• Keine Ergebnisse gefunden

8.4 Mikrobiologie

8.4.3 Vergleichende Darstellung

8.4.3.1 Ergebnisse der speziellen Untersuchung

Bei der speziellen Untersuchung war bei 10 Widderohren palpatorisch eine Umfangsvermehrung im Bereich des Ohrgrundes feststellbar, dies war bei keinem Stehohr der Fall, was einen höchst signifikanten Unterschied darstellt (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0005). Bei den Parametern Verletzung der Ohrmuschel und makroskopisch sichtbarer Eiter in der Ohrmuschel zeigte sich ebenfalls ein Unterschied, dieser war jedoch in beiden Fällen nicht statistisch signifikant (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0555 bzw. p = 0,1159). Allerdings waren beide Parameter bei keinem einzigen Stehohr positiv, sondern traten nur bei Widderkaninchen auf (siehe Abbildung 59).

133

Abbildung 59: Häufigkeiten ausgewählter Parameter der Ohrmuschel bei Stehohr- und Widderkaninchen (Exakter Test nach Fisher, *** = p < 0,001)

Bei der Adspektion des Gehörgangs zeigte sich ein höchst signifikanter Unterschied bei den Parametern Verengung des Gehörgangs und Einsehbarkeit des Trommelfells (Exakter Test nach Fisher, p < 0,0001). Nur bei einem Stehohrkaninchen wurden beide Gehörgänge (3,23 %) subjektiv als verengt eingeschätzt, wohingegen bei den Widderkaninchen 83,33 % der Gehörgänge eine Verengung aufwiesen. Daraus folgend war bei nur einem Widder einseitig das Trommelfell einsehbar (1,67 %). Bei Stehohren konnte das Trommelfell bei 35,48 % der Ohren eingesehen werden (siehe Abbildung 60).

134

Abbildung 60: Häufigkeiten der Verengung des Gehörgangs und Einsehbarkeit des Trommelfells bei Stehohr- und Widderkaninchen (Exakter Test nach Fisher, *** = p <

0,001)

8.4.3.2 Ergebnisse der zytologischen Ausstriche

Bei den Befunden der zytologischen Ausstriche der Stehohr- und Widderkaninchen zeigt sich eine ähnliche Häufigkeit bei den Parametern Epithelzellen, Zerumen und Bakterien. Erythrozyten waren bei keinem Stehohrkaninchen aber bei drei Widderkaninchen (5 %) im Ausstrich sichtbar, allerdings war dieser Unterschied im Exakten Test nach Fisher nicht signifikant. Neutrophile Granulozyten und Lymphozyten wiesen einen höchst signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kaninchengruppen auf (χ2-Test, p < 0,0001). Der Vergleich der zytologischen Ausstriche ist in Abbildung 61 dargestellt.

135

Abbildung 61: Vergleich der zytologischen Befunde bei Stehohr- und Widderkaninchen (χ2-Test, *** = p < 0,001)

Außerdem wurden die Befunde ´´Eiter makroskopisch im Gehörgang sichtbar`` und

´´Eiter zytologisch im Abstrich nachweisbar`` bei Widderkaninchen verglichen. Dabei bezeichnet Eiter mikroskopisch sichtbar den zytologischen Befund von im Ausstrich vorhandenen neutrophilen Granulozyten. Die Ergebnisse der beiden Parameter sind in Tabelle 32 zusammengefasst. Der McNemar-Test zeigte keinen signifikanten Unterschied der Verteilungen (p = 0,4386). Der Konkordanzindex Kappa zeigt mit einem Wert von 0,4767 knapp eine deutliche Übereinstimmung. Die Sensitivität der makroskopischen Beurteilung von Eiter lag bei 82,86 %. Die Spezifität lag bei 64 %.

136

Tabelle 32: Vergleich der Parameter Eiter makroskopisch und mikroskopisch bei Widderkaninchen

Widder Eiter makroskopisch

Summe

ja nein

Eiter mikroskopisch

Häufigkeit 29 6 35

ja % Zeile 82,86 17,14 100

nein Häufigkeit 9 16 25

% Zeile 36,00 64,00 100

Summe Häufigkeit 38 22 60

137 8.4.3.3 Physiologische Flora

Die Mikroflora bei gesunden Stehohrkaninchen und gesunden Widderkaninchen wies im χ²-Test und im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede auf, so dass für weitere Berechnungen diese beiden Gruppen zusammengefasst wurden. In Abbildung 62 ist die physiologische Flora beider Kaninchengruppen im Vergleich dargestellt.

Abbildung 62: Mikroflora gesunder Stehohrkaninchen (n = 30) und gesunder Widderkaninchen (n = 12)

138 8.4.3.4 Pathologische Flora

Die pathologische Flora bei einer Otitis externa zwischen Stehohr- und Widderkaninchen zeigte im χ²-Test und im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede. Auch bei einer Otitis media waren keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Daher wurden beide Kaninchengruppen zu jeweils einer Gruppe mit Otitis externa und Otitis media zusammengefasst. Die Häufigkeit der einzelnen Isolate zeigte auch bei diesen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Allerdings kam der Befund kein bakterieller Keimgehalt bei den Kaninchen mit einer Otitis media hoch signifikant häufiger vor (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0022). Abbildung 63 zeigt alle bei einer Otitis media nachgewiesenen Erreger im Vergleich zu Kaninchen mit einer Otitis externa.

Abbildung 63: Vergleich der Isolate bei Kaninchen mit einer Otitis media zu Kaninchen mit einer Otitis externa (Exakter Test nach Fisher, ** = 0,001 ≤ p < 0,01) Für die weitere Auswertung wurden Kaninchen mit Otitis media und Kaninchen mit einer Otitis externa zu einer Gruppe erkrankter Kaninchen zusammengefasst und mit der Mikroflora gesunder Kaninchen verglichen. Signifikante Unterschiede lagen vor allem bei den Bakterienisolaten vor, die besonders häufig bei den gesunden Tieren

139

nachgewiesen wurden (siehe Abbildung 64). So wurden koagulasenegative Staphylokokken (χ2-Test, p = 0,0173) und Enterokokken (χ2-Test, p = 0,01) signifikant häufiger bei gesunden Kaninchen nachgewiesen. Bei alpha-hämolysierenden Streptokokken (χ2-Test, p = 0,0079) und Bacillus sp. (χ2-Test, p = 0,0051) war dieser Unterschied hochsignifikant. Nur S. aureus war bei erkrankten Kaninchen signifikant häufiger nachweisbar als bei gesunden Kaninchen, dieser Unterschied war mit einem p = 0,0005 im χ2-Test sogar höchst signifikant.

Abbildung 64: Vergleich ausgewählter Isolate bei ohrerkrankten und gesunden Kaninchen (χ2-Test, * = 0,01 ≤ p ≤ 0,05; ** = 0,001 ≤ p < 0,01; *** = p < 0,001)

Anaerobe Bakterien konnten bei 7 erkrankten Kaninchen, aber bei keinem gesunden Kaninchen festgestellt werden. Dieser Unterschied war im Exakten Test nach Fisher mit p = 0,0122 statistisch signifikant. Außerdem war bei erkrankten Kaninchen die Keimflora signifikant in den gramnegativen Bereich verschoben (siehe Abbildung 65).

Es waren sowohl auffällig weniger grampositive Isolate bei erkrankten Kaninchen nachweisbar als auch signifikant mehr gramnegative Isolate (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, p = 0,0397 und p = 0,0382).

140

Abbildung 65: Vergleich des gramnegativen und grampositiven Keimspektrums bei erkrankten und gesunden Kaninchen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, * = 0,01 ≤ p ≤ 0,05)

Auch die Keimgehalte der beiden Gruppen unterscheiden sich im Bereich geringgradig und hochgradig (siehe Abbildung 66) höchst signifikant. Geringgradige Keimgehalte überwiegen bei Isolaten aus gesunden Kaninchen, während hochgradige Keimgehalte bei erkrankten Kaninchen überwiegen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, p < 0,0001).

141

Abbildung 66: Vergleich der Keimgehalte nachgewiesener Isolate bei erkrankten und gesunden Kaninchen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, *** = p < 0,001)

142

9 Diskussion

9.1 Klinische Bildgebung

9.1.1 Röntgen

Über eine unterschiedliche Beurteilbarkeit der Gehörgänge bei verschiedenen Kaninchenrassen liegen in der Literatur bisher keine Berichte vor. Das Röntgen zeigte sich in der eigenen Untersuchung als gut geeignet um Füllungen (weichteildichte Röntgenverschattungen) und Knochenveränderungen der Bulla tympanica zu beurteilen, da mit Ausnahme von einem Kaninchen bei allen 216 untersuchten Tieren beide Parameter beurteilbar waren. Dies deckt sich auch mit den Empfehlungen aus der Literatur, bei Verdacht auf eine Veränderung des Mittelohres, Röntgenbilder zur Diagnostik anzufertigen (GIRLING 2006; CHOW 2011; RAFTERY 2013). Die Gehörgänge waren deutlich schlechter beurteilbar. Hier führten selbst bei optimaler Lagerung auftretende Überlagerungen mit anderen Strukturen des Kopfes zu einer fehlenden Beurteilbarkeit. So könnte hier eine Füllung des Gehörgangs mit überlagernden Weichteilen (z.B. aufgrund der kollabierten Gehörgangswand beim Widder) zu einer fehlenden Abgrenzbarkeit des Gehörganglumens geführt haben. Diese Ansicht wurde durch die signifikant geringere Beurteilbarkeit des Gehörgangs bei Widderkaninchen bestätigt (siehe 7.1.6.2). Die Lagerung der untersuchten Kaninchen entsprach der in der Literatur empfohlenen dorsoventralen Aufnahme für die Beurteilung der knöchernen Strukturen des Ohres (GIRLING 2006; SILVERMAN u. TELL 2008; MAYER 2011).

RAFTERY (2013) hält auch die dorsoventrale Aufnahme zur Darstellung der äußeren Gehörgänge für geeignet, allerdings nur im Hinblick auf eine Beurteilbarkeit der knöchernen Strukturen. Er gibt außerdem an, dass bei Pathologien des äußeren Gehörgangs, dieser aufgrund von Auflösung der knöchernen Strukturen oder Füllung nicht mehr einsehbar sein kann. Die im Röntgenversuch zusätzlich durchgeführten Projektionen führten zu keiner verbesserten Darstellbarkeit. Die kraniokaudale, von JEKL (2013) als rostrokaudale beschriebene Projektion wurde in der Hoffnung durchgeführt dadurch die Gehörgänge darstellen zu können. Dies gelang jedoch

143

nicht. Erst durch eine leichte Kippung der Nase nach dorsal ließen sich die Mittelohren und Gehörgänge darstellen. Auch KING et al. (2010a) konnten die Bullae in einer rostrokaudalen Aufnahme aufgrund einer vollständigen Überlagerung mit den Molaren des Oberkiefers nicht darstellen. Auch bei Ihnen wurde erst durch eine Winkelung ab 30° sowohl nach dorsal als auch nach ventral die Bulla tympanica wieder darstellbar (KING et al. 2010b). HAMMOND et al. (2010) konnten in ihrer Studie im Vergleich einer dorsoventralen Aufnahme und zweier um 40° verkippter Röntgenaufnahmen keine Verbesserung in der Genauigkeit der Diagnose einer Bullafüllung nachweisen.

JEKL (2013) beschreibt die Kanalografie, also die Darstellung des Gehörgangs und der Bulla mit positivem Kontrastmittel, als gute Methode, um ein rupturiertes Trommelfell zu diagnostizieren. Auch empfiehlt er eine ausgiebige Massage des Ohres, damit das Kontrastmittel bis an das Trommelfell gelangen kann in Verbindung mit einem Verstopfen der Gehörgänge, um einen Abfluss zu verhindern. In den eigenen Untersuchungen führte der Verschluss der Gehörgänge allerdings bei einigen Tieren zur Ruptur des Trommelfells, vermutlich durch eine dadurch erhöhte Druckentwicklung im Gehörgang. Dies war auch akustisch als Ploppgeräusch hörbar.

Allerdings wurden die eigenen Versuche an toten und zwischenzeitlich eingefrorenen Tieren vorgenommen, so dass dadurch eine Schädigung des Trommelfells eingetreten war. Außerdem blieben in den eigenen Untersuchungen trotz umfangreicher Massage in einigen Fällen Bereiche des Gehörgangs frei bzw. das Trommelfell wurde nicht vom Kontrastmittel erreicht, weil Lufteinschlüsse dies verhinderten. Daher besteht bei dieser Technik den eigenen Ergebnissen zufolge immer auch die Gefahr, ein rupturiertes Trommelfell nicht zu erkennen. Weiterhin kann aufgrund eines kontrastmittelfreien Bereiches eine Umfangsvermehrung im Gehörgang fälschlicherweise vermutet werden. Auch beim Hund liegen vergleichbare Resultate vor. So konnten TROWER et al. (1998) eine fehlende Kontrastmittelfüllung der Bulla bei 42 % der mittels Otoskopie diagnostizierten rupturierten Trommelfelle beim Hund feststellen. JEKL et al. (2015) nennen deshalb auch die Otoskopie als gute Alternative zur Kanalografie für die Diagnostik des Gehörgangs und des Trommelfells beim Kaninchen.

144

Zusammenfassend ergibt sich eine gute Eignung des Röntgen zur Befundung knöcherner Veränderungen, allerdings mit der Einschränkung, dass bei Widderkaninchen die knöchernen Gehörgänge schlecht darstellbar bzw. beurteilbar sind und durch Überlagerungen weichteildichte Verschattungen auftreten. Eine Kanalografie ist beim Kaninchen zwar möglich, nach den eigenen Untersuchungen ergibt sich jedoch kein zusätzlicher Nutzen, weil die Ergebnisse unsicher sind, sodass bei unklaren Röntgenbefunden möglichst direkt auf ein anderes Diagnostikum, wie beispielsweise eine Otoskopie oder CT, ausgewichen werden sollte.

9.1.2 Computertomografie

Die Häufigkeit von CT-Untersuchungen ohrerkrankter Kaninchen variiert je nach Kaninchengruppe. So wurden Widderkaninchen signifikant häufiger aufgrund einer Ohrerkrankung zur CT vorgestellt. Insgesamt war eine Ohrerkrankung bei 30,28 % aller Widderkaninchen die Indikation für die Durchführung einer CT.

Widderkaninchen machten außerdem 85 % aller für ein CT aufgrund einer Ohrerkrankung vorgestellten Tiere aus. Bei DE MATOS et al. (2015) stellten Widderkaninchen in der letztgenannten Gruppe nur 43 %, genau wie in der Gruppe der nicht ohrassoziierten Indikationen. In der eigenen Untersuchung waren Widderkaninchen nur zu 37 % an der Gruppe der Tiere mit anderen Indikationen beteiligt.

Pathologische CT-Befunde der Ohren von Widderkaninchen traten höchst signifikant häufiger auf als bei Stehohrkaninchen. Auch DE MATOS et al. (2015) konnten bei Widderkaninchen mittels CT signifikant mehr Veränderungen am Mittelohr feststellen. Diese Resultate decken sich mit der in der Literatur zahlreich aufgeführten Rasseprädisposition von Widderkaninchen für Erkrankungen des Ohres (CHOW 2011; CHITTY u. RAFTERY 2013; EATWELL et al. 2013; CAPELLO 2017).

Als Hauptursache hierfür wird die Verengung des Gehörgangs bei Widderkaninchen genannt, die durch das Abknicken der Ohren entsteht. Dadurch kann Zerumen nicht mehr physiologisch aus dem Gehörgang gelangen, wodurch es sich im Gehörgang ansammelt und sekundär bakteriell besiedelt werden kann (CHITTY u. RAFTERY 2013). Dies wurde in der vorliegenden Untersuchung bestätigt, da bei 83,03 % der

145

Widderkaninchen eine Füllung des Gehörgangs feststellbar war. Allerdings konnte im CT nicht zwischen angestautem Zerumen und Eiter unterschieden werden, da in beiden Fällen nur eine weichteildichte Verschattung sichtbar ist. Trotzdem muss eine Füllung des Gehörgangs als abweichender Befund gewertet werden, da der Gehörgang physiologisch mit Luft gefüllt sein sollte (VERAA u. SCHOEMAKER 2013). Eine Füllung des Gehörgangs wäre außer durch Zerumen und Eiter auch durch Fremdkörper oder Umfangsvermehrungen möglich (JEKL et al. 2015). Zudem kann eine bestehende Füllung des äußeren Gehörgangs zur Ruptur des Trommelfells und Ausbreitung des Sekrets in die Bulla tympanica führen (VARGA 2014b). Dadurch ließe sich auch in der eigenen Untersuchung die höhere Anzahl an Widderkaninchen mit einer Füllung des Mittelohres erklären. Allerdings war diese höhere Häufigkeit nur bei der Gesamtbetrachtung signifikant. In der Gruppe der nicht ohrassoziierten CT-Indikation ließ sich kein auffälliger Unterschied zwischen Stehohr- und Widderkaninchen nachweisen, obwohl auch in dieser Gruppe 77,63 % der Widderkaninchen im Gegensatz zu 3,1 % der Stehohrkaninchen einen gefüllten Gehörgang hatten. Für die Bullafüllungen in dieser Gruppe könnte auch eine Otitis media durch eine aufsteigende Infektion oder auch eine hämatogene Streuung verantwortlich sein (SMITH u. WEBSTER 1925; CHITTY u. RAFTERY 2013; JEKL et al. 2015; EWRINGMANN 2016). In der Gruppe der Kaninchen mit einer ohrerkrankungsbedingt durchgeführten CT war ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen Stehohr- und Widderkaninchen hinsichtlich einer Füllung der Bulla nachweisbar. Allerdings liegt mit fast 20 % Differenz in der Häufigkeit ein Unterschied vor, der möglicherweise durch die mit 6 Kaninchen geringe Anzahl an Stehohrkaninchen in dieser Gruppe bedingt nicht signifikant war. Zwischen den Gruppen besteht jeweils für Stehohr- und Widderkaninchen ein signifikanter Unterschied mit höheren Prävalenzen in der Ohrerkrankungsgruppe. Auch bei DE MATOS et al. (2015) war dieser Unterschied in Bezug auf Knochenlysen der Bulla nachweisbar, allerdings ohne Unterscheidung der Ohrtypen.

Bei Stehohrkaninchen lag ein auffälliger Zusammenhang zwischen Bullafüllung und Gehörgangsfüllung vor. Dies ist möglicherweise auf die große Anzahl der in beiden Parametern negativen Ohrbefunde (86 %) zurückzuführen. Außerdem kamen bei

146

den Stehohrkaninchen signifikant mehr gefüllte Bullae als gefüllte Gehörgänge vor.

Auch war bei 5 von 13 gefüllten Gehörgängen die seitengleiche Bulla nicht gefüllt.

Hier wäre es möglich, dass die Füllung des Gehörgangs erst ein frühes Stadium der Ohrerkrankung darstellt und daher noch keine Ausbreitung auf das Mittelohr vorlag.

Dies wäre nur durch zukünftige Verlaufsuntersuchungen zu bestätigen. Bei den Widderkaninchen war kein auffälliger Zusammenhang zwischen einer gefüllten Bulla und einem gefüllten Gehörgang nachweisbar. Hier zeigte sich jedoch ein höchst signifikant höherer Anteil an gefüllten Gehörgängen, die zu 2 Dritteln (rechts 67,74 % und links 68,18 %) ohne gefüllte Bulla vorlagen. Allerdings lag kein Fall mit einer gefüllten Bulla ohne gefüllten Gehörgang vor, was auf einen Zusammenhang der beiden Parameter hindeutet. Es könnte sich auch um einen Zufall handeln, da der Anteil ungefüllter Gehörgänge bei den Widderkaninchen sehr gering war.

Übereinstimmend konnten auch DE MATOS et al. (2015) bei 10 von 12 und 15 von 18 Kaninchen ein gemeinsames Auftreten von Veränderungen des mittleren und äußeren Ohres zeigen, wobei sie in den übrigen fünf Fällen alleinige Mittelohrveränderungen nachwiesen, allerdings ohne anzugeben, ob diese fünf Kaninchen Steh- oder Schlappohren hatten. Insgesamt zeigt sich auch bei dem Zusammenhang zwischen den beiden Parametern ein Unterschied zwischen Stehohr- und Widderkaninchen, indem bei den Stehohrkaninchen eine gefüllte Bulla der häufigere Befund war, während bei den Widderkaninchen gefüllte Gehörgänge überwogen. Dieses Ergebnis lässt deutlich an einen hängeohrinduzierten Zusammenhang bei Widderkaninchen denken.

Bei Stehohrkaninchen lag überwiegend sowohl an der Bulla als auch an den Gehörgängen bilateral ein vergleichbarer Befund vor. Bei 12 Kaninchen bestand eine bilaterale Füllung der Bulla, bei 10 Tieren war dies nur einseitig der Fall. Auch bei den Gehörgängen zeigte sich zwar statistisch eine gute Übereinstimmung, allerdings waren hier nur bei drei Kaninchen die Gehörgänge beidseitig gefüllt, während bei 7 Tieren nur ein Gehörgang gefüllt war. Auch bei den Widderkaninchen bestand für alle drei betrachteten Parameter eine Seitenübereinstimmung. Allerdings traten bei den Widderkaninchen insgesamt mehr gefüllte Bullae einseitig auf als beidseitig, dies galt auch für Knochenveränderungen am Mittelohr. Bei den Gehörgängen war das

147

einseitige Auftreten mit nur 15 Tieren deutlich geringer als ein bilaterales Auftreten bei 83 Kaninchen. DE MATOS et al. (2015) konnten bei 6 von 12 und 8 von 18 Kaninchen ein beidseitiges Auftreten von Mittelohrveränderungen nachweisen. Ein beidseitiges Auftreten einer Bullafüllung könnte darauf hindeuten, dass auch ein gemeinsamer Grund dafür, beispielsweise eine aufsteigende Infektion aus dem Nasen-Rachen-Raum, vorliegt. Einseitige Veränderungen könnten eher für das Durchbrechen einer Gehörgangserkrankung durch das Trommelfell sprechen. Dies würde auch das häufigere einseitige Auftreten einer Bullafüllung bei Widderkaninchen erklären. Andererseits wäre auch unabhängig voneinander eine beidseitige Trommelfellruptur möglich. Außerdem wird auch bei einer aufsteigenden Infektion eine einseitige Mittelohrfüllung beschrieben (FLATT et al. 1977). DE MATOS et al. (2015) konnten bei allen untersuchten Kaninchen mit einer beidseitigen Veränderung, im Gegensatz zu Tieren mit einseitiger Veränderung, eine Erkrankung der oberen Atemwege nachweisen.

Zusammenfassend konnte anhand der CT-Untersuchungen nachgewiesen werden, dass bei Widderkaninchen signifikant häufiger Veränderungen an den Ohren nachweisbar sind und dabei Veränderungen an den Gehörgängen überwiegen. Der Zusammenhang mit den häufiger einseitig gefüllten Bullae deutet darauf hin, dass bei den Widderkaninchen die Ursache hierfür mit Erkrankungen der äußeren Gehörgänge zusammenhängt, wie dies zahlreiche Autoren ebenfalls darlegen (CHOW 2011; CHITTY u. RAFTERY 2013; EATWELL et al. 2013).

9.1.3 Vergleich Röntgen und Computertomografie

Röntgen und CT zeigten insgesamt über alle drei beurteilten Parameter eine weitgehend gute Übereinstimmung. Davon ausgenommen werden muss, dass das Röntgen im Hinblick auf eine Füllung der Gehörgänge deutlich schlechter beurteilbar war (siehe 9.1.1).

Im Hinblick auf die Beurteilung einer Füllung der Bullae war trotz der guten Übereinstimmung beider Untersuchungsmethoden auffällig, dass insgesamt 21,76 % der rechten und 22,69 % der linken Bullae keine übereinstimmenden Befunde zeigten. Das CT stellt deshalb intra vitam den Goldstandard für die Beurteilung der

148

Bulla tympanica dar (GAROSI et al. 2003; DOUST et al. 2007; CHITTY u. RAFTERY 2013; KEEBLE 2014; EWRINGMANN 2016). Allerdings weist auch die CT im Vergleich zur Histopathologie beim Hund mit Otitis media nur eine Sensitivität von 64

% bei einer Spezifität von 100 % auf (ROHLEDER et al. 2006). KING et al. (2012) ermittelten für die CT beim Kaninchen eine Sensitivität und Spezifität von 100 % in Bezug auf die Beurteilung einer Flüssigkeitsfüllung der Bulla tympanica. Somit waren in der eigenen Studie an der rechten Bulla 15,28 % der Röntgenbefunde falsch-positiv und 6,48 % falsch-negativ. An der linken Bulla waren 13,43 % falsch-falsch-positive und 9,26 % falsch-negative Röntgenbefunde auffällig. Bei einer Untersuchung an Hunden mit einer Otitis media traten im Röntgen 33 % falsch-negative Ergebnisse auf, aber kein einziges falsch-positives (LOVE et al. 1995). In dieser Untersuchung waren allerdings auch 17 % der CT-Befunde in einer chirurgischen Kontrolle falsch-negativ. Das Röntgen hatte in der eigenen Untersuchung rechts eine Sensitivität von 62,16 % und eine Spezifität von 81,56 %. Auf der linken Seite lagen die Sensitivität bei 44,44 % und die Spezifität bei 83,89 %. Die Spezifität befindet sich damit in einem ähnlichen Bereich wie bei KING et al. (2012) und HAMMOND et al. (2010).

Die Sensitivität war mit 78,4 % bei KING et al. (2012) etwas höher, allerdings waren in dieser Untersuchung die Bullae vollständig mit Flüssigkeit gefüllt worden. Bei der eigenen Untersuchung kamen klinische Fälle zur Auswertung, so dass hier auch nur teilweise Füllungen der Bullae vorlagen, die im Röntgen möglicherweise schwerer oder nicht zu erkennen sind. Bei Hunden wurde eine mit 54 % ähnlich niedrige Sensitivität des Röntgen gefunden (ROHLEDER et al. 2006). Außerdem wurde die Untersuchung von KING et al. (2012) ausschließlich an Versuchskaninchen der Rasse Weißer Neuseeländer durchgeführt, was ebenfalls die höhere Sensitivität bedingen könnte, da es sich ausschließlich um Stehohrkaninchen handelte. Bei der Aufteilung nach Ohrtyp wurde in der eigenen Untersuchung deutlich, dass bei Stehohrkaninchen rechts 14,29 % und links 29 % der Befunde abweichend waren.

Bei den Widderkaninchen traten mit 37,51 % rechts und 37,4 % links deutlich mehr abweichende Befunde auf, was möglicherweise die statistisch nur schwache Übereinstimmung der beiden Untersuchungsmethoden im Hinblick auf eine Füllung der Bulla tympanica erklärt. Hierbei war besonders der hohe Anteil falsch-positiver

149

Röntgenbefunde auffällig. Dies könnte durch eine Überlagerung mit anderen weichteildichten Strukturen bedingt sein, bei Widderkaninchen kämen hierfür v.a. die Schlappohren als Unterschied zu den Stehohrkaninchen in Betracht. Bei den Widderkaninchen waren so 51,43 % der rechten Röntgenbefunde und 59,1 % der linken falsch-positiv. Daher sollte vor einer evtl. Operation eine CT angeraten werden, um die chirurgische Eröffnung einer gesunden Bulla zu vermeiden. Falls kein CT zur Verfügung steht, könnte eine Sonografie nach DICKIE et al. (2003), GRIFFITHS et al. (2003) und KING et al. (2012) sich als besser geeignet erweisen als das Röntgen. Eine Füllung der Bulla tympanica ist als erstes Anzeichen einer akuten Otitis media beim Kaninchen zu werten und stellt daher eine wichtige Diagnose dar, um ein Fortschreiten der Erkrankung durch eine frühzeitige Therapie zu gewährleisten (KING et al. 2012). Eine sterile Füllung der Bulla tympanica im

Röntgenbefunde auffällig. Dies könnte durch eine Überlagerung mit anderen weichteildichten Strukturen bedingt sein, bei Widderkaninchen kämen hierfür v.a. die Schlappohren als Unterschied zu den Stehohrkaninchen in Betracht. Bei den Widderkaninchen waren so 51,43 % der rechten Röntgenbefunde und 59,1 % der linken falsch-positiv. Daher sollte vor einer evtl. Operation eine CT angeraten werden, um die chirurgische Eröffnung einer gesunden Bulla zu vermeiden. Falls kein CT zur Verfügung steht, könnte eine Sonografie nach DICKIE et al. (2003), GRIFFITHS et al. (2003) und KING et al. (2012) sich als besser geeignet erweisen als das Röntgen. Eine Füllung der Bulla tympanica ist als erstes Anzeichen einer akuten Otitis media beim Kaninchen zu werten und stellt daher eine wichtige Diagnose dar, um ein Fortschreiten der Erkrankung durch eine frühzeitige Therapie zu gewährleisten (KING et al. 2012). Eine sterile Füllung der Bulla tympanica im