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Als probiotisches Wirkkonzept von EcN wird in der Literatur nicht nur eine Beeinflussung des Darmfloragleichgewichts zur Diskussion gestellt, sondern auch die direkte Beeinflussung des darmassoziierten Immunsystems durch EcN (1.2.4.2.). Die Tatsache, dass sich die Studienergebnisse bei gesunden und kranken Patienten unterscheiden, führt zu der Frage, ob der individuelle Gesundheitszustand die Art der Wirkung beeinflussen kann, und ob auch bei gesunden Tieren Veränderungen in Verteilung und Anzahl der Darmimmunzellen erkennbar sind.

Unter der Hypothese, dass das gram-negative Probiotikum EcN bei gesunden Schweinen einen Einfluss auf das Immunsystem hat, wurden 15 Tiere auf die Anzahl und Verteilung von Zellen des angeborenen und adaptiven Immunsystems, sowie die mRNA-Expression von Zytokinen und AMP in der Darmmukosa untersucht. Dabei wurden zwei Fragestellungen berücksichtigt:

1. Unterscheidet sich die Anzahl von Zellen bzw. die mRNA-Expression von Zytokinen (IFN-γ, TNF-α, TGF-β, IL-4 und IL-10) und AMP (Prepro-Defensin β1, PR-39, Protegrine und NK-Lysin) zwischen den Fütterungsgruppen in einem definierten Darmabschnitt oder einer Lokalisation der Darmmukosa?

2. Verändern sich unter der Fütterung von EcN die Unterschiede zwischen den verschiedenen Darmabschnitten innerhalb derselben Fütterungsgruppen?

Methodendiskussion

Bei Studien mit Großtieren können sich schnell Schwierigkeit mit der verwendeten Tierzahl ergeben. Anschaffung und Haltung der Tiere sind im Vergleich zu denen von Labornagern mit einem nicht unerheblichen Kosten- und Arbeitsaufwand verbunden, trotzdem ist eine ausreichende Tierzahl für den Erhalt statistisch signifikanter Ergebnisse notwendig. Bei den hier vorgestellten Untersuchungen an konventionell gehaltenen Schweinen, wurde deshalb als Kompromiss zwischen statistischer Notwendigkeit und Praktikabilität eine Gruppengröße von fünf Tieren gewählt. Diese relativ kleinen Gruppen führen dazu, dass Unterschiede in der Veränderung von Anzahl und Verteilung der Immunzellen sehr deutlich sein müssen, um das Signifikanzniveau zu erreichen. Es werden deshalb im Folgenden auch Tendenzen mit in die Diskussion einbezogen, worauf an den entsprechenden Stellen gesondert hingewiesen wird.

Da beim Schwein anders als bei den klassischerweise verwendeten Labortieren keine Inzuchtstämme verfügbar sind, handelt es sich bei den konventionell gehaltenen Schweinen zwar um Tiere aus demselben Herkunftsbetrieb mit einem regulierten Zuchtprogramm, nicht aber um genetisch identische Tiere. Bedingt durch die Anzahl an benötigten Versuchstieren ist es außerdem nicht möglich, nur mit Wurfgeschwistern zu arbeiten, was bei der Beurteilung der statistischen Auswertungen zu berücksichtigen ist.

Um die Aufnahme von EcN durch die Versuchstiere überprüfen zu können und sicher zu sein, dass die Kontrolltiere nicht während des Versuchs mit EcN in Kontakt waren, wurde der Kot aller Tiere

über den gesamten Versuchszeitraum einmal pro Woche auf EcN untersucht. Die Tiere der Kontrollgruppe waren dabei ausnahmslos EcN-negativ. Wohingegen bei allen Tieren der Interventionsgruppen, während des Versuchszeitraums EcN im Kot nachgewiesen werden konnte (Tab. 9).

EcN zeigt keinen Einfluss auf Anzahl und Verteilung von Granulozyten und Mastzellen in der Darmmukosa gesunder Schweine.

Die Untersuchung von Anzahl und Verteilung eosinophiler Granulozyten in der LP des Dünn-und Dickdarms bei Tieren mit Dünn-und ohne EcN-Fütterung ergab keinen Unterschied zwischen den drei untersuchten Gruppen (Abb. 13).

Ein Einfluss der Darmbesiedlung auf die Zahl eosinophiler Granulozyten konnte bisher auch von anderen Untersuchern nicht festgestellt werden. So unterschied sich beispielsweise in Versuchen mit keimfrei gehaltenen Mäusen die Zahl eosinophiler Granulozyten in der LP des Darms nicht von der bei besiedelten Kontrolltieren (ROTHENBERG et al. 2001). Einflüsse probiotischer Keime auf eosinophile Granulozyten in vivo sind allerdings als Folge von Laktobazillengabe bei Patienten mit atopischer Dermatitis beschrieben worden, wobei ihre Wirkung weniger in einer Reduktion der Zahl eosinophiler Granulozyten als vielmehr in einer Verminderung ihrer Aktivität besteht (ROSENFELDT et al. 2003). Ob ein derartiger Einfluss auch durch EcN erfolgt, müssen weiterführende Untersuchungen klären.

Unabhängig von der EcN-Fütterung fiel eine Besonderheit in der Verteilung der eosinophilen Granulozyten des Schweins auf. Eosinophile Granulozyten gab es in allen fünf untersuchten Darmabschnitten, wobei die Anteile an der Gesamtzellzahl sehr unterschiedlich waren (Abb. 12).

Die geringsten Konzentrationen wurden im Kolon beobachtet, wo die Werte mit einem Anteil von 0,6% deutlich unter den für den Menschen beschriebenen Werten von 3-5% liegen (BISCHOFF et al. 1996). Im porcinen Ileum war der Anteil mit 13,7% am höchsten. Die eosinophilen Granulozyten waren beim Schwein hauptsächlich in der LP der Krypten lokalisiert. Bei der Maus ist eine Ansammlung eosinophiler Granulozyten hingegen nur im Kryptenbereich des Jejunums und Ileums beschrieben. In den anderen Darmabschnitten sind sie gleichmäßig in der LP verteilt (MISHRA et al. 1999).

Da alle in den vorliegenden Untersuchungen verwendeten Tiere sowohl im Herkunftsbetrieb als auch beim Einstellen im Physiologischen Institut gegen Darmparasiten behandelt worden waren,

können Parasiten als Grund für die hohen Zahlen an eosinophilen Granulozyten im Dünndarm nahezu ausgeschlossen werden.

Als Ursachen für physiologische Unterschiede in der Verteilung porciner, eosinophiler Granulozyten im Vergleich mit dem Menschen und der Maus könnten differierende Konzentrationen an Eotaxin oder IL-5 diskutiert werden. Eotaxin wirkt spezifisch chemotaktisch auf eosinophile Granulozyten und fördert die Akkumulation im Gewebe. IL-5 wird von Th2-Zellen und Mastzellen gebildet und wirkt proliferativ (SANDERSON 1992, ROTHENBERG 1998, ROTHENBERG et al. 2001).

Es ist bekannt, dass eosinophile Granulozyten durch die Abgabe von Enzymen und Sauerstoffmetaboliten nicht nur Effektorzellen darstellen, sondern durch die Produktion von Zytokinen auch immunmodulatorisch wirken. Ob dies auch für eosinophile Granulozyten im Darm gilt, ist noch nicht eindeutig geklärt, da die meisten Versuche zur Wanderung und Aktivierung von eosinophilen Granulozyten im Respirationstrakt durchgeführt wurden. Es gibt Anzeichen, dass sich Eosinophile im Darm anders verhalten als in anderen Geweben. Im Darm erfolgt demnach auch im nicht entzündeten Zustand eine spontane minimale bis moderate Degranulation von eosinophilen Granulozyten, die in anderen Geweben nicht beobachtet wird (MCGOVERN et al. 1991, TALLEY et al. 1992).

Die erhöhte Konzentration eosinophiler Granulozyten im Dünndarm des Schweins könnte also neben der Abwehr von Parasiten auch regulatorisch auf andere Zellen des Immunsystems wirken.

Weiter Untersuchungen zur Physiologie der eosinophilen Granulozyten im Darm sind nötig, um diese Hypothese zu untermauern.

Die Zahl neutrophiler Granulozyten in der Lamina propria des Darms war bei allen untersuchten Tieren gering. Entlang der Darmachse befanden sich die meisten neutrophilen Granulozyten im Duodenum und im Kolon (Abb. 15) und damit in Bereichen des Darms, die auf Grund ihrer Lage (Duodenum) oder Besiedlung (Kolon) besonders anfällig für mikrobielle Infektionen sind. Mit 3,7% der LP-Zellen lagen die Werte dabei im Normbereich für gesunde Tiere. Für den Menschen werden Anteile von 0,4%, wie sie im Jejunum untersuchter Tiere beobachtet wurden, als unauffällig angesehen (OGRA et al. 1999). Höhere Anteile neutrophiler Granulozyten im Duodenum und Kolon bei Schweinen und anderen Haustieren im Vergleich mit dem Menschen könnten auf eine höhere Konzentration an Keimen im Darmlumen zurückgeführt werden. Während der Darm des Menschen beispielsweise im Duodenum nur sehr schwach besiedelt ist (SONNENBORN und

GREINWALD 1991), findet man beim Schwein zwischen 106 und 107 KBE/ml (SCHULZE und BATHKE 1977, SCHULZE et al. 1980). Des Weiteren leben Schweine in einer Umgebung, in der sie mit mehr potentiellen Pathogenen in Berührung kommen, als dies bei Menschen der westlichen Industrieländer der Fall ist, in denen die Untersuchungen von OGRA et al. (1999) durchgeführt wurden. Dieser Umstand wäre ebenfalls als Ursache für eine geringfügig höhere Grundpräsenz von neutrophilen Granulozyten denkbar.

Die EcN-Fütterung in den Interventionsgruppen hatte keinen Einfluss auf die Verteilung und den Anteil der neutrophilen Granulozyten in der LP des Darms (Abb. 16).

Bei einem probiotischen Keim wie EcN ergibt sich aus dem Fehlen einer Rekrutierung von neutrophilen Granulozyten eine Bestätigung der Apathogenität. Bakterien der gleichen Gattung mit pathogenen Eigenschaften, z.B. aus der Gruppe der EPECs oder ETECs, führen zur Rekrutierung von neutrophilen Granulozyten. Einige ETEC-Stämme verursachen bei Ferkel eine Transmigration von neutrophilen Granulozyten ins Darmlumen (ROSE und MOON 1985). Auch nach EPEC-Infektion von Epithelzelllinien in In-vitro-Modellen wird sowohl eine Anreicherung neutrophiler Granulozyten im einschichtigen Epithelzellverband als auch eine Migration durch diesen hindurch beobachtet (MICHAIL et al. 2003). Werden vor der Infektion mit EPECs Laktobazillen zu den Zellen gegeben, verringert sich die transepitheliale Migration der neutrophilen Granulozyten (MICHAIL und ABERNATHY 2003). Es gibt demnach Hinweise darauf, dass Probiotika die Migration von neutrophilen Granulozyten beeinflussen können.

Ob EcN bei prophylaktischer Gabe und anschließender Infektion in der Lage ist, einen ebensolchen Effekt hervorzurufen, muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Die in der Lamina propria der untersuchten Tiere vorkommenden Mastzellen waren von polymorpher Gestalt mit dendritischen Zellausläufern, so wie sie auch von XU et al. (1993) für MMC beschrieben werden. Der Anteil der Mastzellen mit 2,4-3,1% der LP-Zellen in allen untersuchten Darmabschnitten entsprach den von XU et al. (1993) ermittelten Normalwerten für das Schwein und lagt nur wenig unter den physiologischen Werten im Darm des Menschen von 4%

(BISCHOFF et al. 1999).

Die Fütterung von EcN hatte in keiner der Gruppen Auswirkungen auf die Mastzellzahl in der Darmmukosa.

Basophile Granulozyten wurden im Darm erwartungsgemäß weder bei EcN-gefütterten

Schweinen noch bei den Kontrolltieren gefunden.

Bei gesunden Schweinen lassen sich unter EcN-Fütterung bei keiner der untersuchten Zellgruppen des angeborenen Immunsystems Veränderungen in der Zellzahl oder der Verteilung der Zellen in der Mukosa erkennen. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Veränderungen in der Menge und Verteilung von Immunzellen nicht die einzigen Einflussmöglichkeiten auf die angeborene Immunantwort darstellen. Über Einflüsse auf andere Parameter wie das Migrationsverhalten oder die Stimulierbarkeit, wie sie für andere Probiotika und andere Zellpopulationen nachgewiesen sind (ISOLAURI et al. 1997, PELTO et al. 1998), bzw. die Mediatorproduktion der entsprechenden Zellen können aus diesen Versuchen keine Aussagen gemacht werden.

Es gibt Anzeichen für eine Beeinflussung der Verteilung von T-Zellen durch EcN in der Darmmukosa gesunder Schweine.

Stellvertretend für die adaptive Immunantwort wurden CD4+T-Zellen, CD8+ Zellen und IgA-produzierende Plasmazellen sowie der Aktivitätsmarker CD25 untersucht.

CD8+ Zellen kamen sowohl im Epithel als auch in der LP vor. Ein Großteil der Zellen, die den CD8-Corezeptor exprimieren, werden auf Grund ihrer MHC-Klasse-I-restringierten Antigenerkennung mit anschließender Sekretion zelltötender Mediatoren auch als zytotoxische T-Zellen bezeichnet.

Die meisten CD8+ Zellen befanden sich, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit der untersuchten Tiere, im luminalen Epithel (Abb. 19a). Dieses Ergebnis entspricht denen aus Untersuchungen am Schwein durch andere Arbeitsgruppen (VEGA-LOPEZ et al. 1993, PABST und ROTHKÖTTER 1999, VEGA-LOPEZ et al. 2001). Im luminalen Epithel des Duodenums war der Anteil der CD8+ Zellen mit etwa einem Drittel der Gesamtzellzahl am höchsten (Abb. 24a).

Insgesamt befanden sich im luminalen Bereich der Mukosa mehr CD8+ Zellen als im Bereich der Krypten (Abb. 19a-d). Eine derartige Zellverteilung könnte nach VEGA-LOPEZ et al. (1993) durch die Expression spezifischer Migrationsfaktoren verursacht sein.

Anders als von VEGA-LOPEZ et al. (1993) beschrieben, waren die in der LP gelegenen CD8+

Zellen bei der vorliegenden Untersuchung nicht in der Nähe der Basalmembran konzentriert.

Möglicherweise beruht diese Diskrepanz in den Ergebnissen auf einer unterschiedlichen

Einordnung basalmembrannaher Zellen in die IEL- bzw. LP-Gruppe. Leider werden sowohl von VEGA-LOPEZ et al. (1993) als auch von ROTHKÖTTER et al. (1991) nur Angaben zum Anteil der IEL an der mukosalen Gesamtlymphozytenzahl und nicht zum Anteil an der Epithelgesamtzellzahl gemacht, so dass ein direkter Vergleich der Zellzahlen aus den hier durchgeführten Versuchen mit den Ergebnissen der beiden genannten Arbeiten zwecks Überprüfung dieser Hypothese nicht möglich ist.

Im Vergleich der untersuchten Tiere fällt besonders im Colon ascendens ein Einfluss von in hoher Dosierung gefüttertem EcN auf die Zahl an CD8+ Zellen auf (Abb. 20d).

Resttoxizität von EcN ist als Ursache für die erhöhte Anzahl an CD8+ Zellen insbesondere im Epithel der Kolonmukosa unwahrscheinlich, da beim Vorliegen einer entzündlichen Reaktion durch EcN auch andere Darmabschnitte betroffen wären. Außerdem wären auch andere Anzeichen einer Entzündung zu erwarten, wie z.B. die Rekrutierung von neutrophilen Granulozyten oder die Erhöhung der CD25-Expression von IEL als Zeichen einer Aktivierung. Es ließ sich jedoch weder eine erhöhte Zahl von neutrophilen Granulozyten (Abb.11) nachweisen, noch kamen CD25+ Zellen bei EcN-gefütterten Tieren in größerer Anzahl vor (Abb. 23). Eine mukosale Entzündungsreaktion durch EcN als Grund für eine erhöhte Zahl CD8+ Zellen ist also auszuschließen.

Es ist jedoch denkbar, dass durch Verbesserung der mechanischen und immunologischen Integrität des Epithels eine Schutzfunktion auf das Epithel ausgeübt wird. EcN würde demnach durch eine vermehrte Rekrutierung CD8+ T-Zellen zur Verbesserung der intestinalen Pathogenabwehr führen.

Eine erhöhte Anzahl im Kolon könnte sich auf die Prävention von Kolitiden auswirken und einen Erklärungsansatz für die von KRUIS et al. (1997) und REMBACKEN et al. (1999) beschriebene, positive EcN-Wirkung in der Remissionserhaltung der Colitis ulcerosa liefern.

Des Weiteren gibt es Hinweise, dass CD8+ T-Zellen eine Aufgabe in der Aufrechterhaltung und Verbesserung der Epithelintegrität übernehmen, dabei wird besonders einer Subpopulation von CD8+ T-Zellen, den γδTCR-Zellen, eine entscheidende Rolle zugeschrieben (CHEN et al. 2002).

Im Gegensatz zur Maus (GUY-GRAND et al. 1991) und zum Menschen (SPENCER et al. 1989) fehlen diese Zellen im Darmepithel des Schweins (ROTHKÖTTER et al. 1999b). Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass eine Wirkung auf die Epithelintegrität beim Schwein nicht denkbar ist.

Sowohl eine verbesserte Abwehrreaktion als auch eine verbesserte Epithelintegrität würde die Stabilität der „intestinalen Barriere“ erhöhen. Ob sich eine solche Hypothese bestätigen lässt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Zusätzlich zum Vergleich der Anzahl CD8+ Zellen zwischen den Versuchsgruppen wurde in den

einzelnen Darmabschnitten der Quotient aus IEL und LPL als Maß für die unterschiedliche Konzentration an CD8+ Zellen in Epithel und LP der luminalen und basalen Mukosa ermittelt und nach Gruppen und Darmabschnitten verglichen.

In der luminalen Mukosa gab es bei hoch dosierter EcN-Fütterung, anders als bei den Kontrolltieren und niedrig dosierter EcN-Fütterung, keinen signifikanten Unterschied zwischen dem Quotienten im Duodenum und dem in den restlichen Darmabschnitten (Abb. 21c). Da sich daraus im Duodenum trotz fehlender signifikanter Veränderung der Gesamtzahl an CD8+ Zellen (Abb. 20a) eine Tendenz für einen Anstieg in der luminalen LP ergibt, scheint eine Beeinflussung der Verteilung von CD8+ Zellen auch in anderen Darmabschnitten nicht unrealistisch. Mit der Untersuchung einer größeren Tierzahl könnte diese Hypothese überprüft werden.

Anders als CD8+T-Zellen kamen CD4+T-Zellen nur in der Lamina propria vor. Im Epithel konnten sie nicht nachgewiesen werden. Bei Zellen, die den CD4-Corezeptor auf der Oberfläche exprimieren, handelt es sich um T-Helferzellen und T-Regulatorzellen. Eine Unterscheidung der beiden Populationen oder auch von Subpopulationen der T-Helferzellen (siehe 1.5.2.2) ist anhand der Monofärbung mit CD4-Antkörpern nicht möglich. Deshalb werden im Folgenden die sich in ihrer Aufgabe z.T. unterscheidenden Subpopulationen gemeinsam als CD4+T-Zellen diskutiert.

Die Beschränkung des Vorkommens CD4+T-Zellen auf die LP wird beim Schwein auch von anderen Arbeitsgruppen beschrieben (BIANCHI et al. 1992, VEGA-LOPEZ et al. 2001). Im Unterschied dazu kommen CD4+T-Zellen beim Menschen auch im Epithel vor (LUNDQVIST et al. 1995).

Bei allen untersuchten Tieren zeigten CD4+T-Zellen deutliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Lokalisation in der Lamina propria. Im Duodenum und Jejunum waren die meisten im Kernbereich der Zotten zu finden. Damit entsprach ihre Verteilung der von VEGA-LOPEZ et al. (1993) in der Mukosa beschriebenen. Anders als dort beschrieben, war bei den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Tieren eine Konzentration von CD4+T-Zellen in den Ileumzotten nicht zu beobachten.

Die Zellen waren vielmehr gleichmäßig verteilt. Auch im Kolon kamen die CD4+T-Zellen gleichmäßig in der LP verteilt vor. Unterschiedliche Ergebnisse zur Verteilung CD4+ T-Zellen in der LP des Ileums können zum einen auf Rasseunterschiede zurück zu führen sein und, was noch wahrscheinlicher ist, auf das Alter. Die Schweine waren im vorgestellten Versuch wesentlich jünger als bei den Untersuchungen von VEGA-LOPEZ et al. (1993), wo sie ein Durchschnittsalter von

sechs Monaten hatten. Es ist bekannt, dass sich die Immunzellverteilung im Darm altersabhängig verändert. Dabei sind die Unterschiede in den ersten sechs Lebensmonaten z.T. erheblich (ROTHKÖTTER et al. 1991).

Die Anzahl der CD4+ Zellen wurde durch die Fütterung von EcN nicht signifikant verändert (Abb.

22). Das Ergebnis deckt sich mit den bei Hunden unter Fütterung von probiotischen Enterokokken gemachten Beobachtungen, bei denen die Zahl intestinaler CD4+T-Zellen unbeeinflusst bleibt (BENYACOUB et al. 2003). Allerdings sind die in der Literatur beschriebenen Ergebnisse zu diesem Thema nicht einheitlich. In In-vitro-Versuchen mit humanem Darmgewebe konnte nachgewiesen werden, dass die Zugabe von Laktobazillen zur Gewebskultur die Anzahl CD4+T-Zellen senkt (BORRUEL et al. 2002). Andererseits führt die Fütterung von verschiedenen Laktobazillenstämmen an Mäuse zu einer Erhöhung der Zahl CD4+T-Zellen im Darm (PERDIGON et al. 1999). Die unterschiedlichen Ergebnisse zum Einfluss von Probiotika auf die Zahl an CD4+T-Zellen in der Darmmukosa weisen auf eine spezies- oder stammspezifische Wirkung hin.

Obwohl signifikante Veränderungen in den hier gemachten Versuchen fehlen, lässt sich bei den EcN-gefütterten Tieren in allen Darmabschnitten, mit Ausnahme des Colon descendens, eine tendenzielle Erniedrigung des Anteils von CD4+T-Zellen beobachten. Die tendenzielle Verminderung der T-Helferzellen in den EcN-gefütterten Gruppen könnte ein Hinweis auf eine EcN-bedingte Verringerung des Anteils an CD4+T-Zellen in der LP sein. Zumal sie konstant sowohl bei der niedrig dosierten als auch bei der hoch dosierten Gruppe auftrat. Dass der Anteil dieser Zellen, bedingt durch die Morphologie der Gewebeschnitte und das Färbeverhalten des Antikörpers, semiquantitativ bestimmt wurde (siehe 3.1.4.1), könnte dazu geführt haben, dass die eingangs in der Diskussion schon erwähnten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der statistischen Auswertung der Versuche noch verstärkt werden. Um eine genauere Aussage zu ermöglichen, wäre eine quantitative Zellzahlbestimmung in zukünftigen Versuchen Vorraussetzung.

Durch die Verwendung von Paraffinschnitten, anstatt von Gefrierschnitten wäre z. B. eine Verringerung der Schnittdicke (2µm) und damit eine Verbesserung der mikroskopischen Zelldifferenzierung möglich. Zudem wäre eine Vergrößerung der Versuchstiergruppen zur statistischen Absicherung geringgradiger Veränderungen sinnvoll.

EcN zeigt keinen Einfluss auf IgA -produzierende Plasmazellen in der Darmmukosa gesunder Schweine

IgA kann besser als jedes andere Immunglobulin an Mukosaoberflächen sezerniert werden. Damit bildet es die erste Verteidigungslinie des Immunsystems. IgA-produzierende Plasmazellen kamen in der Darmmukosa in Übereinstimmung mit Angaben anderer Autoren nur in der LP und dort speziell im Bereich der Krypten vor (ROTHKÖTTER et al. 1991, BIANCHI et al. 1992). Die höchste Konzentration befand sich in der LP des Duodenums (Abb. 26). Es ergaben sich als Folge von EcN-Fütterung keine signifikanten Unterschiede in der Zahl IgA-produzierender Plasmazellen (Abb. 27). Damit lässt sich ein aus der Literatur bekannter Einfluss anderer Probiotika auf die Anzahl IgA-produzierender Plasmazellen für EcN in vivo beim gesunden Schwein nicht bestätigen.

Im Unterschied zu den in der vorliegenden Studie gemachten Beobachtungen ist bekannt, dass einige Laktobazillen- und Bifidobakterienstämme die Anzahl IgA-produzierender Plasmazellen in der intestinalen LP von gesunden Mäusen erhöhen können (PERDIGON et al. 1999, PARK et al.

2002). Ergebnisse von KAILA et al. (1992) bestätigen für Laktobazillen auch im Zusammenhang mit Rotavirusinfektionen bei menschlichen Säuglingen eine gesteigerte Zahl IgA-produzierender Plasmazellen im Darm. Bei der Fütterung der probiotischen Hefe Saccharomyces boulardii an gesunde Absatzferkel erhöhte sich die Zahl der IgA+ Plasmazellen im Zottenbereich des Duodenums (VAN BRIEL 2002). Das Ausbleiben von Veränderung in der IgA+ Plasmazellzahl nach Fütterung von EcN im Vergleich zu anderen Probiotika weist erneut darauf hin, dass Probiotika nicht als eine homogene Gruppe von Mikroorganismen angesehen werden dürfen, sondern jedes Probiotikum seine Wirkungen spezies- und stammspezifisch zu erzielen scheint.

PERDIGON et al. (1999) konnten zeigen, dass die Erhöhung der Zahl an IgA-produzierenden Plasmazellen dosis- und zeitabhängig erfolgt. Ob dies bei den hier untersuchten EcN-gefütterten Tieren auch der Fall war, lässt sich anhand des verwendeten Versuchsaufbaus nicht klären.

PERDIGON et al. (1999) konnten zeigen, dass die Erhöhung der Zahl an IgA-produzierenden Plasmazellen dosis- und zeitabhängig erfolgt. Ob dies bei den hier untersuchten EcN-gefütterten Tieren auch der Fall war, lässt sich anhand des verwendeten Versuchsaufbaus nicht klären.