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Das „Brief Symptom Inventory“ 11 stellt die Kurzform der SCL-90-R, einer 95 Fragen umfassenden Symptomcheckliste dar. Es erfasst die aktuelle psychisch-symptomatische Belastung und ist für alle Personen ab 13 Jahren, bis auf solche mit einer floriden Psychose, geeignet.

Aufgrund der hohen Reliabilität 8 (Retest-Reliabilität rmin zwischen 0,68 und 0,91), der Abbildung einer breiten Palette von Symptomen sowie des einfachen und ökonomischen Handlings wurde das „Brief Symptom Inventory“ für die vorliegende Studie ausgewählt.

Es handelt sich hierbei um ein Selbstbeurteilungsverfahren der subjektiv empfundenen Beeinträchtigung durch 53 körperliche und psychische Symptome. Der Fragebogen umfasst 9 Skalen à 4 -6 Items, die durch den Probanden auf einer 5-stufigen diskreten Likert-Skala von 0 „überhaupt nicht“ bis 4 „sehr stark“ beurteilt werden sowie und 3 unspezifische Zusatz-Items, welche jedoch in der vorliegenden Studie nicht ausgewertet wurden. Die den Patienten vorgelegten Fragebögen waren von 1 bis 5 skaliert und wurden von der Verfasserin für die statistischen Auswertungen auf 0 bis 4, wie im BSI-Manual beschrieben, angeglichen.

Das BSI ist als Screening-Test, um belastete Personen herauszufiltern, jedoch nicht zur Diagnoseerhebung im Sinne einer ICD-10-Diagnose geeignet. Sein Einsatz ist in Quer- als auch in Längsschnittstudien möglich. Gemessen wird die aktuelle psychisch-symptomatische Belastung des Intervall der letzten 7 Tage („Wie sehr litten Sie in den

letzten 7 Tagen unter...“) bis zum Tag der Datenerhebung. Überdauernde Persönlichkeitsmerkmale werden jedoch von diesem Test nicht erfasst.

Die einzelnen Items sind in Abbildung 4 im Anhang der Dissertation aufgeführt.

Im deutschsprachigen Handbuch zum BSI 11 werden die Skalen folgendermaßen beschrieben:

2.5.1 Somatisierung (SOMA)

Diese Skala misst die psychische Belastung, die durch die Wahrnehmung von körperlicher Belastung entsteht. Die Fragen fokussieren auf kardiovaskuläre, gastrointestinale und respiratorische Beschwerden sowie auf andere Körpersysteme mit starker autonomer Mediation, Schmerz und Unwohlsein der Grobmuskulatur und körperliche Symptome der Angst. Diese Symptome haben alle eine nachweisbar hohe Prävalenz bei Störungen mit funktioneller Ätiologie, obwohl sie auch tatsächliche körperliche Störungen widerspiegeln können.

2.5.2 Zwanghaftigkeit (ZWAN)

Diese Skala fragt Gedanken, Impulse und Handlungen, die vom Individuum konstant als vorhanden und nicht änderlich sowie als ich-fremd oder ungewollt erlebt werden ab.

Ebenfalls sind Fragen enthalten, die auf das Verhalten und Empfinden bei einer eher kognitiven Leistungsstörung abzielen.

2.5.3 Unsicherheit im Sozialkontakt (UNSI)

Erfassung der Gefühle persönlicher Unzulänglichkeit, Minderwertigkeit und Selbstabwertungen im sozialen Kontakt von leichter sozialer Unsicherheit bis hin zum Gefühl völliger persönlicher Unzulänglichkeit.

2.5.4 Depressivität (DEPR)

Die Spannweite dieser Skala reicht von Traurigkeit bis zur schweren klinisch manifesten Depression. Es werden dysphorische Gefühlen, verringerte Motivation, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken und andere somatische und kognitive Korrelate der Depression abgefragt.

2.5.5 Ängstlichkeit (ANGS)

Es werden körperlich spürbare Nervosität bis hin zu tiefer Angst beschrieben. Diese Skala fokussiert auf manifeste Angst mit Nervosität, Spannungen und Zittern, Panikattacken und Schreckgefühlen sowie deren kognitive Komponenten (Besorgnis, Furcht) und somatische Korrelate.

2.5.6 Aggressivität / Feindseligkeit (AGGR)

Die Items reichen von Reizbarkeit und Unausgeglichenheit bis hin zur starken Aggressivität mit feindseligen Aspekten. Auch Ärger, Aggression, Irritierbarkeit und Verstimmung werden abgedeckt.

2.5.7 Phobische Angst (PHOB)

Diese Skala deckt andauernde und unangemessene Furcht im Sinne einer Agoraphobie (phobisch-ängstliches Depersonalisierungssyndrom) von leichten Gefühlen der Bedrohung bis zu massiver phobischer Angst ab. Die Items fokussieren auf die mehr pathogene und spaltende Manifestation des phobischen Verhaltens.

2.5.8 Paranoides Denken (PARA)

Misstrauen, Minderwertigkeitsgefühle bis hin zu starkem paranoiden Denken werden in dieser Skala abgefragt. Primäre Aspekte dieser Störung sind Gedankenprojektion, Feindseligkeit, Argwohn, Grandiosität, Einengung, Angst vor Autonomieverlust und wahnhafte Täuschungen.

2.5.9 Psychotizismus (PSYC)

Die Items umfassen die Symptomatik leichter Entfremdungsgefühle bis hin zu psychotischen Episoden und decken eine kontinuierliche Dimension vom verzerrten, isolierten, schizoiden Lebensstil bis hin zu Primärsymptomen der Schizophrenie ab.

2.5.10 General Severity Index (GSI)

Für die statistische Auswertung wurde in dieser Studie der GSI als globaler Kennwert zum Herausfiltern psychisch belasteter Individuen berechnet.

Der Global Severity Index misst die Intensität der empfundenen Belastung und wird durch Division der Summe aller Itemwerte durch die Anzahl der Itemwerte ermittelt.

2.5.11 T-Transformation

Durch die Transformation zu standardisierten T-Werten, welche soziodemographische Faktoren berücksichtigt, ist ein Vergleich des Einzellfalles und der Mittelwerte einer Gruppe im Bezug auf Abweichungen vom Durchschnitt möglich.

Die Summenwerte unserer Stichprobe wurden anhand der Normtabelle für Erwachsene, welche im Handbuch des BSI angeboten wurde, zu T-Werten transformiert. Es handelt sich um eine Flächentransformation, so dass die linksschiefen Daten der Normgruppe eine Normalisierung der Verteilung erreichen. Die T-Transformation setzt den Mittelwert der Normgruppe auf 50 und die Standardabweichung auf 10 fest.

Frauen und Männern werden getrennte T-Werte zugeordnet, da Frauen laut Handbuch sowohl in der deutschen als auch in der US-amerikanischen Kultur signifikant mehr Symptome und einen höheren Leidensdruck berichten. Ebenso wiesen Ladwig et al 25 in einem deutschlandweiten Survey mit 7466 Teilnehmern eine erhöhte Symptomenmitteilungsbereitschaft von Frauen nach. Durch die Transformation zu T-Werten wurde dieser Tatsache Rechnung getragen, so dass die Scores der Frauen letztlich mit denen der Männer direkt vergleichbar sind.

Eine auffällige psychische Belastung ist bei TGSI ≥ 63 oder T2Skalen ≥ 63 gegeben. In der vorliegenden Studie soll ein Augenmerk auch auf einzelne auffällig erhöhte Skalen gerichtet werden.

Die Ergebnisse sind nicht im Sinne einer ICD-10-Diagnose verwertbar, vielmehr wird hier die Indikation zu einer weiteren psychologischen Untersuchung gestellt.