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ber Freund zu der Entscheidung. Das mag Dir wol am meisten Noth gethan haben, endlich einen Entschluß zu fassen und wenn

Im Dokument Schleiermacher an Brinckmann. (Seite 193-197)

Du darüber mit den Braunschweigern einverstanden bist», so

ist wol auch dieses unverkennbar das Beste. Auch Deine

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Schleiermacher an Blanc.

hiesigen Freunde werden nun wol um so eher zur Ruhe kom­

men, als wenn diese Braunschweig'sche Geschichte sich noch lange hin und her gezogen hätte. — Die Eingabe der Braunschweiger hätte wol können etwas kräftiger sein, indeß wage ich keinen Tadel, da ein so geschickter Geschäftsmann wol wissen muß, wie weit er gehen kann, und ob es zweckmäßig war in die wahrscheinliche Rück­

sicht, welche auf die hiesigen Verhältnisse genommen worden ist, selbst hineinzugehen und den Entschluß, das versagte Recht werde weiter gesucht werden, auszusprechen. Denn dieses beides habe ich vermißt. Das Leipziger Gutachten finde ich verständig und um­

sichtig abgefaßt und wünsche nur die Braunschweiger machten es be­

kannt. Warum aber die andern so lange zögern begreife ich nicht.

Es wird jetzt am dritten und letzten Stück der Zeitschrift ge­

druckt. Gern gäbe ich auch noch etwas hinein, aber die immer noch nicht fertige Dogmatik läßt es mir nicht zu. Gott befohlen mein theurer Freund.

Schleiermacher an Blanc.

Berlin, d. 2. Mai 1822.

— Ordentlich schreiben wollte ich erst nach vollendeter Dog­

matik; ich stecke aber leider noch in der Lehre von den Sacramenten, und ich fürchte daß ich aus Ungeduld nachgerade anfange etwas zu schludern. Nun und wie hat Ihnen denn die neuste Cabinetsordre gefallen? *) Um sie kurz und treffend zu bezeichnen, hat man sie hier als eine Bill behandelt und nennt sie die Cabinetsordre "Es ist mir angenehm." Wahrscheinlich werden nun Arndt und die Wel­

lers zuerst auf die Proscriptionsliste von Herrn von Schuckmann kommen. Von mir glauben jezt die gutmüthigen Leute, daß ich

*) Es ist die Cabinetsordre vom 12. April, welche "Vorschläge zu einem zweckmäßigeren Verfahren bei Amtsentsetzung der Geistlichen und Jugendlehrer»

von Seiten des Staatsministeriums acceptirt [@. 295], nach denen die förmliche gerichtliche Untersuchung und Entscheidung in Sachen angeklagter Geistlicher ausgehoben und die Entscheidung aus den Händen der Provinzialbehörden in die der Minister gelegt wurde —: hieran ist eine Verwarnung geknüpft, in Bezug­

nahme auf die Resultate der Untersuchungen über demagogische Umtriebe. [S. 296.]

Schleiermacher an Gaß.

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wunder wie sicher stehe, da der König erlaubt hat, daß (in andrer Gesellschaft) auch die beikommende schlechte Predigt von mir ihm hat dürfen dedicirt werden. Ich lache darüber und erwarte von Herrn von Schuckmann's Freundschaft nur zuerst die Maaßregeln und dann die Aeußerung. Und wie prosperirt bei Ihnen die neue Liturgie? Ich hoffe, ich an meiner Kirche komme auf eine Zeit­

lang noch ohne Weitläufigkeiten durch mit Hülfe unsrer Unions­

liturgie. Was sonst hier geschehen wird, scheint mir noch sehr un­

gewiß. Gott befohlen; ich muß aufhören. Grüßen Sie Frau und Freunde. Von ganzem Herzen der Ihrige.

Schleiermacher an Gaß.

Berlin, d. 30. Mai [1822].

Des Grafen Abreise, lieber Freund, überrascht mich so, daß ich nur ein Paar Worte werde schreiben können, bis ich in die Ge­

sangbuchcommission muß, da ich dann im Vorbeifahren bei ihm ab­

geben werde diese Zeilen und die Einlage, auf die ich weiter keinen besonderen Werth lege, was meinen Antheil daran betrifft. Denn es ist gewiß eine sehr mittelmäßige Predigt;*) die Gelegenheitsreden sind einmal gewiß meine schwächste Seite. Das merkwürdigste daran ist die (von Küster verfaßte) Zueignung an den König, wozu ihm die Superintendenten die Erlaubniß gleichsam abgezwungen haben. Die guten Leute hier waren kurz vorher wieder einmal ganz voll davon, daß allernächstenS ein Gewaltstreich gegen mich losbrechen werde; nach der Unionspredigt aber meinten sie, nun sei mein Friede mit dem Könige gemacht, und die Sache wurde ordentlich wie eine Aussöhnung behandelt. Ich glaube weder das eine noch das andre.

Deine Conjectur wegen des famosen Edicts ist wahrscheinlich richtig. Altenstein hatte einen Antrag gemacht — auf den bezieht

*) Es ist die Predigt [Phil. 2, 1—4; Palmsonntag den 31. März 1822;

Predigten IV, 162 ff.], die zur Feier der Vereinigung der znr Dreifaltigkeitskirche gehörigen Gemeinden gehalten war.

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Schleiermacher an Gaß.

sich der Eingang und die ersten Paragraphen; darauf hat man die gegebene Gelegenheit für gute Prise erklärt und das andere daran gehängt. Wer aber eigentlich das Kind ausgetragen, habe ich noch nicht erfahren können. Noch vor kurzem sagten mir übrigens die Ministerialleute, ohnerachtet nun schon sechs Wochen, also die halbe Zeit, vorbei ist, es wäre noch gar nichts von Schuckmann eingegangen.

Ich denke aber doch, gegen Snell in Wetzlar und vielleicht auch gegen Arndt wird man die Sache geltend machen. — Wir arbeiten nun an unsrer Provinzialagende, aber freilich sehr langsam und nicht mit Glück. Die Commission tfi übel zusammengesezt und die Leute sind nicht unter Einen Hut zu bringen. Jezt ist Rib- beck nach Pommern (auf Commission wegen der dortigen Sectirer);

daö Präsidium liegt auf mir, aber ich werde nichts bedeutendes in diesem kurzen Zeitraum fördern können, da das Fest dazwischen ge­

kommen ist und ich noch zu bedrängt bin mit der nun endlich ihrem Ende sich nahenden Dogmatik. Meine Recension der königlichen Liturgie konnte ich in der anberaumten Frist nicht fertigen, auch riethen mir viele wohlmeinende ab und meinten, ich sollte mich nur schlagfertig halten, um schriftlich hervortreten zu können wenn eine Aufforderung dazu käme. Jezt spricht man stets von einer Ge- neralshnode, aber nur einer speciellen und aus ernannten Notabeln zusammengesezten. Doch ihr werdet das beim Consistorium schon haben.

Von den Universitätssachen erfahre ich auch nicht viel, da ich nicht im Senat bin. Gestern ist eine Sizung gewesen von sechs bis ein viertel nach zehn und wird heute um acht Uhr continnirt.

Wenn sich Steffens bei dieser Gelegenheit in etwas besseren Credit sezt, will ich mich herzlich freuen. In Schulz's*) Buch gegen Schei­

bet habe ich nur einmal blättern können und es hernach nicht wie­

der gesehen. Mir thut leid, daß es auf eine gewissermaaßen

ge-*) Bezieht sich auf da« anonyme Buch von David Schulz: Unfug an heiliger Stätte, oder Entlarvung Herrn I. G. Scheibe!'« durch den Recensenten seiner Predigt »das heilige Opsermahl-. in den theologischen Annalen. Leipzig 1822.

S. Briefw. mit Gaß. S. 192.

Schleiermacher an Blanc. 297

sezwidrige Weise zum Vorschein gekommen ist. Warum hat er das gethan? er schadet ja dadurch der Sache. —

Schleiermacher an Blanc.

Berlin, d. 13. August 1822.

Nun, lieber Freund, so reisen Sie denn glücklich nach dem

Im Dokument Schleiermacher an Brinckmann. (Seite 193-197)

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