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451 Allgemeines über die Fichtenwälder

Die Fichte weist als Baumart eine außerordentlich große ökologische Amplitude auf, was sich bereits in ihrer großen Höhenverbreitung von der unteren Bergstufe bis zur kli-matisch bedingten subalpinen Waldgrenze zeigt, aber auch in ihrem Vorkommen auf den verschiedensten Bodentypen, auf Humuskarbonatböden, Rendzinen, Braunerden, Eisen-podsolen, Mooren, Kalkgeröllhalden usw. Ihre zahlreichen Standortssorten unterschei-den sich in allen Eigenschaften derart stark, daß waldbaulich kaum verallgemeinernd von

«der» Fichte gesprochen werden kann. Es genügt deshalb auch eine Unterteilung der Fichtenwaldgesellschaften in montane und subalpine Fichtenwälder nicht. MAYER unter-scheidet rund 40 verschiedene Gesellschaften und Untergesellschaften der Fichtenwäl-der, die in den von· ELLENBERG und KLÖTZLI beschriebenen 6 Gesellschaften 53 bis 58 weitgehend zusammengefaßt sind. Dabei ist der Zwergbuchs-Fichtenwald (Polygalo chamaebuxi-Piceetum, Ges. 53) der wechseltrockenen Mergelhänge waldbaulich von ganz untergeordneter Bedeutung, so daß wir ihn aus unserer Betrachtung ausschließen.

Dafür wird die Alpendostflur mit Fichte (Piceo-Adenostyletum, Ges. 60) mitberücksich-tigt, obwohl diese Gesellschaft dem Verband der Fichtenwälder floristisch nicht zuzuord-nen ist.

Kennzeichnend für alle Fichtenwälder ist die allein dominierende Stellung der Fichte.

Andere Baumarten, wie Tanne, Bergföhre, Arve, Buche, Bergulme, Bergahorn u. a., spie-len eine ganz untergeordnete Rolle. Einzig die Lärche und die Föhre sind in einzelnen Fichtenwaldgesellschaften der Inneralpen beigemischt und waldbaulich von Bedeutung.

Alle Fichtenwälder neigen ausgeprägt zur Gleichförmigkeit. In der Bergstufe sind die Bestände zumeist dicht geschlossen, in der subalpinen Stufe dagegen unregelmäßiger und lockerer. Die Baumhöhen verschiedener Bestände der gleichen Waldgesellschaft

unter-scheiden sich zum Teil beträchtlich, so daß die folgenden Angaben als Mittelwerte eines breiten Streuungsbandes aufzufassen sind.

452 Gesellschaften und Untergesellschaften der Fichtenwälder

In der mittleren und der oberen Bergstufe, d. h. in Höhenlagen von etwa 900 bis 1500 m, stocken Fichtenwälder, deren Unterschiede hauptsächlich durch den ungleichen Klima-charakter bedingt sind.

Der Perlgras-Fichtenwald (Melico-Piceetum, Ges. 54) ist hauptsächlich in den ver-hältnismäßig niederschlagsarmen, ziemlich lufttrockenen inneren Alpentälern verbreitet und bestockt dort kalkarme, eher trockene podsolige Braunerden. Der Fichte sind oft Lärchen und Föhren beigemischt, die sich zwar in den geschlossenen Beständen nicht zu verjüngen vermögen, sich jedoch in der wenig üppigen, hauptsächlich aus Gräsern und Kräutern bestehenden moosreichen Krautschicht der Bestandeslücken und Blößen als Pionierbaumarten leicht ansamen und rasch entwickeln. Später werden sie von der Fichte unterwandert, so daß vorerst zweischichtige Bestände entstehen, die später in einschich-tige Mischbestände der beiden Lichtbaumarten und der Fichte übergehen. Das Ertrags-vermögen solcher Mischbestände ist verhältnismäßig groß, indem die überhöhen der Fichte durchschnittlich der Höhenbonität 17, diejenigen von Lärche und Föhre der Höhenbonität 18 entsprechen. Danach ergibt sich für 120jährige Bestände bei der Fichte ein durchschnittlicher Derbholzzuwachs von 7,4 m3, bei der Lärche von 6,4 m3 pro ha und Jahr. Die Durchschnittswerte für größere Flächen dürften um etwa 25 Prozent tiefer liegen, sind aber jedenfalls für Gebirgswälder beträchtlich.

Der Ehrenpreis-Fichtenwald (Veronico latifoliae-Piceetum, Ges. 55) bestockt hoch-montane Standorte von mittlerer Feuchtigkeit und mit mäßigem Kalkmangel hauptsäch-lich der Inneralpen, aber auch der nördhauptsäch-lichen Randalpen und des Jura. In den Inner-alpen kommen oft eingesprengt Lärchen und Föhren vor, in den nördlichen RandInner-alpen und im Jura vereinzelt auch Buchen und Bergahorne. Die Höhenbonität der Fichten und Lärchen ist im allgemeinen etwas geringer als im Perlgras-Fichtenwald. Der durch-schnittliche Derbholzzuwachs 120jähriger Bestände wurde dementsprechend auf 5-6 m3 pro ha und Jahr ermittelt. Die Verjüngung bietet im allgemeinen keine Schwierigkeiten.

Der Typische Torfmoos-Fichtenwald (Sphagno-Piceetum typicum, Ges. 56) der nörd-lichen Randalpen und des Hochjura ist in niederschlagsreichen, kühleren Lagen auf schweren, tonig-lehmigen, oft mäßig vergleyten, stark sauren und nassen Böden verbrei-tet. Die gelegentlich beigemischte Tanne wird von der Fichte beherrscht. Die flach wur-zelnden Fichten sind jedoch stark durch Wind und N aßschnee gefährdet, so daß in den zumeist lückigen Beständen oft auch Bergföhren, Waldföhren, Weiß- und Haarbirken aufkommen. Die Fichte weist durchschnittlich die Höhenbonität 12 auf, der für das Alter

120 ein durchschnittlicher Derbholzzuwachs von 4,2 m3 pro ha und Jahr entspricht.

Abgesehen von der großen Streuung der Höhenbonität dieser Waldgesellschaft, darf bei den großenteils lückigen Beständen nur mit einem Derbholzzuwachs von wenig über 3 m3 pro ha und Jahr gerechnet werden.

Die Verjüngung ist eher spärlich und stellt sich vorwiegend truppweise an mikroklima-tisch begünstigten Stellen ein.

Die oberen, niederschlagsreichen Lagen des Fichtenwaldareals bis zur klimatischen Waldgrenze werden in den nördlichen Randalpen wie auch im Hochjura, in den Inner-alpen und in der obersten Stufe der südlichen Alpentäler großenteils vom Torfmoos-Fich-tenwald mit Landschilf(Sphagno-Piceetum calamagrostietosum villosae, Ges. 57) einge-nommen. Bei den über 1200 mm betragenden Niederschlägen, der hohen Luftfeuchtigkeit und der geringen Temperatur entstehen auf jeder geologischen Unterlage stark saure, fri-sche bis feuchte, nährstoffarme Podsole, auf denen die Fichte allen anderen Baumarten in der Wettbewerbsfähigkeit überlegen ist. Die große Höhenverbreitung der Gesellschaft (1000-1950 m), die verschiedenen geologischen Unterlagen (Sandsteine, Flysch, Verru-cano usw.), die ungleiche Gründigkeit der Böden und die eingenommenen Expositionen bewirken, daß die Gesellschaft ertragsmäßig und waldbaulich wenig einheitlich ist und daß eingesprengt örtlich verschiedene andere Baumarten in Frage kommen: Lärchen, Arven, Bergföhren, Waldföhren, Tannen und sogar Buchen. Je nach den örtlichen Ver-hältnissen können stauende Nässe und Torfmoose, Rohhumusauflagen und Heidelbee-ren, den Kriechschnee begünstigendes Reitgras oder dichter Wurzelfilz der Drahtschmie-le die Verjüngung erschweren. Diese stellt sich daher nie großflächig, sondern trupp- und gruppenweise an günstigen Stellen ein. So eintönig die ausgedehnten, reinen Fichten-bestände auch erscheinen, so differenziert und behutsam ist doch die Verjüngung einzu-leiten und zu fördern. Starke, auf größerer Fläche gleichmäßige Eingriffe bringen bald die Heidelbeeren, an anderen Stellen das Reitgras zu einer üppigen, verjüngungshemmenden Entwicklung. Auf solchen Flächen kann die Verjüngung während Jahrzehnten ausblei-ben. Einzig Bodenschürfungen vermögen in diesen Fällen günstigere Bedingungen für die Ansamung zu schaffen.

Der durchschnittliche Derbholzzuwachs weist innerhalb der Gesellschaft erhebliche Unterschiede auf. Im Mittel ergaben unsere Messungen für Fichte wie Lärche die Höhen-bonität 12 bis 13. Danach dürfte der durchschnittliche Derbholzzuwachs für 120jährige vollbestockte Bestände für beide Baumarten 4-5 m3 pro ha und Jahr betragen. Da der Torfmoos-Fichtenwald mit Landschilf jedoch nie auf größerer Fläche geschlossen ist, übersteigt der tatsächliche Zuwachs selten 3-4 m3.

Die Alpendostflur mit Fichte (Piceo-Adenostyletum, Ges. 60) weist überhaupt nie geschlossene Bestände auf, obwohl die Fichte hier eine Höhenbonität von 14 bis 15 auf-weist und Baumhöhen bis 35 m erreicht. Die Hauptverbreitung dieser Waldgesellschaft liegt in den östlichen Zentralalpen und in Karstgebieten der nördlichen Randalpen und des Hochjura. Die Böden sind im allgemeinen skelettreich, fruchtbar und frisch bis feucht, jedoch nicht staunaß. Es handelt sich um schneereiche Lagen mit nur kurzer Vegetationszeit, in denen sich auffallend schmalkronige, oft walzenförmig bekronte Standortssorten der Fichte gebildet haben. Die Stämme sind geradschaftig, vollholzig, wenigstens einseitig astrein, und die feinringigen und spätholzarmen Nutzhölzer eignen sich vielfach für Spezialzwecke, wie den Geigenbau, feine Küferwaren, Holzbildhauerei usw.

Die Verjüngung ist schwierig, denn in diesen Lagen verlangt die Fichtenansamung zur Entwicklung viel Licht und Wärme, wobei aber ein erhöhter Lichtgenuß die Hochstau-den zu einer erdrückenHochstau-den Konkurrenz bringt. Die Verjüngung stellt sich daher im Urwald, wie Beispiele aus dem jugoslawischen Hochkarst zeigen, hauptsächlich auf ver-rottenden Baumleichen ein. Im bewirtschafteten Wald erfolgt die Ansamung vorwiegend truppweise an erhöhten Geländestellen, wo der Schnee weniger lang liegen bleibt und die Hochstauden fehlen oder nicht üppig gedeihen. Die Verjüngung kann in dieser Wald-gesellschaft nicht aktiv durch eine Auflockerung der Bestände eingeleitet werden. Es han-delt sich vielmehr darum, vorhandenen truppförmigen Ansamungen durch vorsichtige Eingriffe vermehrt Licht und Wärme zuzuführen.

Vollständig andere und günstigere Voraussetzungen für die Erneuerung bietet der Lär-chen-Fichtenwald (Larici-Piceetum, Ges. 58) der trockenen, hochgelegenen Alpentäler.

Die nährstoffarmen, trockenen, oft steinigen oder sandigen Böden schließen eine konkur-renzfähige Krautschicht aus. Wachtelweizen, Preiselbeere und andere wenig konkurren-zierende Arten und eine nur dünne Rohhumusschicht verhindern bei der zumeist nur lok-keren Bestockung die Ansamung von Fichte und Lärche wenig. Diese beiden Baumarten weisen nur eine durchschnittliche Höhenbonität von 10 auf, und der errechnete durch-schnittliche Derbholzzuwachs 120jähriger Bestände beträgt daher bloß 3,2 bzw. 3,4 m3 pro ha und Jahr. Auch in dieser Gesellschaft dürfte der tatsächliche Derbholzzuwachs auf größeren Flächen infolge der nur lockeren und oft lückigen Bestockung geringer sein, als sich aus den überhöhen errechnen läßt. Dank der sehr guten Qualität der Lärchen ergibt sich selbst bei diesem Derbholzzuwachs von 2 bis 3 m3 eine für den Gebirgswald noch beachtliche Wertleistung.

Bei genügendem Lichtgenuß verjüngen sich Lärche und Föhre im allgemeinen hin-reichend zwischen den Preiselbeeren, und die Fichte stellt sich später unter diesen Pio-nierbaumarten reichlich ein. Es ist jedoch zweckmäßig, in der Jungwuchs- und der Dik-kungsstufe durch eine entsprechende Pflege eine gruppenweise Mischung der beiden Lichtbaumarten und der Fichte anzustreben.

453 Die Verjüngung der Fichtenwälder

Die natürlichen Fichtenwälder sind zum größten Teil Bergwälder oder eigentliche Gebirgswälder mit ausgeprägten Schutzfunktionen. Ausgedehnte flächenweise Verjün-gungen in kurzen Verjüngungszeiträumen sind schon deshalb nicht angezeigt. Aber auch der natürliche Verjüngungsverlauf spricht gegen ein großflächiges Vorgehen. Die Ansa-mung stellt sich, zumeist zeitlich stark gestaffelt, nur trupp- und gruppenweise an günsti-gen Stellen ein, was sich selbst in einschichtigen, gleichförmigen alten Fichtenbeständen in der Verteilung der Bäume und ihren großen Altersunterschieden zeigt. Dabei bestehen immerhin erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Waldgesellschaften. Während in manchen völlig unberührten und durch Beweidung oder andere wirtschaftliche Einwir-kungen unbeeinflußten Beständen die stark ungleichalterige Rottenstruktur auffällt, zeigt sich in anderen, daß die Verjüngung offenbar nach einem flächenweisen Zusammenbruch

oder der Zerstörung eines Altbestandes durch Stürme, Waldbrand oder Lawinen in ver-hältnismäßig kurzer Zeit unter einem Vorwald erfolgt sein muß. Selbst dort, wo dem Gebirgsfichtenwald reine Schutzfunktionen zufallen, und überall, wo er nicht von Natur aus dauernd auf gelöst und plenterwaldartig aufgebaut bleibt, erweisen sich waldbauliche Eingriffe zur Schaffung und Erhaltung des bestmöglichen Schutzwaldgefüges als unum-gänglich. Die Verjüngungsaufgaben stehen deshalb im Gebirgswaldbau stark im Vorder-grund.

Geringe Schwierigkeiten bietet die Verjüngung in der Regel in allen Waldgesellschaf-ten mit einer lockeren, hauptsächlich aus Kräutern und Waldmoosen bestehenden Bodenvegetation. Es handelt sich zumeist um verhältnismäßig trockene Böden mit einer wenig mächtigen oder überhaupt fehlenden Rohhumusauflage und um Hänge mit viel Seitenlicht. Es sind dies vor allem der Perlgras-Fichtenwald (Ges. 54), der Ehrenpreis-Fichtenwald (Ges. 55) und der Lärchen-Ehrenpreis-Fichtenwald (Ges. 58). Größere Schwierigkei-ten bereiSchwierigkei-ten der Verjüngung dagegen Böden mit einer mächtigen Rohhumusauflage und einer üppigen Heidelbeer- oder Alpenrosendecke, mit hohem und dichtem Reitgras oder nasse Böden mit einer Hochstaudenflur. Es sind dies der Typische Torfmoos-Fichten-wald (Ges. 56), der Torfmoos-FichtenTorfmoos-Fichten-wald mit Landschilf (Ges. 57) und die Alpendost-flur mit Fichte (Ges. 60).

Für die Art der Verjüngungshiebe ist außer den standörtlichen Sonderheiten das örtli-che Verjüngungsziel maßgebend. Wo praktisch allein die Fichte eine Rolle spielt, wie im Torfmoos-Fichtenwald (Ges. 56 und 57) und in der Alpendostflur (Ges. 60), führt eine kleinflächige Verjüngung am besten zum Ziel. Die Verjüngung von Lärche und Föhre verlangt dagegen reichlich Licht. Die Beimischung der einen oder andern dieser Licht-baumarten bietet namentlich im Perlgras-Fichtenwald (Ges. 54), im Ehrenpreis-Fichten-wald (Ges. 55) und ganz besonders im Lärchen-FichtenEhrenpreis-Fichten-wald (Ges. 58) ein Interesse. Die Lärche und die Föhre werden auch dort, wo später eine Einzelmischung mit der Fichte entstehen soll, bis in die Stufe des starken Stangenholzes (Brusthöhendurchmesser 10 bis 20 cm) im Sinne eines Vorwaldes behandelt und gruppenweise in der Oberschicht von der Fichtenkonkurrenz freigehalten. Die Fichte kann später im erwünschten Maß in die Oberschicht einwachsen, wobei sich ihr verlangsamtes Jugendwachstum und eventuell geringeres Alter dadurch günstig auswirken, daß sie nicht vorzeitig hiebsreif wird.

Grundsätzlich sind bei der Verjüngungstechnik im Fichtenwald die folgenden zwei Fälle zu unterscheiden:

Wo sich die natürliche Verjüngung leicht einstellt oder wo sich Lärche und Föhre ansamen sollen, kann die Verjüngung an den gewünschten Orten und im geeigneten Zeit-punkt aktiv eingeleitet werden. An diesen Orten wird der Bestand bis zum Verjüngungs-zeitpunkt zur Vermeidung einer üppigen Bodenvegetation geschlossen gehalten. Zur Ein-leitung der Ansamung genügt gewöhnlich vorerst ein starker Lichtungshieb. Je nach den örtlichen Verhältnissen und den gewünschten Baumarten folgen mehr oder weniger rasch und stark weitere Lichtungen.

Wo sich dagegen Jungwuchs nur an dazu geeigneten Stellentrupp- und gruppenweise einstellt und der Verjüngungsbeginn durch waldbauliche Eingriffe wenig gelenkt werden kann, weil die wirksamen Samenjahre, die entscheidenden Witterungseinflüsse und

ande-re, nicht vorausschaubare Faktoren eine wesentliche Rolle spielen, sind eigentliche Ver-jüngungshiebe zumeist zwecklos. Hier gehen die Verjüngungsmaßnahmen wie im Plen-terw ald von bereits vorhandenen Ansamungen und Jungwüchsen aus. Ein solches Vorge-hen bringt eine starke zeitliche Staffelung der Verjüngungsvorgänge und die allmähliche Entstehung einer Gebirgs-Plenterwaldstruktur mit sich.

Im Unterschied zum stufig und mehrschichtig aufgebauten Plenterwald der Berg- und Hügelstufe mit Tannen, Fichten und Buchen bezeichnen wir als Gebirgsplenterwald einen Wald, der in kleinflächiger Verteilung alle Entwicklungsstufen des Waldes ·vom Jung-wuchs bis zum starken Baumholz dauernd nebeneinander aufweist, so daß das Stärke-klassenverhältnis, die Vorratsgröße und der Massenzuwachs innerhalb von Abteilungen normaler Größe (etwa 5-20 ha) wenig schwanken. Die Bezeichnung «Plenterwald» ist auch in diesem Fall gerechtfertigt, weil wesentliche Gesichtspunkte der Plenterung gelten:

Es gibt keine hiebsreifen Bestände, keine räumliche Ordnung im Sinne des Schlagwaldes, keine Altersklassen und keine sich zeitlich auf größerer Fläche verändernden Waldstruk-turen. Es wird überall ein dauerhafter Gleichgewichtszustand angestrebt.

Je nach Standort und Baumartenmischung wird sich der örtliche Aufbau solcher

«Dauerwälder» unterscheiden. Maßgebend für ihre Behandlung bleiben aber grundsätz-lich die gleichen Gesichtspunkte.

Vor allem in der subalpinen Stufe fehlen jedoch heute noch manchenorts die Voraus-setzungen für eine Behandlung und Verjüngung der Fichtenwälder im erwähnten Sinne.

Unregelmäßige und oft nur in langen Zeitabständen erfolgte Eingriffe haben mit der natürlichen Entwicklungstendenz zu ausgedehnten, gleichförmigen Beständen geführt, denen vielfach die Gefahren der Überalterung und des Zusammenbruches drohen. Bei keinen anderen Waldgesellschaften sind diese Gefahren ebenso groß wie bei den Fich-tenwäldern. Die Überführung in stabile Dauerbestockungen im Interesse der zunehmend benötigten Schutzwirkungen, der wachsenden Bedeutung einer dauerhaften Holzversor-gung und der Sicherung einer wichtigen Einnahmequelle vieler Berggemeinden verlangt gerade im Gebiet der natürlichen Fichtenwälder eine Intensivierung der waldbaulichen Tätigkeit. Es handelt sich um eine Aufgabe von vorrangiger nationaler Bedeutung, deren Lösung die bessere Erschließung der Bergwälder durch Wege, den Ausbau des Forst-dienstes und die Sicherstellung eines wenigstens bescheidenen Waldertrages für die Waldeigentümer voraussetzt.

46 Die Föhrenwälder