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Die Mittelwerte der BSI-Skalen unserer Studienpopulation (Tabelle 6) sind im Vergleich zu den T-Werten der Patientengruppe von Bromberg et al 4 etwas höher ausgefallen;

dieser hatte für die von ihm untersuchten BSI-Skalen „Ängstlichkeit“ einen Mittelwert von 51,14; für „Depression“ 51,9 und für den „General Severity Index“ 53,86 ermittelt.

Aufgrund der geringen Stichprobengröße in dessen Studie sind diese Zahlen jedoch nicht adäquat mit den Daten aus der vorliegenden Studie vergleichbar.

Es fällt auf, dass die Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“, gefolgt von der Skala

„Paranoides Denken“ die höchsten Mittelwerte bei beiden Geschlechtern erreicht hat. Da diese Skalen, wie in der binären logistischen Regression (Kapitel 3.7) ermittelt, keinen Bezug zu den in dieser Studie untersuchten Parametern der Restsymptomatik zeigen, liegt es nahe, dass andere Einflussfaktoren diese hohen Scores bedingen.

Geyer et al 16 beschrieben im Rahmen des in der vorliegenden Studie untersuchten Patientenkollektivs den Zusammenhang der Rohwerte der BSI-Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“ bei den Männern und „Paranoides Denken“ bei beiden Geschlechtern mit der ablehnenden Körperbewertung. Letztere wurde anhand des „Fragebogen zum Körperbild“ (FKB-20) ermittelt.

Bei den weiblichen Teilnehmern hingegen zeigte die BSI-Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“ neben den Skalen „Unsicherheit im Sozialkontakt“, „Depressivität“ und

„Psychotizismus“ einen Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status (International Standard Classification of Occupations: ISCO-88); welcher keinerlei Effekt

Die FKB-20-Skala „Ablehnende Körperbewertung“ beeinflusste ebenso die BSI-Skalen

„Somatisierung“, „Unsicherheit im Sozialkontakt“, „Depressivität“, „Ängstlichkeit“ und

„Psychotizismus“ beider Geschlechter sowie bei den Männern zusätzlich die Skalen

„Zwanghaftigkeit“, „Phobische Angst“ und, wie bereits ausgeführt, die Skala

„Aggressivität / Feindseligkeit“.

Es kann also gefolgert werden, dass für die hohen Scores der BSI-Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“ bei den männlichen Probanden und der BSI-Skala „Paranoides Denken“

bei beiden Geschlechtern eine Kausalität nicht in der in der vorliegenden Studie gemessenen kardiopulmonalen Restsymptomatik, jedoch in der ablehnenden Körperbewertung zu finden ist. Das Erreichen hoher Werte der Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“ bei den Frauen offenbart hingegen einen Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status. Diese Ergebnisse stellen einen wichtigen Ansatz zum weiteren Verständnis und der Erforschung dieser Symptomatik und ihrer Ursachen dar.

Van Rijen et al 54 belegten in ihren Studien Zusammenhänge zwischen den YASR- und YABCL-Skalen „Externalisierung“ (bestehend aus den Unterskalen Aggressivität, delinquentem und zudringlichen Verhalten) und der Narbe, sowie der Zugehörigkeit zur Diagnosegruppe „Transposition der großen Arterien“. Letzteres konnte in unserer Studie nicht nachgewiesen werden (Kapitel 4.6.2.2), die Sternotomienarbe könnte eine Parallele zur ablehnenden Körperbewertung in der Untersuchung von Geyer et al 16 darstellen.

Dem BSI-Manual 11 ist zu entnehmen, dass eine Stichprobe 98 HIV-infizierter Patienten wie auch unsere Studienpopulation hohe T-Werte in den Skalen „Aggressivität / Feindseligkeit“ (M = 56,8) und „Paranoides Denken“ (M = 56,8) erreichte, sich jedoch auch alle anderen Skalen im gleichen Level bzw. in noch höheren Bereichen bewegten.

So wurden in den Skalen „Somatisierung“ (M = 62,8), „Depressivität“ (M = 60,3) und im

„General Severity Index“ (M = 61,6) bemerkenswert hohe Skalenwerte erzielt.

Die ebenfalls in diesem Manual beschriebene Stichprobe sehbeeinträchtigter Patienten (n = 93) erreichte hingegen weitaus niedrigere T-Scores für die beiden oben genannten Skalen (M = 50,5 bzw. 51,7), die Skala „Phobische Angst“ stach als einzige Skala mit einem Mittelwert von 58,6 aus dem Profil hervor. Eine Gruppe von 423 psychiatrischen Patienten, für die nur die Rohwerte genannt wurden, erzielte ebenfalls keine augenscheinlich erhöhten Scores in diesen beiden Skalen. Die Skalen „Ängstlichkeit“

und „Depressivität“ hingegen erreichten die höchsten Mittelwerte.

Tate et al 45 veröffentlichten 1993 ebenfalls mit dem „Brief Symptom Inventory“ erhobene Skalenprofile von 116 Patienten mit Zustand nach Poliomyelitis, bei denen sich T-Werte von M = 51,1 für „Aggressivität / Feindseligkeit“ und M = 54,8 für „Paranoides Denken“

zeigten. Diese waren im Vergleich zu den anderen Skalenwerten jedoch nicht als

auffällig erhöht zu werten; in der Skala „Aggressivität / Feindseligkeit“ wurden sogar die niedrigsten Scores erzielt. Die höchsten Mittelwerte fanden sich in den Skalen

„Somatisierung“ (M = 58,8), „Zwanghaftigkeit“ (M = 57,5) und dem „General Severity Index“ (M = 56,5).

In einem Kollektiv von Patienten vor und nach einer Nierentransplantation 36 fanden sich in beiden Gruppen die höchsten Mittelwerte in der BSI-Skala „Somatisierung“ (M = 59,62 bzw. 62,42); die Skalen „Aggressivität / Feindseligkeit“ und „Paranoides Denken“

hingegen lagen im Niveau der übrigen Skalen. („Aggressivität / Feindseligkeit“ vor der OP M = 53,56, nach der OP 52,47; „Paranoides Denken“ vor der OP M = 53,59 und nach der OP 51,82).

Diese Unterschiede zwischen den verschiedenen Patientenkollektiven weisen auf krankheitsspezifische Bandbreiten der psychischen Symptomatik hin und somit kann davon ausgegangen werden, dass sich in dem in dieser Studie untersuchten Kollektiv von Patienten mit operiertem angeborenem Herzfehler ein ebenso spezifisches Profil herauskristallisiert hat.

4.3.1 Prozentualer Anteil der BSI-Subskalen mit einem T-Score ≥≥≥≥ 63

Die ermittelten Prozentzahlen für BSI-Subskalen, welche einen T-Score von ≥ 63 im Sinne einer psychischen Belastung erreichten (Tabelle 7), decken sich in etwa mit den bereits erwähnten, ebenfalls mit dem BSI erhobenen Daten von Bromberg et al 4, welcher 2003 insgesamt 27,3 % psychisch belastete Personen in einer Kohorte von 22 Patienten mit angeborenem Herzfehler fand. In dieser Studie wurden allerdings nur die Skalen „Ängstlichkeit“, „Depressivität“ und der „General Severity Index“ verwendet und es wurde nicht nach Geschlechtern stratifiziert.

Dass in der vorliegenden Studie signifikant mehr Männer als Frauen Belastungen der Skalen „Somatisierung“, „Unsicherheit im Sozialkontakt“ und „Ängstlichkeit“ aufweisen, könnte mit der von Horner et al 21 sowie Salzer-Muhar et al 40 berichteten relativen Außenseiterposition von herzkranken Jungen zusammenhängen, die zum Teil mit ihrer Peer-Group körperlich nicht Schritt halten können.