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4 Messung des technischen Fortschritts

4.2 Output-Konzepte

4.2.2 Methoden der Outputforschung

Für die konkrete statistische Erfassung von Output-Indikatoren gibt es vier Methoden25 1. Erfassung der Anzahl Innovationen durch schriftliche Befragung von Experten

2. Erfassung der Anzahl Innovationen durch persönliche Befragung von Experten (Interviews)

3. Erfassung der Anzahl Innovationen durch Auswertung von Patenten

4. Erfassung der Anzahl Innovationen durch Auswertung der Fachpresse (Handels- und Gewerbezeitungen und -zeitschriften, Branchenpublikationen usw.).

Die erste Methode ist weit verbreitet und wurde bis jetzt von zahlreichen Ländern angewandt26. Dank ihrer Verbreitung konnte sie auch im Hinblick auf ihre Vor- und Nachteile

24 Für eine Übersicht der amerikanischen empirischen Literatur s. Link (1987).

25 Ich stütze mich hier auf die Unterlagen von zwei internationalen Tagungen zu diesem Thema. Die eine wurde von der OECD im Dezember 1990 in Paris und die andere vom European Community Joint Research Center in Ispra (Italien) am 28.-29. November 1991 organisiert. Eine Übersicht und eine kritische Auseindersetzung mit den Output-Konzepten ist in Hansen (1985), Smith (1988), Kleinknecht/Reijnen (1991) und Klein-knecht/Bain (1993) zu finden.

26 Beispiele davon sind Deutschland (IFO-Institut in München, Scholz), Österreich (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Volk), Frankreich ("Centre d'Etudes des Techniques Economiques Modernes", Piatier), Italien (Archibughi und Sirilli), USA (Hansen), Kanada (De Bresson), Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden (koordiniert von Smith) und Holland (Kleinknecht). Zu einer ausführlichen Beschreibung dieser Erhebungen s. OECD (1990).

45 ausgewertet werden. Hier seien einige, damit zusammenhängende Probleme aufgeführt (vgl.

OECD 1990 und Kleinknecht/Reijnen 1993):

- Viele der befragten (insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen) haben das Problem, laufende Innovationen von einfachen Produktdifferenzierungen zu unterscheiden.

- In vielen Unternehmen, v.a. in "reifen" Branchen, sind Innovationen oft das Ergebnis einer kontinuierlichen und langsamen Suche nach Verbesserungen existierender Produkte bzw. Prozesse (z.B. Suche nach grösserer Sicherheit oder Energieeffizienz usw.). In diesen Fällen ist es für die befragten Unternehmen schwierig, zu einem gegebenen Zeitpunkt die Anzahl Innovationen genau anzugeben. Auf der anderen Seite sind gewisse Grossunternehmen auch in High-Tech-Branchen (wie Philips oder Schell im Falle der holländischen Befragung, vgl. Kleinknecht/Reijnen 1993) nicht in der Lage gewesen, die genaue Anzahl ihrer Produkt- bzw. Prozessinnovationen zu ermitteln. (Vermutlich ist der Grund dafür darin zu suchen, dass die Befragten keinen Überblick über die Innovationstätigkeit in ihren weltweit tätigen Konzernen hatten.)

- In bestimmten Fällen besteht die Gefahr, divergierende Angaben bezüglich der Anzahl Innovationen von Mitarbeitern des gleichen Unternehmens zu erhalten (vgl. Kleinknecht/

Reijnen 1993). Der Grund dafür könnte darin liegen, dass sie beispielsweise eine unterschiedliche Wahrnehmung ihrer technologischen Umwelt, eine unterschiedliche Definition des Begriffs "Innovation" oder einen unterschiedlichen Informationsstand über die Innovationstätigkeit in ihrem Unternehmen besitzen.

- Bei allen schriftlichen Unternehmensbefragungen - und nicht nur bei Innovationserhebungen - sind niedrige Rücklaufquoten zu beobachten.

Viele der oben erwähnten Mängel der ersten Methode können theoretisch durch die zweite Methode ganz oder zumindest teilweise vermieden werden. Will man jedoch die Anzahl Innovationen in einer Volkswirtschaft durch persönliche Befragung (Interviews) von Experten erheben, wie dies ansatzweise von der Science Policy Research Unit (SPRU) in Sussex (England) eine Zeitlang versucht wurde, so müsste man über entsprechend "hohe"

Zeit- und Geldressourcen verfügen. Und gerade wegen dieses Problems kommt diese Methode für viele Forscher nicht in Frage. Auch von Seiten der SPRU wird wegen der hohen Kosten zurzeit gezögert, ihre Datenbank kontinuierlich aufzudatieren.

Nach der dritten Methode soll die Anzahl der Innovationen auf der Grundlage erteilter Patente eruiert werden. Konkret würde man wie folgt vorgehen: Nachdem die Wirtschaftseinheit X ein Patent für die Erfindung Z erworben hat, würde man sie nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne danach fragen, was mit ihrer Erfindung geschehen ist. Nur diejenigen Patenterteilungen, die zu Innovationen (also zur Markteinführung verbesserter bzw. neuer Produkte und Prozesse) geführt haben, werden berücksichtigt; die anderen werden nicht weiter verfolgt. Diese Methode ist bisher in der Praxis noch nicht ausreichend erprobt

worden und kann deshalb noch nicht definitiv beurteilt werden. Dennoch kann man annehmen, dass auch sie kein vollständiges Bild ergibt, da nicht alle Innovationen beim Patentamt angemeldet werden.

Die letzte Methode, bekannt unter dem Namen "Literature-Based Innovation Output Indicators" (vgl. u.a. Kleinknecht /Bain 1993), geht auf Arbeiten der Gellman Research Associates (1976 und 1982) und auf die darauf basierende, spätere Erhebung von Edwards et al. (1984) zurück. In Europa laufen zurzeit mehrere Erhebungen auf dieser Basis, allen voran jene von Holland (Kleinknecht) und Österreich (Fleissner); andere sind in Vorbereitung. Der Grundgedanke dieser Methode kann wie folgt skizziert werden: Die Anzahl Innovationen in einem Land in einer bestimmten Zeitperiode wird aus den relevanten spezialisierten Publikationen ("product news" der "trade journals") ermittelt, in denen sie als Marktneueinführungen erwähnt werden. Es werden dann nach Möglichkeit alle verfügbaren Informationen über diese "Neueinführungen" gesammelt (Name des Erfinders und des einführenden Unternehmens, Unternehmensgrösse, Branche, die Eigenschaften der Innovation usw.). Auch diese Methode hat Vor- und Nachteile. Problematisch ist erstens, dass nur Innovationen berücksichtigt werden, die in der Fachpresse dokumentiert werden, wodurch kleine/laufende (Prozess)Innovationen, die - wie gesagt - einen wichtigen Bestandteil des technischen Fortschritts darstellen, untervertreten sein können. Zweitens entsteht dadurch ein Bias zugunsten von Unternehmen, die entweder eigene PR-Abteilungen besitzen oder sonst einen guten Zugang zur Presse haben, denen es daher besser gelingt, ihre Innovationen in den Medien vorzustellen. Auf der anderen Seite weist diese Methode, verglichen mit Methode 1, u.a. folgende Vorteile auf:

- Die Erhebung der Anzahl Innovationen kann ohne Beanspruchung der Unternehmen erfolgen. Das Problem der niedrigen Rücklaufquoten kann dadurch vermieden werden.

- Die Kosten der Datensammlung können verhältnismässig niedrig gehalten werden, da sie nicht mit hochqualifizierten Fachkräften abgewickelt werden muss.

- Die Datensammlung kann beliebig in die Vergangenheit oder in die Zukunft ausgedehnt werden, was sowohl Zeitreihenanalysen als auch kombinierte Zeitreihen/Querschnittsuntersuchungen ermöglicht.

Bisher wurden die vier Erhebungsmethoden von Output-Indikatoren bewusst einzeln dargestellt. In der Praxis werden sie, dies gilt insbesondere für die Methoden 1, 2 und 3, miteinander kombiniert. So wurden beispielsweise Methode 1 und 2 zwecks Erstellung der SPRU Innovationsdatenbank in England verknüpft; Chris De Bresson (Kanada) hat darüber hinaus die SPRU-Methode durch die 4. Methode erweitert (vgl. OECD 1990b).

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