• Keine Ergebnisse gefunden

7.1 Bildgebende Diagnostik

7.1.5 Mikrocomputertomografie

Die Mikrocomputertomografie wurde an einem XtremeCT (Scanco Medical AG, CH) an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover durchgeführt. Die Kaninchenschädel wurden sowohl nativ als auch mit Kontrastmittel (siehe 7.1.3) gescannt. Die Einstellungsparameter wurden entsprechend der von SEIFERT et al. (2012) für die Darstellung des Mittel- und Innenohres der Katze für dieses CT empfohlenen Angaben gewählt. Die Röhrenspannung lag bei 60 kV und die Röhrenstromstärke bei 1 mA. Die Integrationszeit wurde auf 300 ms, die Schnittdicke auf 41 µm und die Bildzahl pro 180° Rotation auf 1000 festgelegt.

35 7.1.6 Auswertung der Bildgebung

In den folgenden Abschnitten wird die Bulla tympanica der Übersichtlichkeit halber durch Bulla abgekürzt.

7.1.6.1 Auswertung Röntgen

Die Auswertung der Röntgenbilder erfolgte an der jeweils aktuellsten Version der Bildmanagementsoftware easyIMAGE (Veterinärmedizinisches Dienstleistungszentrum (VetZ) GmbH, D). Ausgewertet wurden alle dorsoventralen Schädelröntgenbilder von Kaninchen bei denen auch eine CT des Schädels durchgeführt worden war (n = 216). Es wurde jeweils das rechte und linke Ohr getrennt nach den Parametern Knochenveränderung (ja/nein/nicht beurteilbar), Bulla tympanica (Bulla) gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) und Gehörgang gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) bewertet. Eine höhere Röntgendichte als Luft im Lumen sowohl der Bulla tympanica als auch des Gehörgangs wurde immer als eine Füllung der selbigen gewertet.

7.1.6.2 Auswertung klinische Computertomografie

Die Auswertung der CT erfolgte analog dem Röntgen an der Bildmanagementsoftware easyIMAGE (Veterinärmedizinisches Dienstleistungszentrum (VetZ) GmbH, D). Allerdings gingen in die Auswertung auch Kaninchen ein, bei denen eine CT ohne Röntgendiagnostik durchgeführt worden war.

Die Ohren wurden ebenfalls für jedes Ohr getrennt nach den Parametern Knochenveränderung (ja/nein/nicht beurteilbar), Bulla gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) und Gehörgang gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) bewertet. Auch hier wurde jede von Luft abweichende Röntgendichte als Füllung der Bulla oder des Gehörgangs gewertet. Die Auswertung erfolgte in einem Übersichtsfenster mit einer Fenstermitte von 600 Hounsfield-Einheiten (HU) und einer Fensterbreite von 3600 HU und in einem Knochenfenster mit einer Fenstermitte von 800 HU und einer Weite von 2000 HU.

Außerdem wurden anhand der klinischen CT Schädel und Bullae von Stehohr- und Widderkaninchen sowie den Kaninchen aus dem µCT-Versuch vermessen. Die Messungen erfolgten ausschließlich im Knochenfenster an der zum CT gehörenden

36

Befundstation (Extended Brilliance™Workspace, V 3.5.0.2254, Philips Medical Systems Nederland B.V., NL). Ausgewählt wurden nur Kaninchen, die in der Bildgebung ohne pathologischen Befund waren. Es wurden folgende Messwerte erhoben:

Tabelle 2: Definition der Messparameter an Kaninchenschädeln

Parameter Definition

Schädellänge Kranialster Punkt des Os incisivum bis

an die Protuberantia occipitalis externa

Schädelbreite Weitester Abstand zwischen beiden

Processus zygomatici

Schädelhöhe Abstand von der Crista sagittalis externa zur Pars basilaris des Os occipitale

Gehirnschädellänge

Lamina perpendicularis des Os ethmoidale bis zur Protuberantia occipitalis externa

Gehirnschädelbreite Abstand zwischen beiden Partes squamosae des Os temporale

Gehirnschädelhöhe Schädelhöhe abzüglich der

Knochendicke

Gesichtsschädellänge

Kranialster Punkt des Processus rostralis des Os nasale bis zur Lamina

perpendicularis des Os ethmoidale

Bullabreite ohne Knochen Breitester Innendurchmesser der Bulla tympanica

Bullabreite mit Knochen lateral

Breitester Innendurchmesser der Bulla tympanica inklusive lateraler

Knochenbegrenzung

Bullahöhe Maximale Höhe der Bulla tympanica

Bullahöhe mit Knochen ventral Maximale Höhe der Bulla tympanica inklusive ventraler Knochenbegrenzung

37 Breite Hypotympanon

Breite des Cavum tympani zwischen ventralem Anulus tympanicus und medialer Begrenzung des Cavum tympani

Bullalänge Maximale Länge der Bulla tympanica

Gehörgangslänge dorsal Maximale Länge des dorsalen knöchernen äußeren Gehörgangs Gehörgangslänge ventral Maximale Länge des ventralen

knöchernen äußeren Gehörgangs Gehörgangsdurchmesser extern Durchmesser des Porus acusticus

externus

Gehörgangsdurchmesser intern Durchmesser des Anulus tympanicus Dichte Bullainnenraum HU in der Bulla tympanica

Diese Messwerte richteten sich nach in der Literatur für andere Tierarten verwendeten Parametern (ALPAK et al. 2004; SCHMIDT et al. 2011; BLANKE et al.

2016) und wurden für die Vermessung der Kaninchenköpfe anhand der CT-Aufnahmen abgewandelt.

38

Die Messung der Schädellänge, Gehirnschädellänge, Gesichtsschädellänge und Bullalänge erfolgte an Sagittalschnitten. Der Kaninchenkopf wurde dafür in der digitalen Nachbearbeitung anhand der beiden anderen Schnittbildebenen exakt längs ausgerichtet. Außerdem wurde der Kopf so gekippt, dass die ersten Molaren des Oberkiefers (109 und 209) senkrecht ausgerichtet waren. Die Schädellänge, Gehirnschädellänge und Gesichtsschädellänge wurde am mittigsten Sagittalschnitt gemessen, dieser war durch den Anschnitt des Nasenseptums auf der gesamten Länge gekennzeichnet (siehe Abbildung 2). Für die Messung der beiden Bullalängen wurden die Sagittalschnitte ausgewählt, welche den Anulus tympanicus anschnitten.

Die Bullalänge wurde horizontal an der längsten Stelle gemessen (siehe Abbildung 3).

Abbildung 2: Sagittalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung von Schädellänge, Gehirnschädellänge und Gesichtsschädellänge. Die beiden Hilfsebenen rechts zeigen die exakt symmetrische Ausrichtung des Sagittalschnitts (Linie).

39

Abbildung 3: Sagittalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Bullalänge auf Höhe des Anulus tympanicus (Pfeil). Der Sagittalschnitt rechts zeigt die senkrechte Ausrichtung des ersten Oberkiefermolars (209).

Die übrigen Messungen erfolgten an Transversalschnitten. Der Kopf wurde hierfür in der digitalen Nachbearbeitung seitensymmetrisch ausgerichtet. Die Ebene der Transversalschnitte wurde für die Messung der Schädelbreite und -höhe, Gehirnschädelbreite und - höhe und aller Mittelohrparameter parallel zu den ersten Molaren des Oberkiefers ausgerichtet. Für die Messungen an den Gehörgängen wurde die Transversalebene in den Verlauf des Gehörgangs gekippt, um den knöchernen Gehörgang auf ganzer Länge in einem Bild darstellen zu können. Die Messung der Schädelbreite erfolgte am Transversalschnitt, der den weitesten Abstand zwischen beiden Processus zygomatici zeigte (siehe Abbildung 4). Die Gehirnschädelbreite wurde am Transversalschnitt gemessen, auf dem das Kiefergelenk noch erkennbar und der Processus zygomaticus bereits ausgelaufen war (siehe Abbildung 4).

40

Abbildung 4: Transversalschnitte eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Schädelbreite und Gehirnschädelbreite.

41

Die Messungen der Schädelhöhe, Gehirnschädelhöhe und aller Bulla- und Gehörgangsparameter erfolgte jeweils am Transversalschnitt, der die Cochlea als runde, gut abgegrenzte Struktur anschnitt, um die Messungen bei allen Kaninchen an der gleichen Stelle vornehmen zu können (siehe Abbildung 5, Abbildung 6 und Abbildung 7).

Abbildung 5: Transversalschnitte eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Schädelhöhe und Gehirnschädelhöhe

42

Abbildung 6: Transversalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel im Bereich des Mittelohres zur Messung der Bullabreite mit/ohne Knochen, der Bullahöhe mit/ohne Knochen und der Breite des Hypotympanons

43

Abbildung 7: Transversalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel im Bereich des Mittelohres zur Messung der Gehörgangslänge dorsal/ventral und des Gehörgangsdurchmessers intern/extern. Der Sagittalschnitt zeigt die Ebene (Linie) des Transversalschnitts im Verlauf des Gehörgangs.

Für die Bestimmung der HU des Bullainnenraums wurde der durchschnittliche CT-Wert einer möglichst großen Kreisfläche, die in die Bulla tympanica gezeichnet wurde, herangezogen. Aus der Differenz der Bullabreite mit und ohne Knochen bzw.

der Bullahöhe mit und ohne Knochen wurde die Dicke der lateralen und ventralen Bullawand berechnet.

Um die Vergleichbarkeit unterschiedlich großer Kaninchen zu ermöglichen wurden in Anlehnung an Angaben aus der Literatur folgende Indices aus den erhobenen Messwerten erstellt (ALPAK et al. 2004; SCHMIDT et al. 2011; MIELKE et al. 2017):

44

Tabelle 3: Berechnung der Indices von Messparametern an Kaninchenschädeln

Index Berechnung

Bullaindex 1 Bullabreite ohne Knochen / Bullahöhe

ohne Knochen

Bullaindex 2 Bullabreite ohne Knochen / Bullalänge

Bullalängenindex Bullalänge / Gehirnschädellänge

Bullahöhenindex Bullahöhe / Gehirnschädelhöhe

Bullabreitenindex Bullabreite / Gehirnschädelbreite Dorsaler Gehörgangsindex Dorsale Gehörgangslänge /

Gehirnschädellänge

Ventraler Gehörgangsindex Ventrale Gehörgangslänge / Gehirnschädellänge

45 7.1.6.3 Auswertung Mikrocomputertomografie

Die Aufnahmen der µCT wurden rein deskriptiv in Bezug auf die Darstellbarkeit spezifischer Mittelohrstrukturen ausgewertet und mit den entsprechenden Aufnahmen der klinischen CT verglichen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf klinisch wichtige Strukturen, wie das Trommelfell, N. facialis und Tuba auditiva gelegt. Außerdem diente die µCT aufgrund ihrer besseren Auflösung der Darstellung der Tuba auditiva in den Kontrastmittelversuchen.

7.2 Mikrobiologische Untersuchung

7.2.1 Patientengut

Insgesamt wurden 86 Tupferproben aus Kaninchenohren entnommen. Davon stammten 32 Proben von Stehohrkaninchen und 54 von Widderkaninchen. Bei den beprobten Tieren handelte es sich ausschließlich um Patienten der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Insgesamt 61 Proben wurden prospektiv entnommen (31 Stehohrkaninchen und 30 Widderkaninchen). Für die Untersuchung der physiologischen Flora wurden 31 Stehohrkaninchen ausgewählt, die aufgrund einer klinischen Erkrankung für eine CT in Narkose in der Klinik vorgestellt wurden. Die Patientenbesitzer stimmten im Vorhinein einer zusätzlichen Röntgenaufnahme sowie der Tupferprobenentnahme in Narkose zu. Für die Untersuchung der Mikroflora des Ohres bei Widderkaninchen wurden 30 Tiere ausgewählt, die ebenfalls aufgrund einer klinischen Erkrankung für eine CT in Narkose vorgestellt wurden. Auch hier stimmten die Patientenbesitzer im Voraus den zusätzlichen Untersuchungen zu.

Diese zusätzlichen Untersuchungen wurden nicht als genehmigungspflichtiger Tierversuch nach § 7 Tierschutzgesetz gewertet, da den Tieren keine zusätzliche Belastung im Sinne von Schmerzen, Leiden und Schäden entstand. Der Versuch wurde beim Tierschutzbeauftragten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gemeldet und unter TVO-2017-V-91 zur Kenntnis genommen.

46

Die restlichen 24 Tupferproben stammten von Widderkaninchen, die aufgrund einer Otitisproblematik in der Klinik vorgestellt wurden. Die Proben wurden im Rahmen der Otitisdiagnostik aus klinischen Gründen entnommen und retrospektiv ausgewertet.

7.2.2 Probennahme und Probenmaterial

7.2.2.1 Allgemeine und spezielle Untersuchung

Im Vorfeld der Probennahme erfolgte eine vollständige Anamnese und klinische Untersuchung. Im Rahmen der klinischen Untersuchung wurde die spezielle Untersuchung der Ohren bei den prospektiv untersuchten Tieren auf einem Untersuchungsbogen detailliert festgehalten. Bewertet wurden beide Ohren getrennt voneinander.

Bei der Palpation und Adspektion des Ohrgrundes wurden folgende Parameter auf Vorhandensein geprüft:

1. Umfangsvermehrung

2. Schmerzhaftigkeit bei Palpation 3. Vermehrte Wärme

4. Schwellung des umliegenden Gewebes 5. Rötung

Die Ohrmuschel wurde auf das Vorliegen folgender Befunde untersucht:

1. Verletzungen 2. Verschmutzungen 3. Beläge

4. Eiter (makroskopisch) 5. Parasiten

Der Gehörgang wurde mit einem Spekulum adspiziert und folgende Parameter erfasst:

47

Eine präanästhetische Blutuntersuchung wurde den Besitzern aus klinischen Gründen angeraten aber nur auf Besitzerwunsch durchgeführt und war damit keine Voraussetzung für die Aufnahme des Tieres in die Studie. Die Durchführung der CT fand nach einer Akklimatisierung der hospitalisierten Kaninchen am folgenden Tag statt. Die CT, Röntgenuntersuchung und Probennahme wurde in Allgemeinanästhesie durchgeführt (siehe 7.1.2).

7.2.2.2 Entnahme der mikrobiologischen Probe

Die Entnahme der mikrobiologischen Proben erfolgte bei den prospektiv untersuchten Tieren in Narkose. Bei Kaninchen, die aufgrund einer klinischen Otitis externa beprobt wurden und bei denen keine Anästhesie geplant war, erfolgte die Beprobung ohne Narkose. Kaninchen, die einer Otitisoperation unterzogen wurden, wurde die mikrobiologische Probe intra operationem entnommen. Zum Einsatz kam in allen Fällen ein kombiniertes Tupfer-Transportröhrchen-System (Transsystem®) der Firma Copan Italia SpA (Brescia, I). Dieses beinhaltet einen sterilen Tupfer mit Aluminiumstiel und ein steriles Transportröhrchen, welches mit Amies-Medium mit oder ohne Holzkohlezusatz befüllt ist. Die Probennahme erfolgte direkt mit dem Tupfer des Transportsystems. Die Entnahmestelle war bei den prospektiv untersuchten Tieren der Übergang vom vertikalen zum horizontalen Anteil des Gehörgangs, dabei wurde darauf geachtet, dass vor Erreichen der Entnahmestelle kein Kontakt des Tupfers zum Gehörgang oder der Ohrmuschel stattfand. Es wurde immer nur ein Ohr beprobt. Die retrospektiv ausgewerteten Probennahmen fanden bei einer Otitis externa aus dem betroffenen Ohr an einer makroskopisch veränderten Stelle des Gehörgangs und bei einer Otitis media aus der Bulla tympanica nach Eröffnung der lateralen Bullawand (laterale Bullaosteotomie) statt.

48 7.2.2.3 Entnahme eines Ohrabstriches

Die Entnahme eines Ohrabstriches fand nur bei den prospektiv in die Studie aufgenommenen Tieren statt. Diese erfolgte direkt nach der Entnahme der mikrobiologischen Probe. Abstriche wurden von beiden Ohren vorgenommen. Die Entnahme erfolgte ebenfalls vom Übergang des vertikalen in den horizontalen Anteil des äußeren Gehörgangs. Für die Abstriche wurde Material mit sterilen Wattestäbchen mit Aluminiumstiel der Firma Applimed SA (Châtel-St-Denis, CH) entnommen und auf Objektträger der Glaswarenfabrik Karl Hecht (Sondheim, D) ausgestrichen.

7.2.3 Anzucht und Differenzierung

Alle zu untersuchenden mikrobiologischen Proben wurden am Institut für Mikrobiologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover bearbeitet.

Zur Anzucht der Keime kamen sechs verschiedene Nährmedien zur Anwendung. Als nicht-selektiver Nährboden wurde Columbia-Schafblutagar (Fa. Oxoid, Wesel, D) beimpft. Zur Anzucht von Enterobacteriaceen wurde als Selektivmedium Gassner-Agar (Wasserblau-Metachromgelb-Lactose-Agar, unterdrückt grampositive Bakterien) der Fa. Oxoid, Wesel, eingesetzt. Ein Staphylokokken/Streptokokken-Selektivagar (Herstellung im Institut für Mikrobiologie) wurde zur selektiven Anzucht von Staphylokokken und Streptokokken verwendet (Hemmung gramnegativer Bakterien). Die Anzucht mikroaerophiler Bakterien erfolgte auf einem Kochblut (Chocolate)-Agar, der ebenfalls aus der Herstellung des Instituts für Mikrobiologie stammt. Zur Untersuchung der Tupferproben auf Schimmelpilze und Hefen kam Hamburger Testagar (Herstellung im Institut für Mikrobiologie) und zur Anzucht von Malassezia species modifizierter Dixon´s Agar (Herstellung Institut für Mikrobiologie) zur Anwendung.

Zunächst wurden alle Nährmedien-Platten mit dem Probentupfer in Form eines fraktionierten Ausstriches beimpft und anschließend bei 37 °C mindesten 24-48 Stunden aerob bebrütet. Die mikroaerophile Inkubation des Kochblut-Agars erfolgte unter 5 %iger CO2-Atmosphäre bei 37 °C. Die Nährmedien zum Pilznachweis wurden bei 30 °C bebrütet. Des Weiteren erfolgte eine Anreicherung des Probenmaterials in

49

Nährbouillon (Herstellung im Institut für Mikrobiologie) für 24 Stunden bei 37 °C.

Anschließend wurden aus dieser Anreicherungsbouillon Columbia-Agar, Gassner-Medium und Staphylokokken/Streptokokken-Selektivagar mittels fraktionierten Ausstriches beimpft und erneut 24 Stunden bei 37 °C inkubiert.

Die nachgewiesenen Bakterien wurden anhand koloniemorphologischer Kriterien, Gramfärbung und ggf. kulturell-biochemischer Verfahren differenziert. Hefen wurden anhand der Koloniemorphologie und der Mikromorphologie unterschieden. Bei Schimmelpilzen fand eine Bestimmung der Gattung mit Hilfe Lactophenolblau-gefärbter Tesafilmpräparate statt.

Die Keimzahlbestimmung erfolgte semiquantitativ. Dabei wurden Keime, die lediglich in der 1. Fraktion des fraktionierten Ausstriches vorhanden waren als geringgradig (+), solche, die auch in der 2. Fraktion auftraten, als mittelgradig (++) und Keime der 3. Fraktion als hochgradig (+++) vorkommend eingestuft. Alle nur durch Anreicherung in der Nährbouillon gewonnenen Bakterien wurden als geringgradig vorhanden gewertet.

7.2.4 Färbung und Untersuchung der Ohrabstriche

Die Ohrabstriche wurden auf Objektträgern ausgestrichen und luftgetrocknet.

Danach erfolgte die Färbung mittels eines Schnellfärbe-Satzes (LT-SYS® HAEMA Schnellfärbung Diff Quick, Labor+Technik Eberhard Lehmann GmbH, Berlin, Deutschland). Abweichend von der Herstellerangabe wurde folgender Arbeitsgang durchgeführt:

1. Ausstrich lufttrocknen

2. Objektträger für 12 x 1 Sekunde in die Fixierlösung tauchen 3. Abtropfen lassen

4. Objektträger für 6 x 1 Sekunde in die Färbelösung I tauchen 5. Abtropfen lassen

6. Objektträger für 6 x 1 Sekunde in die Färbelösung II tauchen 7. Abtropfen lassen

8. Objektträger mit destilliertem Wasser abspülen 9. Objektträger trocknen lassen

50

Die gefärbten Ausstriche wurden in 100- und 400-facher Vergrößerung systematisch mikroskopiert (Axio Scope.A1, Carl Zeiss Microscopy GmbH, Jena, Deutschland).

Dabei wurden folgende Parameter jeweils auf Vorhandensein beurteilt:

1. Epithelzellen

Die Datenerfassung und Teile der deskriptiven Statistik sowie die grafische Darstellung wurden mit Microsoft Office Excel 2010® durchgeführt.

Die statistische Auswertung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover unter Nutzung des Statistikprogrammes SAS Enterprise Guide Version 7.1. Ergebnisse galten als signifikant, wenn die Irrtumswahrscheinlichkeit (p) kleiner oder gleich 5 % war (p ≤ 0,05). Irrtumswahrscheinlichkeiten zwischen 1 % und 0,1 % galten als hoch signifikant (0,001 ≤ p < 0,01) und Irrtumswahrscheinlichkeiten kleiner als 0,1 % als höchst signifikant (p < 0,001).

Für den Vergleich zweier unabhängiger qualitativer Merkmale wurde der χ2 -Homogenitätstest nach Pearson verwendet, war dieser aufgrund zu kleiner absoluter Häufigkeiten nicht anwendbar, wurde der exakte Test nach R. A. Fisher verwendet.

Bei verbundenen Stichproben qualitativer Merkmale kamen der McNemar-Test und der Konkordanzindex Kappa zur Anwendung. Bei einer starken Verzerrung oder Prävalenzunterschieden wurde ein Prävalenz-Bias-korrigiertes Kappa verwendet.

Der Konkordanzindex Kappa oder Kappa-Koeffizient wurde nach HEDDERICH u.

SACHS (2016) folgendermaßen bewertet:

51 Tabelle 4: Bewertung Konkordanzindex Kappa

Konkordanzindex Kappa Übereinstimmung

< 0,1 Keine

0,1 – 0,4 Schwache

0,41 – 0,6 Deutliche

0,61 – 0,8 Starke

0,81 – 1,0 Fast vollständige

Für den Vergleich der qualitativen, nicht normal verteilten Merkmale gramnegativ-grampositiv und geringgradig-mittelgradig-hochgradig bei der Auswertung der Mikrobiologie wurde der Zweistichprobentest nach Wilcoxon verwendet. Die Annahme auf Normalverteilung der Messwerte aus Schädel- und Bullamessungen wurde mit dem Shapiro-Wilk-Test (p < 0,05) und der visuellen Betrachtung der Q-Q Plots geprüft. Bei normalverteilten Parametern erfolgte eine Varianzanalyse in einer mixed Prozedur mit einem Post-hoc Test nach Tukey-Kramer mit multiplen paarweisen Mittelwertvergleichen.

52

8 Ergebnisse

8.1 Klinische Bildgebung

8.1.1 Röntgen

8.1.1.1 Klinisches Röntgen

Insgesamt wurden von 216 Kaninchen Röntgen-Aufnahmen ausgewertet. Davon war bei 82 (37,96 %) Tieren der Ohrtyp unbekannt, 70 (32,41 %) Kaninchen hatten Stehohren und 64 (29,63 %) Tiere waren Widder. 175 (81,02 %) Kaninchen waren aufgrund einer Zahnerkrankung vorgestellt worden, 16 (7,41 %) wegen sonstiger Erkrankungen und 25 (11,57 %) aufgrund einer Ohrerkrankung. 135 Kaninchen waren männlich, davon waren 101 kastriert. Von 81 weiblichen Kaninchen waren 32 kastriert. Das durchschnittliche Alter der Kaninchen lag bei 4,52 Jahren (1-12 Jahre) und das durchschnittliche Gewicht bei 1954 g (750-6872 g). In Abbildung 8 sind die Häufigkeiten der einzelnen Befunde der verschiedenen Lokalisationen für alle Kaninchen zusammengefasst. Im Seitenvergleich war im χ2-Test oder im exakten Test nach Fisher kein signifikanter Unterschied feststellbar. Die linke Bulla war in 20,83 % und die rechte Bulla in 25,93 % der Untersuchungen gefüllt.

Knochenveränderungen wurden auf der linken Seite bei 6,94 % der Kaninchen gesehen und auf der rechten Seite in 8,8 %. Die Gehörgänge erschienen links in 6,48 % und rechts in 11,57 % der Röntgenuntersuchungen gefüllt, allerdings waren links 40,74 % der Gehörgänge und rechts 32,87 % nicht beurteilbar.

53

Abbildung 8: Häufigkeit der Röntgenbefunde bezüglich Füllung der Bulla, Füllung des Gehörgangs und erkennbaren Knochenveränderungen an der Bulla tympanica bei Kaninchen (n = 216)

Insgesamt waren in allen Röntgenbildern beide Bullae auf eine Füllung hin beurteilbar und nur bei einem Tier konnte einseitig eine Knochenveränderung nicht beurteilt werden. Bei diesem Kaninchen handelte es sich um ein Stehohrkaninchen, bei welchem rechtsseitig die Ohrmuschel die laterale Seite der Bulla so überlagerte, dass keine sichere Befundung der Knochenstruktur in diesem Bereich möglich war.

Allerdings konnten 37 % der Gehörgänge aufgrund von Überlagerungen nicht beurteilt werden. Davon entfielen, wie in Abbildung 9 ersichtlich, 85,59 % (101/118) auf Widderkaninchen, was einem höchst signifikanten Unterschied ergibt (χ2-Test, p

< 0,0001).

54

Abbildung 9: Häufigkeit und Verteilung der nicht beurteilbaren Parameter an Schädelröntgenbildern bei Kaninchen (n = 118) (χ2-Test; *** = p < 0,001)

8.1.1.2 Röntgenversuch

Die 20 Versuchskaninchen aus der µCT-Studie wurden in zusätzlichen Projektionen geröntgt, um evtl. eine bessere Beurteilbarkeit der Gehörgänge zu erreichen. Bei den untersuchten Versuchskaninchen war sowohl in der ventrodorsalen als auch in der dorsoventralen nativen Aufnahme in allen Fällen der knöcherne Gehörgang gut darstellbar und in allen Fällen luftgefüllt (siehe Abbildung 10).

55

Abbildung 10: Dorsoventrale (links) und ventrodorsale (rechts) Röntgenaufnahme eines Versuchskaninchenschädels. In beiden Aufnahmen sind die knöchernen Gehörgänge gut beurteilbar und luftgefüllt (Pfeile).

In den kraniokaudalen Aufnahmen waren die knöchernen Gehörgänge durch das Kiefergelenk oder den Arcus zygomaticus überlagert und somit nicht beurteilbar.

Durch eine leichte Kippung der Nase nach dorsal in der kraniokaudalen Aufnahme werden die Gehörgänge, nur leicht durch den Ramus mandibulae überlagert, darstellbar (siehe Abbildung 11). Andere Mittelohrstrukturen waren in den kraniokaudalen Projektionen nicht abgrenzbar. Auch die Versuche mit Kontrastmitteleingabe in den äußeren Gehörgang führten zu keiner besseren Darstellbarkeit der Gehörgänge bei diesen Tieren.

56

Abbildung 11: Kraniokaudale Röntgenaufnahmen eines Versuchskaninchenschädels. In der linken Aufnahme wird der knöcherne Gehörgang (Pfeil) durch den Arcus zygomaticus überlagert. Die rechte Aufnahme wurde geringfügig nach dorsal gekippt, wodurch der knöcherne Gehörgang (Pfeil) besser beurteilbar wird.

Insgesamt wurde bei 6 Kaninchen Kontrastmittel in den äußeren Gehörgang appliziert. Im Röntgen war bei zwei Tieren das Trommelfell mit Kontrastmittel als glatte Kontrastmittelgrenze darstellbar. Bei allen anderen Tieren war dies nicht erkennbar. Im Bereich des knöchernen Gehörgangs war bei guter Füllung mit Kontrastmittel die Gehörgangsschleimhaut als dünne weniger röntgendichte Schicht zwischen Knochen und Kontrastmittel darstellbar. Allerdings wurde nicht in allen Fällen eine vollständige Füllung des Gehörgangs erreicht, da Lufteinschlüsse zurückblieben (siehe Abbildung 12).

57

Abbildung 12: Ventrodorsale Röntgenaufnahmen eines Versuchskaninchenschädels mit Kontrastmittelfüllung des Gehörgangs. Auf der linken Aufnahme ist das Trommelfell (Pfeil) beidseits als glatte Kontrastmittelgrenze

Abbildung 12: Ventrodorsale Röntgenaufnahmen eines Versuchskaninchenschädels mit Kontrastmittelfüllung des Gehörgangs. Auf der linken Aufnahme ist das Trommelfell (Pfeil) beidseits als glatte Kontrastmittelgrenze