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Laubwälder mit vorherrschender Buche

Der sehr umfangreiche und weit verbreitete Verband der Buchenwälder (Fagion) erscheint infolge der großen bestandesbildenden Kraft seiner Hauptbaumart, der Buche, äußerlich verhältnismäßig einheitlich. Standörtlich, in der Bodenvegetation, in Form und Wuchsleistung der Buche und in den waldbaulichen Möglichkeiten bestehen aber beträchtliche Unterschiede. MAYER unterscheidet daher außer den Tannen-Buchenwäl-dern 41 verschiedene Gesellschaften und Untergesellschaften des Buchenwaldes. ELLEN-BERG und KLÖTZLI halten für die Schweiz 17 Einheiten auseinander, wobei immerhin mehrere davon früher von ETTER dem Eichen-Hagebuchenwald oder dem Eichen-Bir-kenwald zugeordnet wurden. Diese neue Zuordnung wird damit begründet, daß beim frü-heren Nieder- und Mittelwaldbetrieb die gut ausschlagfähigen Hagebuchen, Eschen, Bergahorne und Eichen auf Kosten der weniger ausschlagfähigen Buche stark begünstigt wurden. Unter den weniger stark beschattenden Baumarten stellten sich im Unterschied zum geschlossenen Buchenwald auch eine reiche Strauchschicht und Bodenvegetation mit Arten des Laubmischwaldes ein. Bei der Überführung des Nieder- und Mittelwaldes in Hochwald gelangt die Buche wieder zur natürlichen Vorherrschaft, und damit entsteht auch wieder eine kennzeichnende Buchenwaldvegetation.

Die typischen Buchenwälder sind weitgehend einschichtig und stark beschattend. Die große ökologische Amplitude der Buche bringt aber mit sich, daß ihre Waldgesellschaf-ten nicht eng auf eine bestimmte Höhenstufe begrenzt sind und auch auf verschiedenen Bodentypen vorkommen. In der Hügel-und der unteren Bergstufe sind Trauben- und Stieleichen, Hagebuchen und andere Baumarten des Laubmischwaldes beigemischt, in der oberen Bergstufe Tannen und Fichten und in den höchstgelegenen, bis in die subalpi-ne Stufe vorstoßenden Buchenwäldern auf geeigsubalpi-neten Standorten reichlich Bergahorsubalpi-ne.

Auf edaphischen Sonderstandorten entstehen entsprechende Sondergesellschaften, so auf grundfeuchten Böden solche mit einem reinen Anteil von Eschen, Bergulmen und Bergahornen, auf tief gelegenen Schutthalden solche mit Linden und anderen dort gedei-henden Baumarten.

Trotz dieser Vielgestaltigkeit lassen sich die Buchenwälder waldbaulich einfacher gruppieren. Im folgenden werden die zahlreichen Gesellschaften daher nicht einzeln behandelt, sondern nach waldbaulichen Gesichtspunkten zusammengefaßt in Kalk-Buchenwälder, Braunerde-Kalk-Buchenwälder, Sauerhumus-Buchenwälder und Steilhang-Buchenwälder. Diese Gruppierung weist unbestritten einige Mängel auf, erlaubt aber das waldbaulich Wesentliche ohne Wiederholung hervorzuheben. Dabei ist selbstverständ-lich, daß der Waldbauer jeden einzelnen Standort gesondert beurteilt und die Baumarten-wahl und das waldbauliche Vorgehen danach richtet.

422 Die Kalk-Buchenwälder

Buchenwälder auf kalkreicher Unterlage sind hauptsächlich im Jura und in den nördli-chen Voralpen verbreitet, aber auch auf Molasse-Nagelfluh und kalkreinördli-chen Moränen der Bergstufe. Es handelt sich namentlich um die Gesellschaften 12 und 13 nach ELLENBERG und KLÖTZLI.

Der Typische Zahnwurz-Buchenwald (Cardamino-Fagetum typicum) ist ein hallen-artiger, nahezu reiner Buchenwald mittlerer Bonität (Oberhöhe im Alter 90 im Mittel 25,1 m). Die beigemischten Bergahorne und Eschen erreichen gleiche überhöhen, wäh-rend die eingesprengten Bergulmen etwa 2 m kürzer sind. Das Gedeihen dieser Arten setzt hinreichenden Lichtgenuß in der Jungwuchs- und Dickungsstufe voraus, sonst wer-den sie von wer-den Buchen überwachsen und ausgeschiewer-den. Dies gilt auch für die Fichte, die wesentlich größere überhöhen als die Buche erreichen kann (im Alter 90 im Mittel 30, 7 m). Die Tannen sind durch die zeitweise Trockenheit benachteiligt, erreichen immer-hin nur um etwa 1 m geringere Höhen als die Fichten. Im Wirtschaftswald sind diese bei-den Nadelbaumarten zur Beimischung wenig geeignet. Die Tannen haben, vor allem in den unteren Lagen und auf den eher trockeneren Böden, großenteils einen dunkel gefärbten N aßkern und eingewachsene Schwarzäste, und die Fichten sind häufig im untersten Stammteil trockenrot.

Die günstigsten Wachstumsbedingungen weisen auch für die Buchen nicht die Hänge, sondern die an Feinerde reicheren und daher besser wasserversorgten Mul-den und Hangfußlagen auf.

Der durchschnittliche Derbholzzuwachs 120jähriger Bestände beträgt im Mittel 6 bis 8 m3 pro ha und Jahr. Durch die Beimischung der durchaus standortstauglichen Föhre und an feinerdereicheren Stellen auch der Lärche kann zwar die Massenleistung der Bestände nicht erhöht, jedoch die Wertleistung beträchtlich gesteigert werden.

Die natürliche Verjüngung der Buche bietet einzig in höheren Lagen auf frischen Böden mit Hochstauden Schwierigkeiten. Hier werden die Bestände mit Vorteil geschlos-sen gehalten, bis sich ausreichende Ansamung eingestellt hat. Vereinzelt angesamte Buchen können hier über zehn Jahre im Schatten ausharren, ohne ihre spätere Entwick-lungsfähigkeit einzubüßen. Dickungen aus mannshohen Heistern weisen daher oft Al-tersunterschiede von mehreren Jahrzehnten auf.

Im Unterschied zum Typischen Zahnwurz-Buchenwald, der zumeist ausgedehnte Flä-chen bestockt, beschränkt sich der Linden-Zahnwurz-Buchenwald (Cardamino-Fage-tum tilietosum) mit seinen zahlreichen Varianten hauptsächlich auf schattige Kalkgeröll-halden der tieferen Lagen. Außer der zumeist reicheren Baumartenmischung unterschei-det er sich waldbaulich nicht wesentlich von der typischen Ausbildung. Beigemischt sind oft die Sommer- und die Winterlinde, Berg- und Spitzahorn, der schneeballblätterige Ahorn (Acer opalus), Trauben- und Stieleiche, der Kirschbaum und die Esche. Nament-lich die Sommerlinde steht hier der Buche in der Wuchsleistung nicht nach. Eine wert-volle Bereicherung stellt manchenorts auch der Nußbaum dar.

Je nach Hangneigung, Exposition, Höhenlage und Bodenverhältnissen sind die Kalk-Buchenwälder hinsichtlich Baumartenmischung, Struktur und Wuchsleistung verschie-den. Die beträchtlichen Höhenunterschiede von der kollinen Stufe bis zur unteren subal-pinen Stufe, die expositionsbedingten Unterschiede von trockenen Südlagen bis zu kühl-feuchten Schattenlagen sowie die Unterschiede von skelettreichen Rendzinen bis zu leh-migen Kalkbraunerden bewirken eine stark verschiedene Standortseignung, Wuchslei-stung und Qualität der einzelnen Baumarten. Während in warm-trockenen Hanglagen mit intensivem Seitenlicht ein plenterwaldartiger Bestandesaufbau möglich ist, sind für die optimalen Buchenstandorte hallenförmige Bestände kennzeichnend. So eintönig die Kalk-Buchenwälder des Jura und der Randalpen aus der Ferne erscheinen, so vielseitig sind doch die Möglichkeiten, die sie dem Waldbauer in der Zielsetzung und der Behand-lung bieten. Geringwüchsige Bestände in Trockenlagen erzeugen vielleicht nur Buchen-Massenware, solche auf optimalen Standorten hochwertiges Qualitätsholz. Während auf trockenen Böden der unteren Lagen die Schwarzföhre eine wertvolle Gastbaumart sein kann, in mittleren Höhenlagen die Waldföhre, können auf verhältnismäßig frischen Böden der kühleren Standorte die Fichte und die Tanne eine wertvolle Bereicherung dar-stellen; Lokalmoränen ermöglichen selbst Lärchen geeigneter Herkunft ein optimales Gedeihen. Nirgends sonst verlangt die bestmögliche Ausnützung der standörtlichen Ertragsfähigkeit eine feinere waldbauliche Differenzierung al.s gerade im Areal der Kalk-Buchenwälder. Von der Plenterung bis zu einem Femelschlagverfahren mit kleinflächigen Schirmhieben kommen alle Übergänge in Frage.

423 Die Sauerhumus-Buchenwälder

Im Unterschied zu den Kalk-Buchenwäldern fassen wir unter dem Begriff Sauerhu-mus-Buchenwälder die nördlich der Zentralalpen, vor allem im schweizerischen

Mittel-·1and, verbreiteten Waldsimsen-Buchenwälder und die insubrischen Schneesimsen-Buchenwälder zusammen (Gesellschaften 1-4 nach ELLENBERG/KLÖTZLI). Kennzeich-nend für diese Wälder sind saure, nährstoffarme Böden und eine hauptsächliche Verbrei-tung in der Hügel- und der unteren Bergstufe. Schon pflanzengeographisch ist es ange-zeigt, die nord- und südalpinen Gesellschaften trotz mancher Ähnlichkeit getrennt zu betrachten.

Der nördlich der Alpen verbreitete Waldsimsen-Buchenwald (Luzulo silvaticae-Fage-tum) bestockt hauptsächlich sandig verwitternde Flyschsandsteine, Molassesandsteine und saure Moränen. Die günstigen klimatischen Bedingungen mit verhältnismäßig hohen Mitteltemperaturen und Niederschlägen und die günstigen physikalischen Bodeneigen-schaften bewirken, daß die Buchen eine gute Höhenbonität aufweisen (Oberhöhe im Alter 90 im Mittel 28, 7 m). Sie sind jedoch großenteils nicht wipfelschäftig (keine durch-gehende Stammachse), und ihre Schäfte sind geschlängelt oder leicht knickig. Von Natur aus kommen eingesprengt der Berg- und der Spitzahorn, die Traubeneiche, der Kirsch-baum, die Weißbirke, die Mehlbeere, die Winterlinde und gelegentlich auch die Hage-buche vor. Beigemischte Nädelbäume weisen zwar eine gute Höhenbonität auf (Oberhö-he im Alter 90 Lärc(Oberhö-he 35,2 m, Föhre 30,9 m, Fichte 32,9 m und Tanne 30,4 m); aber trotzdem empfiehlt es sich, einzig die Lärche und eventuell die Föhre als Gastbaumarten zu verwenden. Die biologisch wenig aktiven Böden sind in ihrer Struktur labil und werden namentlich durch die Fichte verschlechtert. Da vor allem in ebenen Lagen auch das plat-tig aufliegende Buchenlaub schwer abgebaut wird, empfiehlt es sich, Nebenbaumarten mit leichter abbaubarer und die Bodenaktivität fördernder Laubstreu zu begünstigen, wie namentlich die Winterlinde. Ein feinringiges und besonders hochwertiges Holz wird auf diesen Standorten von der Traubeneiche erzeugt.

Die an windexponierten Waldrändern, Hangkanten und Kuppen sowie oft auch an Sonnenhängen an die Stelle des Typischen Waldsimsen-Buchenwaldes tretende Unterge-sellschaft mit WeijJmoos (Luzulo silvaticae-Fagetum leucobryetosum) weicht stark von den übrigen Sauerhumus-Buchenwäldern ab. Wo das Buchenlaub vom Wind verweht wird und den Boden nicht bedeckt, breiten sich Rohhumus bildende Moose aus, unter denen der Boden verhagert und verarmt. Die Bonität ist für alle Baumarten wesentlich geringer als im Typischen Waldsimsen-Buchenwald. Die Traubeneichen sind oft frost-rissig, die Buchen stark zwieselig und krumm. Die Fichte wirkt auf diesen Standorten besonders ungünstig. Verhältnismäßig gute Leistungen ergeben die Föhre und die Lär-che, und günstig wirkt ein Nebenbestand aus Mehlbeeren, Elsbeeren und Winterlinden.

Waldsimsen-Buchenwälder verlangen allgemein die Vermeidung der Bloßstellung der Böden und eine kleinflächige Verjüngung.

Die insubrischen Schneesimsen-Buchenwälder (Luzulo niveae-Fagetum) bilden das Schlußglied der Vegetationsentwicklung auf kalkarmen Gesteinen der Bergstufe im Tes-sin und in den südlichen Bündner Tälern. Zur dominierenden Buche treten oft die Edel-kastanie, die Weißbirke, der Bergahorn, die Robinie, die Winterlinde und die Aspe. Beim Niederwaldbetrieb entstehen zum Teil nahezu reine Bestände von Edelkastanien oder Robinien.

Zum großen Teil sind die Bestände dieser Waldgesellschaft nur an steilen Hängen von der Rodung verschont geblieben. Die Böden sind stark sauer, nährstoff arm und weisen in den oberen Horizonten einen verhältnismäßig hohen Humusgehalt auf. Trotz der hohen Niederschläge herrscht zeitweise, namentlich im Winter und im Frühjahr, Trockenheit.

Wesentlich günstiger als im Typischen Schneesimsen-Buchenwald sind die standörtli-chen Verhältnisse in der farnreistandörtli-chen Untergesellschaft (Luzulo niveae-Fagetum

dryopte-ridetosum). Diese bestockt luftfeuchtere Schattenlagen und Böden mit gleichmäßigerer Wasserführung. In den höheren Lagen kommen hier neben den erwähnten Laubbaum-arten gelegentlich auch Tanne, Fichte und Lärche vor.

Trotz der Nährstoffarmut der Böden ist die Ertragsfähigkeit der Standorte der insubri-schen Schneesimsen-Buchenwälder infolge der günstigen klimatiinsubri-schen Verhältnisse beim Hochwaldbetrieb beachtlich und wenigstens ebenso hoch wie in den guten Kalkbuchen-wäldern. Außer den standortsheimischen Baumarten kommt in dieser Waldgesellschaft zudem eine ganze Anzahl standortstauglicher einheimischer und fremder Gastbaumarten in Frage. Je nach Gründigkeit und Wasserversorgung der Böden sind zu erwähnen:

für verhältnismäßig trockene Standorte die Schwarzföhre (insbesondere die Pinus nigra corsicana undpallasiana)

für mittelgründige, ziemlich trockene Böden die Waldföhre

für frische, tiefgründige Böden die europäische Lärche und die Hybridlärche, die Dou-glasie, die Roteiche, die große Küstentanne (Abies grandis) u. a.

Dabei ist aber hervorzuheben, daß im Tessin und in den südlichen Bündner Tälern um so mehr auf die Wahrung eines naturnahen Landschaftsbildes zu achten ist, als es sich um bevorzugte Touristen- und Feriengebiete handelt.

Im Vordergrund der waldbaulichen Aufgaben steht weniger die Umwandlung der Buchen-, Kastanien- und Robinien-Niederwälder als deren Überführung in Hochwald.

Neben den Pflegemaßnahmen sind die Aufgaben der Waldverjüngung vorläufig noch eher von untergeordneter Bedeutung. Wo aber tatsächlich verjüngt werden muß, ist wo möglich eine kleinflächige natürliche Verjüngung anzustreben. Die unerläßlichen Kultu-ren sollten weitgehend auf die Wiederherstellung natürlicher Baumartenmischungen aus-gerichtet sein.

424 Die Braunerde-Buchenwälder

In der Gruppe der «Braunerde-Buchenwälder» werden die Gesellschaften 6-11 nach ELLENBERG/KLÖTZLI zusammengefaßt. Es handelt sich hauptsächlich um im schweizeri-schen Mittelland verbreitete Waldgesellschaften. Einzelne kommen immerhin auch im Jura, in den nördlichen Randalpen und, eng begrenzt, auch in den Zentralalpen vor (z.B.

Churer Rheintal).

Standörtlich bestehen zwischen den Braunerde-Buchenwäldern und den Kalk- und Sauerhumus-Buchenwäldern bereits geologisch bedingte Unterschiede. Die Braunerde-Buchenwälder stocken hauptsächlich auf oberer und unterer Süßwasser- und Meeresmo-lasse, auf Moränen der letzten und vorletzten Eiszeit und auf jüngeren Alluvionen. Gün-stige Temperaturverhältnisse und reichliche, gut verteilte Niederschläge kennzeichnen das Klima des Mittellandes. Die mittleren Temperaturen betragen im Januar 0-2 °, im Juli 16-19 ° und im Jahresmittel 7-9°C. Die Niederschläge nehmen vom westlichen Mit-telland gegen die Nordostschweiz etwas zu und bewegen sich in der Größenordnung von etwa 90-120 cm. Unter diesen Bedingungen entstehen im allgemeinen tiefgründige,

nähr-stoffreiche, schwach saure, biologisch aktive Braunerden mit einem günstigen Wasser-haushalt. Neben der Buche gedeihen bei diesen Standortsverhältnissen zahlreiche andere Baumarten ausgezeichnet, je nach den örtlichen Bedingungen Schwarzerlen, Eschen, Berg-, Spitz- und Feldahorne, Sommer- und Winterlinden, Stiel- und Traubeneichen, Kirschbäume, Berg- und Feldulmen, Weißbirken, Hagebuchen u. a., aber auch Föhren, Lärchen, Fichten, Tannen und verschiedene Fremdländer wie Roteichen, Douglasien, Küstentannen u. a. Dementsprechend ergeben sich die verschiedensten waldbaulichen Möglichkeiten.

Die Unterschiede sind hauptsächlich durch die Bodeneigenschaften bedingt und äußern sich vor allem in der Wuchsleistung und in der Konkurrenzkraft der einzelnen Baumarten. Durch waldbauliche Maßnahmen sind leichte Verschiebungen in der Baum-artenmischung möglich. Die Ertragsfähigkeit der meisten Standorte ist sehr hoch, so daß es sich um unsere ertragreichsten Wälder handelt.

Mit Ausnahme des Lungenkraut-Buchenwaldes mit Immenblatt (Gesellschaft 10), des Aronstab-Buchenwaldes (Gesellschaft 11) und des Waldhirsen-Buchenwaldes (Gesell-schaft 8) bestehen waldbaulich keine sehr großen Unterschiede.

Der Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum) bestockt tiefgründige, basen-arme Braunerden und Parabraunerden in Höhenlagen von etwa 400 bis 700 m aller Expositionen. Die beiden von ELLENBERG und KLÖTZLI unterschiedenen Untergesell-schaften 6 (Galio odorati-Fagetum luzuletosum) und 7 (Galio odorati-Fagetum typicum) unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, daß die Untergesellschaft mit Hainsimse etwas ärmer und weniger feucht ist und daher für die meisten vorkommenden Baumarten eine etwas geringere Bonität darstellt. Unsere Messungen ergaben die folgenden mittleren Oberhöhenfür das Alter 90:

Mit Ausnahme von Lärche und Föhre erreichen alle Baumarten, soweit sie in unseren Probeflächen vertreten waren, in der feuchteren und nährstoffreicheren typischen Unter-gesellschaft etwas größere überhöhen. Die für 120jährige Bestände berechneten, durch-schnittlich pro ha und Jahr erzeugten Derbholzmassen betragen für die Buche 10,4 bis 11,5 m3, für die Lärche 10,3, für die Fichte 12,0-13,6 und für die Tanne 16,1-16,7 m3

Trotz der hohen Massenleistung der Tanne ist ihre Beimischung, mit Rücksicht auf das im Waldmeister-Buchenwald besonders verheerend auftretende Tannensterben, fragwür-dig geworden. Fichten sollten, vor allem in der Untergesellschaft mit Hainsimse, wegen

ihrer Hemmung der biologischen Bodenaktivität und Verstärkung der Bodenversauerung nicht im Reinbestand nachgezogen werden. Keine Bedenken bestehen dagegen für eine starke Beimischung der hervorragend leistungsfähigen Lärche.

Vor allem die Standorte der typischen Untergesellschaft eignen sich auch vorzüglich für wertvolle Laubbaumarten, wie Kirschbäume, Bergahorne und - namentlich auf den tiefer gelegenen, wenig geneigten Standorten - die Stiel- und Traubeneiche.

Die zweckmäßigen Verjüngungsverfahren richten sich nach den Baumarten. Während Buchen und Bergahorne kleinflächig unter dem Bestandesschirm natürlich verjüngt wer-den können, verlangt der Anbau von Lärchen, Föhren und namentlich Eichen größere, gut belichtete Flächen. Lärchen und Föhren werden am besten in weitem Verband früh in die Laubbaumjungwüchse eingebracht, während die Eichen unter leichtem Schirm gesät oder als höchstens zweijährige Sämlinge gepflanzt werden. Die Nebenbestandesbildner, vor allem Winterlinden und Hagebuchen, sind möglichst früh einzubringen und nötigen-falls zurückzuschneiden, wenn sie die Eichen allzu stark bedrängen.

Der Waldhirsen-Buchenwald (Milio-Fagetum) bestockt etwas kühlere und höhere Lagen als der Waldmeister-Buchenwald. Die Fichte und die Tanne nehmen schon von Natur aus an der Baumartenmischung teil und sind gegenüber der Buche durchaus kon-kurrenzfähig. Für das Alter 90 wurden folgende überhöhen ermittelt: Buche 34,2 m, Esche 31,3 m, Bergahorn 29 ,2 m, Fichte 3 6,2 m, Tanne 3 6,0 m und Lärche 3 7 ,5 m. Sämt-liche Baumarten weisen somit eine sehr gute Höhenbonität auf. Die große Höhenverbrei-tung von etwa 400 bis über 900 m und die große Streuungsweite des Nährstoff- und Was-serangebotes der Böden bringen es mit sich, daß je nach den örtlichen Verhältnissen ver-schiedene Baumartenmischungen in Frage kommen. Auf den besseren und ständig gut wasserversorgten Böden können der Bergahorn, die Esche und der Kirschbaum eine wertvolle Bereicherung der Waldhirsen-Buchenwaldes darstellen, während in den trocke-neren Varianten die Lärche alle anderen Baumarten in der Wertleistung übertrifft. Der durchschnittliche Derbholzzuwachs 120j ähriger Bestände wurde für die Buche mit 11,3 m3, die Fichte mit 12,8, die Tanne mit 16,8 und die Lärche mit 10,7 m3 ermittelt.

Obwohl auf diesen Standorten auch Douglasien, Stroben und Roteichen gut gedeihen, erscheint bei den ausgezeichneten Leistungen der standortsheimischen Arten der Anbau von Fremdländern nicht angezeigt.

Die natürliche Verjüngung bietet im Femelschlagverfahren im allgemeinen keine Schwierigkeiten. In den kühleren und feuchteren Schattenlagen und auf tiefgründigen, fri-schen und nur schwach sauren Böden dürfen Fichte und Tanne ohne Nachteil bis etwa zwei Drittel der Bestockung einnehmen. In diesem Falle kann die Plenterung manche Vorteile aufweisen.

Der Lungenkraut-Buchenwald (Pulmonario-Fagetum) nimmt unter den Braunerde-Buchenwäldern insofern eine Sonderstellung ein, als er auch auf wärmere Lagen und auf im Untergrund kalkreiche Standorte übergreift. Die Böden sind weniger frisch als in den anderen Braunerde-Buchenwäldern, eher etwas nährstoffreicher und weniger sauer. Dies gilt namentlich für die Untergesellschaft mit Immenblatt (Pulmonario-Fagetum melitte-tosum). Im Typischen Lungenkraut-Buchenwald erreicht der Bergahorn mit 90 Jahren eine größere Oberhöhe als in allen anderen Buchenwaldgesellschaften (31,2 m). Bei den

Buchen (31,8 m), den Eschen (30,6 m), den Fichten (34,6 m), den Tannen (34,0 m), den Lärchen (35,3 m) und den Föhren (28,9 m) sind dagegen die überhöhen merklich gerin-ger als im Waldmeister- und Waldhirsen-Buchenwald. Um durchgehend 2 bis 5 m kleiner als im Typischen Lungenkraut-Buchenwald sind die überhöhen in der Untergesellschaft mit Immenblatt. Den größten Rückgang zeigen der Bergahorn (26,0 m) und die Fichte (29,2 m). Die Tanne fehlt in dieser Gesellschaft überhaupt weitgehend. Dafür treten wär-meliebende und Trockenheit ertragende Baumarten wie Holzapfel, Mehlbeere, Elsbeere, Feldulme und lokal der Schneeballblätterige Ahorn stärker hervor. Neben den wärmelie-benden Edellaubbäumen verdienen im Lungenkraut-Buchenwald vor allem die Föhre und die beiden Lindenarten eine Begünstigung. Da sich in größeren Bestandeslücken rasch eine üppige Strauchvegetation entwickelt, empfiehlt sich zur Verjüngung ein klein-flächiges Femelschlagverfahren.

Von allen übrigen Buchenwaldgesellschaften unterscheidet sich der Aronstab-Buchen-mischwald (Aro-Fagetum) schon dadurch, daß die Buche eher eine untergeordnete Rolle spielt. Wir behandeln aber diese Waldgesellschaft schon deshalb mit den Braunerde-Buchenwäldern, weil sie in mancher Hinsicht ähnliche Probleme wie andere Buchenwald-gesellschaften auf frischen Standorten stellt. Diese sich zum Teil mit dem von ETTER beschriebenen Eichen-Hagebuchenwald mit Aronstab (Querco-Carpinetum aretosum) deckende Waldgesellschaft bestockt in zumeist ebenen oder sanft geneigten Lagen sehr frische, schwach saure, in einer Tiefe von 60 bis 100 cm vergleyte Mull-Braunerden.

Unter natürlicher Bestockung ist der Oberboden von hoher biologischer Aktivität und bester Garestruktur. Der lehmige bis tonige, tiefgründige und ständig frische Boden sagt vor allem der Stieleiche, der Esche, der Schwarzerle, dem Kirschbaum, dem Bergahorn und der Bergulme zu. Für die Buche ist der Boden zeitweise zu naß, sie wurzelt daher nur oberflächlich und erreicht geringere überhöhen als in den meisten anderen Braunerde-Buchenwäldern. Eingesprengte Fichten und Tannen zeigen im Aronstab-Buchenwald

Unter natürlicher Bestockung ist der Oberboden von hoher biologischer Aktivität und bester Garestruktur. Der lehmige bis tonige, tiefgründige und ständig frische Boden sagt vor allem der Stieleiche, der Esche, der Schwarzerle, dem Kirschbaum, dem Bergahorn und der Bergulme zu. Für die Buche ist der Boden zeitweise zu naß, sie wurzelt daher nur oberflächlich und erreicht geringere überhöhen als in den meisten anderen Braunerde-Buchenwäldern. Eingesprengte Fichten und Tannen zeigen im Aronstab-Buchenwald