreichbar sind, eine wichtige Rolle als Anlaufstelle Wohnungsloser bei Gesundheitsproblemen. So waren sie bei 34,6% der Einrichtungen, für deren Klienten niederschwellige Allgemeinarztpraxen, Sprech-stunden oder aufsuchende medizinische Hilfe erreichbar waren10, das am häufigsten genutzte Hilfeangebot bei Gesundheitsproblemen.

Gliedert man die Einrichtungen mit niederschwelligen allgemeinmedizinischen Hilfeangebo-ten in erreichbarer Nähe nach Leistungstypen auf (Tabelle 13), so zeigt sich, dass nieder-schwellige medizinische Angebote in den eher niedernieder-schwelligen Einrichtungstypen Tages-aufenthalt, Übernachtungsstelle und Beratungsstelle eine deutlich größere Rolle spielen als in den eher hochschwelligen Wohnheimen und auch Einrichtungen mit betreutem Wohnen. Dort war wiederum die Versorgung durch niedergelassene Allgemeinärzte wichtiger. Der im Ver-gleich zu den Wohnheimen etwas größere Bedeutung niederschwelliger medizinischer Hilfe in Einrichtungen mit Betreutem Wohnen ist darauf zurückzuführen, dass dieser Leistungstyp in fast 90% der Einrichtungen in Kombination mit den eher niederschwelligen Leistungstypen wie Tagesaufenthalt, Übernachtungsstelle oder Beratungsstelle angeboten wird, wobei in der Datenerfassung bei nur je einem Fragebogen je Einrichtung nicht differenziert werden konnte.

[Kühnel 2002, S. 297]

10 n=257 Einrichtungen, die niederschwellige allgemeinmedizinische Hilfe im Haus oder in erreichbarer Nähe hatten. 20 Einrichtungen, die überhaupt keine Angaben zum Stellenwert medizinischer Leistungserbringer ge-macht hatten, wurden nicht in die Auswertung einbezogen

Tabelle 13: Wichtigste erste Anlaufstelle bei medizinischen Problemen nach in den Einrich-tungen angebotenen Leistungstypen aufgegliedert. (Datenbasis=257 EinrichEinrich-tungen, die nie-derschwellige allgemeinmedizinische Angebote im Haus oder in erreichbarer Nähe hatten. 20 Einrichtungen machten überhaupt keine Angaben zum Stellenwert medizinischer Leistungser-bringer und wurden nicht in die Auswertung einbezogen. Mehrfachnennungen des Leistungs-typs der Einrichtung, z. B. Tagesaufenthalt und Beratungsstelle, waren möglich)

Wichtigste Anlauf-stelle bei med. Pro-blemen

0% der Klienten ma-chen Platte

(n= 82)

1-33% der Klienten machen Platte

(125= Einrichtungen)

34-100% der Klien-ten machen Platte (n= 29)

Niederschwellige medizinische Versor-gung ist am wichtigs-ten

11,0% 44,8% 65,5%

Notfallversorgung ist am wichtigsten

6,1% 13,6% 17,2%

Reguläre Allgemein-arztpraxis ist am wichtigsten

82,9% 41,6% 17,2%

Tabelle 14: Wichtigste erste Anlaufstelle bei medizinischen Problemen nach Anteil Platte ma-chender Klienten in den Einrichtungen aufgegliedert. (Datenbasis=236 Einrichtungen, die niederschwellige allgemeinmedizinische Angebote im Haus oder in erreichbarer Nähe hatten.

41 Einrichtungen, die keine Angaben zum Anteil Platte machender Klienten oder zum Stellen-wert medizinischer Leistungserbringer machten, wurden nicht in die AusStellen-wertung einbezo-gen.)

Einrichtung mit: Niederschwellige medizinische Hilfe am wich-tigsten

Notfallversorgung am wichtigsten

Reguläre Allge-meinarztpraxis am wichtigsten

Tagesaufenthalt (n=74)

60,8% 8,1% 31,1%

Übernachtungsstel-le

(n=61)

41,0% 14,8% 44,3%

Beratungsstelle (n=111)

49,5% 11,7% 38,7%

Wohnheim (n=110)

19,1% 9,1% 71,8%

Betreutem Wohnen (n=32)

34,6% 0% 65,6%

Die Bedeutung der niederschwelligen allgemeinmedizinischen Vesorgungsangebote hängt von dem Anteil Platte machender Klienten einer Einrichtung ab. Niederschwellige Angebote werden umso häufiger die wichtigste Anlaufstelle der Klienten einer Einrichtung, je mehr Wohnungslose von der Platte unter den Nutzern dieser Einrichtung sind (siehe Tabelle 14).

5.1.4 Zugang zu den einzelnen medizinischen Versorgungsangeboten