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Die in den drei „Regions of Interests“ bestimmte Knochendichte (Bone Mineral Density/

BMD) erhöhte sich besonders in der ROI 2 (Bohrtunnelumgebung) im Verlauf der Zeit.

Das Ergebnis der Korrelationsanalyse ergab, dass die Zunahme des Bohrkanaldurchmessers mit der Knochendichte der ROI 2 und ROI 3 positiv korrelierte.

Bei isolierter Betrachtung der Schafe mit Bohrkanalerweiterung (Grad 2/3-Tiere) zeigte sich, dass die Knochendichte zum Zeitpunkt 0 höhere Werte, in Woche 3, 6 und 12 niedrigere Wer-te hat, als bei Begutachtung der gesamWer-ten Tiergruppe. Die DichWer-te nach Woche 24 war in etwa gleich geblieben. Das temporäre Absinken der Knochendichte in Woche 3, 6 und 12 bei den

Tieren mit Bohrkanalerweiterung lässt sich durch den verstärkten Knochenumbau erklären mit Bildung neuen Knochens und vermutlich verstärkter osteoklastischer Aktivität, welches auch die Ergebnisse der histologischen Auswertung (Ocl/BS) verdeutlichen.

So wurde im Schrifttum bereits beschrieben, dass die operative Behandlung von Rupturen des vorderen Kreuzbandes einen vermehrten und statistisch signifikanten Knochenverlust („bone loss“) in der Kniegelenkregion der verletzten Extremität bedingen (LEPPALA et al. 1999).

Die Autoren führen dazu drei Faktoren an, die diesen Prozess auslösen. Zum einen das Trau-ma des Kreuzbandrisses an sich mit erhöhten Spiegeln von katabolischen Gewebshormonen und Faktoren wie z.B. Kortikosteroiden. Zum zweiten das iatrogen bedingte Trauma der Ope-ration mit nachfolgenden katabolischen Effekten aufgrund des Eingriffs in die physiologische Struktur und den Metabolismus des Knochens. Drittens soll die posttraumatische Immobili-sation der betroffenen Gliedmaße wesentlich zu einem temporären Knochenverlust beitragen.

Das Verhältnis der osteoklastären Resorption zur osteoblastären Formation des Knochens ist zugunsten der Resorption verschoben. Das bedeutet, dass auch im Rahmen der Bohrkanal-erweiterung knochenabbauende Prozesse durch Osteoklasten eine wesentliche Rolle spielen könnten.

Die relativ hohen Dichtewerte des medialen Kondylus und auch der Bohrkanalumgebung (ROI 1/2) nach 24 Wochen spiegelten ebenfalls das histologische Bild und auch den hohen histomorphometrischen Wert des BV/TV-Quotienten wider. Der Anstieg der Knochendichte durch verstärkte Knochenneubildung im Lauf der Zeit spricht für eine funktionelle Belastung der Tunnelwand. Diese Belastung könnte eventuell der Druck gewesen sein, der durch das wachsende Transplantatgewebe ausgelöst wurde. Dafür würde die Zunahme der Knochen-dichte im zeitlichen Verlauf sprechen.

5.4 Histologie

Die histologische Evaluation hat wie auch die radiologischen Ergebnisse gezeigt, dass es ei-nen spatio-temporalen Zusammenhang gab, d.h. dass der Tunneldurchmesser und die Tunnel-fläche sich über die Zeit vergrößert haben.

Allerdings konnte im histologischen Bild kein entzündliches oder nekrotisches Geschehen festgestellt werden. Daraus kann gefolgert werden, dass es sich bei Entstehung und Progressi-on der Bohrkanalerweiterung nicht um einen pathologischen Vorgang gehandelt hat, sProgressi-ondern dass diese Entwicklung wahrscheinlich im Rahmen der physiologischen Knochenremodellie-rung ablief.

Es wurde deutlich, dass sich die Tunnelwand bis zur Woche 24 erheblich verdickt hatte. Diese Entwicklung ist auch durch die statistisch signifikante Erhöhung des BV/TV-Quotienten und auch die in der DXA-Untersuchung erhöhten Knochendichte-Werte bestätigt worden.

Zudem hat sich herausgestellt, dass der BV/TV-Quotient und der Bohrkanaldurchmesser posi-tiv korrelierten, d.h. je höher der BV/TV-Quotient, desto größer auch der Durchmesser des Bohrtunnels. Ebenfalls gab es positive Korrelationen zwischen dem BV/TV-Wert und den Parametern Steifigkeit und Querschnittsfläche.

Auch der steile Anstieg des OS/BS-Quotienten von Woche 0 zu Woche 3 mit folgender Ein-pendelung der Werte auf hohem Niveau unterstreicht, dass die Knochenneubildung durch Osteoblasten vor allem bis zur Woche 3 dominierte. Bei isolierter Betrachtung der TE-Tiere wurden in fast allen Zeitgruppen höhere Werte dieser beiden histomorphometrischen Parame-ter festgestellt. Dieses veranschaulicht den Einfluss der Osteoblasten mit ihrer intensiven ana-bolen Wirkungsweise auf die Bohrtunnelwand. Im Wochenvergleich unterschieden sich die OS/BS-Werte teilweise signifikant voneinander, es bestand jedoch keine Korrelation zwi-schen diesem Quotienten und der Erweiterung des Bohrkanals. Ebenfalls korrelierte der OS/BS-Wert nur schwach mit der Steifigkeit, nicht aber mit der AP-Translation und dem Querschnitt.

Auch die erhöhte Aktivität der knochenabbauenden Osteoklasten vor allem in Woche 6 er-klärt die temporär geringeren Werte der Knochendichte und spricht für das Wechselspiel von Knochenabbau und –aufbau zugunsten der osteoklastären Resorption im Rahmen der osseä-ren Remodellierung. Allerdings zeigte sich bei Selektion der TE-Tiere hinsichtlich des Ocl/BS-Quotienten, dass diese Werte in der 6-, 12- und 24 Wochengruppe niedriger lagen als die Ocl/BS-Werte aller Tiere. Das spräche wiederum dafür, dass die osteoklastische Aktivität nicht ausschlaggebend bei der Ausbildung eines „Tunnel Enlargements“ ist. Dieses entspricht auch dem Ergebnis der Korrelationsanalyse zwischen Anzahl der Osteoklasten und Bohr-kanalerweiterung bzw. Bohrtunneldurchmesser: Es konnte kein signifikanter Zusammenhang

festgestellt werden. Es gab außerdem keine Korrelationen zwischen der Osteoklastenzahl und den biomechanischen Parametern (AP-Translation, Steifigkeit, Querschnittsfläche). Diese Resultate stehen den Ergebnissen einer anderen Studie aus dem Jahr 2007 gegenüber. Die Autoren hielten in ihrer Publikation fest, dass aus einer Inhibition der osteoklastischen Akti-vität ein größeres Volumen des Transplantat umgebenden Knochen resultierte. Daraus wurde gefolgert, dass die Stimulation des osteoklastischen Aktivität z.B. durch Zugabe bestimmter Faktoren in einem TE nach vorderen Kreuzbandersatz münden könnte (RODEO et al. 2007).

Die temporär erhöhte Osteoklastenzahl v.a. in Woche 6 könnte zwar die geringere Knochen-dichte zum selbigen Zeitpunkt erklären, doch durch die statistische Auswertung konnte kein kausaler Zusammenhang zwischen Anzahl der Osteoklasten bzw. deren knochenabbauender Funktion und der Ausbildung einer Bohrkanalerweiterung hergestellt werden.