5 Erhaltungs- und Entwicklungsziele
5.2 Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die Lebensstätten von Arten
Generelles Erhaltungsziel ist die Erhaltung der Lebensstätten der Arten in ihrer derzeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem gegenwärtigen Erhaltungszustand.
5.2.1 Vierzähnige Windelschnecke (Vertigo geyeri) [1013]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von nassen, basen- und mäßig kalkreichen, nährstoffarmen, weit-gehend gehölzfreien Niedermooren, Kleinseggen-Rieden und Pfeifengras-Streuwiesen sowie mäßig basenreichen Übergangsmooren
Erhaltung eines für die Art günstigen, konstant hohen Grundwasserspiegels, insbesondere eine ganzjährige Durchfeuchtung der obersten Bodenschichten
Erhaltung einer für die Habitate der Art typischen Vegetationsstruktur, insbe-sondere eine von Kleinseggen und niedrigwüchsigen Kräutern geprägte, lichte und kurzrasige Krautschicht sowie eine gut entwickelte Moosschicht
Erhaltung von für die Habitate der Art typischen, kleinräumigen Reliefunter-schieden mit flachen Bulten und Schlenken
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Pflege
Entwicklungsziele:
Für die Vierzähnige Windelschnecke werden keine Entwicklungsziele formu-liert
5.2.2 Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) [1014]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von besonnten bis mäßig beschatteten, wechselfeuchten bis
nas-men bis mäßig nährstoffreichen Standorten, insbesondere Kleinseggen-Riede, Pfeifengras-Streuwiesen, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Großseg-gen-Riede und lichte Land-Schilfröhrichte
Erhaltung von gut besonnten oder nur mäßig beschatteten Kalktuffquellen und Quellsümpfen
Erhaltung eines für die Art günstigen Grundwasserspiegels zur Gewährleis-tung einer ausreichenden DurchfeuchGewährleis-tung der obersten Bodenschichten
Erhaltung einer für die Habitate der Art typischen, lichten bis mäßig dichten Vegetationsstruktur und einer mäßig dichten Streu- bzw. Moosschicht
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Pflege
Entwicklungsziele:
Für die Schmale Windelschnecke werden keine Entwicklungsziele formuliert 5.2.3 Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) [1044]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von grund- oder quellwassergeprägten, dauerhaft wasserführenden, nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen, besonnten Wiesenbächen und -gräben mit geringer Fließgeschwindigkeit
Erhaltung von Rinnsalen und durchflossenen Schlenken innerhalb von Hang-quellmooren
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potenzi-als sowie eines hohen Sauerstoffgehalts der Gewässer
Erhaltung einer gut entwickelten Gewässervegetation, mit Arten wie Aufrech-ter Merk (Berula erecta), Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale) und Wasser-Ehrenpreis-Arten (Veronica spec.) als Eiablagesubstrate und Larval-Lebensräume
Erhaltung von gewässerbegleitenden, zur Flugzeit insektenreichen Jagdhabi-taten, wie magere Wiesen und Hochstaudenfluren
Erhaltung der Art, auch im Hinblick auf eine angepasste Gewässerunterhal-tung
Erhaltung der Vernetzung von Populationen Entwicklungsziele:
Für die Helm-Azurjungfer wurden keine Entwicklungsziele formuliert 5.2.4 Goldener Scheckenfalter (Eurodryas aurinia) [1065]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von nährstoffarmem bis mäßig nährstoffreichem, besonntem Exten-sivgrünland, insbesondere Kleinseggen-Riede, Pfeifengras-Streuwiesen, ma-gere Feuchtwiesen oder Magerrasen mit ausreichend großen Beständen ge-eigneter Wirtspflanzen, vor allem Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pra-tensis) oder Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) sowie diverser Nektar-pflanzen
Erhaltung einer lichten Vegetationsstruktur
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden, zeitlich und räumliche differenzierten Bewirtschaftung oder Pflege
Erhaltung der Vernetzung von Populationen
Entwicklungsziele:
Erweiterung der aktuellen Metapopulationsstruktur durch Wiederaufnahme der Mahd in brachgefallenen Niedermooren sowie durch Rückdrängung von Schilf und Sukzession
Verbesserung der Habitatqualität durch Rückdrängung von Schilf, Nährstoff-reduktion und leichte Entwässerung
5.2.5 Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) [*1093]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von naturnahen, reich strukturierten, dauerhaft wasserführenden, vorzugsweise kleinen Fließgewässern mit einer natürlichen Gewässerdynamik und zahlreichen Versteckmöglichkeiten, wie lückige Steinauflagen, ins Wasser ragende Gehölzwurzeln, Totholz oder überhängende Uferbereiche
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potenzi-als der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment-, Nährstoff- oder In-sektizidbelastungen
Erhaltung von standortstypischen Ufergehölzen
Erhaltung von Ausbreitungsbarrieren zwischen Vorkommen von Steinkrebsen und invasiven Flusskrebsen zur Vermeidung einer Einschleppung der Krebs-pest oder einer Verdrängung durch Konkurrenz
Erhaltung der Art durch Einhaltung einer strikten Krebspestprophylaxe Entwicklungsziele:
Wiederansiedlung in geeigneten Gewässern
Sicherung und Verbesserung der Lebensbedingungen außerhalb des FFH-Gebietes
5.2.6 Strömer (Leuciscus souffia agassizi) [1131]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von naturnahen, strukturreichen, dauerhaft wasserführenden Fließ-gewässern mit einer natürlichen Gewässerdynamik, insbesondere mit stark wechselnden Breiten-, Tiefen- und Strömungsverhältnissen sowie standorts-typischen Ufergehölzen
Erhaltung von gut durchströmten Gewässerbereichen mit kiesigen unver-schlammten Substraten als Laichhabitate sowie einer natürlichen Geschie-bedynamik
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potenzi-als der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment- oder Nährstoffbelas-tungen
Erhaltung von durchwanderbaren Fließgewässern und einer Vernetzung von Teillebensräumen und Teilpopulationen
Erhaltung von Lebensräumen mit ausreichend wirksamen Fischschutzeinrich-tungen im Bereich von Wasserkraftanlagen und Wasserentnahmestellen Entwicklungsziele:
Verbesserung der Lebensbedingungen in Restwasserstrecken von Wasser-kraftanlagen
5.2.7 Groppe (Cottus gobio) [1163]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von naturnahen, strukturreichen, dauerhaft wasserführenden Ge-wässern mit lockerer, kiesiger bis steiniger Gewässersohle und einer natürli-chen Gewässerdynamik
Erhaltung eines guten chemischen und ökologischen Zustands oder Potenzi-als der Gewässer ohne beeinträchtigende Feinsediment- oder Nährstoffbelas-tungen
Erhaltung von geeigneten Versteck- und Laichmöglichkeiten wie Totholz, ins Wasser ragende Gehölzwurzeln, Uferunterspülungen und Hohlräume
Erhaltung von durchgängigen Fließgewässern
Erhaltung von Lebensräumen mit ausreichend wirksamen Fischschutzeinrich-tungen im Bereich von Wasserkraftanlagen und Wasserentnahmestellen Entwicklungsziele:
Verbesserung der Lebensbedingungen in Restwasserstrecken von Wasserkraftan-lagen
5.2.8 Kammmolch (Triturus cristatus) [1166]
Erhaltungsziele:
Erhaltung eines Mosaiks aus dauerhaft wasserführenden, möglichst fisch-freien, störungsarmen und ausreichend besonnten Aufenthalts- und Fortpflan-zungsgewässern mit einer ausgeprägten Unterwasser- und Ufervegetation
Erhaltung von strukturreichen Offenlandbereichen, Laub- und Laubmischwäl-dern, insbesondere mit liegendem Totholz, Kleinsäugerhöhlen und weiteren geeigneten Kleinstrukturen, im Umfeld der Fortpflanzungsgewässer als Som-merlebensräume und Winterquartiere
Erhaltung des räumlichen Verbundes zwischen den Teillebensräumen
Erhaltung einer Vernetzung von Populationen Entwicklungsziele:
Erfolgreiche Wiederansiedlung des Kammmolches in ehemaligen Lebensstät-ten.
5.2.9 Großes Mausohr (Myotis myotis) [1324]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von großflächigen Laub- und Laubmischwäldern mit einem ausrei-chenden Anteil an Beständen mit geringer Strauch- und Krautschicht
Erhaltung von vielfältigen, reich strukturierten Kulturlandschaften mit Grün-land, Äckern, Streuobstwiesen, Bäumen, Hecken und Feldgehölzen
Erhaltung der Wochenstubenquartiere, insbesondere in Gebäuden mit großen Dachräumen, sowie von weiteren Sommer- und Zwischenquartieren in Baum-höhlen, Spalten, Gebäuden und Bauwerken, auch im Hinblick auf die Einflug-situation
Erhaltung von geeigneten, störungsfreien oder störungsarmen Höhlen und un-terirdischen Bauwerken, wie Stollen und Keller, als Winter- und Schwärmquar-tiere, auch im Hinblick auf die Einflugsituation
Erhaltung von geeigneten klimatischen Bedingungen in den Quartieren, ins-besondere eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine günstige Temperatur in den Winterquartieren
Erhaltung eines ausreichenden und dauerhaft verfügbaren Nahrungsange-bots, insbesondere Laufkäfer und weitere Insekten im Wald und in den Streu-obstwiesen
Erhaltung des räumlichen Verbunds von Quartieren und Jagdhabitaten ohne Gefahrenquellen sowie von funktionsfähigen Flugrouten entlang von Leitlinien Entwicklungsziele:
Systematische Kartierung größerer Gebäude (Kirchen, alte Schul-, Rat- und Pfarrhäuser) im Umkreis von 15 km um das FFH-Gebiet mit dem Ziel, Vor-kommen des Mausohrs zu erfassen und mindestens für die Wochenstuben-quartiere in Zusammenarbeit mit der AG Fledermausschutz ein Quartierbe-treuer-Netz aufzubauen, das die Berücksichtigung der Belange des Fleder-mausschutzes bei baulichen Veränderungen der Quartiere sicherstellt.
5.2.10 Biber (Castor fiber) [1337]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von naturnahen Auen-Lebensraumkomplexen und anderen vom Bi-ber besiedelten Fließ- und Stillgewässern
Erhaltung einer für den Biber ausreichenden Wasserführung, insbesondere im Bereich der Baue und Burgen
Erhaltung eines ausreichenden Nahrungsangebots an Weichhölzern, insbe-sondere Erlen (Alnus glutinosa und Alnus incana), Weiden (Salix spec.) und Pappeln (Populus spec.), sowie an Kräutern und Wasserpflanzen
Erhaltung von unverbauten Uferböschungen und nicht genutzten Gewässer-randbereichen
Erhaltung der Burgen und Wintervorratsplätze sowie von BiberDämmen, -Bauen und durch den Biber gefällten und von diesem noch genutzten Bäumen Entwicklungsziele:
Für den Biber werden keine Entwicklungsziele formuliert
5.2.11 Firnisglänzendes Sichelmoos (Drepanocladus vernicosus/Hamatocaulis ver-nicosus) [1393]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von offenen, neutral bis schwach sauren, basenreichen aber kalkarmen, meist sehr nassen, dauerhaft kühl-feuchten und lichtreichen Standorten in Nieder- und Zwischenmooren sowie Nasswiesen und Verlan-dungszonen von Gewässern
Erhaltung der nährstoffarmen Standortverhältnisse ohne Kalkeinträge
Erhaltung des dauerhaft hohen Wasserstands
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege
Entwicklungsziele:
Für das Firnisglänzende Sichelmoos wurden keine Entwicklungsziele formu-liert, da die Wahrscheinlichkeit einer Wieder- oder bzw. Neuansiedlung der Art auf Grund ihrer schwachen Präsenz im Gebiet sowie ihrer artspezifischen Eingenschaft, sehr selten Sporen zu bilden, extrem gering ist.
5.2.12 Frauenschuh (Cypripedium calceolus) [1902]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von wärmebegünstigten Säumen, Waldrändern und Wäldern auf kalkhaltigen Lehm- und Tonböden sowie Rohböden mäßig nährstoffreicher Standorte mit Moderhumus
Erhaltung eines Mosaiks halbsonniger Standorte mit lockerer Strauch- und Baumschicht
Erhaltung von Rohböden als Lebensraum der, den Frauenschuh bestäuben-den, Sandbienen-Arten (Andrena spec.)
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege
Erhaltung von vor Trittbelastungen und Befahrung ausreichend ungestörten Bereichen
Entwicklungsziele:
Für den Frauenschuh werden keine Entwicklungsziele formuliert 5.2.13 Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) [1903]
Erhaltungsziele:
Erhaltung von schwach sauren bis schwach basischen, kalkreichen Standort-verhältnissen in Niedermooren und Pfeifengras-Streuwiesen sowie in Kalk-sümpfen
Erhaltung von nährstoffarmen Standortverhältnissen
Erhaltung eines günstigen Wasserhaushalts mit einem konstant hohen Was-serstand, ohne längere Überstauung
Erhaltung einer offenen und lückigen Vegetationsstruktur, auch im Hinblick auf eine ausreichende Besonnung
Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege
Entwicklungsziele:
Entwicklung von nährstoffarmen Standortverhältnissen einschließlich der Vermeidung von Einträgen, insbesondere von Nährstoffen
Entwicklung eines günstigen Wasserhaushalts mit einem konstant hohen Wasserstand ohne längere Überstauung
Entwicklung einer offenen und lückigen Vegetationsstruktur, auch im Hinblick auf eine ausreichende Besonnung
Einrichtung einer an die Ansprüche der Art angepassten Bewirtschaftung oder Pflege.