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11Bemerkenswerte Vorträge bei der

Im Dokument Visus und Vision 150 Jahre DOG (Seite 129-133)

Westdeutschland von 1 – 10

11Bemerkenswerte Vorträge bei der

. Zusammenkunft der DOG vom 1.-0..10 in München

Die erste wissenschaftliche Sitzung war für anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr der Erfindung des Augenspiegels Hermann von Helmholtz gewidmet. Engelking wür-digte diese im Detail. Walter Gerlach hielt die Festrede über „ Hermann von Helmholtz als Naturforscher“. Helmholtz hatte eben nicht nur die optische Anordnung von Spiegel, Blenden, Glasplatten und Lichtquelle her-ausgefunden, sondern auch die zugrunde liegenden optischen Gesetze beschrieben und die Berechnungen ausgeführt, mit denen u.a.

die Bildgrößen bestimmt werden konnten.

Mit Hilfe der Purkinje´schen Reflexbilder auf der Cornea und Linse konstruierte er 1852 das Ophthalmometer zur Berechnung der Krümmungsradien der Cornea. Helmholtz beschrieb in seinem auch heute noch bewun-dernswerten Handbuch der physiologischen Optik das ganze visuelle System. 1856 kam bereits der erste Band „Die Dioptrik des Au-ges“ heraus. 1860 folgte der zweite Band „Die Lehre von den Gesichtsempfindungen“ und 1866 der dritte Band über „Die Lehre von den Gesichtswahrnehmungen“.

Auf dieser Tagung wurde viel über Refraktion und sinnesphysiologische Beobachtungen vorgetragen. Neu war die räumliche Darstel-lung der Gesichtsfelder von Harms mit den auch heute noch bekannten „Gesichtsfeld-bergen“. H. K. Müller und O. Kleifeld aus Bonn wiesen mit Konzentrationsunterschieden für radioaktiven Phosphor die Blut-Kammerwas-serschranke nach. Danach zeigte G. Günther aus Berlin sehr elegant die Blutkammerwas-serschranke mit dem Anstieg der Fluoreszenz in der Vorderkammer nach intravenöser Fluoreszeininjektion. Die Untersuchungen für diese grundlegende Arbeit führte der junge Dr. Georg Kraffel aus. Damals war es in vielen deutschen Kliniken noch nicht üblich, jüngere

Mitarbeiter bei wissenschaftlichen Publikati-onen als Koautoren zu beteiligen. Immerhin hatte Prof. Günther den hoffnungsvollen Assistenten in seinem Vortrag erwähnt.

Aus dem Assistenten Dr. Georg Kraffel wurde ein bedeutender Berufspolitiker

Er war später niedergelassener Augenarzt in Berlin und hat viele Jahre als Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA) die Berufspolitik und die Zusammenarbeit des Berufsverbandes mit der DOG geprägt.

In den folgenden Jahren, nachdem er seine Praxis abgegeben hatte, trug Dr. Georg Kraffel wesentlich dazu bei, die berühmte von Graefe-Sammlung aus Heidelberg nach Berlin zu bringen. Diese Sammlung der historischen Dokumente, die für die DOG von unschätz-barem Wert sind, wurde in den Jahren nach dem Tod Albrecht von Graefes, um 1880, begon-nen und seitdem in einem Schrank in der Hei-delberger Universitätsaugenklinik verwahrt.

Kraffel sorgte dafür, dass diese für die Ge-schichte der Ophthalmologie und die DOG kostbaren Dokumente und Gegenstände 2002 an den Ort ihres Ursprungs zurückkeh-ren konnten. Im Berliner Medizinhistorischen Museum in der Charité wurden sie museum-stechnisch aufgearbeitet und sind nun für die Öffentlichkeit zugänglich (Berliner Medizinhis-torisches Museum, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Direktor Prof. Dr. med. Thomas Schnalke). In diesem Museum befindet sich auch eine Sammlung ophthalmologischer Geräte, die im Wesentlichen von Dr. Kraffel eingerichtet und von ihm bis zu seinem Tode 2005 betreut wurde. (s. S. 118, 137)

Auffallend war bei der DOG-Tagung 1950 der breite Raum, den die Diskussion über die Zyklodiathermie einnahm. Pau, Düsseldorf, berichtete über seine Untersuchungen zur Permeabilität und über den Sauerstoffver-brauch der vorderen und hinteren Linsenkap-sel. Er stellte eine Beziehung zu den typischen subkapsulären Linsentrübungen des

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schen her und fand dafür den Begriff der Permeabilitätskatarakt.

Grüter beschrieb ausführlich die chronischen herpetischen Affektionen der Hornhaut.

Schulte, damals Direktor der Universitätsau-genklinik Greifswald, später Leiter der Augen-klinik in Mülheim/Ruhr, stellte eine Vorrich-tung für den Augenspiegel vor, mit der man Messungen am Augenhintergrund durchfüh-ren konnte.

Straub, Tübingen, sowie Obal aus Berlin hat-ten neue Tonometer konstruiert, und Walser aus München zeigte die später nach ihm benannte, mit Löchern versehene Plexiglas-schale, mit der man eine verletzte Hornhaut schützen kann.

Die Entdeckung des Erregers der sympa- thischen Ophthalmie

Die Sensation dieser DOG-Tagung präsentierte der Privatdozent Dr. Eugen Schreck, Oberarzt aus der Universitätsaugenklinik Heidelberg.

Er hatte 1948 auf der DOG über aufregende pathologisch-anatomische Befunde bei sym-pathischer Ophthalmie berichtet, bei denen er mikroskopisch erstmals Rickettsien-ähnliche Erreger zeigen konnte. Neben den intrazel-lulären Einschlüssen, die morphologisch wie Mikroorganismen aussahen, war histopa-thologisch regelmäßig eine charakteristische Vaskulitis nachweisbar. 1950 stellte Schreck seine Experimente mit Hühnern vor. Er hatte aus Augen, die bei Patienten wegen sympa-thischer Ophthalmie enukleiert wurden, Uvea, Glaskörper und Teile vom Sehnerven entnom-men und davon Homogenate hergestellt, die als Impfstoff zur Übertragung der Infektion dienten. Wenn diese Homogenate oder auch Kammerwasserproben auf die Chorioallan-tois von bebrüteten Hühnereiern geimpft wurden, konnte man darauf die als Erreger identifizierten Gebilde vermehren. Wurde der Impfstoff in die Augen von lebenden Hühnern überimpft, konnte man häufig eine gleichar-tige Krankheit hervorrufen, die sich mit den gleichen intrazellulären, mikroskopisch

nach-weisbaren Erregern und der dabei regelmäßig auftretenden Periangiitis migrans manifes-tierte. Mit den infizierten Geweben ließ sich die Krankheit weiter auf eine Chorioallantois, und auf andere Hühner übertragen. Die his-tologischen Befunde von kranken Menschen und Hühnern waren sehr eindrucksvoll und methodisch gut dargestellt. Auch die Übertra-gungsversuche waren erfolgreich. Aber seine

„Entdeckung des Erregers“ der sympathischen Ophthalmie wurde kontrovers diskutiert und später von seinen Kritikern als unglaubwürdig bezeichnet.

Aus heutiger Sicht und in Kenntnis der Ent-deckungsgeschichte des Erregers der Magen- und Duodenalulzera, Heliobakter pylori, kann man die damaligen Forschungsergebnisse von Eugen Schreck auch positiver sehen. Das Problem der Reproduzierbarkeit dürfte darin bestanden haben, dass man die intrazellu-lären Einschlüsse nur unmittelbar nach ihrer Gewinnung auf der Chorioallantois von be-brüteten Hühnereiern und im lebenden Auge vermehren konnte. Eine Zucht in Bakterien-kulturmedien gelang nicht. Das Problem des Erregers der sympathischen Ophthalmie ver-lor an Priorität, weil die Krankheit während der folgenden Jahre immer seltener wurde, vermutlich mit der verbesserten allgemeinen und ophthalmologischen Hygiene, sowie mit den revolutionierenden Behandlungserfolgen durch Antibiotika.

Außerdem gewann in der augenärztlichen Diskussion die Theorie der immunologischen Entzündung die Oberhand, so dass die sel-tenen Fälle von sympathischer Ophthalmie mit Kortison und Immunsuppressiva behan-delt wurden.

1 Bemerkenswerte Vorträge bei der

. Zusammenkunft

vom .-..11 in Heidelberg

Auf der Eröffnungssitzung wurde der von Graefe-Preis an Prof. Eugen Schreck, Ober-arzt der Universitätsaugenklinik Heidelberg, für seine Untersuchungen über die sympa-thische Ophthalmie verliehen. Im wissen-schaftlichen Programm berichtete Schreck weiter über seine Arbeiten mit dem Erreger der sympathischen Ophthalmie, mit vielen interessanten kasuistischen Einzelheiten.

Danach referiert B. Tsopelas aus der Univer-sitätsaugenklinik Athen ausführlich über diese so viel diskutierte Augenkrankheit. Er bezweifelt die Infektionsgenese zugunsten einer Überempfindlichkeit, bei der ein Trauma als auslösend und das Pigmentepithel als Antigen angesehen wurde. Trotz eines um-fangreichen Literaturverzeichnisses vermisst man in dem Referat von Tsopelas sachliche Belege für diese Erklärung der Pathogenese der sympathischen Ophthalmie. An der auf mehreren Seiten wiedergegebenen, sowohl zustimmenden als auch kritischen Diskussion beteiligen sich viele Ophthalmologen von Rang und Namen.

Im weiteren Programm wurde die retrolentale Fibroplasie in einem Vortrag von W. Krei-big, Frankfurt/Main, vorgestellt. D. Schulte aus Greifswald präsentierte zwei Fälle mit orbitalem Trauma. Unter der Annahme eines Optikusscheiden-Hämatoms wurde über eine temporale Orbitotomie nach Krönlein eine operative Schlitzung der Sehnervenscheide vorgenommen. Bei dem ersteren Patienten, nach einem Stich in die Orbita, blieb die Operation ohne Erfolg. In dem anderen Fall, der nach einer Contusio bulbi erblindet war, wurde das Sehvermögen wiederhergestellt.

Bei dieser Tagung der DOG, 1951, trug Prof.

Custodis, Direktor der Augenklinik der Univer-sität Düsseldorf, erstmalig seine neue Metho-de für Operationen von Netzhautablösungen mit episkleralen Plomben vor. Interessant

an seiner Darstellung erscheint die Überle-gung, dass damit die langfristige Senkung des Augeninnendrucks nach der Diathermie verstärkt wird.

Erstmals wurden Erfahrungen mit neuen Medikamenten für die Lokalbehandlung von Erkrankungen im vorderen Augenabschnitt vorgestellt: Franceschetti, Genf, grenzte den Einsatz von Kortison bei Infektionen ein und zeigte die gute Wirkung bei nichtinfektiösen Entzündungen. Saubermann, Basel, wies die Penetration des neuen Antibiotikums Aureomycin in die Vorderkammer und in den Glaskörper bei lokaler und systemischer Anwendung nach.

Auch neue Untersuchungsgeräte wurden vorgestellt. H. Hartinger aus München prä-sentierte sein neues von Zeiss Jena gebautes Refraktometer, das vom Messprinzip und der Ergonomie her einen hohen Gebrauchswert für die objektive Refraktometrie bot. H. Scho-ber, aus Schloss Borstel, dem Forschungsinsti-tut der optischen Industrie, berichtete über seine Beobachtungen bei der Bestimmung der Nahsehschärfe, die später zur Konstruk-tion seines weitverbreiteten Geräts für die Messung der Nahsehschärfe bei der Anpas-sung von Lesebrillen führten. Bei dieser DOG-Tagung erschien auch zum ersten Mal Wolf-gang Jaeger als Assistent der Heidelberger Klinik, der später als langjähriger Schriftführer der DOG berühmt wurde. Er berichtete über eine Familie mit kongenitaler Toxoplasmose, die früher als hereditäres Makulakolobom gedeutet wurde. Diese Beobachtung muss im Zusammenhang mit den grundlegenden Arbeiten von Wolfgang Straub, Tübingen, später Direktor der Universitätsaugenkli-nik Marburg/Lahn, über die experimentelle Toxoplasmose gesehen werden, die ebenfalls bei dieser DOG-Tagung vorgetragen wurden.

Außerdem demonstrierte Wolfgang Jaeger sein optisches Pachymeter als Zusatzgerät für die Zeiss-Opton Spaltlampe zur Messung der Vorderkammertiefe. Das gleiche Gerät wurde auch zur Messung der Hornhautdicke in Klinik und Forschung benutzt, bis die

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pachymeter in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufkamen.

In diesem Jahr traten auch zwei Redner in der DOG auf, die danach über Jahrzehnte mit ih-ren Beiträgen ihre wissenschaftlichen Spezial-fächer auf höchstem internationalen Niveau vertreten haben.

Es war dies zum einen der Anatom Johannes Rohen, damals in Mainz, später in Marburg und Erlangen als Direktor der Anatomischen Institute, der seine für die Ophthalmologie – nicht nur in Deutschland sondern welt-weit – bedeutenden Forschungen über die Morphologie des Trabekelwerks und des Ziliarkörpers publizierte. Der andere der oben erwähnten Wissenschaftler war Eberhardt Dodt, der damals noch als Assistent am Physiologischen Institut in Freiburg war. Er wurde später Direktor des Max Plank Instituts für physiologische und klinische Forschung in Bad Nauheim und hat zwischen 1962 und 1988 zahlreiche wissenschaftlich begeisterte Augenärzte in der klinischen Elektrophysiolo-gie ausgebildet.

Bemerkenswerte Vorträge bei der . Zusammenkunft der DOG vom 1..-..1 in Heidelberg

Vorträge zur Sinnesphysiologie und über das Schielen waren das Thema der ersten wis-senschaftlichen Sitzung: D. Comberg, Rostock, sprach über das Blickfeld; Rintelen, Basel, er-innerte daran, dass die funktionelle Schielbe-handlung seit Johannes Müller, Hering, Javal und Worth schon lange bekannt war, diese jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg durch die Orthoptikschulen in England und in den USA systematisch in die Praxis umgesetzt wur-de. Er berichtete – wie nach ihm Bangerter, St. Gallen, und G.H. Jonkers aus Gorinchem, Niederlande – über die ersten Erfahrungen mit einer Sehschule und wies auf die große Bedeutung der anomalen Netzhautkor-respondenz hin. Die ausführliche Diskussion zeigte, wie aktuell die Probleme der Schiel-behandlung waren. Mit einem Vortrag über die Pupillometrie erschien Curt Cüppers aus Gießen in der Szene der DOG, der später für seine Arbeiten in der Diagnostik und Therapie des Schielens berühmt wurde und eine ganze Generation von Augenärzten auf diesem Ge-biet ausgebildet hat. Cüppers hatte ein modi-fiziertes Pupillometer gebaut, das angeblich bessere Messergebnisse lieferte als bis dahin verfügbare Instrumente. Auch Vorträge über Refraktion und Myopie wurden lebhaft disku-tiert. Wolfgang Jaeger, Heidelberg, berichtete schließlich über die von ihm entdeckte Form der inkompletten Achromatopsie. Bei seinen drei eigenen Patienten und bei drei Patienten von Waardenburg in Arnheim konnte er mit Untersuchungen der spektralen Empfind-lichkeit, der Helligkeitsverteilung im wahrge-nommenen Spektrum und mit den Eichwert-kurven im Farbenmischapparat die beiden Phänotypen der inkompletten Achromatopsie differenzieren, deren erblicher Defekt 45 Jahre später in den Genen CNGB3 und CNGA3 nach-gewiesen wurde.

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Im Dokument Visus und Vision 150 Jahre DOG (Seite 129-133)