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8.4 Mikrobiologie

8.4.1 Stehohrkaninchen

8.4.1.1 Ergebnisse der zytologischen Ausstriche

Insgesamt wurde bei allen 31 Kaninchen aus der prospektiven Untersuchung jeweils ein zytologischer Abstrich aus linkem und rechtem Ohr entnommen und untersucht.

Die Ergebnisse sind in Tabelle 29 zusammengefasst.

Tabelle 29: Ergebnisse der zytologischen Abstriche von Stehohrkaninchen (n = 31)

Zytologie Gehörgang Linkes Ohr Rechtes Ohr

Ja Nein Ja Nein Bakterien nachgewiesen werden. In 96 % (25/26) der Fälle waren die Bakterien von kokkoider Gestalt. In einem Fall wurden nur Stäbchen, bei zwei weiteren Fällen wurden Stäbchen zusätzlich zu den kokkoiden Bakterien nachgewiesen. In einem

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rechten Ohr zeigten sich zahlreiche neutrophile Granulozyten, weshalb hier eine eitrige Entzündung diagnostiziert und das Tier von der Beschreibung der physiologischen Flora ausgeschlossen wurde. Bei diesem Tier handelte es sich nicht um das Tier, bei dem makroskopisch Eiter vermutet worden war.

8.4.1.2 Physiologische Flora

Insgesamt konnten 30 Stehohrkaninchen in der speziellen Untersuchung der Ohren, der speziellen Bildgebung der Ohren und der zytologischen Untersuchung als ohrgesund definiert werden. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen dieser Kaninchen wurden als physiologische Mikroflora des Stehohrkaninchens gewertet. Die Ergebnisse sind in Abbildung 45 zusammengefasst.

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Abbildung 45: Mikroflora gesunder Stehohrkaninchen (n = 30)

Es konnten aus 26 Tupferproben (87 %) insgesamt 45 Bakterienspezies isoliert werden. Nur 4 Tupferproben (13 %) lieferten kulturell keinen bakteriellen Befund. In keiner der Proben konnten Pilze oder obligat anaerobe Bakterien gefunden werden.

Die isolierten Bakterien gehörten insgesamt 9 Gattungen an, wobei 2 Gattungen (coliforme und coryneforme Bakterien) nicht exakt differenziert werden konnten.

Grampositive Bakterien waren mit 6 Gattungen und 42 Isolaten (93 %) vertreten, wohingegen gramnegative Bakterien nur mit 3 Isolaten (7 %) aus 3 Gattungen vorkamen. Abbildung 46 veranschaulicht diese Aufteilung. Alle drei gramnegativen

0 2 4 6 8 10 12 14

Mikroflora gesunder Stehohrkaninchen

Anzahl Isolate

119

Isolate kamen bei verschiedenen Kaninchen, aber jeweils in einer Mischflora mit grampositiven Bakterien, vor. Somit waren bei allen Kaninchen, die einen positiven Bakteriennachweis hatten, grampositive Erreger nachweisbar. Die physiologische Mikroflora des Kaninchenohres liegt also deutlich im grampositiven Bereich.

Abbildung 46: Aufteilung der Isolate bei gesunden Stehohrkaninchen (n = 30)

Insgesamt lag bei 53 % (16/30) der Kaninchen eine mikrobielle Mischflora aus 2-3 Mikroorganismen vor. Bei 33 % (10/30) war nur eine Bakteriengattung nachweisbar.

Die Aufteilung ist in Abbildung 47 ersichtlich.

Abbildung 47: Anzahl der Bakterienisolate je gesundem Stehohrkaninchen (n = 30)

120

Der Keimgehalt lag bei 84 % (38/45) der Isolate bei geringgradig und die restlichen 16 % (10/45) waren mittelgradig. Damit lag in keinem Fall ein hochgradiger Bakteriengehalt vor, wie Abbildung 48 zeigt.

Abbildung 48: Keimgehalte bei Isolaten von gesunden Stehohrkaninchen (n = 30) 8.4.1.3 Flora bei pathologischen Veränderungen

Im gesamten retrospektiven Auswertezeitraum von 2010 bis 2018 konnte nur ein einziges Stehohrkaninchen mit einer mikrobiologisch untersuchten Otitis gefunden werden. Zusätzlich lag aus der prospektiven Untersuchung ein Zufallsbefund einer Otitis externa vor. Diese war allerdings nur geringgradig, da sie klinisch nicht auffällig war, sondern nur durch die zytologische Untersuchung nachgewiesen wurde. Dem Kaninchen mit der klinischen Otitis media et interna et externa wurde Probenmaterial mittels Mikrobiologietupfer intra operationem aus der eröffneten Bulla entnommen.

Bei diesem Tier waren koagulasenegative Staphylokokken und Pelistega species mit jeweils hochgradigem Keimgehalt sowie S. aureus mit mittelgradigem Keimgehalt nachweisbar. Bei dem zweiten Kaninchen lag eine Infektion mit einem hochgradigen Gehalt an P. multocida vor. Vorberichtlich lag bei diesem Tier eine chronische Kaninchenschnupfenerkrankung vor. Damit waren bei den beiden erkrankten Tieren gramnegative und grampositive Keime zu gleichen Teilen vertreten.

121 8.4.2 Widderkaninchen

Insgesamt wurden 54 Proben von Widderkaninchen mikrobiologisch untersucht, allerdings wurden zwei Kaninchen zweimal und ein Kaninchen dreimal aus klinischen Gründen beprobt, sodass insgesamt 50 Widderkaninchen beprobt wurden. Davon stammen 30 Proben aus der prospektiven Untersuchung. Die drei mehrfach beprobten Kaninchen waren auch Teil der prospektiven Untersuchung. Die Mehrfachbeprobungen fanden aus klinischen Gründen zu einem späteren Zeitpunkt statt. Daher liegen auch von 23 Tieren mikrobiologische Ergebnisse vor, die aufgrund einer Erkrankung der Ohren beprobt worden sind. 10 Tupferproben wurden intraoperativ aus der eröffneten Bulla (laterale Bullaosteotomie) entnommen. Daher werden im Folgenden die mikrobiologischen Befunde von ohrerkrankten Kaninchen getrennt nach Otitis externa und Otitis media beschrieben. Das durchschnittliche Alter der Kaninchen lag bei 4,18 Jahren (1-9 Jahre) und das durchschnittliche Gewicht bei 2363 g (1380-6514 g). Es handelte sich um 16 weibliche Kaninchen, davon waren 8 Tiere kastriert, und 34 männliche Kaninchen, wovon 29 kastriert waren.

Die Indikation für die Durchführung einer CT lag bei 21 (70 %) Kaninchen der prospektiven Untersuchung und bei einem (4 %) Tier der retrospektiven Auswertung in einer Zahnerkrankung. Bei weiteren 6 (20 %) Tieren der prospektiven Untersuchung und 16 (70 %) Kaninchen der retrospektiven Auswertung war eine Ohrerkrankung die Ursache für die CT. 3 (10 %) Kaninchen der prospektiven Untersuchung und ein (4 %) Tier der retrospektiven Untersuchung wurden aus sonstigen Gründen (Umfangsvermehrung, Verlegung Nasenhöhle, Wirbelfraktur, Atemgeräusch) einer CT unterzogen. Bei 5 (22 %) Widderkaninchen der retrospektiven Auswertung wurde keine CT durchgeführt.

Die Ergebnisse der adspektorischen Ohruntersuchung der 30 Widderkaninchen aus der prospektiven Untersuchung sind in Tabelle 30 zusammengefasst.

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Tabelle 30: Ergebnisse der makroskopischen Befunde der Ohruntersuchung bei Widderkaninchen (n = 30)

Ohrgrund: Linkes Ohr Rechtes Ohr

Ja Nein Ja Nein

Ohrmuschel: Linkes Ohr Rechtes Ohr

Ja Nein Ja Nein

Gehörgang Linkes Ohr Rechtes Ohr

Ja Nein Ja Nein

Zerumen makroskopisch 26 4 26 4

Eiter makroskopisch 18 12 20 10

Rötung Schleimhaut 0 30 1 29

Blutungsneigung ohne Manipulation 0 30 0 30

Blutungsneigung bei Manipulation 1 29 1 29

Verengung des Gehörgangs 26 4 24 6

123

Bei 17 % (5/30) sowohl der rechten als auch der linken Ohren lag eine pathologische Umfangsvermehrung des Ohrgrundes vor. Dabei handelte es sich in allen Fällen um einen Ohrgrundabszess. 7 % (4/60) der Kaninchen reagierten schmerzhaft auf die Palpation des Ohrgrundes. Bei insgesamt 3 von 60 (5 %) Ohren war Eiter makroskopisch schon an der Ohrmuschel sichtbar. Bei 87 % (52/60) der Widderohren lag makroskopisch Zerumen vor. Bei 60 % (18/30) der linken Ohren und bei 67 % (20/30) der rechten Ohren war makroskopisch Eiter erkennbar. Die Gehörgänge wurden bei 87 (26/30) der linken und 80 % (24/30) der rechten Ohren subjektiv als verengt eingeschätzt. Nur bei einem einzigen Tier war das Trommelfell einsehbar.

8.4.2.1 Ergebnisse der zytologischen Ausstriche

Bei allen 30 Widderkaninchen aus der prospektiven Untersuchung wurde jeweils Probenmaterial für einen zytologischen Ausstrich aus dem linken und rechten Ohr entnommen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in Tabelle 31 zusammengefasst.

Tabelle 31: Ergebnisse der zytologischen Abstriche von Widderkaninchen (n = 30)

Zytologie Gehörgang Linkes Ohr Rechtes Ohr

Ja Nein Ja Nein (10 %) linken Ohren waren zusätzlich auch Stäbchenbakterien erkenntlich.

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Neutrophile Granulozyten waren in 63 % (19/30) der linken Ohren und 53 % (16/30) der rechten Ohren nachweisbar. Lymphozyten kamen in 23 % (7/30) der linken Ohren und 43 % (13/30) der rechten Ohren vor. Außerdem waren in insgesamt 3 (5 %) Ohren Erythrozyten auffindbar.

8.4.2.2 Physiologische Flora

Insgesamt konnten 12 Widderkaninchen in der speziellen Untersuchung der Ohren, der speziellen Bildgebung der Ohren und der zytologischen Untersuchung als ohrgesund definiert werden. Einzig abweichender Befund, der auch als ohrgesund gewertet wurde, war eine weichteilisodense Füllung des äußeren Gehörgangs, wenn sich diese Füllung zytologisch als Zerumen herausstellte. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen dieser Kaninchen wurden als physiologische Mikroflora des Widderkaninchens gewertet. Die Ergebnisse sind in Abbildung 49 zusammengefasst.

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Abbildung 49: Mikroflora gesunder Widderkaninchen (n = 12)

Aus 11 (92 %) Tupferproben konnten insgesamt 27 Bakterienspezies isoliert werden.

Eine Probe lieferte kulturell keinen bakteriologischen Befund. In keiner der Proben konnten Pilze oder obligat anaerobe Bakterien gefunden werden. Die isolierten Bakterien gehörten 10 Gattungen an, wobei 2 Gattungen (coliforme und coryneforme Bakterien) nicht exakt differenziert werden konnten. Grampositive Bakterien waren mit 6 Gattungen und 22 Isolaten (82 %) vertreten. Gramnegative Bakterien waren mit 4 Gattungen und 5 Isolaten (18 %) vorhanden. Diese Aufteilung ist in Abbildung 50 dargestellt. Alle gramnegativen Isolate kamen in einer Mischflora mit grampositiven Keimen vor. Allein drei der 5 gramnegativen Isolate stammten von demselben Kaninchen.

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Abbildung 50: Aufteilung der Isolate bei gesunden Widderkaninchen (n = 12)

Bei 58 % (7/12) der Kaninchen lag eine bakterielle Mischflora aus 2-5 Isolaten vor und bei 33 % (4/12) war nur eine Bakteriengattung nachweisbar. Abbildung 51 zeigt diese Aufteilung.

Abbildung 51: Anzahl der Bakterienisolate je gesundem Widderkaninchen (n = 12) Der Keimgehalt lag bei 67 % (18/27) der Isolate bei geringgradig, bei 26 % (7/27) lag ein mittelgradiger Gehalt vor und bei 7 % (2/27) war ein hochgradiger Keimgehalt nachweisbar, wie Abbildung 52 zeigt.

127

Abbildung 52: Keimgehalte bei Isolaten von gesunden Widderkaninchen (n = 12) 8.4.2.3 Flora bei pathologischen Veränderungen des äußeren Gehörgangs Bei 29 Widderkaninchen lag eine Pathologie des äußeren Gehörgangs vor. Diese bestand entweder aus eitrigem Sekret innerhalb des Gehörgangs oder in einem Ohrgrundabszess. 18 Tiere (62 %) stammten aus der prospektiven Untersuchung, bei diesen Tieren wurde das Vorliegen von Eiter im äußeren Gehörgang zytologisch bestätigt. Bei den Tieren aus den klinischen Fällen lag keine zytologische Bestätigung vor. 2 Tiere aus der prospektiven Untersuchung wurden im Laufe des Untersuchungszeitraums wiederholt aus klinischen Gründen mikrobiologisch beprobt, davon ein Tier zweimal. Daher liegen von 29 Tieren insgesamt 32 mikrobiologische Untersuchungen vor. Die wiederholten Untersuchungen ergaben in allen drei Fällen ein anderes mikrobiologisches Ergebnis. Die Ergebnisse sind in Abbildung 53 zusammengefasst. Als sonstige Erreger sind aus Gründen der Übersichtlichkeit folgende Keime, die jeweils mit nur einem Isolat vorlagen, zusammengefasst: Hefen, Serratia liquefaciens, P. multocida, Enterobacter cloacae, Propionibacterium avidum, Parvimonas micra, anhämolysierende Streptokokken, nicht näher differenzierte gramnegative Bakterien und grampositive pleomorphe stäbchenförmige Bakterien.

128

Abbildung 53: Mikroflora an einer Otitis externa erkrankter Widderkaninchen (n = 32)

Aus 97 % (31/32) der Tupferproben konnten ingesamt 57 Isolate gewonnen werden.

Nur bei einem Tier war kein bakterielles Keimwachstum nachweisbar. Bei einem Tier (3 %) war ein Hefepilz nachweisbar. Dies war der einzige Pilznachweis in der gesamten Untersuchung. Die isolierten Bakterien gehörten insgesamt 16 Gattungen an, wobei 3 Gattungen (coryneforme Bakterien; grampositive pleomorphe stäbchenförmige Bakterien und gramnegative Bakterien) nicht näher charakterisiert werden konnten. Grampositive Bakterien waren mit 9 Gattungen und 42 (75 %) Isolaten vertreten. Gramnegative Bakterien lagen in 7 Gattungen und 14 (25 %) Isolaten vor. Davon traten drei 3 Isolate (Pasteurella spp., Prevotella spp. und Enterobacter cloacae) ohne grampositive Mischflora auf und bei einem Tier zwei

129

gramnegative Bakterienspezies (P. multocida und Serratia liquefaciens) zusammen.

Die restlichen 11 gramnegativen Isolate traten jeweils in einer Mischflora mit grampositiven Keimen auf. Obligat anaerobe Bakterien waren in 9 (16 %) Isolaten aus 5 Gattungen nachweisbar. Abbildung 54 veranschaulicht diese Aufteilung.

Abbildung 54: Aufteilung der Isolate bei an einer Otitis externa erkrankten Widderkaninchen (n = 32)

Bei 50 % (16/32) der Proben lag eine mikrobielle Mischflora aus mindestens zwei Mikroorganismen vor. Bei 47 % (15/32) war nur eine Bakterienspezies nachweisbar (Abbildung 55).

130

Abbildung 55: Anzahl der Mikroorganismenisolate je Probe aus dem äußeren Gehörgang von erkrankten Widderkaninchen (n = 32)

Der Keimgehalt lag bei nur 28 % und 26 % der Isolate bei geringgradig bzw.

mittelgradig. Mit 46 % lag fast die Hälfte der Isolate mit einem hochgradigen Keimgehalt vor (Abbildung 56).

Abbildung 56: Keimgehalte bei Isolaten von an einer Otitis externa erkrankten Widderkaninchen (n = 32)

131

8.4.2.4 Flora bei pathologischen Veränderungen der Bulla tympanica

Bei 10 Kaninchen wurde im Untersuchungszeitraum eine laterale Bullaosteotomie durchgeführt, wobei eine mikrobiologische Probe aus der Bulla tympanica entnommen wurde. Alle Tiere waren aufgrund einer weichteildichten Verschattung in der Computertomografie operiert worden. Eine Übersicht über die aus der Bulla isolierten Keime gibt Abbildung 57.

Abbildung 57: Mikroflora der pathologisch-veränderten Bulla tympanica bei Widderkaninchen (n = 10)

Aus 50 % (5/10) der Tupferproben konnten 7 Isolate gewonnen werden, damit war bei der Hälfte der Tiere kein bakterielles Wachstum nachweisbar. Grampositive Keime sind hier mit 2 Gattungen und 5 (71 %) Isolaten und gramnegative Bakterien mit 2 (29 %) Isolaten aus 2 Gattungen vertreten. Bei einem Tier lag mit Bordetella bronchiseptica eine rein gramnegative Infektion vor, während an allen anderen S.

aureus als grampositiver Keim beteiligt war. Fusobacterium spp. waren als Anaerobier an einer Mischinfektion beteiligt. Bei vier Tieren war jeweils nur ein Keim nachweisbar und nur bei einem Tier konnten drei Bakterienspezies isoliert werden. 6 (86 %) Isolate lagen mit einem hochgradigen Keimgehalt vor. Nur Bordetella bronchiseptica war geringgradig nachweisbar (Abbildung 58).

132

Abbildung 58: Keimgehalte bei Isolaten aus pathologisch-veränderten Bullae tympanicae von Widderkaninchen (n = 10)

8.4.3 Vergleichende Darstellung

8.4.3.1 Ergebnisse der speziellen Untersuchung

Bei der speziellen Untersuchung war bei 10 Widderohren palpatorisch eine Umfangsvermehrung im Bereich des Ohrgrundes feststellbar, dies war bei keinem Stehohr der Fall, was einen höchst signifikanten Unterschied darstellt (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0005). Bei den Parametern Verletzung der Ohrmuschel und makroskopisch sichtbarer Eiter in der Ohrmuschel zeigte sich ebenfalls ein Unterschied, dieser war jedoch in beiden Fällen nicht statistisch signifikant (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0555 bzw. p = 0,1159). Allerdings waren beide Parameter bei keinem einzigen Stehohr positiv, sondern traten nur bei Widderkaninchen auf (siehe Abbildung 59).

133

Abbildung 59: Häufigkeiten ausgewählter Parameter der Ohrmuschel bei Stehohr- und Widderkaninchen (Exakter Test nach Fisher, *** = p < 0,001)

Bei der Adspektion des Gehörgangs zeigte sich ein höchst signifikanter Unterschied bei den Parametern Verengung des Gehörgangs und Einsehbarkeit des Trommelfells (Exakter Test nach Fisher, p < 0,0001). Nur bei einem Stehohrkaninchen wurden beide Gehörgänge (3,23 %) subjektiv als verengt eingeschätzt, wohingegen bei den Widderkaninchen 83,33 % der Gehörgänge eine Verengung aufwiesen. Daraus folgend war bei nur einem Widder einseitig das Trommelfell einsehbar (1,67 %). Bei Stehohren konnte das Trommelfell bei 35,48 % der Ohren eingesehen werden (siehe Abbildung 60).

134

Abbildung 60: Häufigkeiten der Verengung des Gehörgangs und Einsehbarkeit des Trommelfells bei Stehohr- und Widderkaninchen (Exakter Test nach Fisher, *** = p <

0,001)

8.4.3.2 Ergebnisse der zytologischen Ausstriche

Bei den Befunden der zytologischen Ausstriche der Stehohr- und Widderkaninchen zeigt sich eine ähnliche Häufigkeit bei den Parametern Epithelzellen, Zerumen und Bakterien. Erythrozyten waren bei keinem Stehohrkaninchen aber bei drei Widderkaninchen (5 %) im Ausstrich sichtbar, allerdings war dieser Unterschied im Exakten Test nach Fisher nicht signifikant. Neutrophile Granulozyten und Lymphozyten wiesen einen höchst signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kaninchengruppen auf (χ2-Test, p < 0,0001). Der Vergleich der zytologischen Ausstriche ist in Abbildung 61 dargestellt.

135

Abbildung 61: Vergleich der zytologischen Befunde bei Stehohr- und Widderkaninchen (χ2-Test, *** = p < 0,001)

Außerdem wurden die Befunde ´´Eiter makroskopisch im Gehörgang sichtbar`` und

´´Eiter zytologisch im Abstrich nachweisbar`` bei Widderkaninchen verglichen. Dabei bezeichnet Eiter mikroskopisch sichtbar den zytologischen Befund von im Ausstrich vorhandenen neutrophilen Granulozyten. Die Ergebnisse der beiden Parameter sind in Tabelle 32 zusammengefasst. Der McNemar-Test zeigte keinen signifikanten Unterschied der Verteilungen (p = 0,4386). Der Konkordanzindex Kappa zeigt mit einem Wert von 0,4767 knapp eine deutliche Übereinstimmung. Die Sensitivität der makroskopischen Beurteilung von Eiter lag bei 82,86 %. Die Spezifität lag bei 64 %.

136

Tabelle 32: Vergleich der Parameter Eiter makroskopisch und mikroskopisch bei Widderkaninchen

Widder Eiter makroskopisch

Summe

ja nein

Eiter mikroskopisch

Häufigkeit 29 6 35

ja % Zeile 82,86 17,14 100

nein Häufigkeit 9 16 25

% Zeile 36,00 64,00 100

Summe Häufigkeit 38 22 60

137 8.4.3.3 Physiologische Flora

Die Mikroflora bei gesunden Stehohrkaninchen und gesunden Widderkaninchen wies im χ²-Test und im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede auf, so dass für weitere Berechnungen diese beiden Gruppen zusammengefasst wurden. In Abbildung 62 ist die physiologische Flora beider Kaninchengruppen im Vergleich dargestellt.

Abbildung 62: Mikroflora gesunder Stehohrkaninchen (n = 30) und gesunder Widderkaninchen (n = 12)

138 8.4.3.4 Pathologische Flora

Die pathologische Flora bei einer Otitis externa zwischen Stehohr- und Widderkaninchen zeigte im χ²-Test und im exakten Test nach Fisher keine signifikanten Unterschiede. Auch bei einer Otitis media waren keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Daher wurden beide Kaninchengruppen zu jeweils einer Gruppe mit Otitis externa und Otitis media zusammengefasst. Die Häufigkeit der einzelnen Isolate zeigte auch bei diesen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Allerdings kam der Befund kein bakterieller Keimgehalt bei den Kaninchen mit einer Otitis media hoch signifikant häufiger vor (Exakter Test nach Fisher, p = 0,0022). Abbildung 63 zeigt alle bei einer Otitis media nachgewiesenen Erreger im Vergleich zu Kaninchen mit einer Otitis externa.

Abbildung 63: Vergleich der Isolate bei Kaninchen mit einer Otitis media zu Kaninchen mit einer Otitis externa (Exakter Test nach Fisher, ** = 0,001 ≤ p < 0,01) Für die weitere Auswertung wurden Kaninchen mit Otitis media und Kaninchen mit einer Otitis externa zu einer Gruppe erkrankter Kaninchen zusammengefasst und mit der Mikroflora gesunder Kaninchen verglichen. Signifikante Unterschiede lagen vor allem bei den Bakterienisolaten vor, die besonders häufig bei den gesunden Tieren

139

nachgewiesen wurden (siehe Abbildung 64). So wurden koagulasenegative Staphylokokken (χ2-Test, p = 0,0173) und Enterokokken (χ2-Test, p = 0,01) signifikant häufiger bei gesunden Kaninchen nachgewiesen. Bei alpha-hämolysierenden Streptokokken (χ2-Test, p = 0,0079) und Bacillus sp. (χ2-Test, p = 0,0051) war dieser Unterschied hochsignifikant. Nur S. aureus war bei erkrankten Kaninchen signifikant häufiger nachweisbar als bei gesunden Kaninchen, dieser Unterschied war mit einem p = 0,0005 im χ2-Test sogar höchst signifikant.

Abbildung 64: Vergleich ausgewählter Isolate bei ohrerkrankten und gesunden Kaninchen (χ2-Test, * = 0,01 ≤ p ≤ 0,05; ** = 0,001 ≤ p < 0,01; *** = p < 0,001)

Anaerobe Bakterien konnten bei 7 erkrankten Kaninchen, aber bei keinem gesunden Kaninchen festgestellt werden. Dieser Unterschied war im Exakten Test nach Fisher mit p = 0,0122 statistisch signifikant. Außerdem war bei erkrankten Kaninchen die Keimflora signifikant in den gramnegativen Bereich verschoben (siehe Abbildung 65).

Es waren sowohl auffällig weniger grampositive Isolate bei erkrankten Kaninchen nachweisbar als auch signifikant mehr gramnegative Isolate (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, p = 0,0397 und p = 0,0382).

140

Abbildung 65: Vergleich des gramnegativen und grampositiven Keimspektrums bei erkrankten und gesunden Kaninchen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, * = 0,01 ≤ p ≤ 0,05)

Auch die Keimgehalte der beiden Gruppen unterscheiden sich im Bereich geringgradig und hochgradig (siehe Abbildung 66) höchst signifikant. Geringgradige Keimgehalte überwiegen bei Isolaten aus gesunden Kaninchen, während hochgradige Keimgehalte bei erkrankten Kaninchen überwiegen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, p < 0,0001).

141

Abbildung 66: Vergleich der Keimgehalte nachgewiesener Isolate bei erkrankten und gesunden Kaninchen (Wilcoxon Zwei-Stichprobentest, *** = p < 0,001)

142

9 Diskussion

9.1 Klinische Bildgebung

9.1.1 Röntgen

Über eine unterschiedliche Beurteilbarkeit der Gehörgänge bei verschiedenen Kaninchenrassen liegen in der Literatur bisher keine Berichte vor. Das Röntgen zeigte sich in der eigenen Untersuchung als gut geeignet um Füllungen (weichteildichte Röntgenverschattungen) und Knochenveränderungen der Bulla tympanica zu beurteilen, da mit Ausnahme von einem Kaninchen bei allen 216 untersuchten Tieren beide Parameter beurteilbar waren. Dies deckt sich auch mit den Empfehlungen aus der Literatur, bei Verdacht auf eine Veränderung des Mittelohres, Röntgenbilder zur Diagnostik anzufertigen (GIRLING 2006; CHOW 2011; RAFTERY 2013). Die Gehörgänge waren deutlich schlechter beurteilbar. Hier führten selbst bei optimaler Lagerung auftretende Überlagerungen mit anderen Strukturen des Kopfes zu einer fehlenden Beurteilbarkeit. So könnte hier eine Füllung des Gehörgangs mit überlagernden Weichteilen (z.B. aufgrund der kollabierten Gehörgangswand beim Widder) zu einer fehlenden Abgrenzbarkeit des Gehörganglumens geführt haben. Diese Ansicht wurde durch die signifikant geringere Beurteilbarkeit des Gehörgangs bei Widderkaninchen bestätigt (siehe 7.1.6.2). Die Lagerung der untersuchten Kaninchen entsprach der in der Literatur empfohlenen dorsoventralen Aufnahme für die Beurteilung der knöchernen Strukturen des Ohres (GIRLING 2006; SILVERMAN u. TELL 2008; MAYER 2011).

RAFTERY (2013) hält auch die dorsoventrale Aufnahme zur Darstellung der äußeren Gehörgänge für geeignet, allerdings nur im Hinblick auf eine Beurteilbarkeit der knöchernen Strukturen. Er gibt außerdem an, dass bei Pathologien des äußeren Gehörgangs, dieser aufgrund von Auflösung der knöchernen Strukturen oder Füllung nicht mehr einsehbar sein kann. Die im Röntgenversuch zusätzlich durchgeführten Projektionen führten zu keiner verbesserten Darstellbarkeit. Die kraniokaudale, von JEKL (2013) als rostrokaudale beschriebene Projektion wurde in der Hoffnung durchgeführt dadurch die Gehörgänge darstellen zu können. Dies gelang jedoch

143

nicht. Erst durch eine leichte Kippung der Nase nach dorsal ließen sich die Mittelohren und Gehörgänge darstellen. Auch KING et al. (2010a) konnten die Bullae in einer rostrokaudalen Aufnahme aufgrund einer vollständigen Überlagerung mit den Molaren des Oberkiefers nicht darstellen. Auch bei Ihnen wurde erst durch eine Winkelung ab 30° sowohl nach dorsal als auch nach ventral die Bulla tympanica wieder darstellbar (KING et al. 2010b). HAMMOND et al. (2010) konnten in ihrer Studie im Vergleich einer dorsoventralen Aufnahme und zweier um 40° verkippter Röntgenaufnahmen keine Verbesserung in der Genauigkeit der Diagnose einer Bullafüllung nachweisen.

JEKL (2013) beschreibt die Kanalografie, also die Darstellung des Gehörgangs und der Bulla mit positivem Kontrastmittel, als gute Methode, um ein rupturiertes Trommelfell zu diagnostizieren. Auch empfiehlt er eine ausgiebige Massage des Ohres, damit das Kontrastmittel bis an das Trommelfell gelangen kann in Verbindung mit einem Verstopfen der Gehörgänge, um einen Abfluss zu verhindern. In den eigenen Untersuchungen führte der Verschluss der Gehörgänge allerdings bei einigen Tieren zur Ruptur des Trommelfells, vermutlich durch eine dadurch erhöhte Druckentwicklung im Gehörgang. Dies war auch akustisch als Ploppgeräusch hörbar.

Allerdings wurden die eigenen Versuche an toten und zwischenzeitlich eingefrorenen Tieren vorgenommen, so dass dadurch eine Schädigung des Trommelfells eingetreten war. Außerdem blieben in den eigenen Untersuchungen trotz umfangreicher Massage in einigen Fällen Bereiche des Gehörgangs frei bzw. das Trommelfell wurde nicht vom Kontrastmittel erreicht, weil Lufteinschlüsse dies verhinderten. Daher besteht bei dieser Technik den eigenen Ergebnissen zufolge immer auch die Gefahr, ein rupturiertes Trommelfell nicht zu erkennen. Weiterhin kann aufgrund eines kontrastmittelfreien Bereiches eine Umfangsvermehrung im Gehörgang fälschlicherweise vermutet werden. Auch beim Hund liegen vergleichbare Resultate vor. So konnten TROWER et al. (1998) eine fehlende Kontrastmittelfüllung der Bulla bei 42 % der mittels Otoskopie diagnostizierten rupturierten Trommelfelle

Allerdings wurden die eigenen Versuche an toten und zwischenzeitlich eingefrorenen Tieren vorgenommen, so dass dadurch eine Schädigung des Trommelfells eingetreten war. Außerdem blieben in den eigenen Untersuchungen trotz umfangreicher Massage in einigen Fällen Bereiche des Gehörgangs frei bzw. das Trommelfell wurde nicht vom Kontrastmittel erreicht, weil Lufteinschlüsse dies verhinderten. Daher besteht bei dieser Technik den eigenen Ergebnissen zufolge immer auch die Gefahr, ein rupturiertes Trommelfell nicht zu erkennen. Weiterhin kann aufgrund eines kontrastmittelfreien Bereiches eine Umfangsvermehrung im Gehörgang fälschlicherweise vermutet werden. Auch beim Hund liegen vergleichbare Resultate vor. So konnten TROWER et al. (1998) eine fehlende Kontrastmittelfüllung der Bulla bei 42 % der mittels Otoskopie diagnostizierten rupturierten Trommelfelle