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met, von ihren vorgefaßten Meinungen gegen das Christenthum und besonders gegen die theologischen Studien so weit zurückkommen, daß

Im Dokument Schleiermacher an Brinckmann. (Seite 76-81)

sie anfangen diese mit jenen zu verbinden. Wenn nun hier unsere

Universität so glänzend zu Stande kommt wie Manche hoffen so

schicken Sie mir fleißig solche von Ihren Zöglingen bei denen ich

das schon gethan finde. Zu Stande kommen irgendwie wird nun

wol diese Universität zu meiner großen Freude. Ich habe diese

ganze Zeit über mit Sehnsucht und Neue auf mein Hallisches Leben

zurückgesehn und wenn ich auch gleich hier einen kleinen Kreis lieber

Schleiermacher an einen Halle'schen Schüler. 177 Zuhörer gefunden habe zum Theil vcn solchen die Halle kurz vor meiner Berufung dorthin verlassen hatten, zum Theil von solchen die noch mit mir da gewesen so habe ich es doch immer vermißt nicht vor wahren Studenten zu reden. Ist nun die Universität erst eröffnet, so werde ich wol auch bald im Stande sein Sie ohne daß Sie gerade hierher kommen in Ihrem dogmatischen Studium zu unterstüzen. Denn nachgerade muß ich doch daran denken meine theologischen Ansichten in Lehrbüchern niederzulegen. Ich werde mit einer Encyclopädie anfangen die wahrscheinlich noch dies Jahr erscheint, und da ich die Dogmatik hier noch einmal wieder gelesen, so werde ich wol wenn ich es noch einmal gethan die Darstellung unternehmen können. Jezt lese ich Grammatik und christliche Sitten­

lehre und mache mir bei dieser Gelegenheit schon einen vorläufigen Entwurf zu künftigen Lehrbüchern. Außerdem habe ich hier noch Geschichte der alten Philosophie vorgetragen (was ich eben in Halle thun wollte als die Zerstörung hereinbrach) und die ans meiner Ethik sich entwickelnde Lehre vom Staat. Da haben Sie eine kleine Uebersicht von meinen Arbeiten. Uebrigenö habe ich, seit ich mich hier fixirt, d. h. seit Neujahr 1808 ein etwas unruhiges Leben ge­

führt, aber von schöner und interessanter Unruhe. Noch im Som­

mer jenes Jahres reiste ich nach Rügen und verlobte mich dort und im Herbst machte ich eine interessante Reise nach Königsberg. Im Frühjahr des legte« Jahres feierte ich auf Rügen meine Hochzeit und im Herbst machte ich noch mit meiner Familie eine Reise nach Schlesien. Dabei hat denn alles Briefschreiben sehr gelitten und hier möchte ich eben meine Entschuldigung anknüpfen wenn ich noch einmal darauf zurückkommen soll. Und nun lassen Sie mich Ihnen danken für Ihr schönes Geschenk, über das ich Ihnen aber noch nichts sagen kann, weil cs nun erst an die Reihe kommen soll unsere Lectüre zu werden. Ihnen Beiträge dazu geben zu können liegt wieder ganz außer dem Gang meiner Beschäftigungen. Ich kann leider gar nicht herausgreifen über vaö was zu meinen vorliegenden Arbeiten unmittelbar gehört, und eine mit Spalding, Heindorf, Butt­

mann und einigen anderen gemeinsame griechische Lectüre ist alles

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Schleiermacher an einen Halle'schen Schüler

schaftliche was ich außerdem betreiben kann. Ihren Predigten sehe ich mit Vergnügen und mit um so mehr Verlangen entgegen als ich Sie von dieser Seite noch nicht kenne und Marwiz mir viel Er­

freuliches von dem Eindruck gesagt hat, den Sie als Prediger machen.

Ich habe auch schon öfter an eine dritte Sammlung gehen wollen, immer aber die gar nicht unbedeutende Zeit nicht finden können, die ich brauche um aus sehr kurzen Entwürfen die Vorträge wieder her­

zustellen. Daß die Rec. in der Jen. L. Z. von Ihnen sei sagte mir Marwiz zuerst. Freilich war mir das plözlich Abgebrochene darin sehr aufgefallen. Aber etwas, was doch Ihnen angehört, war mir auch aufgefallen und ich will es Ihnen nicht verhelen. Nemlich die Zusammenstellung mit Lessing und wenn ich mich nicht irre Spinoza, doch auch jener wäre schon genug, scheint mir in die Recension der Predigten gar nicht zn gehören, und da man bei dieser doch das theol. Publikum vorzüglich im Auge haben muß fürchte ich kann sie nun Ihrer Absicht ganz entgegenwirken. Wenn übrigens Ihre Re­

cension so groß war wie Sie mich selbst vermuthen lassen so konnte sie Eichstädt wol nicht ohne ein großes Mißverhältniß aufnehmen, aber er hätte die nöthige Abkürzung um so mehr in Ihre eigne Hände geben sollen da er Sie so sehr in der Nähe hatte, nicht aber selbst drauf los schneiden; und Sie haben Recht daß Sie nach einer solchen Behandlung mit ihm gebrochen haben. Gebrochen habe ich nun wol nicht mit ihm aber ich bin doch so gut als ganz aus dem Recensiren herausgekommen und glaube schwerlich daß ich mich noch einmal dazu verstehen werde. Es kommt für mich zn wenig Freude und auch zu wenig Gewinn an Kenntniß oder Fertigkeit dabei heraus im Vergleich mit der Mühe die es mir macht, und dabei ist eS mir durchaus unmöglich andere Recensionen zn schreiben als für solche die das Werk selbst genau studirt haben. — Nun leben Sie wohl und sehen Sie dahin, daß wir nie ganz in Unkenntniß von einander kommen.

(N. S.). Marwiz der mir im vorigen Jahre die ersten Nach- richten von Ihnen brachte und kurz nach der Schlacht bei Aspern in östreichische Kriegsdienste ging ist jetzt auf Urlaub hier. Vielleicht

De Wette an Schleiermacher. 179

interessiren Sie noch mehrere ehemalige Commilitonen von denen ich Ihnen noch etwas sagen könnte.

De Wette an Schleiermacher.

Heidelberg, d. 24. July 1810.

Habe ich Ihnen den Ruf nach Berlin zu danken? Ich werde es mündlich von Ihnen erfahren, da ich ihn angenommen habe.

Mit derselben Post erhält der Staatsrath Nicolovius mein Accep- tationsschreiben. Es treibt mich mächtig nach meiner neuen Be­

stimmung hin; ich erwarte dort einen mir angemesseneren Wirkungs­

kreis, als ich hier gehabt habe, in halber Barbareh mit Schwindel­

und Schwebet-Geist versetzt. Doch davon ein Mehreres mündlich!

Eine besondere Beruhigung ist es mir gewesen, den Prof. Butt­

mann hier zu sehen und um Rath fragen zu können. Böckh, der Sie grüßen läßt, hat mir besonders zugeredet, und ich hoffe daß er mir folgen wird. Sollte man seiner nicht bedürfen? Wilken hat den Ruf ausgeschlagen; ich glaube daher, daß noch viele Andere von hier gern nach Berlin gingen. Denn im Ganzen herrscht hier Un­

zufriedenheit. — Die Güte, mit der Sie meinen Brief aufgenom­

men haben, verbindet mich zu besonderin Dank, und die Hoffnung, Ihre Freundschaft zu erhalten, hat viel dazu beygetragen, daß ich den Ruf angenommen habe. Ich hoffe Sie bald zu sehen.

Wilhelm von Humboldt an Schleiermacher.

d. 21. (Mai 1810).

Hätten Sic wol die Güte, mir mit zwei Worten hieneben zu sagen, was Sie von dem Sonntag, vorzüglich in Beziehung auf Berlin halten. Es scheint mir wieder ein bloßer Homiletiker. Mit vorzüglicher Freundschaft Ihr v. H.

Schleiermacher an Wilhelm von Humboldt.

d. 22. (Mai 1810).

Wenn sich doch für die übrigen theologischen Professuren soviel Competenten fänden, als für die praktische! Herr Sonntag hat sich

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Schleiermacher an NicoloviuS.

theils als Kanzelredner bekannt gemacht, theils durch Verbesserung der Liturgie in Liefland, bei beidem aber ist er mehr als zu wün­

schen ist auf das Blendende ausgegangen. Gelehrtes ist mir gar nicht von ihm bekannt. Soll ich zugleich über den Gegenstand meine Meinung sagen: so scheint mir eine besondre Professur der prak­

tischen Theologie nicht einmal wünschenswerth, und weit besser daß dies von denen, die sich mit den theoretischen Disciplinen beschäftigen, beiläufig geschieht.

Schleiermacher an Nicolovius. *)

Sonnabend, d. 10. Juni 1810.

Es thut mir sehr weh daß ich Ihnen inliegenden Brief zuschicken muß. Leider ist das Nein so bestimmt, und in so gar keiner Be­

ziehung auf die von Schmidt geäußerten Wünsche, daß ich alle Hoff­

nung aufgeben muß. Guter Rath wird nun theuer genug sein; wir werden keinen finden der uns diesen ersezen könnte, und uns statt seiner mit mehreren minder trefflichen behelfen müssen. Ich werde indeß fortfahren alles zu thun was in meinen Kräften steht, und bitte Sie nur sich der armen Theologen auch recht kräftig anzu­

nehmen.

Dresden, d. 14. Sept. 1810.

Erst diesen Nachmittag erhalte ich einen vom 6. Sept. datirten Brief von Ammon, den ich lieber ganz beilege als ausziehe. Dem erhaltenen Aufträge gemäß hatte ich ihn gebeten seine Bedingungen zu machen; er hat statt dessen nur, wie Ew. Hochwohlgeborcn sehen werden, seine jezige Lage angegeben, nicht ohne den Wunsch einer Verbesserung, den ich ihm freilich nicht verdenken kann. Meines

Er-*) Nicolovius hatte nach Humboldt's Rücktritt (14. Juni 1810) die interimi­

stische Leitung der Unterrichtssektion übernommen, und damit auch die Leitung der Tommisston ,.zur Einrichtung der Universität" (Uhden, Süvern, Schleier- macher) erhalten.

Schleierinacher an den Freiherrn v. ©teilt.

181 achtens würde man ihm mit Rücksicht auf den Unterschied der Be­

dürfnisse wol. nicht weniger als 2500 Thlr. anbieten müssen; aber ich sehe nicht ein, warum es nicht auch einen Theologen geben soll der so viel erhält. Die Wittwenpension wird das schwierigste sein;

aber ich gestehe gern, ich wünsche sehr dringend daß auch dieser Fall

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