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6.5 Kurzsteckbriefe der nachgewiesenen Erreger

6.5.2 Gramnegative Bakterien

6.5.2.3 Gramnegative anaerobe Stäbchen

6.5.2.3.2 Gattung Prevotella

Auch die Mitglieder der Gattung Prevotella sind sporenlose obligate Anaerobier. Sie sind meist kurze bis kokkoide Stäbchen. Wie Fusobakterien sind sie Bestandteil der Schleimhautflora und führen daher meist zu endogenen eitrig-nekrotisierenden Entzündungen (AMTSBERG u. VERSPOHL 2015). Prevotella spp. sind beim Kaninchen an Abszessen beteiligt (TYRRELL et al. 2002).

29 6.5.3 Hefepilze

Hefepilze sind häufig opportunistische Erreger von Dermatomykosen. Beteiligte Spezies können aus den Gattungen Candida, Malassezia, Aspergillus oder Penicillium stammen. Meistens treten sie erst als Sekundärkeime bei bereits vorgeschädigter Haut in Erscheinung (BAUER u. SCHWAIGER 2015).

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7 Material und Methoden 7.1 Bildgebende Diagnostik

7.1.1 Patientengut

Die in der klinischen Bildgebung untersuchten Kaninchen stammten ausschließlich aus dem Patientenstamm der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. In die Studie wurden alle Tiere eingeschlossen, bei denen zwischen dem 01.01.2010 und dem 06.02.2018 im Rahmen der klinischen Diagnostik eine CT des Schädels durchgeführt wurde. In diesem Zeitraum wurde bei 388 Kaninchen eine CT durchgeführt. Zusätzlich wurde von 31 Stehohrkaninchen und 30 Widderkaninchen, die im Rahmen des mikrobiologischen Studienteils (siehe 7.2) prospektiv untersucht wurden, jeweils eine dorsoventrale Röntgenaufnahme des Schädels angefertigt um einen Vergleich zwischen Röntgen und CT zu ermöglichen. Die Patientenbesitzer hatten der zusätzlichen Röntgenaufnahme im Voraus zugestimmt. Außerdem lagen von weiteren 155 Kaninchen sowohl Röntgenaufnahmen als auch eine CT des Schädels vor, die im Rahmen der klinischen Diagnostik angefertigt wurden oder aus einer weiteren Dissertation stammten (KÖSTLINGER 2014). Alle CT-Untersuchungen wurden aus diagnostischen Gründen aufgrund vorliegender Erkrankungen der Ohren, der Zähne, des Atemtraktes oder aufgrund von Traumata durchgeführt. Bei allen Kaninchen handelte es sich um als Heimtier gehaltene Kaninchen diverser Rassen. Für die Auswertung wurden außerdem der Ohrtyp (Widder/Stehohr/unbekannt), das Alter (Jahr/unbekannt), das Geschlecht (weiblich/männlich/weiblich-kastriert/männlich-kastriert), das Gewicht und der Grund für die Bildgebung (Ohrerkrankung/Zahnerkrankung/Sonstiges) erfasst.

Außerdem wurden 20 Kaninchen prospektiv zusätzlich mit einem Mikrocomputertomografen (µCT) untersucht, um auch die klinische CT mit dieser höher auflösenden CT zu vergleichen bzw. feinere Strukturen darstellen zu können.

Aufgrund der langen Dauer eines µCT-Scans wurde diese Untersuchung nur an toten Kaninchen durchgeführt. Dazu standen Tierkörper von Versuchskaninchen der

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Rasse Weißer Neuseeländer, die ihm Rahmen des Versuchs euthanasiert werden mussten zur Verfügung (Aktenzeichen des Tierversuchs: 33.12-45502-04-16/2088;

Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover). Diese Tiere wurden in der klinischen CT, der µCT und mittels Röntgen untersucht.

7.1.2 Durchführung der Bildgebung

Die Bildgebung wurde je nach Gesundheitszustand des Tieres und evtl. zusätzlich geplanter Eingriffe, beispielsweise Zahnsanierungen, am anästhesierten, sedierten oder wachen Kaninchen durchgeführt. Die Allgemeinanästhesie erfolgte durch eine intramuskuläre Injektion entweder einer Kombination aus Medetomidin (0,13 mg/kg;

Cepetor® 1 mg/ml, CP-Pharma, D), Midazolam (0,65 mg/kg; Midazolam 5 mg/ml, Rotexmedica GmbH,D) und Fentanyl (0,0135 mg/kg; Fentadon® 50 µg/ml, Eurovet Animal Health BV, NL) oder einer Kombination aus Ketamin (10-15 mg/kg; Ketamin 10%, Bremer Pharma GmbH, D) und Medetomidin (0,2 mg/kg). Die Antagonisierung erfolgte entsprechend subkutan entweder mit Atipamezol (0,65 mg/kg; Revertor 5 mg/ml, CP-Pharma, D) und Flumazenil (0,067 mg/kg; Flumazenil Kabi 0,1 mg/ml, Fresenius Kabi Deutschland GmbH, D) oder nur mit Atipamezol (1 mg/kg). Das Fentanyl wurde nur in Ausnahmefällen mit Naloxon (0,02 mg/kg, Naloxon-ratiopharm®, ratiopharm GmbH, D) antagonisiert. Die Sedation erfolgte mit einer intravenösen Gabe von Midazolam (1-2 mg/kg) und einer entsprechenden Antagonisierung mit einer subkutanen Gabe von Flumazenil (0,1-0,2 mg/kg). Für die Durchführung der CT am wachen Kaninchen wurde der Patient, ähnlich wie von BÖHLER u. HENNINGER (2008) beschrieben, in einen passenden Karton gesetzt und der Bewegungsfreiraum mittels Handtüchern so eingeengt, dass sich das Tier nicht bewegen konnte. Die Durchführung der Röntgenuntersuchungen an wachen oder sedierten Kaninchen erfolgte, indem das Kaninchen mit nach kaudal gerichteten Vordergliedmaßen in ein Handtuch gewickelt und durch den Untersucher auf dem Röntgentisch fixiert wurde. Anästhesierte Kaninchen wurden ohne weitere Fixation auf dem Röntgentisch gelagert.

32 7.1.3 Röntgenuntersuchung

Die Röntgenbilder wurden mit dem Röntgengerät GIERTH HF400A (GIERTH X-Ray international GmbH, D) aufgenommen. Der Röhren-Film-Abstand betrug 90 cm bei einer Röhreneinstellung von 48 kV und 10,1 mAs. Die Tiere bzw. Schädel wurden ohne Verwendung eines Röntgenrasters direkt auf der Detektorplatte gelagert. Als Detektor kamen entweder digitale Speicherfolien vom Typ CR MM3.0 Imaging-Speicherfolie für Gliedmaßen (Agfa HealthCare GmbH, D), die mit dem Digitizer CR-35-X der Firma Agfa ausgelesen wurden, oder der digitale Detektor DX-D 40G der Firma Agfa zum Einsatz. Bei den klinischen Patienten erfolgte eine dorsoventrale Aufnahme des Kopfes. Die Lagerung des Kaninchens erfolgte in Brust-Bauchlage.

Der Kopf wurde mit den Unterkieferästen symmetrisch direkt auf dem Detektorsystem aufgelegt und der Zentralstrahl auf den Bereich der Bullae tympanicae ausgerichtet. Die Ausrichtung erfolgte so, dass das Philtrum, die Mitte einer gedachten Verbindungslinie zwischen den Augen und die Mitte einer gedachten Verbindungslinie zwischen beiden Ohren auf einer Linie lagen (siehe Abbildung 1). Die Schädel der Kaninchen aus der µCT-Studie wurden zusätzlich in ventrodorsaler und kraniokaudaler Projektion aufgenommen. Die Lagerung für die ventrodorsale Aufnahme erfolgte wie eine um 180° gedrehte dorsoventrale Lagerung. Für die kraniokaudale Projektion wurde das Kaninchen in Rückenlage gelagert und das Os occipitale des Schädels direkt auf der Platte gelagert, so dass die Blickrichtung des Kaninchens Richtung Röntgenröhre verlief. Auch hier wurde wieder darauf geachtet, dass das Philtrum, die Mitte einer gedachten Verbindungslinie zwischen den Augen und die Mitte einer gedachten Verbindungslinie zwischen beiden Ohren auf einer Linie lagen um eine symmetrische Lagerung zu erreichen (siehe Abbildung 1).

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Abbildung 1: Dorsoventrale (a), ventrodorsale (b) und kraniokaudale (c) Lagerung eines Kaninchenschädels für eine Röntgenuntersuchung des Ohres

Bei diesen Köpfen wurden alle Projektionen sowohl an nativen Köpfen als auch nach Kontrastmittelapplikation geröntgt. Als Kontrastmittel kam ein jodbasiertes nichtionisches Röntgenkontrastmittel mit dem Wirkstoff Iobitridol (XENETIX®, Guerbet GmbH, D) oder Bariumsulfat (Barilux® Suspension, Sanochemia Diagnostics Deutschland GmbH, D) zum Einsatz. Dieses wurde entweder in den äußeren Gehörgang oder durch die Tuba auditiva in das Cavum tympani appliziert.

In den äußeren Gehörgang wurde das Kontrastmittel (ca. 3-4 ml pro Seite bis der Kontrastmittelspiegel in der Ohrmuschel sichtbar wurde) direkt mittels einer Knopfkanüle (Knopfkanüle gebogen 80 mm, WDT e.G., D) eingebracht. Auf einen Verschluss des Gehörgangs mittels Tupfer oder Wachsohrstöpsel, um ein Auslaufen des Kontrastmittels zu verhindern, wurde verzichtet, um eine Ruptur des Trommelfells durch den erhöhten Druck im Gehörgang zu vermeiden. Zum Einbringen des Kontrastmittels in das Cavum tympani wurde der retrograde Weg durch die Tuba auditiva gewählt, um eine Verletzung des Trommelfells zu vermeiden.

Dazu wurden die Unterkiefer der Kaninchenschädel entfernt und die weichen Gaumen eingeschnitten, um das Ostium pharyngeum tubae auditivae darzustellen.

Dann wurden 2-3 ml Kontrastmittel mit einer Braunüle (Vasovet 24G, 0,7x19 mm, B.

Braun Melsungen AG, D) in die Tuba auditiva injiziert.

34 7.1.4 Klinische Computertomografie

Die klinische Computertomografie erfolgte an einem Spiral-CT vom Modell BrillianceTM CT 64-Channel (Philips GmbH, D) an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Die Kaninchen wurden in Brust-Bauchlage auf die Patientenliege des CT gelagert.

Bei Tieren in Narkose wurden die Vordergliedmaßen nach kaudal gerichtet dem Körper angelegt und die Tiere möglichst symmetrisch gelagert. Sedierte und wache Tiere befanden sich in einer physiologischen Sitzposition im oben beschriebenen Karton auf der Patientenliege. Die computertomografische Untersuchung bezog immer den gesamten Schädel mit ein. Für die Darstellung der knöchernen Strukturen des Schädels wurde ein Protokoll für die Darstellung der Nase verwendet, um die feinen Knochenstrukturen am Kopf des Kaninchens darstellen zu können. Die Einstellungsparameter betrugen 120 kV und 150 mAs bei einer Rotationszeit von 400 ms. Der Tischvorschub lag bei 0,64 mm. Das Inkrement lag bei -0,45 mm bei einer Schichtdicke von 0,9 mm. Rekonstruiert wurden außerdem Bilder mit einer Schichtdicke von 0,67 mm und einem Inkrement von -0,33 mm. Bei einer nicht exakt symmetrischen Lagerung wurden die Aufnahmen nachträglich digital bearbeitet und so symmetrisch ausgerichtet. Bei den klinischen Patienten wurden nur native CT-Aufnahmen untersucht. Bei den Kaninchenschädeln aus der µCT-Studie wurden auch CT-Untersuchungen mit Kontrastmittel im äußeren Gehörgang oder der Tuba auditiva und dem Cavum tympani angefertigt (siehe 7.1.3).

7.1.5 Mikrocomputertomografie

Die Mikrocomputertomografie wurde an einem XtremeCT (Scanco Medical AG, CH) an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover durchgeführt. Die Kaninchenschädel wurden sowohl nativ als auch mit Kontrastmittel (siehe 7.1.3) gescannt. Die Einstellungsparameter wurden entsprechend der von SEIFERT et al. (2012) für die Darstellung des Mittel- und Innenohres der Katze für dieses CT empfohlenen Angaben gewählt. Die Röhrenspannung lag bei 60 kV und die Röhrenstromstärke bei 1 mA. Die Integrationszeit wurde auf 300 ms, die Schnittdicke auf 41 µm und die Bildzahl pro 180° Rotation auf 1000 festgelegt.

35 7.1.6 Auswertung der Bildgebung

In den folgenden Abschnitten wird die Bulla tympanica der Übersichtlichkeit halber durch Bulla abgekürzt.

7.1.6.1 Auswertung Röntgen

Die Auswertung der Röntgenbilder erfolgte an der jeweils aktuellsten Version der Bildmanagementsoftware easyIMAGE (Veterinärmedizinisches Dienstleistungszentrum (VetZ) GmbH, D). Ausgewertet wurden alle dorsoventralen Schädelröntgenbilder von Kaninchen bei denen auch eine CT des Schädels durchgeführt worden war (n = 216). Es wurde jeweils das rechte und linke Ohr getrennt nach den Parametern Knochenveränderung (ja/nein/nicht beurteilbar), Bulla tympanica (Bulla) gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) und Gehörgang gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) bewertet. Eine höhere Röntgendichte als Luft im Lumen sowohl der Bulla tympanica als auch des Gehörgangs wurde immer als eine Füllung der selbigen gewertet.

7.1.6.2 Auswertung klinische Computertomografie

Die Auswertung der CT erfolgte analog dem Röntgen an der Bildmanagementsoftware easyIMAGE (Veterinärmedizinisches Dienstleistungszentrum (VetZ) GmbH, D). Allerdings gingen in die Auswertung auch Kaninchen ein, bei denen eine CT ohne Röntgendiagnostik durchgeführt worden war.

Die Ohren wurden ebenfalls für jedes Ohr getrennt nach den Parametern Knochenveränderung (ja/nein/nicht beurteilbar), Bulla gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) und Gehörgang gefüllt (ja/nein/nicht beurteilbar) bewertet. Auch hier wurde jede von Luft abweichende Röntgendichte als Füllung der Bulla oder des Gehörgangs gewertet. Die Auswertung erfolgte in einem Übersichtsfenster mit einer Fenstermitte von 600 Hounsfield-Einheiten (HU) und einer Fensterbreite von 3600 HU und in einem Knochenfenster mit einer Fenstermitte von 800 HU und einer Weite von 2000 HU.

Außerdem wurden anhand der klinischen CT Schädel und Bullae von Stehohr- und Widderkaninchen sowie den Kaninchen aus dem µCT-Versuch vermessen. Die Messungen erfolgten ausschließlich im Knochenfenster an der zum CT gehörenden

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Befundstation (Extended Brilliance™Workspace, V 3.5.0.2254, Philips Medical Systems Nederland B.V., NL). Ausgewählt wurden nur Kaninchen, die in der Bildgebung ohne pathologischen Befund waren. Es wurden folgende Messwerte erhoben:

Tabelle 2: Definition der Messparameter an Kaninchenschädeln

Parameter Definition

Schädellänge Kranialster Punkt des Os incisivum bis

an die Protuberantia occipitalis externa

Schädelbreite Weitester Abstand zwischen beiden

Processus zygomatici

Schädelhöhe Abstand von der Crista sagittalis externa zur Pars basilaris des Os occipitale

Gehirnschädellänge

Lamina perpendicularis des Os ethmoidale bis zur Protuberantia occipitalis externa

Gehirnschädelbreite Abstand zwischen beiden Partes squamosae des Os temporale

Gehirnschädelhöhe Schädelhöhe abzüglich der

Knochendicke

Gesichtsschädellänge

Kranialster Punkt des Processus rostralis des Os nasale bis zur Lamina

perpendicularis des Os ethmoidale

Bullabreite ohne Knochen Breitester Innendurchmesser der Bulla tympanica

Bullabreite mit Knochen lateral

Breitester Innendurchmesser der Bulla tympanica inklusive lateraler

Knochenbegrenzung

Bullahöhe Maximale Höhe der Bulla tympanica

Bullahöhe mit Knochen ventral Maximale Höhe der Bulla tympanica inklusive ventraler Knochenbegrenzung

37 Breite Hypotympanon

Breite des Cavum tympani zwischen ventralem Anulus tympanicus und medialer Begrenzung des Cavum tympani

Bullalänge Maximale Länge der Bulla tympanica

Gehörgangslänge dorsal Maximale Länge des dorsalen knöchernen äußeren Gehörgangs Gehörgangslänge ventral Maximale Länge des ventralen

knöchernen äußeren Gehörgangs Gehörgangsdurchmesser extern Durchmesser des Porus acusticus

externus

Gehörgangsdurchmesser intern Durchmesser des Anulus tympanicus Dichte Bullainnenraum HU in der Bulla tympanica

Diese Messwerte richteten sich nach in der Literatur für andere Tierarten verwendeten Parametern (ALPAK et al. 2004; SCHMIDT et al. 2011; BLANKE et al.

2016) und wurden für die Vermessung der Kaninchenköpfe anhand der CT-Aufnahmen abgewandelt.

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Die Messung der Schädellänge, Gehirnschädellänge, Gesichtsschädellänge und Bullalänge erfolgte an Sagittalschnitten. Der Kaninchenkopf wurde dafür in der digitalen Nachbearbeitung anhand der beiden anderen Schnittbildebenen exakt längs ausgerichtet. Außerdem wurde der Kopf so gekippt, dass die ersten Molaren des Oberkiefers (109 und 209) senkrecht ausgerichtet waren. Die Schädellänge, Gehirnschädellänge und Gesichtsschädellänge wurde am mittigsten Sagittalschnitt gemessen, dieser war durch den Anschnitt des Nasenseptums auf der gesamten Länge gekennzeichnet (siehe Abbildung 2). Für die Messung der beiden Bullalängen wurden die Sagittalschnitte ausgewählt, welche den Anulus tympanicus anschnitten.

Die Bullalänge wurde horizontal an der längsten Stelle gemessen (siehe Abbildung 3).

Abbildung 2: Sagittalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung von Schädellänge, Gehirnschädellänge und Gesichtsschädellänge. Die beiden Hilfsebenen rechts zeigen die exakt symmetrische Ausrichtung des Sagittalschnitts (Linie).

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Abbildung 3: Sagittalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Bullalänge auf Höhe des Anulus tympanicus (Pfeil). Der Sagittalschnitt rechts zeigt die senkrechte Ausrichtung des ersten Oberkiefermolars (209).

Die übrigen Messungen erfolgten an Transversalschnitten. Der Kopf wurde hierfür in der digitalen Nachbearbeitung seitensymmetrisch ausgerichtet. Die Ebene der Transversalschnitte wurde für die Messung der Schädelbreite und -höhe, Gehirnschädelbreite und - höhe und aller Mittelohrparameter parallel zu den ersten Molaren des Oberkiefers ausgerichtet. Für die Messungen an den Gehörgängen wurde die Transversalebene in den Verlauf des Gehörgangs gekippt, um den knöchernen Gehörgang auf ganzer Länge in einem Bild darstellen zu können. Die Messung der Schädelbreite erfolgte am Transversalschnitt, der den weitesten Abstand zwischen beiden Processus zygomatici zeigte (siehe Abbildung 4). Die Gehirnschädelbreite wurde am Transversalschnitt gemessen, auf dem das Kiefergelenk noch erkennbar und der Processus zygomaticus bereits ausgelaufen war (siehe Abbildung 4).

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Abbildung 4: Transversalschnitte eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Schädelbreite und Gehirnschädelbreite.

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Die Messungen der Schädelhöhe, Gehirnschädelhöhe und aller Bulla- und Gehörgangsparameter erfolgte jeweils am Transversalschnitt, der die Cochlea als runde, gut abgegrenzte Struktur anschnitt, um die Messungen bei allen Kaninchen an der gleichen Stelle vornehmen zu können (siehe Abbildung 5, Abbildung 6 und Abbildung 7).

Abbildung 5: Transversalschnitte eines CT von einem Kaninchenschädel zur Messung der Schädelhöhe und Gehirnschädelhöhe

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Abbildung 6: Transversalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel im Bereich des Mittelohres zur Messung der Bullabreite mit/ohne Knochen, der Bullahöhe mit/ohne Knochen und der Breite des Hypotympanons

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Abbildung 7: Transversalschnitt eines CT von einem Kaninchenschädel im Bereich des Mittelohres zur Messung der Gehörgangslänge dorsal/ventral und des Gehörgangsdurchmessers intern/extern. Der Sagittalschnitt zeigt die Ebene (Linie) des Transversalschnitts im Verlauf des Gehörgangs.

Für die Bestimmung der HU des Bullainnenraums wurde der durchschnittliche CT-Wert einer möglichst großen Kreisfläche, die in die Bulla tympanica gezeichnet wurde, herangezogen. Aus der Differenz der Bullabreite mit und ohne Knochen bzw.

der Bullahöhe mit und ohne Knochen wurde die Dicke der lateralen und ventralen Bullawand berechnet.

Um die Vergleichbarkeit unterschiedlich großer Kaninchen zu ermöglichen wurden in Anlehnung an Angaben aus der Literatur folgende Indices aus den erhobenen Messwerten erstellt (ALPAK et al. 2004; SCHMIDT et al. 2011; MIELKE et al. 2017):

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Tabelle 3: Berechnung der Indices von Messparametern an Kaninchenschädeln

Index Berechnung

Bullaindex 1 Bullabreite ohne Knochen / Bullahöhe

ohne Knochen

Bullaindex 2 Bullabreite ohne Knochen / Bullalänge

Bullalängenindex Bullalänge / Gehirnschädellänge

Bullahöhenindex Bullahöhe / Gehirnschädelhöhe

Bullabreitenindex Bullabreite / Gehirnschädelbreite Dorsaler Gehörgangsindex Dorsale Gehörgangslänge /

Gehirnschädellänge

Ventraler Gehörgangsindex Ventrale Gehörgangslänge / Gehirnschädellänge

45 7.1.6.3 Auswertung Mikrocomputertomografie

Die Aufnahmen der µCT wurden rein deskriptiv in Bezug auf die Darstellbarkeit spezifischer Mittelohrstrukturen ausgewertet und mit den entsprechenden Aufnahmen der klinischen CT verglichen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf klinisch wichtige Strukturen, wie das Trommelfell, N. facialis und Tuba auditiva gelegt. Außerdem diente die µCT aufgrund ihrer besseren Auflösung der Darstellung der Tuba auditiva in den Kontrastmittelversuchen.

7.2 Mikrobiologische Untersuchung

7.2.1 Patientengut

Insgesamt wurden 86 Tupferproben aus Kaninchenohren entnommen. Davon stammten 32 Proben von Stehohrkaninchen und 54 von Widderkaninchen. Bei den beprobten Tieren handelte es sich ausschließlich um Patienten der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Insgesamt 61 Proben wurden prospektiv entnommen (31 Stehohrkaninchen und 30 Widderkaninchen). Für die Untersuchung der physiologischen Flora wurden 31 Stehohrkaninchen ausgewählt, die aufgrund einer klinischen Erkrankung für eine CT in Narkose in der Klinik vorgestellt wurden. Die Patientenbesitzer stimmten im Vorhinein einer zusätzlichen Röntgenaufnahme sowie der Tupferprobenentnahme in Narkose zu. Für die Untersuchung der Mikroflora des Ohres bei Widderkaninchen wurden 30 Tiere ausgewählt, die ebenfalls aufgrund einer klinischen Erkrankung für eine CT in Narkose vorgestellt wurden. Auch hier stimmten die Patientenbesitzer im Voraus den zusätzlichen Untersuchungen zu.

Diese zusätzlichen Untersuchungen wurden nicht als genehmigungspflichtiger Tierversuch nach § 7 Tierschutzgesetz gewertet, da den Tieren keine zusätzliche Belastung im Sinne von Schmerzen, Leiden und Schäden entstand. Der Versuch wurde beim Tierschutzbeauftragten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gemeldet und unter TVO-2017-V-91 zur Kenntnis genommen.

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Die restlichen 24 Tupferproben stammten von Widderkaninchen, die aufgrund einer Otitisproblematik in der Klinik vorgestellt wurden. Die Proben wurden im Rahmen der Otitisdiagnostik aus klinischen Gründen entnommen und retrospektiv ausgewertet.

7.2.2 Probennahme und Probenmaterial

7.2.2.1 Allgemeine und spezielle Untersuchung

Im Vorfeld der Probennahme erfolgte eine vollständige Anamnese und klinische Untersuchung. Im Rahmen der klinischen Untersuchung wurde die spezielle Untersuchung der Ohren bei den prospektiv untersuchten Tieren auf einem Untersuchungsbogen detailliert festgehalten. Bewertet wurden beide Ohren getrennt voneinander.

Bei der Palpation und Adspektion des Ohrgrundes wurden folgende Parameter auf Vorhandensein geprüft:

1. Umfangsvermehrung

2. Schmerzhaftigkeit bei Palpation 3. Vermehrte Wärme

4. Schwellung des umliegenden Gewebes 5. Rötung

Die Ohrmuschel wurde auf das Vorliegen folgender Befunde untersucht:

1. Verletzungen 2. Verschmutzungen 3. Beläge

4. Eiter (makroskopisch) 5. Parasiten

Der Gehörgang wurde mit einem Spekulum adspiziert und folgende Parameter erfasst:

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Eine präanästhetische Blutuntersuchung wurde den Besitzern aus klinischen Gründen angeraten aber nur auf Besitzerwunsch durchgeführt und war damit keine Voraussetzung für die Aufnahme des Tieres in die Studie. Die Durchführung der CT fand nach einer Akklimatisierung der hospitalisierten Kaninchen am folgenden Tag statt. Die CT, Röntgenuntersuchung und Probennahme wurde in Allgemeinanästhesie durchgeführt (siehe 7.1.2).

7.2.2.2 Entnahme der mikrobiologischen Probe

Die Entnahme der mikrobiologischen Proben erfolgte bei den prospektiv untersuchten Tieren in Narkose. Bei Kaninchen, die aufgrund einer klinischen Otitis externa beprobt wurden und bei denen keine Anästhesie geplant war, erfolgte die Beprobung ohne Narkose. Kaninchen, die einer Otitisoperation unterzogen wurden, wurde die mikrobiologische Probe intra operationem entnommen. Zum Einsatz kam in allen Fällen ein kombiniertes Tupfer-Transportröhrchen-System (Transsystem®) der Firma Copan Italia SpA (Brescia, I). Dieses beinhaltet einen sterilen Tupfer mit Aluminiumstiel und ein steriles Transportröhrchen, welches mit Amies-Medium mit oder ohne Holzkohlezusatz befüllt ist. Die Probennahme erfolgte direkt mit dem Tupfer des Transportsystems. Die Entnahmestelle war bei den prospektiv untersuchten Tieren der Übergang vom vertikalen zum horizontalen Anteil des Gehörgangs, dabei wurde darauf geachtet, dass vor Erreichen der Entnahmestelle kein Kontakt des Tupfers zum Gehörgang oder der Ohrmuschel stattfand. Es wurde immer nur ein Ohr beprobt. Die retrospektiv ausgewerteten Probennahmen fanden bei einer Otitis externa aus dem betroffenen Ohr an einer makroskopisch veränderten Stelle des Gehörgangs und bei einer Otitis media aus der Bulla tympanica nach Eröffnung der lateralen Bullawand (laterale Bullaosteotomie) statt.