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11Max-Planck-Institut Bad Nauheim Referenten

Im Dokument Visus und Vision 150 Jahre DOG (Seite 149-153)

Westdeutschland von 1 – 10

11Max-Planck-Institut Bad Nauheim Referenten

aus der wissenschaftlichen Weltspitze für die DOG gewonnen wurden. Nicht weniger bedeutend waren die Redner aus Freiburg R.

Jung und G. Baumgartner.

Die ersten Referate sind heute noch wahre Highlights der Wissenschaft. George Wald stellte die elektronenmikroskopische Morpho-logie der Stäbchen und Zapfen dar und be-schrieb dann die Kaskade der biochemischen Reaktionen, die vom Rhodopsin zum Retin-aldehyd führt und am Ende die elektrische Erregung der retinalen Neurone hervorruft, wissenschaftliche Ergebnisse, die ihm zwei Jahre später (1967) zusammen mit Ragnar Granit und H. K. Hartline den Nobelpreis einbrachten.

Historische Diskussionsbemerkung von W.

Jaeger, Heidelberg:

Der historisch überaus kundige Schriftführer der DOG erinnerte neben dem wissenschaft-lichen Inhalt in seiner Diskussionsbemerkung daran, dass in Heidelberg der Physiologe W.

Kühne um 1880 den Sehpurpur entdeckte und dass George Wald, der nun mit seinen Forschungen die Wirkungsweise des Sehpur-purs erklären konnte, selbst ganz persönliche Erinnerungen an Heidelberg hatte. Denn er arbeitete 1933 im hiesigen Kaiser-Wilhelm-Institut bei dem Nobelpreisträger von 1922, Otto Meyerhof, der 1938 nach USA emigrierte.

George Wald konnte damals in Heidelberg an einer großen Zahl von Fröschen entschei-dende Experimente für seine Forschungen durchführen.

Ebenso bedeutend war das Referat von E. Dodt über die „Elektrophysiologie der Netzhaut“. Dodt selbst hat zwar für seine Forschungsarbeiten nicht wie George Wald den Nobelpreis bekommen, aber sein Lehrer Ragnar Granit in Upsala, bei dem Dodt Jahre vorher seine wissenschaftliche Laufbahn be-gonnen hatte, wurde wie oben erwähnt 1967 ebenfalls mit dem Nobelpreis geehrt.

R. Jung und G. Baumgartner referierten, im DOG-Bericht auf 56 Seiten, über die „Neu-ronalen Grundlagen des Hell-Dunkelsehens und der Farbwahrnehmung“ und „Neuronale Mechanismen des Kontrast- und Bewegungs-sehens“. Die Besonderheit ihrer Arbeiten bestand darin, dass sie bei Katzen exakt lokalisierte Mikroelektroden in die Sehrinde implantierten und die elektrischen Potentiale bei der Entladung von Neuronen registriert hatten, wenn vor den Augen dieser Tiere defi-nierte Lichtreize angeboten wurden. Auf diese Weise erhielt man zuverlässige objektive Daten, die sehr eng mit den seit Helmholtz und Hering bekannten psychophysischen Wahrnehmungen korrelierten.

Neurophysiologische Grundlagen des Sehens Man kann über die Forschungsarbeiten von Jung und seiner Arbeitsgruppe in Freiburg auch heute noch sehr gut in seinem Buch

„Sehen - Sinnesphysiologie III“ nachlesen.

[60] Man findet in den umfangreichen Literaturverzeichnissen von Jung und Baum-gartner, dass ihre Publikationen über dieses wissenschaftlich erfolgreiche Gebiet bereits seit 1952 in rascher Folge erschienen sind. Ihre Bedeutung für die Ophthalmologie kann man ermessen, wenn man die anschließenden, ab 1959 publizierten Arbeiten von Hubel und Wiesel ansieht, die diese Technik auf die visuelle Deprivation bei Katzen und Affen angewandt haben und dafür 1981 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Günter K. von Noorden und J. Crawford hatten in Baltimore und Houston damit wenige Jahre später, ab 1962, bei Affen in enger Anlehnung an die klinische Situation bei amblyopen Patienten die neuronalen Grundlagen, d.h. die hirnorganische Pathologie der menschlichen Amblyopie aufgedeckt .

Von den Berichten der früheren von Graefe-Preisträger über ihre gegenwärtige Beurtei-lung ihrer preigekrönten Forschungen soll derjenige von E. Schreck, Erlangen, über die

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sympathische Ophthalmie erwähnt werden.

Es ging um die ungelöste Frage, ob diese Krankheit durch einen Erreger hervorgerufen wird. Mit neuen eigenen Untersuchungen und Publikationen anderer Autoren bestätigte Schreck, dass bei der sympathischen Ophthal-mie die Migration eines pathologisch-anato-misch nachweisbaren Krankheitsprozesses, die spezifische Periarteriitis migrans, ein reproduzierbarer Befund geblieben war, der eher mit einer schleichenden Infektion als mit einer immunologischen Reaktion vereinbar sei. Die kritischen Diskussionsbemerkungen zu Schrecks Vortrag waren weniger über-zeugend als seine sachliche Darstellung der vorliegenden Ergebnisse.

Prof. Elfriede Aulhorn, Tübingen, trug in einem Referat mit dem Thema „Psychophysische Gesetzmäßigkeiten des normalen Sehens“

ihre Forschungsergebnisse über die Sehschär-fe beim Dämmerungssehen vor, die zugleich die Grundlagen für die Konstruktion des Mesoptometers bildeten. Das neue Gerät konnte man in der Industrieausstellung bei der Fa. Oculus besichtigen. Über eine opera-tive Neuheit aus der Universitätsaugenklinik Essen berichtete W. Höpping. Er hatte bei Kaninchen die Verträglichkeit von Silikon-öl geprüft und dann bei 50 als inoperabel angesehenen Patienten mit Netzhautab-lösungen durch die Pars plana Silikonöl in den Glaskörperraum injiziert. Anschließend wurden die Foramina mit Lichtkoagulationen verschlossen. Wenn man bedenkt, dass diese Operationen ohne Vitrektomie erfolgten – Machemers erstes Vitrotom kam erst zehn Jahre später – waren 34 Prozent anliegende, 42 Prozent teilweise anliegende und nur 22 Prozent nicht anliegende Netzhäute ein recht gutes Ergebnis. Paul A. Cibis, jetzt aus St. Louis, präsentierte einen Film über die Operationstechnik der Silikonölinjektion in den Glaskörper. Bei der Filmvorführung wurde auch diskutiert. Dabei stellte Liesenhoff einen entsprechenden Patienten aus der Heidelber-ger Klinik vor.

Bemerkenswerte Vorträge bei der . Zusammenkunft der DOG vom 0.-..1 in Heidelberg

Der Präsident gedachte der verstorbenen Mitglieder und würdigte besonders die Le-bensgeschichten der Prominenten, zunächst des Ehrenmitglieds Prof. Johan Nordenson, Stockholm. Er erprobte schon in den 20er Jah-ren des vorigen Jahrhunderts eine brauchbare Funduskamera. Sein Organisationstalent und seine Kenntnis mehrerer Sprachen führten ihn an die Spitze des Internationalen Ophthal-mologenrats, dessen Vorsitzender er von 1933 bis 1950 war.

Bruno Fleischer war als 92-jähriger Eme-ritusprofessor in Erlangen verstorben. Er entdeckte den Kayser-Fleischer´schen Corne-alring bei Morbus Wilson. Prof. Nikolaus Blatt erwarb seine Ausbildung in der Ophthalmolo-gie in verschiedenen deutschen und schwei-zerischen Universitätskliniken. Er leitete von 1946 bis 1964 die Augenklinik der Universität in Bukarest und lebte nach seiner Emigration in Frankfurt/Main.

Professor Dr. Paul Cibis, der 1948 durch sein vorzügliches Referat bei der DOG über das Farbensehen und die Einführung der Injek-tion von Silikonöl in den Glaskörper berühmt wurde, war mit 54 Jahren in St. Louis, USA, als Professor an der Augenklinik der George Washington University verstorben.

Den von Graefe-Preis erhielt Privatdozent Dr. Joe Henry Rodenhäuser, Marburg, für seine Monographie „Uveadurchblutung und Augeninnendruck“. [61] Der Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis wurde an Dr. Esslen und Prof. Dr. Papst, Hamburg, verliehen für ihre Arbeiten „Grundlagen der Elektromyographie in der Augenheilkunde“ und „Die Bedeutung der Elektromyographie für die Analyse der Motilitätssörungen der Augen“.

Das erste Hauptthema der Tagung 1965 – „Augenmuskellähmungen“ – wurde mit vielen Referaten nahezu umfassend auf 131

1 Seiten dargestellt, u. a. von G. Mackensen

(Tübingen), A. Huber (Zürich), Sachsenweger (Leipzig), Thomann (Köln), Piper (Wuppertal), F. Fischer (Wien), G. Holland (Kiel), O. Oppel (Mainz), W. Aust (Marburg), W. Papst (Ham-burg) und G. Barthelmess (Nürnberg). Das zweite Hauptthema, der intraokulare Fremd-körper, wurde von Helmut Neubauer, Köln, mit einem großartigen Referat eingeleitet, dem zahlreiche Einzelvorträge folgten, die über alle Aspekte dieses traumatologischen Themas informierte.

Bleibende Innovationen wurden auf den Nebensitzungen vorgetragen.

Dr. Littmann, von der Firma Carl Zeiss, Oberko-chen, demonstrierte den neuen Schnellblitz-generator, den er zusammen mit Prof. Dr. Jen-do A. Oosterhuis, Amsterdam und Dr. Achim Wessing, Assistent in der Augenklinik der Uni-versität Essen, für seine Augenhintergrundka-mera entwickelt hatte. [62] Gegenüber dem langen Zeitabstand in der Blitzfolge bei der herkömmlichen Funduskamera von sieben bis 20 Sekunden war mit dem Schnellblitzge-nerator eine Bildfolge in 0,5 bis 0,8 Sekunden möglich. So gelang es erstmals, die Frühphase der Fluoreszenzangiographie mit fortlau-fenden Bildern darzustellen. Wessing zeigte anschließend in einem zukunftsweisenden Vortrag den zeitlichen Ablauf von Fluores-zeinangiographien bei häufigen und wich-tigen Krankheiten der Netz- und Aderhaut und stellte die großartigen diagnostischen Möglichkeiten dieser neuen Untersuchungs-methode dar. In den folgenden Jahrzehnten brachte die Fluoreszeinangiographie große Fortschritte in der Diagnostik und im patho-physiologischen Verständnis von Krankheiten am Augenhintergrund. Aber es dauerte noch einmal zehn Jahre bis die Fluoreszeinangi-ographie überall als Routineuntersuchung eingesetzt wurde.

In derselben Sitzung erschienen zum ersten Mal elektronenmikroskopische Bilder der Netzhaut, die zelluläre Feinstrukturen

dar-stellten: Prof. J. Babel aus Genf zeigte den Schichtaufbau der Photorezeptoren und ihr Cilium. W. Lerche aus Hamburg hatte Bilder mitgebracht, auf denen man die Phagozytose der Rezeptoraußenglieder durch das retinale Pigmentepithel studieren konnte. Ebenso für die forschende Ophthalmologie wurden von M. Reim, Marburg, neuartige Mikroana-lysen des Corneaepithels einzelner Augen im In-vivo-Status vorgestellt, die dazu dienten, die Ernährung der Cornea aus dem Kam-merwasser zu beweisen, Heilungsvorgänge nach Hornhautläsionen und die Vitalität von Spenderhornhäuten für die Keratoplastik zu beurteilen. Danach erschien ein neuer Stern am Himmel der DOG, der mit seinem Vortrag über die Kinetik der Epithelregeneration der Cornea seine hohe wissenschaftliche Qualifi-kation bewies: Robert Machemer, Göttingen, der zehn Jahre später in Miami das erste Gerät für die Vitrektomie im geschlossenen System durch die Pars plana entwickelte. Böke und Hollwich aus Münster berichteten über ihre ersten Erfahrungen mit der Kryochirurgie der Netzhaut und über die Extraktion der Lin-se mit Hilfe einer Kryosonde – ein Verfahren, das in den 15 bis 20 Jahren, die der intrakapsu-lären Kataraktoperation noch verblieben, sehr viel angewandt wurde. Die DOG-Mitglieder Arvo Oksala und Lotta Salminen aus Turku sowie K. Ossoinig aus Wien präsentierten die ersten brauchbaren Ultraschallbilder des Augapfels im A- und B-Bild und leiteten damit die grandiose Entwicklung der Ultraschalldi-agnostik in der Augenheilkunde ein, die auch im Jahre 2000 noch immer neue Befunde lieferte. Dazu lieferten Adolphe Franceschetti und Jeanne Luyckx aus Genf die ersten Echo-metrien.

Die Neuentwicklung eines ergonomisch na-hezu perfekten Handapplanationstonometers von Jörg Draeger, Hamburg, das lageunab-hängig präzise Messungen des intraokularen Druckes ermöglichte, kam als bescheidene Demonstration ins Programm, bedeutete aber eine technische Innovation, die seitdem

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unverändert, besonders am Krankenbett und im Operationsaal zuverlässige Dienste leistet.

Otto Erich Lund und J. P. Pesch aus Essen berichteten schließlich über die Erfahrungen mit 438 Cerclagen bei Netzhautablösungen, eine Operation, die von Charles Schepens in Boston 1957 und Alfredo Arruga in Barcelo-na 1958 publiziert wurde. Bemerkenswert an Lunds Analyse waren die großen Zahlen dieser Operationen in der Universitätsaugen-klinik Essen und die recht guten Ergebnisse.

Außerdem wurden verschiedene Gürtel-materialien beurteilt und die gefürchtete Komplikation des „Wäscheleinenphänomens“

beschrieben, wenn der Gürtelfaden durch die Augenhüllen hindurchdrang und am Fundus sichtbar wurde.

Bemerkenswerte Vorträge bei der . Zusammenkunft der DOG vom .-..1 in Heidelberg

In seiner inhaltlich und rhetorisch glänzenden Eröffnungsrede [63] gab der Präsident, Prof.

Dr. Hans Sautter, Hamburg, einen sachlichen Überblick über das aktuelle Geschehen in der DOG und der Ophthalmologie und setzte mit seinen Wertungen hohe Maßstäbe für die wissenschaftliche Gesellschaft. Im Rückblick auf den Internationalen Kongress 1966 in München stellte er fest, dass die großen Erwartungen der Gäste aus 81 Ländern in vollem Umfang erfüllt worden waren. Er dankte allen, die geholfen hatten, diese bis dahin einmalige Tagung in Deutschland so erfolgreich zu gestalten. Besonderen Dank sagte er dem Präsidenten des XX. Internatio-nalen Ophthalmogenkongresses in München 1966, Prof. Dr. H. K. Müller und dessen Gene-ralsekretär, Prof. Dr. E. Weigelin, die mit ihrer Erfahrung, ihrem hohen Ansehen und ihrer Konzilianz persönlich und mit vielen Mitarbei-tern aus ihrer Klinik in Bonn und aus anderen Universitätsaugenkliniken als umsichtige und freundliche Gastgeber Deutschlands aufge-treten waren. H. K. Müller wurde für seine Verdienste um die DOG die Ehrenmitglied-schaft verliehen.

Dann würdigte Sautter die Persönlichkeiten und Lebensleistungen der Professoren Wilhelm Rohrschneider (München), Günther Badke (Halle) und Rudolf Thiel (Frankfurt), die kurz zuvor und unerwartet verstorben waren.

Weiterhin gedachte er des 100. Geburtstages von Theodor Axenfeld, als dessen „wissen-schaftlicher Enkel“ er sich selbst bezeichnete.

Schließlich richtete er anerkennende Worte an Prof. Hans Goldmann aus Bern, dem 1966 auf dem Internationalen Kongress in München die von Graefe-Medaille verliehen wurde.

Ihm schien, dass die ihm damals gewidmete Laudatio zwischen den internationalen Zere-monien zu kurz gekommen war. Nun stellte er

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