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KuocH (1954) unterscheidet in seiner grundlegenden Veröffentlichung über die Wäl-der Wäl-der Schweizer Alpen im Verbreitungsgebiet Wäl-der Weißtanne fünf Untergesellschaften des Tannen-Buchenwaldes, die von ELLENBERG und KLÖTZLI im wesentlichen in den Gesellschaften 18-20 zusammengefaßt werden. Wir halten uns in den folgenden Ausfüh-rungen wiederum an diese Unterteilung, obwohl dabei einige ökologisch und damit auch waldbaulich wesentliche Unterschiede verlorengehen. Ganz besonders weisen wir aber

auf die umfassende Behandlung der entscheidenden Standortsfaktoren durch BACH et al.

(1954) hin.

Der Tannen-Buchenwald (Abieti-Fagetum) bildet an nicht sehr steilen Hängen und bei durchlässigem Untergrund zum Teil auch in ebener Lage die general-klimatisch bedingte Schlußgesellschaft der mittleren und oberen Bergstufe des Jura und der nördlichen Rand-alpen. In den Zwischenalpen ist die Gesellschaft auf die äußeren Teile beschränkt, und in den südlichen Randalpen ist sie hauptsächlich wegen edaphischer Ursachen selten. Im allgemeinen handelt es sich bei den Standorten des Tannen-Buchenwaldes um luftfeuchte, niederschlagsreiche Gebiete und um lehmige, frische bis feuchte, auch für die Buche noch hinreichend durchlüftete Böden. Ganz allgemein verlangt der Tannen-Buchenwald mittel-tiefgründige, feinerdereiche Böden mit einem ausgeglichenen Luft- und Wasserhaushalt.

Extreme Böden werden in gleicher Höhenlage anderen Gesellschaften überlassen. Hin-sichtlich Säuregrad und Nährstoffangebot unterscheiden sich die einzelnen Untergesell-schaften zum Teil beträchtlich. Die Exposition und die geologische Unterlage sind weni-ger entscheidend als das der Buche und der Tanne zusagende Klima.

In allen Untergesellschaften sind die gleichen Baumarten, wenn auch in stark verschie-denem Mischungsverhältnis, bestandesbildend: die Buche, die Tanne, die Fichte, der Bergahorn und oft eingesprengt die Bergulme und gelegentlich die Esche. Auf der S0n-nenseite und weniger wasserzügigen Böden ist gewöhnlich die Buche, auf der Schatten-seite und frischen Böden die Tanne stärker vertreten. Auf kalkreichen, gut durchlüfteten Böden tritt neben der Buche auch der Bergahorn stärker hervor, während auf tonreichen, dichten und frischen Böden die Tanne besonders konkurrenzfähig ist und die Laubbaum-arten stark bedrängt.

Angaben über die in den einzelnen Untergesellschaften erreichten Oberhöhen sind deshalb unsicher, weil es sich großenteils um plenterwaldartig aufgebaute Bestände han-delt. Die innerhalb der einzelnen Untergesellschaften ermittelten Höhenunterschiede sind ebenso groß wie diejenigen zwischen den verschiedenen Untergesellschaften. Aussage-kräftiger sind daher die erreichten Maximalhöhen.

Die Ergebnisse unserer Aufnahmen entsprechen nach den Ertragstafeln der EAFV den Höhenbonitäten 17-19 m für die Buche, 14-18 m für die Tanne und 18-21 m für die Fichte.Die größten Höhen wurden allgemein im Tannen-Buchenwald mit Waldschwingel und mit Bärlauch gemessen, die kleinsten in der Buchenvariante der Untergesellschaft mit Waldsimse. Die mittleren Unterschiede sind jedoch gering. Bei Annahme eines Flä-chenanteils der Buche und Fichte von je 25 Prozent und der Tanne von 50 Prozent läßt sich daher allgemein eine Ertragsfähigkeit der Tannen-Buchenwaldstandorte von etwa 8 bis 11 m3 pro ha und Jahr errechnen.

432 Untergesellschaften der Tannen-Buchenwälder

Der Typische Tannen-Buchenwald (Abieti-Fagetum typicum, Ges. 18) bestockt mit seinen zahlreichen Ausbildungen an zumeist mäßig geneigten Hängen schwach saure,

leicht podsolierte Mull-Braunerden und Hanggleye mit braunerdigem Oberboden. Was-ser-, Luft- und Nährstoffhaushalt sind gut ausgeglichen. Alle drei Hauptbaumarten, Buche, Tanne und Fichte, gedeihen aus~ezeichnet und verjüngen sich leicht. Die Mischungsgrade sind nach Exposition, Höhenlage, geologischem Untergrund und bishe-riger Bewirtschaftung v~rschit!den.

Der Tannen-Buchenwald mit Waldsimse (Abieti-Fagetum luzuletosum, Ges. 19) bestockt im allgemeinen etwas weniger stark geneigte Hänge, oft Hangrippen und -schul-tern und ist vor allem auf Molasse-Sandstein und Flyschschiefer verbreitet. Die Böden sind saurer und nährstoffärmer als im Typischen Tannen-Buchenwald. Während in die-sem die Heidelbeere kaum vorkommt, kann sie in der Untergesellschaft mit Waldsimse dichte, rohhumusbildende Bestände bilden und die Ansamung der Waldbäume erschwe-ren. Obwohl die Fichte auf diesen Standorten ein feinringiges, sehr geschätztes Holz erzeugt, sollte sie mit Rücksicht auf ihre die Bodenversauerung begünstigenden Eigen-schaften nur einzeln und truppweise beigemischt werden.

Auf gut besonnten Rippen und Hangschultern kommt in buchenreichen Beständen als Gastbaumart die Lärche in Frage. Die Schneedruckgefahr macht dagegen die Föhre um so mehr ungeeignet, als ihre Massen- und Wertleistung hinter den standortsheimischen Nadelbäumen zurückbleibt.

Der Farnreiche Tannen-Buchenwald (Abieti-Fagetum polystichetosum, Ges. 20) bestockt vorzugsweise lehmige, wasserzügige, verhältnismäßig nährstoffreiche Böden der kühleren Schattenlagen. Hochstauden, Farne, hohe Gräser können die Verjüngung auf diesen ertragsfähigen Standorten erschweren.

Die Standortsunterschiede zwischen diesen drei Untergesellschaften und ihren zahl-reichen Varianten äußern sich namentlich in der Konkurrenzkraft der einzelnen Baum-arten, ihrem natürlichen Mischungsanteil, den Stammformen der Buche und bei der natürlichen Verjüngung. Dementsprechend sind auch die Konkurrenzverhältnisse zwi-schen den einzelnen Baumarten verschieden. Örtlich treten im Laufe der Zeit immer wie-der Verschiebungen auf.

Obwohl die Fichte eine wesentlich größere ökologische Amplitude aufweist als die Tanne und Buche, ist ihre Ansamung viel ausgeprägter auf eng begrenzte Eigenschaften der Anwuchsstellen angewiesen. Bei einer Rohhumusauflage, welche die Tannenkeimlin-ge mit ihren lanTannenkeimlin-gen Wurzeln leicht zu durchdrinTannenkeimlin-gen vermöTannenkeimlin-gen, vertrocknen die Fichten-keimlinge in Trockenperioden, und wo die Keimlinge der Tanne den Schatten einer geschlossenen Bodenvegetation zu ertragen vermögen, sterben diejenigen der Fichte aus Lichtmangel. Am leichtesten erfolgt die Fichtenansamung in einem lockeren Moosrasen.

Die Tanne ist weniger auf bestimmte Bedingungen der Keimstellen angewiesen, während sich die Buche am dichtesten auf Mullhumus mit einer lockeren Bodenvegetation ver-jüngt.

Die Verjüngung erfolgt im Tannen-Buchenwald stets kleinflächig differenziert und zeitlich gestaffelt. Häufig ist ein örtlicher Baumartenwechsel festzustellen. Im Laufe der Bestandesentwicklung ergeben sich oft erhebliche Verschiebungen in den Mischungsver-hältnissen, welche vor allem durch den unterschiedlichen Lichtbedarf und Wachstums-verlauf der einzelnen Baumarten verursacht sind. So kann aus individuenreichen

Buchen-jungwuchshorsten mit bloß vereinzelt beigemischten Tannen in der Starkholzstufe eine reine Tannenoberschicht mit einzelnen unterständigen Buchen hervorgehen. Im Wirt-schaftswald müssen solche durch den Wettbewerb bedingte Veränderungen mittels einer zielgerichteten Mischungsregelung gelenkt werden.

Obwohl im Tannen-Buchen-Urwald ein plenterwaldartiger Bestandesaufbau eher eine Ausnahme darstellt (vgl. LEIBUNDGUT, 1982), erscheint die Plenterung dennoch als die weitaus geeignetste Betriebsart für diese Waldgesellschaft. Sie erlaubt, standörtlichen Unterschieden und den ungleichen Eigenschaften der einzelnen Baumarten auf kleinster Fläche Rechnung zu tragen, die Bestände fortwährend natürlich zu verjüngen und einen großen Anteil der wertvollen Starkhölzer zu erzeugen. Außerdem ist der Plenterwald von allen Waldformen, abgesehen von Verbißschäden durch das Rehwild, am wenigsten Gefahren irgendwelcher Art ausgesetzt. Bei übersetzten Rehwildbeständen ist heute jedoch manchenorts der Nachwuchs der Tanne in Frage gestellt. Da sich zur Erhaltung des Plenterwaldgefüges auf der gesamten Waldfläche dauernd Ansamung entwickeln sollte, ist ein Zaunschutz unmöglich, und da bei der Tanne auch die Seitentriebe vollstän-dig abgeäst werden, vermag der Knospenschutz des Gipfeltriebes ihre Lebensfähigkeit nicht zu gewährleisten. Der Plenterwald setzt daher tragbare Wildbestände voraus.

44 Die Fichten-Tannenwälder