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Freilaufversuche durch verschiedene Gassen

3. Material und Methoden

3.2. Bewegungsanalyse-Versuche auf natürlichem Boden

3.2.4. Freilaufversuche durch verschiedene Gassen

Mittels Absperrband aus Plastik und Weidezaunpfählen wird in der klinikeigenen Reithalle eine 1,50m breite Gasse aufgebaut, deren Aufbau in drei Teilversuchen variiert (s. Abbil-dung 3.1 - AbbilAbbil-dung 3.3). Die Laufrichtung der Gasse ist vom Ausgang weg gewählt;

zusätzlich ist das Ende der Gasse so verschlossen, dass das Pferd die Gasse nicht zur rechten Seite verlassen und dadurch zurück zum Ausgang gelangen könnte. Vor Beginn der jeweiligen Versuche werden die Pferde zur Gewöhnung an die Gasse darin hin- und hergeführt (abwechselnd von links und von rechts geführt). Jeder Teilversuch wird so lange durchgeführt, bis 16 gültige Durchgänge erfolgt sind (Gesamtdauer 2-3h).

Um das Pferd zum Laufen durch die Gasse zu bewegen, wird es zunächst an deren An-fang von zwei Personen (rechts und links) gehalten und vor Beginn der Versuche mehr-fach mittels Stimmsignalen sowie visueller und wenn nötig touchierender Gertenhilfe zum Galoppieren durch die Gasse animiert. Dies wird wiederholt, bis das Pferd die Aufgabe verstanden hat und ohne Stimmhilfen sowie ohne Berührung nur noch auf das beidseitige visuelle Gertensignal hin angaloppiert.

Für die Versuche wird das Pferd gerade und mittig in der Gasse aufgestellt (beim Ga-loppversuch muss das Pferd zusätzlich möglichst geschlossen stehen). Das auf Wasser-trense gezäumte Pferd wird von den seitlich außerhalb der Gasse stehenden Personen derart gehalten, dass das lose Ende eines Nylonführstricks von außen nach innen ca. 20 cm weit durch den Gebissring gezogen wird und dann unter dem Kinn des Pferdes zu-sammen mit dem Führstrick festgehalten wird. Zum Freigeben des Pferdes, ohne es da-bei am Kopf zu stören, werden nun da-bei ruhig stehendem Pferd die kurzen Enden losge-lassen (worauf die Pferde i.d.R. noch nicht reagieren) und dann von beiden Seiten gleich-zeitig zügig herausgezogen. Dieser Vorgang ist weitestgehend synchronisierbar, da jede

der Führpersonen unter dem Kinn des Pferdes hindurch nicht nur das eigene, sondern auch das gegenseitige Strickende gut beobachten kann. Gleichzeitig mit dem Herauszie-hen der Strickenden und damit dem Freigeben des Pferdes geben die Führpersonen mit der anderen Hand seitlich des Pferdes ein visuelles Signal durch Anheben einer Gerte (Art und Intensität des Signals werden jeweils dem Pferd angepasst und vorher bespro-chen). Die weitgehende Symmetrie der Signale bzw. die Synchronizität des Freilassens des Pferdes (kein Entstehen eines einseitigen Zugs an der Trense) werden nicht nur von den Führpersonen, sondern zusätzlich von einer dritten Person kontrolliert, die an der kurzen Seite der Halle hinter dem Pferd auf der Empore steht und daher beide Seiten gut beobachten kann. Von hier aus wird auch der gesamte Versuch mittels mittig platzierter Videokamera von hinten-oben aufgezeichnet. Gültig ist ein Versuch nur dann, wenn die Symmetrie der Signale gegeben ist, das Pferd den Startpunkt geradeaus ohne erkenn-bare seitliche Beeinflussung verlässt und während des Laufens durch die Gasse keine visuellen oder akustischen Beeinflussungen des Pferdes erkennbar sind. Die Führperso-nen dürfen das Pferd ausschließlich mittels des visuellen Gertensignals antreiben, jegli-che Stimmhilfe oder Berührung des Pferdes mit der Gerte macht den Versuch ungültig.

Wenn aufgrund von Unruhe des Pferdes am Startpunkt nötig, wird eine alternative Art des Anlaufens gewählt: Das Pferd befindet sich frei im breiten Anfangsteil der Gasse (in der Abbildung links), während die beiden Führpersonen außerhalb der Gasse mit glei-chem seitlichen Abstand zum Pferd und auf gleicher Höhe miteinander von vorne rechts und links langsam am Pferd vorbeilaufen und, sobald sie auf Höhe das Rumpfes ange-langt sind, falls nötig gleichzeitig das visuelle Gertensignal geben. (Im Galoppversuch ist dieses Vorgehen nur dann gültig, wenn das Pferd dabei erst im engen Teil der Gasse während des Geradeauslaufens angaloppiert und nicht bereits aus dem breiten Anfangs-teil heraus ggf. aus einer Wendung oder Biegung heraus.) Sollte das Pferd bereits vorher zu laufen beginnen, so bleiben die Personen symmetrisch zur Gasse auf beiden Seiten stehen und lassen das Pferd zwischen sich hindurchlaufen.

3.2.4.1. Galoppversuch

Die Gasse verbreitert sich nach ca. 20m trichterförmig. Das Pferd wählt am Anfang der Gasse Rechts- oder Linksgalopp und galoppiert die Gasse entlang. Der Versuch ist nur gültig, wenn das Pferd innerhalb des 1,50m breiten Teils der Gasse den Galopp aufnimmt und innerhalb dieses Teils mindestens 3 aufeinanderfolgende Galoppsprünge zeigt. Un-tersucht wird, ob das Pferd Rechts- oder Linksgalopp wählt (bzw. bei einem Galoppwech-sel, welcher Galopp nach Sprüngen bis zur Aufzweigung der Gasse dominiert). Sprünge im Kreuzgalopp sind ungültig und werden nicht mitgezählt.

Abbildung 3.1: Aufbau Galoppversuch

3.2.4.2. Trabversuch

Die Gasse gabelt sich nach ca. 20m in zwei gleiche Gassen (Breite je 1,30m) nach rechts und links. Vor Beginn der Versuche wird das Pferd gleich häufig durch beide Ausgänge geführt. Dabei wird ebenso gleich häufig von rechts bzw. links geführt.

Das Pferd trabt durch die Gasse und muss sich hier für eine Richtung entscheiden. Der Versuch ist nur gültig, wenn das Pferd sich spätestens etwa 10m vor der Gasse im Trab befindet und diesen mindestens bis zum Eintritt in eine der Gassen beibehält.

Abbildung 3.2: Aufbau Trabversuch

3.2.4.3. Hindernisversuch

Die Gasse verbreitert sich mittig auf 260 cm. In ihrer Mitte steht ein Hindernis (Chiro-praktik-Ballen, BxHxT = 50cm x 80cm x 65cm), um das das Pferd rechts oder links her-umlaufen muss.102 Die Bewältigung in ununterbrochenem Schritt oder Trab ist gültig, das Pferd darf jedoch aufgrund der Asymmetrie dieser Gangart nicht galoppieren.

Vor Beginn der Versuche wird das Pferd mehrfach, gleich häufig auf jeder Seite, um das Hindernis herum geführt. Dabei wird ebenso gleich häufig von rechts bzw. links geführt.

102 Analog zum Versuch bei MURPHY et al. (2005). S. a. Kap. „2.4.1.1.4. Kreislaufen/ bevorzugte Laufrich-tung“, S. …

Abbildung 3.3: Aufbau Hindernisversuch

3.3. Bewegungsanalyse in Schritt und Trab auf dem Laufband mittels Hochfre-quenzkameras und Reflexmarkern sowie synchroner Hufdruckmessung der Vorder- und Hinterbeine