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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.9 Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

LRT: Lebensraumtyp

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1 6 5 12

Fläche [ha] 1,82 1,34 3,33 6,49

Anteil Bewertung vom LRT [%] 27,99 20,65 51,37 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,19 0,14 0,35 0,69

Bewertung auf Gebietsebene C

Kartierjahr 2017 Beschreibung

Die Vegetation der Mageren Flachland-Mähwiesen ist typischerweise dem Verband Arrhena-therion zuzuordnen. Der flächenmäßig bedeutendste Grünlandtyp im FFH-Gebiet „Untere Argen und Seitentäler“ ist auf den meist frischen bis wechselfeuchten Standorten der Kohl-distel-Glatthaferwiese (Arrhenatheretum cirsietosum) zuzuordnen. Diese ist gekennzeichnet durch die Präsenz von Feuchte- und Wechselfeuchtezeigern wie Kohldistel (Cirsium ole-raceum), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) und Bachnelkenwurz (Geum rivale). Der feuchteste Flügel enthält eingestreut bereits charakteristische Arten der Nasswiesen wie Sumpf-Vergissmeinnicht i.w.S. (Myosotis nemorosa), Breitblättriges Knabenkraut (Dacty-lorhiza majalis), oder Mädesüß (Filipendula ulmaria).

An nord- und ostexponierten Hängen und in wechselfeuchten Senken findet man Bestände mittlerer Standorte. Diese Glatthaferwiesen sind durch typische Kennarten wie Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Weißes Labkraut (Galium album) gekennzeichnet. In diesen Flächen treten mäßig nährstoffreiche bis magere Standorte anzeigende Arten wie Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Flockenblume (Centaurea jacea) und Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum) häufiger auf. Sehr magere Bestände sind häufig nur mäßig artenreich und werden oft vom Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Rot-Schwingel (Festuca rubra) dominiert. Werden die Wiesen stärker gedüngt und häufiger ge-nutzt, nehmen Nährstoffzeiger wie Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Löwenzahn (Taraxacum sectio ruderalia) und Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) zu. Solche Bestände werden meist vor Mitte Mai zum ersten Mal geschnitten, dreimal jährlich gemäht und stärker gedüngt. Diese Flächen wurden nur dann (als Fläche mit Erhaltungszustand C) erfasst, wenn von der Struktur und der Arten-ausstattung her dies noch gerechtfertigt war.

Nur zwei Flächen im FFH-Gebiet „Untere Argen und Seitentäler“ sind als Salbei-Glatthaferwiesen (Arrhenatheretum salvietosum) anzusprechen mit dem namengebenden Wiesen-Salbei (Salvia pratense), sowie Margerite (Leucanthemum ircutianum), Hornklee (Lotus corniculatus), Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), Zottigem Klappertopf (Rhinan-thus alectorolophus) und Knolligem Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus). Einen besonders artenreichen Bestand mit Vorkommen von Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata) und Perü-cken-Flockenblume (Centaurea pseudphyrgia) findet man südwestlich von Merazhofen im Gewann „Sack“.

Das Arteninventar des überwiegenden Teils der Bestände ist bis auf wenige artenreichere Ausbildungen (Salbei-Glatthaferwiese SW Merazhofen) nur eingeschränkt vorhanden (Wert-stufe C). Durch eine mehrfach sehr extensive Nutzung sind die Bestände oft sehr schwach-wüchsig, Ruchgras-dominiert und nur mäßig artenreich. Die lebensraumtypische Vegetati-onsstruktur ist dagegen meist vollständig vorhanden. Änderungen am Relief oder Standort können nur an ganz wenigen Flächen festgestellt werden – Habitatstrukturen insgesamt in gutem Zustand – Wertstufe B.

Beeinträchtigungen können sowohl eine Unternutzung sein, als auch - wenn auch seltener - eine intensive Nutzung. Bestände mit einer intensiven Nutzung weisen häufig einen höheren Anteil an Nährstoffzeigern und Obergräsern und nur wenige charakteristische Kräuter und Magerkeitszeiger auf. Mitunter finden sich auch Nachsaaten mit Ausdauerndem Lolch (Loli-um perenne), Vielblütigem Lolch (Loli(Loli-um multiflor(Loli-um), Weißklee (Trifoli(Loli-um repens) oder Wie-sen-Kammgras (Cynosurus cristatus). Die Beweidung des Lebensraumtyps an den Hangla-gen kann zu VeränderunHangla-gen der Vegetationsstruktur führen (Tritt, Geilstellen, kleinräumige Anreicherung mit Nitrophyten, Auftreten von Weidezeigern). Bei einem Teil der Flächen führt die Beweidung zu einer Abwertung.

Wegen der relativ neuen Erscheinung sei der folgende Sachverhalt etwas ausführlicher er-läutert: Sehr häufig finden sich Einsaaten mit durchsetzungsfähigen Zuchtsorten von Aus-dauerndem Lolch (Lolium perenne), Vielblütigem Lolch (Lolium multiflorum), Gewöhnlichem

Goldhafer (Trisetum flavescens), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) oder Wie-sen-Kammgras (Cynosurus cristatus) sowie dem Roten Wiesenklee (Trifolium pratense) bzw.

dem Weißklee (Trifolium repens) auf den Beständen. Als Ergebnis sind die so behandelten Flächen in der Struktur durch Betonung einer niedrigen bis mittelhohen, aber fallweise sehr dichten Gras- und Krautschicht der übersäten Arten stark verändert. In der dichten Klee-Unterschicht dünnen die übrigen wiesentypischen Kräuter einschließlich der als wertgebend geschätzten Arten aus, ebenfalls auch die sonstigen Schmetterlingsblütler, also Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Vogel- und Futterwicke (Vicia sepium und V. sativa), Horn-klee (Lotus corniculatus) und Feld-Klee (Trifolium campestre). Auch durch gleichzeitiges Zu-rückdrängen der für den Lebensraum typischen Obergräser wie den Glatthafer (Arrhenather-um elatius) wird die Struktur der Wiesen homogenisiert, sie verarmt stark. Ein Wertverlust innerhalb der Mageren Flachland-Mähwiesen des Gebietes in den letzten Jahren beruht auch hierauf.

Die in den letzten Jahren insbesondere in Waldrandnähe massiv auftretenden Schäden der Grasnarbe durch wühlende Wildschweine, haben die Problematik der Verfälschung des na-türlichen Artenspektrums durch Übersaaten zusätzlich verstärkt.

Um dahingehende Beeinträchtigungen künftig zu vermeiden, sollte eine, durch regional er-zeugtes Saatgut und mit standortsgerechter, auf artenreiches Dauergrünland hin ausgerich-tete Artenwahl erfolgen.

Die genannten Beeinträchtigungen wirken sich auf das Arteninventar und die Habitat-strukturen aus und haben Eingang in die Bewertung dieser Parameter gefunden. Darüber-hinausgehende Beeinträchtigungen sind nur bei wenigen Erfassungseinheiten vorhanden, etwa durch Fahrspuren oder Holzlagerungen – insgesamt Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Magere Flachland-Mähwiesen treten an der Unteren Argen vergleichsweise zerstreut auf.

Vorherrschender Grünlandtyp sind Nasswiesen (Calthion) in unterschiedlicher Ausprägung.

Flächen mittlerer und wechselfrischer Standorte sind häufig intensiv genutzt und als arten-arme Wirtschaftswiesen ausgebildet.

Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind im FFH-Gebiet relativ gleichmäßig über das ge-samte Gebiet vertreten. Es sind keine auffälligen Schwerpunkte erkennbar.

Vergleich mit früheren Kartierungen:

Im Standarddatenbogen (2004) werden 6,94 ha des LRT 6510 für das Gebiet angegeben, basierend auf der Mähwiesenkartierung von 2003 / 2004. Die MaP-Kartierung ergab 6,49 ha LRT 6510. Dabei wurden 1,03 ha von der Mähwiesenkartierung von 2004 nicht mehr als LRT, sondern als Verlustfläche erfasst (Gesamtflächenverlust inklusive Kartierungenauig-keiten und anderer Biotope); darunter 0,75 ha Flächen mit den Bewertungsstufen A und B.

Der wesentliche Grund für den Verlust der Flächen ist eine Einstufung als Nasswiese (ge-schützter Biotop). Demgegenüber wurden im Vergleich zu 2004 ca. 0,5 ha LRT-Fläche im Rahmen der MaP-Kartierung 2017 neu erfasst.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Rundblättrige Wiesen-Glockenblume (Campanula ro-tundifolia), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Flaum-Wiesenhafer (Helic-totrichon pubescens), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus), Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Hasenbrot (Lu-zula campestris), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Knolliger Hahnenfuß (Ra-nunculus bulbosus), Zottiger und Kleiner Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus, R.

minor), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor),

LRT abbauende/ beeinträchtigende Arten

Als lebensraumabbauende Arten sind solche zu werten, die dann auftreten, wenn die Bewirtschaftung nicht dem LRT bzw. den standörtlichen Gegebenheiten ent-sprechend erfolgt. Vernachlässigung wird durch eine Entmischung der Arten (Auf-lösung von Rasen, Herdenbildung einzelner Arten u.ä.) und das Auftreten von Saum- und/oder Ruderalarten, wie z. B. Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum), Oder-mennig (Agrimonia eupatoria) und Große Brennnessel (Urtica dioica) angezeigt. Be-weidung führt vielfach zur Förderung von Rosettenpflanzen und Weide-Unkräutern (Breit-Wegerich – Plantago major, Gemeine Kratzdistel - Cirsium vulgare). Im Fall von Nutzungsintensivierung verschiebt sich, wie oben beschrieben, das Dominanzgefüge.

Typische Zeiger von Güllewirtschaft sind Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris), Viel-blütiger Lolch (Lolium multiflorum) und Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Wie auch in anderen Naturräumen finden sich auch in den als Lebensraumtyp zu be-schreibenden Wiesen des Gebietes vereinzelt Orchideen. An dieser Stelle seien die Arten Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata) und Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) genannt. Be-sonders bemerkenswert ist daneben das Vorkommen der Perücken-Flockenblume (Centau-rea pseudophrygia) in einer Wiese südwestlich von Merazhofen (Gde. Argenbühl) im Ge-wann „Sack“.

Arten mit RL-Status V: Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) Arten mit RL-Status 2: Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata),

Arten mit RL-Status 3: Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia) Bewertung auf Gebietsebene

Auf das Natura 2000-Gebiet bezogen ist der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps insge-samt als durchschnittlich (C) zu bewerten. Nur wenige Flachland-Mähwiesen sind in gutem oder in hervorragendem Zustand. 1,82 ha (28 %) der LRT-Fläche entspricht dem Erhal-tungszustand A. 1,34 ha (21 %) der Flachland-Mähwiesen sind in einem guten Zustand (Er-haltungszustand B). Die übrigen Flächen (3,33 ha (51 %)) der Mageren Flachland-Mäh-wiesen im FFH-Gebiet können aktuell mit „C“ bewertet werden.