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angenehmen und vielen Arbeit. Die Unionssache ist auch ganz gut gegangen, man hat die Grundsäze unsrer Kreissynode aber nicht

Im Dokument Schleiermacher an Brinckmann. (Seite 160-163)

ohne vielseitige Erwägung angenommen, und eine Commission zur Sammlung einer gemeinschaftlichen Provinzialshnode beschlossen. Auch daß jezt schon jeder Candidat, der nach dem neuen Ritus commu- nicirt, bei jeder Gemeine die diesen angenommen hat anstellungs­

fähig ist. Ueber die Kirchcnzucht waren die Meinungen am meisten getheilt. Doch ist auch hier angenommen worden im allgemeinen ein Recht ärgerliche Menschen vom Abendmahl zurückzuweisen, ein Recht der Presbyterien zu ermahnen und diejenigen welche sich nicht stellen wollen von derselbe» Gemeine auszuschließen, aber kein all­

gemeiner Kirchenbann. Jedem aber, der jezt schon confirmirt ist,

Achleiermacher an Blanc.

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soll eS freistehen sich von diesem näheren Verband auszuschließen und auf die bisherige Weise fortzuleben, nur daß er dann auch an dem Recht Prediger und Presbyter zu wählen keinen Theil nimmt. Die Patrone werden in ihrer jezigen Stellung gelassen und sind nicht nothwendig im Presbhterio. Jede Gemeine aber hat das Recht das Patronat abzulösen, und besonders soll bei jedem Gutsverkauf dar­

auf Bedacht genommen werden. Das sind die Hauptpunkte,*) aus denen sich zusammengestellt ein recht hübsches Ganze macht. Von anderen einzelnen Anträgen schweige ich, um nicht zu weitläuftig zu werden. Es wird — jedoch nur für die Mitglieder — ein Auszug ans dem Protokoll gedruckt, und den will ich Ihnen dann einmal communiciren. Uebrigens habe ich bei der ganzen Sache den Rib- beck sehr lieb gewonnen, und auch seinerseits hat die Entfernung, in der er sich von mir hielt, aufgehört und wir sind auf einen recht brüderlichen Fuß gekommen.

Das theologische Journal ist nun wenigstens im Druck.**) Meine Abhandlung über die Gnadenwahl macht den Anfang; es fehlt noch ein kleiner Zipfel daran, der auch noch fertig geschrieben werden soll.

Die Predigten aber liegen leider noch. — Von Steffens habe ich einen großen Brief, aber er ist so entsezlich voll Persönlichkeiten, daß ich nur noch mehr in der Ueberzeugung bestärkt worden bin daß an seinem ganzen Betragen in dieser Sache persönliche Verhältnisse den meisten Theil haben, vorzüglich aber scheint mir W., der doch nur ein sehr verfehlter Marwiz sein mag, in etwas ihn hineingeredet zu haben, was er wenigstens wol sehr aristokratisch gemeint hat. Zum Wachsen Ihres Buches gratulire ich; ich wollte ich säße auch erst wieder an meiner Dogmatik. Und nun auch kein Wort weiter.

Die schönsten Grüße an Frau Lotte und alle Freunde. Bon Rei­

mer sind nun Nachrichten da, daß er die Wegnahme seiner Papiere

*) Gag 178.

**) Theologische Zeitschrift von Schleiermacher, de Wette unfc Lücke. 1,1819.

die an Bretschneider's Aphorismen anknüpfende Abhandlung über die ErwLh- l nngSlehre (I, 1—119) führte zu der bekannten Discussion, au« der auch die Abhandlung von de Wette (II. 83) deren im Folgenden öfter Erwähnung ge­

schieht, erwuchs.

weiß. Er nimmt es sehr leicht, und war noch unentschlossen, ob er seine Reise deshalb abkürzen sollte. Vielleicht treffe ich ihn noch unterweges. Gott befohlen.

Schleiermachcr an Brandts.

(Frühjahr 1820).

Es thut mir sehr leid, mein geehrtester Freund! daß ich Ihnen noch keinen vollständigen Bericht abstatten kann, was in unsren aristo­

telischen Angelegenheiten beschlossen worden. Allein ich will doch nicht länger anstehn ein Zeichen des Lebens von mir zu geben und Ihnen für Ihren reichhaltigen Brief herzlichst zu danken. Daß Sie sich so in die Commentatoren vertieft, vermehrt freilich Ihre Arbeiten ungemein, daß auch der aristotelische Text nur auf diesem Wege rein kann aufgearbeitet werden und daß nur durch eine solche möglichst in Einem Zuge gemachte Arbeit eine gründliche Kenntniß dieses ganzen Litteraturzweiges und eine solche Charakteristik der Hauptpersonen kann an's Licht gefördert werden, durch welche zugleich die Sichtung deö Aechten vom Unächten auf eine gründliche Weise kann befördert werden. Ich wünsche uns daher Glück zu dem he­

roischen Entschluß den Sie gefaßt haben noch ein Jahr dabei aus­

zuhalten und zweifle nicht daß die Akademie sich ebenso darüber freuen werde. — Daß ich diesen Sommer sollte an etwas aristotelisches kommen können ist mir in höchstem Grade unwahrscheinlich. Sollte es möglich sein, so möchte ich am liebsten einmal wieder die Bücher neQi tpvy.rjs vornehmen, und wenn es Ihnen auf dem Wege liegt und nicht zu viel Zeit kostet, so würde mich eine Probe von Ihrem Material und Ihrer Recension gewiß lüstern machen, recht mit Ih­

nen und Bekker anzufassen. — Da Sie es verlangen so schicke ich Ihnen meinen kleinen Aufsaz über die Scholien: allein Sie werden nichts daraus lernen, es ist ein oberflächlich Ding, womit ich nur die Absicht haben konnte, das Interesse für den Gegenstand an­

zuregen, da ich weder Zeit noch Hülfsmittel hatte in den Gegenstand tiefer hineinzugehn. Ohne Ihren Beitrag würde ich gar nicht in den Abdruck gewilligt haben.

— Je mehr Sie mich durch Ihre Briefe in unser ganzes Utt»

ternehmen und die gründliche Art wie es betrieben wird eingeleitet haben, um desto mehr ist mein Verlangen gestiegen, einen recht thä­

tigen Antheil an demselben nehmen zu können. Wenn ich aber be­

denke, wie ich jezt zu gar keiner ordentlichen Arbeit kommen kann, sondern alles Angefangene liegen bleiben muß und kaum irgend eine Kleinigkeit jährlich vom Stapel läuft: so muß ich wol besorgen, daß nur sehr wenig auf meinen Theil kommen wird als guter Rath im Allgemeinen und gelegentliche Hülfe im Einzelnen. Und leider könnten es nur nachtheilige Begebenheiten sein, welche mich eines cder des andren Geschäfts entbinden könnten, nnd auf dergleichen will ich doch lieber nicht rechnen. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Dinge zu reden lohnt gar nicht; auch werden Sie wol eben so gut unterrichtet sein als wir, d. h. sehr wenig. Mich dauert vor­

nehmlich, daß die Regierung sich so vor den Augen von ganz Europa heruntersezt. Wenn die Wiener Conferenzcn beendigt sind, werden wir wol etwas deutlicher sehn, wo die Sachen hinaus wollen. — Bei der Universität haben wir auch viel Roth und sehen noch har­

ten Kämpfen entgegen; der Vorfechter habe ich diesmal auch wieder sein müssen. —

Im Dokument Schleiermacher an Brinckmann. (Seite 160-163)

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